Duecento

Als Duecento wird in Literatur und Kunst das 13. Jahrhundert in Italien bezeichnet. Gemeint ist damit vor allem die Zeit der Protorenaissance, also die Vorläufer der Renaissance, die sich in Kunst und Architektur niederschlugen sowie die Tendenzen, die diese begünstigten. Hierbei wurden erstmalig die antiken Vorbilder, was dann in der Renaissance zum zentralen Motiv wurde, nachgeahmt. In Bezug auf die Architektur meint dies vor allem die Marmorverkleidung von Gebäuden, wobei außerdem die italienische Gotik in dieser Zeit aufblühte. In der Literatur findet sich ein neues Selbstbewusstsein, was dazu führte, dass italienische Autoren erstmals in ihrer Landessprache schrieben. Weitere Jahrhunderte, die um die italienische Renaissance kreisen, werden von Kunsthistorikern als Duecento, Trecento, Quattrocento, Cinquecento sowie Seicento bezeichnet (vgl. Literaturepochen).


Begriff & Ursprung

Der Begriff geht auf das italienische Zahlwort duecento zurück, das sich wortwörtlich mit zweihundert übersetzen lässt. Folglich handelt es sich hierbei um eine Form der Verkürzung, da der Begriff im Eigentlichen mille duecento meint und folglich das Jahr 1200 und demnach das 13. Jahrhundert (1200-1299) in Italien.

In diesem Jahrhundert entstehen – einmal vom Künstlerischen abgesehen – in Italien zahlreiche innovative wirtschaftliche Ideen.So entwickelte sich im Duecento die Buchführung, erste Aktiengesellschaften, das Bankwesen, der Devisenmarkt, wobei es außerdem erste Staatverschuldungen gab. Das Zentrum dieser finanziellen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen ist das italienische Florenz, wobei die Florin – von 1252 bis 1533 in Florenz geprägte Goldmünzen – zur wesentlichen Währung des internationalen Handels wurde.

Italien war folglich ein wichtiger wirtschaftlicher Standort, weshalb zahlreiche Dichter und Denker nach Italien kamen, wobei allerhand Ideen sowie Werke entstanden. Diese günstigen Bedingungen im italienischen Duecento trugen dafür Sorge, dass zahlreiche Ideen entstehen konnten und darüber hinaus die Vorläufer der Renaissance sowie das Aufblühen der Gotik begünstigt wurden.

Architektur im Duecento

Im frühen Duecento war es vor allem die italienische Gotik, deren Merkmale sich auf die Bauwerke der Zeit auswirkten. Bauwerke solcher Art lassen sich in ganz Italien finden, wenngleich die Toskana eines der Gebiete ist, das am meisten architektonische Bauwerke jener Zeit beheimatet.

Im Gegensatz zu anderen Ländern, deren gotischer Stil sich vor allem durch in die Höhe strebende Räume, großflächige Durchbrechungen der Wände mit großen Maßwerkfenstern, offenes Strebewerk und reichen Bauschmuck, große Figurenportale sowie Doppelturmfassaden auszeichnete, setzten hier die ialienischen Baumeister auf klare sowie gerade Bauformen mit sehr großen, oftmals reich bemalten Wandflächen und niedrigere sowie oft in die Breite gehende Räume, wobei die Außenbauten eher schlicht waren.

Die wesentlichen oder auch wichtigsten Bauwerke sind wohl: die Oberkirche von San Francesco in Assisi (1228–1253), die Kirche Santa Maria della Spina in Pisa (1230), die Antonius-Basilika in Padua (1290) sowie die fünfschiffige Basilika San Petronio in Bologna (1393-1479), welche die fünftgrößte Kirche der Welt ist.

Was heutzutage als Protorenaissance bezeichnet wird, lässt sich im Duecento allerdings auch schon erahnen. In der Architektur meint dies vor allem, dass Gebäude vermehrt mit Marmor verkleidet wurde, was eindeutig ein Nachahmen der antiken Vorbilder darstellt. Hierbei wäre unter anderem der Schiefe Turm von Pisa ein typisches Beispiel dieser Baukunst, der zwischen Duecento und Quattrocento errichtet wurde.Die Schiefe Turm von Pisa ist ein Bauwerk des Trecentos

Literatur im Duecento

Die Literatur im 13. Jahrhundert in Italien war vor allem dadurch gekennzeichnet, dass italienische Autoren begannen, in ihrer eigenen Sprache, also dem Italienischen, zu schreiben. Folglich entstanden nun – neben griechischen und lateinischen Texte – erstmals Werke auf Italienisch, was die spätere Entwicklung in der tatsächlichen Renaissance begünstigte. In der Lyrik war die Stanze eine beliebte Form.

Kennzeichnend ist außerdem, dass sich im Duecento eine Strömung der italienischen Literatur entwickelte: Der dolce stil nuovo. Dieser zeichnet sich vor allem durch seine Liebesthematik aus. Hierbei wurde mithilfe zahlreicher Symbole und Metaphern die und unter Berücksichtigung der platonischen Ideenlehre und höfisch-literarischer Anschauungen die Liebe enorm erhöht sowie als eine göttliche Kraft gesehen. Neu ist außerdem, dass der Dichter die weibliche Schönheit und ihre Wirkung auf die Seele des Schreibenden darstellte. Als wesentliche Vertreter gelten Guido Guinizelli, Cino da Pistoia sowie Dante Alighieri.

Kunst im Duecento

Die Kunst und vor allem die Malerei wurde vor allem durch zwei Meister beeinflusst: diese waren Cimabue, ein Florentiner Maler und Mosaik-Künstler, und Duccio di Buoninsegna, ein italienischer Maler. Ihre Arbeiten waren zumeist religiös geprägt und fanden auf Altären Verwendungen, wie etwa die zahlreichen Darstellungen der Madonna (die Mutter Jesu) sowie des Jesuskindes selbst.

Ein weiterer Vertreter dieser Zeit ist Giotto di Bondone, der als entscheidender Wegbereiter der Renaissance gilt. Er wurde von Cimabue beim Zeichnen seiner Schafe entdeckt, wobei sich sein Stil durch eine enorme Detailtreue auszeichnete. Hierbei ist schon der Grundgedanke der Renaissance ersichtlich, dass ein künstlerisches Genie bereits als solches geboren wird. Eine Anekdote besagt, dass Giotto einst eine Fliege auf ein Meisterwerk des Ciambues zeichnet, welche so echt aussah, dass der Meister versuchte, sie von der Leinwand zu verjagen und erst nach einiger Zeit bemerkte, dass es nur eine Illusion war.

Ebendieser Aspekt ist es auch, der die wesentliche Leistung Giottos darstellt: seine Kunst, die im italienischen Duecento entstand, zeichnete sich durch eine hohe Natürlichkeit und Lebhaftigkeit der Figuren aus, wenngleich auch Giotto vornehmlich religiöse Themen in seinen Werken verarbeitete. Als ein Beispiel seiner Kunst kann der folgende Ausschnitt der Anbetung der Heiligen Drei Könige gelten, der sich in der Cappella degli Scrovegni in Padua findet. Hier finden sich zahlreiche Freskengemälde von Giotto di Bondone.Die Anbetung der Heiligen Drei Könige von Giotto kann als Beispiel für die Malerei im Duecento gelten