Abstraktum

Als Abstraktum wird ein Nomen bezeichnet, das eine Sache benennt, die nicht gegenständlich – also im weitesten Sinne nicht „berührbar“ – ist, wie etwa Gefühle, Vorgänge, Handlungen, Zustände, Zeitangaben, Beziehungen, Eigenschaften und Ähnliches. Beispielhafte Abstrakta sind etwa Liebe, Höflichkeit, Stress oder auch Sozialstaat. Nomen, die gegenständlich – also im weitesten Sinne „berührbar“ – sind, werden wiederum als Konkreta bezeichnet und meinen etwas Dingliches, wie etwa Mensch, Haus, Biene, Berg, Dorf, Straße und ähnliche – ganz konkrete – Dinge.


Begriff

Der Begriff leitet sich vom lateinischen abstractum ab, das sich in etwa mit weggezogen oder abgezogen übersetzen lässt. Somit verweist die Übersetzung des Wortes nur indirekt darauf, worum es hierbei geht: nämlich um ein Substantiv (Nomen), das nicht gegenständlich ist und sich unseren Sinnen entzieht.

Mitunter ist es aber nicht auf den ersten Blick zu entscheiden, ob es sich beim jeweiligen Wort um ein Abstraktum oder ein Konkretum handelt. So gibt es beispielsweise Begriffe, die je nach Bedeutung, in die eine oder die andere Bedeutungsgruppe fallen. Ein Beispiel ist das Substantiv Schönheit. Bezieht es sich auf das Schönsein, ist es ein Abstraktum; wird ein schöner Mensch bezeichnet, ist es ein Konkretum.

Nomen, die Abstrakta und Konkreta sind
Nomen Abstraktum Konkretum
die Jugend junges Lebensalter Jugendliche, junge Menschen
der Grund Begründung, Ursache Boden
die Schönheit Schönsein schöner Mensch

Numerus und Abstraktum

Als Numerus wird in der deutschen Grammatik eine Zählform bezeichnet, um Mengenangaben auszudrücken. So lässt sich die Anzahl, die ein Begriff beschreibt, erkennen. In der deutschen Grammatik unterscheiden wir zwischen Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl).

Für die meisten Abstrakta gilt, dass sie nicht im Plural stehen können und ausschließlich im Singular vorkommen (vgl. Singularetantum). Diese Regel gilt dann, wenn das Abstraktum einen ungegliederten Allgemeinbegriff bezeichnet, wie Kindheit, Jugend, Treue usw. und dabei nicht zählbar ist.

Allerdings können Abstrakta dann im Plural stehen, wenn sie zählbare, abgegrenzte Dinge bezeichnen. Als Beispiel können hier die Grausamkeiten, die Lieben, die Freiheiten oder auch die Ängste angeführt werden. Allerdings verschwimmen die Grenzen zwischen zählbaren Abstrakta und nicht zählbaren Abstrakta bisweilen, weshalb eine ganz eindeutige Entscheidung nicht in jedem Fall möglich ist.

Artikel und Abstrakta

Ein Artikel, auch Begleiter oder Geschlechtswort, ist ein grammatisches Wort, das konkrete und abstrakte Nomen begleitet. Man unterscheidet dabei zwischen bestimmten (der, die das) und unbestimmten Artikeln (ein, eine). Hier gibt es spezielle Besonderheiten in Bezug auf Abstrakta.


  • 1. Wird ein Abstraktum durch ein Adjektiv im Superlativ bestimmt, kann ein bestimmter Artikel verwendet werden.
    • Im Raum erklang (die) schönste Musik.
    • Er liebte sie mit (der) stärkster Leidenschaft.
    • Sie machte sich (die) größte(n) Sorgen.
  • 2. Das Abstraktum steht ohne Artikel, wenn es allgemein einen Zustand, einen Vorgang oder eine Eigenschaft benennt.
    • Ich höre gern Musik.
    • Diese Reise erfordert Mut.
    • Im Saal herrschte Stille.
  • 3. Ist ein ganz bestimmtes Abstraktum gemeint und wird diese somit durch den Zusammenhang oder die Situation bestimmt, ist ein bestimmter Artikel erforderlich.
    • Die Musik höre ich gern.
    • Er hat nicht den Mut für diese Reise.
    • Die Stille war überall.
  • 4. Wird ein Abstraktum von einem Adjektiv im Positiv (Grundform) bestimmt, kann der unbestimmte Artikel stehen. Er ist erforderlich, wenn eine bestimmte Art gemeint ist.
    • Die Reise erfordert (einen) außergewöhnlichen Mut.
    • Im Saal erklang (eine) schöne Musik.
    • Es herrschte eine Stille, die unheimlich war.

Abstrakta (Beispiele)

Alter, Bewusstsein, Bildung, Dummheit, Durchsetzungsvermögen, Entfernung, Erziehung, Ferien, Fleiß, Freundschaft, Furcht, Geographie, Glaube, Glück, Güte, Grausamkeit, Hass, Hoffnung, Hunger, Intelligenz, Jugend, Jurisprudenz, Kindheit, Kälte, Liebe, Musik, Neid, Nähe, Pech, Ruhe, Sanftmut, Seele, Sozialstaat, Stille, Stress, Treue, Unterschied, Verstand, Vertrauen, Vorsicht, Wärme, Wissen, Wunsch, Würde …