Stellungnahme

Die Stellungnahme ist eine Textsorte, die uns im Deutschunterricht der Oberstufe begegnet. Wer Stellung bezieht, versucht, den eigenen Standpunkt zu einer Position oder einem Sachverhalt deutlich zu machen und diesen anderen Personen (oftmals Außenstehenden) nachvollziehbar, überzeugend und plausibel zu begründen. Die Stellungnahme kann in Form des Leserbriefs, Kommentars, einer Beschwerde oder Bitte sowie als Vorschlag formuliert werden.


Allerdings spielt die Stellungnahme nicht nur im Schriftverkehr eine Rolle, sondern kann ebenso mündlich vorgetragen werden. In dieser Form wird sie als Statement bezeichnet (Meinungsäußerung, Behauptung, Erklärung) und hat somit in Diskussionen und Debatten eine große und entscheidende Bedeutung.

Hinweis: In diesem Beitrag möchten wir Ihnen erklären, wie Sie eine Stellungnahme schreiben, welche Aspekte es hierbei zu beachten gilt und den Aufbau der Textsorte veranschaulichen. Außerdem geben wir ein Beispiel und eine Erklärung, worum es bei dieser Aufsatzform überhaupt geht.

Was ist eine Stellungnahme?

Grundsätzlich beziehen wir immer dann Stellung, wenn wir uns zu einem Thema positionieren. Das bedeutet, dass auch die einfache Äußerung, ob man etwas gut oder auch schlecht findet, prinzipiell als Erklärung der Meinung zu werten ist und als Bestandteil der Stellungnahme.


Stellen wir uns einmal vor, in der Mitte unseres Zimmers liegt ein roter Ball. Umso näher wir uns neben dem Ball positionieren, umso besser finden wir, dass er dort liegt. Wir können mit unserer Position ausdrücken, wie wir uns zum Ball verhalten. Finden wir es gut, dass er dort liegt oder gefällt es uns überhaupt nicht? Stellen wir uns nun im Raum auf, haben wir gewissermaßen Stellung zum Ball (Sachverhalt) bezogen.


Im Deutschunterricht ist die Aufsatzform aber eine Vorstufe der Argumentation und somit der Erörterung. Folglich sollen hierbei argumentative Strategien geübt, angewandt und gefestigt werden. Demnach reicht es nicht aus, die eigene Meinung kundzutun und sich zu positionieren. Wir müssen unseren Standpunkt also mit Argumenten belegen (Argumenttypen) und mithilfe einer These (Behauptung) einleiten.

Grundsätzlich geht es also darum, eine These zu bilden, die den eigenen Standpunkt verdeutlicht, weiterhin ist es wichtig, Argumente zu entwickeln, um im Zuge der Argumentation andere von der eigenen Position zu überzeugen oder eine Klärung des jeweiligen Problems zu fördern. Somit versuchen wir, eine Behauptung, Forderung etc. entweder zu bestreiten oder stichhaltig zu begründen.

Damit der letzte Schritt gelingen kann, ist es wichtig, Argumente zu finden, die sich klar und deutlich auf die formulierte These beziehen, wobei ausdrücklich der Adressat (Empfänger) des Schreibens oder der Äußerung benannt werden sollte. Beispiele können unsere Argumente veranschaulichen und die Stellungnahme verständlich und für Außenstehende nachvollziehbar machen.

Dabei können wir zu diversen Dingen Stellung beziehen, wobei unser Augenmerk auf verschiedenen Aspekten liegen kann. Beispielsweise können wir die Ansichten eines Autors untersuchen, dessen Meinung kritisch werten oder auch den Inhalt, die Aussage oder Wirkung eines Textes begutachten. Weiterhin ist es denkbar, die Argumentation eines Textes zu werten oder ihn mit eigenen Erfahrungen zu vergleichen.

Stellungnahme schreiben

Der Anlass unseres Schreibens bestimmt grundsätzlich die Art und Weise, wie wir den Aufsatz gestalten. Schreiben wir beispielsweise einen Leserbrief, ist es sinnvoll, rhetorische Stilmittel zu verwenden, um den Zuspruch zahlreicher Leser zu erhalten. Verfassen wir hingegen eine Beschwerde, geht es eher darum, den Sachverhalt überzeugend darzustellen.

