Argumenttypen

Wer eine These aufstellt (Behauptung), muss diese irgendwie begründen. Die Bedeutung oder auch Stärke einer These hängt von den Argumenten, also Beweisen, ab, die für sie gefunden werden können. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Qualität der Argumente. Dabei gibt es verschiedene Arten zu argumentieren. In diesem Beitrag möchten wir ihnen typische Argumente vorstellen. Diese werden als Argumenttypen bezeichnet.


Dass wir solche Argumenttypen erkennen, ist für zahlreiche Aufsatzformen in der Schule, aber auch in der Universität wichtig. Beispielsweise ist ein großer Bestandteil der Redeanalyse und der Sachtextanalyse die genaue Untersuchung der jeweiligen Argumentationsstruktur und die Benennung und Kenntnis der jeweiligen Argumenttypen (→ Argumentationsweisen).

Argumenttypen (Liste)

Argumenttyp Beispiel Funktion
Faktenargument „70% aller Wortwuchs-Besucher sind Schüler oder Studenten.“ Die formulierte These (Behauptung) wird durch eine überprüfbare und belegbare Tatsachenaussage gestützt. Diese ist unstrittig und ist für den Empfänger der These nachvollziehbar.
Normatives Argument „Kulturelle Werte, beispielsweise das Schreiben, müssen an die nachfolgende Generation weitergegeben werden.“ Die These wird dadurch gestärkt, dass verbreitete Wertmaßstäbe (Normen) als Grundlage dienen. Diese Normen sind allgemein akzeptiert.
Autoritätsargument „‚Wortwuchs ist eine der besten Seiten, um die eigenen Fähigkeit im Deutschunterricht zu schärfen‘, betonte der Vorstand des Dudens.“ Hierbei wird eine Autorität herangezogen, die die eigene Meinung nochmals unterstützt. Meist sind dies Instanzen, die dem Empfänger bekannt und Größen auf ihrem Gebiet sind.
Analogisierendes Argument „Aus dem besten Drehbuch wird nichts, wenn jeder Darsteller die Hauptrolle einnehmen möchte und nur an sich selbst denkt. Das gilt auch für Diskussionen.“ Das aktuelle Thema der Argumentation wird mit einem anderen Bereich verbunden. Idealerweise ist dieser dem ursprünglichen ähnlich, sodass ein Vergleich funktioniert.
Indirektes Argument „Kritiker von Lernseiten meinen, dass Bücher besser geeignet wären. Fakt ist, dass sich die Noten der Schüler verbessert haben, seit es das Internet gibt.“ Das Argument der Gegenseite wird angegriffen. Die eigene These wird also gestützt, indem die Gegenposition entkräftet wird.
Plausibilitätsargument: „Ich kümmere mich natürlich vorerst um meine Probleme. Wie sagt man so schön? Jeder ist sich selbst der Nächste!“ Die Aussage wird dadurch begründet, dass sie „plausibel“, also für den Leser oder Zuhörer besonders nachvollziehbar scheint.
  • Hinweis: Die genannten Argumenttypen gelten allesamt als gültig und können eine These belegen und stützen. Die Beispiele sind jedoch ausgedacht und wurden nicht auf Richtigkeit geprüft.
  • Die vorgestellten Argumenttypen werden prinzipiell als seriös bezeichnet. Allerdings gibt es weitere Argumenttypen, die als unseriös gelten. Diese sind schon seit der Antike bekannt und kamen vornehmlich in politischen Debatten zum Einsatz. Nachfolgend möchten wir Ihnen diese vorstellen.

„Unseriöse“ Argumenttypen

Argumenttyp Beispiel Funktion
Argumentum ad baculum „Diese Menschen haben den Teufel angebetet. Natürlich können sie anderer Meinung sein. Aber machen sie sich denn keine Sorgen um ihre Kinder?“ Die Begründung stützt sich auf die Befürchtungen, die der Zuhörer oder Leser wahrscheinlich hegt oder die bei ihm vermutet werden.
Argumentum ad misericordiam „Bevor ihr euch gegen den Präsidenten wendet und ihn abwählt, solltet ihr bedenken, wie schwierig sein Amt doch ist.“ Die These wird dadurch gestützt, dass sich in der Begründung für diese auf das Mitleid für etwas gestützt wird.
Argumentum ad populum „Im Mittelalter glaubten fast alle Leute, dass die Sonne und die Planeten um die Erde kreisen und die Erde unbeweglich im Raum hängt. Also kann das nicht komplett falsch sein.“ Etwas wird als wahr behauptet, weil es der Meinung der Mehrheit der relevanten Personen (öffentliche Meinung) entspricht.
Hinweis: In der Rhetorik finden sich noch weitere Argumenttypen und die genannten werden teils noch stärker unterschieden. Für den Deutschunterricht und die gängige Textanalyse sind die vorgestellten jedoch in der Regel ausreichend.


Tipp: Zahlreiche Stilfiguren können die Argumentationsweise beleben und kommen gerade im Bereich der Rhetorik zum Einsatz. Eine Übersicht findet sich im Bereich „Stilmittel“.


Stichwortverzeichnis