ausversehen oder aus Versehen?

Heißt es eigentlich „ausversehen“ oder „aus Versehen“ und wie können wir das Wort möglichweise ableiten? Zahlreiche Menschen tun sich nämlich recht schwer dabei, „ausversehen“ oder eben „aus Versehen“ korrekt zu schreiben und die Phrase gehört zu den häufigsten Rechtschreibfehlern unserer Sprache. Doch welche Schreibweise ist denn nun richtig?


Befragen wir die Suchmaschine Google, wird offensichtlich, dass die Rechtschreibung scheinbar gar nicht so eindeutig ist, denn für beide Varianten finden wir zahlreiche Einträge auf ganz unterschiedlichen Seiten, wie beispielsweise Foren, Blogs und etablierten Portalen.

Für Schnellleser: Die richtige Form ist hierbei „aus Versehen„, wobei sich die Zusammenschreibung in diesem Fall gänzlich ausschließt. Wenn Ihnen das reicht, wünschen wir noch einen angenehmen Tag. Allen anderen Lesern würden wir gern noch erklären, warum es sich mit diesen Wörtern so verhält.

Ausversehen klingt richtig, ist aber falsch

Wie bereits in der kleinen Infobox dargestellt, ist nicht „ausversehen“, sondern „aus Versehen“ die korrekte Schreibweise für diese Wortkombination. Das Problem finden wir auf einer phonetischen Ebene, da die meisten Sprecher die einzelnen Wörter beim Reden kombinieren. Ein ähnliches Phänomen können wir bei der Schreibweise von „immernoch“ beobachten.

Es gibt das Wort „ausversehen“ nicht, denn wir betonen mit der Präposition „aus“ lediglich, dass wir eine Handlung aus etwas heraus tun. Denken wir beispielsweise an die mögliche Kombination mit anderen Substantiven, wird klar, was gemeint ist.

Niemand käme auf die Idee, „ausangst“ oder „ausnot“ zu schreiben, doch verhält es sich mit „ausversehen“ ähnlich. Jemand handelt mitunter „aus Angst“ oder „aus Not“, doch können wir daraus kein eigenständiges Wort bilden.

Wir tun also etwas aus dem Versehen heraus, was in diesem Fall als Nomen zu verstehen ist; also das Versehen. Das bedeutet aber auch, dass sich jegliche Kleinschreibung von Versehen verbietet. Auch wenn wir „aus versehen“ richtig trennen, wird das Substantiv großgeschrieben.

Bedeutung von Versehen

Das Wort Versehen meint hierbei sinngemäß Fehler, Irrtum und das etwas aus Unachtsamkeit falsch gemacht wurde. Im Gegensatz dazu würden wir „mit Absicht“ handeln, also etwas absichtlich tun.

Allerdings legt die Aussprache von „aus Versehen“ eine Zusammenschreibung nahe, da es auf phonetischer Ebene zur Verbindung, zu „ausversehen“, kommt.

  • Häufig werden die Wörter beim Sprechen zusammengezogen und nicht hörbar voneinander unterschieden. Wir sprechen also häufig „ausversehen“, auch wenn wir „aus Versehen“ sagen.
  • Außerdem werden bei „ausversehen“ die Silben häufig falsch betont (→ Versmaß), was ebenfalls der Vermutung Raum gibt, dass es wirklich so geschrieben wird.
  • Das Problem finden wir folglich auf einer phonetischen Ebene und nicht in der Rechtschreibung selbst.

Weitere Probleme mit „aus Versehen“

Allerdings gibt es noch eine weitere Möglichkeit, wie sich der Fehler erklären lässt. Diese finden wir in der Vorsilbe „aus“, die uns aus anderen Zusammenhängen bekannt ist.

Denken wir beispielsweise an die Verben „ausbeuten“, „aushelfen“ oder „ausmisten“, leitet die Vorsilbe einen ähnlichen sprachlichen Kontext ein. Alle Verben meinen nämlich eine Handlung, die im übertragenen Sinn „etwas heraus nimmt“.

Wenn wir eine Person ausbeuten, nehmen wir ihr etwas weg, wer aushilft, hilft aus einer Situation heraus und beim Ausmisten wird der Mist gewissermaßen entfernt und dennoch sind diese Konstruktionen anderer Natur, da sie in der Kombination mit einem Verb stehen.

„Aus Versehen“ bezieht sich allerdings auf das Substantiv Versehen und nicht auf das Verb „versehen“, das meint, dass wir etwas ausstatten. Beispielweise können wir den Kronleuchter mit neuen Kerzen versehen, doch eben nicht „ausversehen.“

„Ausversehen“ aus Versehen zusammenschreiben

Allerdings gibt es einen ganz netten Merksatz, der dabei helfen kann, das Problem in den Griff zu bekommen und sich die richtige Schreibweise einzuprägen.

Immerhin sind solche Eselbrücken mitunter recht sinnvoll, um sich sprachliche Dinge herleiten zu können. Einerseits können wir uns natürlich merken, dass wir uns bei „aus Versehen“ auf das Substantiv „Versehen“ beziehen und nicht auf das Verb. Das würde nämlich überhaupt keinen Sinn ergeben.

Andererseits kann Ihnen der Spruch „Ich habe ‚Ausversehen‚ aus Versehen zusammengeschrieben!“ dabei helfen, sich die Konstruktion zu merken und den Fehler weitestgehend zu umschiffen.
Ausversehen oder aus Versehen?