  • Lesen sie den Text, zu dem sie Stellung beziehen sollen, mehrmals. Schlagen Sie Wörter und Zusammenhänge, die sie nicht verstehen, nach und versuchen Sie, die Aussagen und alle Argumente des Textes zu verstehen. Welche Argumente gibt es im Text?
  • Suchen Sie nach dem Abschnitt, zu dem Sie argumentativ Stellung beziehen sollen. In der Folge beantworten Sie nun die W-Fragen (was, wer, wo, wann, wie, warum) in Bezug auf das entsprechende Problem und schreiben sich alle Informationen, die der Text hergibt, raus.
  • Anschließend entwickeln Sie Argumente, die für und gegen das jeweilige Problem sprechen. Diese Argumente sind dabei natürlich durch die eigene, persönliche Meinung gestützt. Sortieren Sie danach die einzelnen Argumente aufgrund ihrer Stärke → Argumenttypen.
  • Machen Sie sich nun Notizen, welche Erfahrungen Sie mit dem Sachverhalt gemacht haben. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Thema gemacht und wie waren diese? Diese Gedanken werden Sie im Schlussteil der Stellungnahme verwenden, um sie abzurunden.

Aufbau der Stellungnahme

Haben Sie die Vorarbeit geleistet, können Sie sich dem eigentlichen Arbeitsschritt widmen: dem Schreiben des Textes. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle einen möglichen Aufbau vorstellen. Da dieser in Bezug auf die Stellungnahme allerdings keinem klaren Muster folgt, können Sie diesen teilweise variieren und den eigenen Vorstellungen grundsätzlich anpassen.

Beachten Sie bei der Gestaltung der Gliederung allerdings, dass sie den Aufsatz in Einleitung, Hauptteil und Schluss aufteilen, was bei jeder Aufsatzform die grundlegende Struktur ist. Innerhalb dieser Bereiche können Sie allerdings frei entscheiden, wie Sie den Text aufbauen und formulieren.

    • Möglicher Aufbau einer Stellungnahme
      • Einleitung
        • Bezug auf den Anlass (Worum geht es? Zu welchem Thema beziehen wir Stellung?)
        • Wer schreibt? Verdeutlichung, aus welcher Position wir schreiben.
        • Darlegung des eigenen Standpunkts (Was denken oder befürchten wir? → These)
      • Hauptteil
        • Begründung des eigenen Standpunkts durch Argumente (Sortierung vom schwächsten zum stärksten Argument, so dass die Argumentation im Verlauf stärker wird.) → Argumenttypen
        • 1. Argument und Beispiel
        • 2. Argument und Beispiel
      • Schlussteil
        • Fazit (Schlussfolgerung): Aufgreifen des eigenen Standpunkts aus der Einleitung und Bildung eines Fazits aufgrund der vorhergegangenen Argumentation. Unter Umständen machen Sie einen Vorschlag, wie das Problem gelöst werden kann. Welche Forderung haben wir an den Adressaten?

  • Hinweis: Sie können viele Argumente für Ihre Position darbringen. Allerdings sollte eine Stellungnahme auf den Punkt kommen. 2-3 Argumente sind meist ausreichend. Schreiben Sie einen Leserbrief, sind Stilmittel eine gute Möglichkeit, einen großen Effekt zu erzielen. Hierbei eignen sich vor allem die rhetorische Frage und der Appell im Schlussteil, um unsere Position nachhaltig zu bekräftigen.

Ausgewählte Beispiele

<strong>Beispiel einer Stellungnahme</strong> in Form eines Leserbriefs

Sehr geehrte Redaktion, lieber Herr Eyermann

in Ihrem Artikel vom 12.03.2017 Fremdsprachenerwerb: Schüler lernen nur noch Englisch, der sich mit dem Fremdsprachenangebot an unseren Schulen beschäftigt, zeigen Sie beispielshaft auf, dass der Französisch- und Spanischunterricht an deutschen Schulen, vor allem im Grundschulbereich, vermehrt vom Englischen verdrängt und abgelöst wird, wodurch die englische Sprache alleinige und erste Fremdsprache der Schüler ist und bleibt.

Ich, als Französischlehrer an einer Realschule, kann diese folgenschwere Entwicklung aus meiner langjährigen Erfahrung nachvollziehen und erachte sie als fatal. Es ist ein Fehler, die Schülerinnen und Schüler erst in der Oberstufe mit der französischen oder spanischen Sprache vertraut zu machen.

Die Folge ist, dass den Schülern die Zeit fehlt, die Kenntnisse in eben diesen Sprachen zu erweitern, wohingegen eine Begegnung mit der englischen Sprache auch durch die Musik und allgegenwärtige Medien sichergestellt ist, weshalb logischerweise weniger Berührungsängste auf Seiten der Schülerschaft bestehen. Würden Schüler also schon in der Grundschule mit anderen Fremdsprachen konfrontiert werden, würde dies die Sicherheit ungemein steigern.

Weiterhin ist es ein Fehler, anzunehmen, dass das Englische viel leichter zu erlernen sei. Zwar ist die Einstiegshürde ins Französische ein wenig höher (bspw. muss der Artikel beim Substantiv mitgelernt werden), doch betrachten wir den gesamten Wortschatz beider Sprachen, können wir feststellen, dass das Englische weder leichter, noch das Französische umfangreicher wäre.

Warum das Englische also bevorzugen und andere Sprachen im Grundschulbereich vollkommen außer Acht lassen? Setzen wir uns also gemeinsam dafür ein, die Sprachvielfalt an den Schulen zu stärken und erhöhen den Druck auf Regierung und Entscheidungsträger, den Lernraum, nicht so einseitig zu gestalten – zumal die deutsch-französische und deutsch-spanische Beziehung essentiell für unseren Wirtschaftsraum ist.

Mit herzlichen Grüßen
Wigald Wortwuchs

Hinweise zum obigen Beispiel

Das obige Beispiel ist nur ausgedacht und stellt lediglich eine mögliche Form der Textgestaltung dar. Nachfolgend möchten wir Ihnen den Aufbau verdeutlichen.


  • Anrede: Anrede der gesamten Redaktion (Sehr geehrte Redaktion)
  • Bezugnahme: Nennung des Beitrages und das entsprechende Datum. Hier ist es der 12.03.2017 und der Verweis auf den Titel des Artikels.
  • Eigener Standpunkt: Verfasser gibt sich als Gegner des ausschließlichen Englischunterrichts zu erkennen und verweist darauf, dass er Ahnung hat, wovon er spricht (Fremdsprachenlehrer).
  • These: Anschließend formuliert der Verfasser die These, dass es ein Fehler sei, die Schüler erst so spät mit weiteren Fremdsprachen in Berührung zu bringen.
  • 1. Argument: Verweis, dass das Englische allgegenwärtig ist und die Berührungsängste somit eh gering sind, wobei es in anderen Sprachen anders aussieht. Der möglich Einwand, dass es so keinen Bezug zum Englischen gibt, wird schon vorab verneint, indem auf englische Medien und Musik verwiesen wird.
  • 2. Argument + Beispiel: Anmerkung, dass das Englische eben so schwierig ist, wie andere Fremdsprachen, was mit einem Beispiel (Nomen und deren Artikel sowie Menge des gesamten Wortschatzes) bekräftigt wird.
  • Schlussteil: Im Schluss wird ein Appell an den Leser gerichtet (Setzen wir uns also gemeinsam dafür ein […]), der durch eine rhetorische Frage (Warum das Englische also bevorzugen […]?) eingeleitet wird. Solche rhetorischen Stilmittel können den Leserbrief verstärken.
  • Grußformel: Der Leserbrief wird mit einem formlosen Gruß geschlossen, der durchaus individuell und thematisch passend, aber natürlich höflich, gestaltet sein sollte.
<strong>Beispiel einer Stellungnahme</strong> in Form einer Beschwerde

Der nachfolgende Beschwerdebrief ist ein fiktives Beispiel. Er ist von Schülern verfasst, die sich an das zuständige Tiefbauamt ihrer Stadt wenden, weil die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler vor der Schule gefährdet ist.


Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Bauschaum,

auch wenn bisher keine tragischen Unfälle passiert sind, wenden wir uns im Namen der gesamten Schülerschaft an sie, da wir der Meinung sind, dass die Sicherheit vor unserem Schulgebäude durch das hohe Verkehrsaufkommen nicht gewährleistet ist. Folglich fordern wir stärkere Sicherheitsvorkehrungen um das Wohl der Schüler sicherzustellen.

Tagein tagaus können wir beobachten, wie auf der sechsspurigen Fahrbahn, die unmittelbar vor dem Schulgebäude ist, ein hohes Verkehrsaufkommen ist, wobei oftmals mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren wird, was wir durch Messungen seitens der Schüler belegen können.

Weiterhin sind die Autos, die aufgrund der Kreuzung die Straße überqueren ein erhöhtes Risiko für Schüler, die die Straße passieren möchten. Erst vor wenigen Tagen konnte ein Unglück verhindert werden, als ein Fahrer sein Auto im letzten Moment stoppte, weil er einen Schüler zu spät sah.

Deshalb fordern wir, die Schülerinenn und Schüler der Hasenheide-Grundschule, dass die Sicherheit verbessert wird und schlagen vor, eine zusätzliche Ampel aufzustellen. Diese muss allerdings nur zu bestimmten Zeiten in Betrieb sein, weshalb ein Betrieb in den Abendstunden oder der Ferienzeit unnötig ist.

Mit herzlichen Grüßen
die Hasenheider

Hinweise zum obigen Beispiel

Die obige Stellungnahme bezieht sich hierbei nicht auf einen Text, sondern auf eine Situation. Die Schüler beziehen sich also auf ein Problem, das sie unmittelbar betrifft


  • Anrede: Anrede des Adressaten (Sehr geehrte…, lieber…)
  • Bezugnahme: Was ist das konkrete Problem und worum geht es?
  • Eigener Standpunkt: Schüler geben sich zu erkennen. Sie sind in diesem Fall also die Betroffenen und wissen, wovon sie sprechen / schreiben.
  • These: Anschließend formulieren sie eine These. Die Stellungnahme wird also eingeleitet mit der Forderung, dass die Sicherheitsmaßnahmen verschärft werden sollen.
  • 1. Argument + Beweis: Es wird aufgezeigt, dass es zu einem hohen Verkehrsaufkommen vor der Schule kommt. Belegt wird diese Aussage mit einem Verweis auf die Messungen der Schule
  • 2. Argument + Beispiel: Es folgt ein Beispiel aus eigener Erfahrung, indem darauf verwiesen wird, dass es erst vor wenigen Tagen beinahe ein Unglück vor der Schule gab.
  • Schlussteil: Im Schluss wird das Fazit gebildet. Dieses deckt sich mit der These aus der Einleitung und fasst nochmals zusammen, was gefordert wird. Außerdem wird ein Vorschlag zur Problemlösung gemacht.
  • Grußformel: Der Beschwerdebrief wird mit einem formlosen Gruß geschlossen.

Tipps zur Gestaltung der Stellungnahme

Die wesentlichen Aspekte der Stellungnahme wurden bereits geklärt. Allerdings gibt es einige Dinge, die Sie beim Verfassen beachten sollten, um einerseits die größte Wirkung zu erzielen und außerdem keine logischen oder sprachlichen Fehler zu machen.

  • Konjunktiv: Wenn Sie in der Stellungnahme Argumente aus dem Text übernehmen, sollten Sie sicherstellen, dass diese im Konjunktiv stehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der spätere Leser nicht unterscheiden kann, was von Ihnen stammt und was vom Autor.
  • Vorgegebener Text: Wird Ihnen ein Text vorgegeben, auf den Sie sich beim Schreiben Ihrer Stellungnahme beziehen sollen, können Sie die Argumentation des Autors im Hauptteil stückweise durchgehen und dabei eigene Argumente einflechten.
  • Einleitung, Hauptteil, Schluss: Die einzelnen Bereiche der Stellungnahme können Sie durch Absätze markieren. In keinem Fall nutzen Sie dafür Zwischenüberschriften. Versuchen Sie, dem Leser zu zeigen, wo er sich gerade befindet. Der Schluss könnte beispielsweise mit den Worten „Abschließend lässt sich festhalten, dass…“ eingeleitet werden.