Klassik

Die deutsche Literaturepoche der Klassik wird oft auch als Weimarer Klassik bezeichnet. Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts dauerte diese Epoche an und wurde besonders von Goethe und Schiller am zentralen Schaffensort Weimar geprägt. Besonders in Dramen behandelten die Klassiker Themen wie Harmonie, Selbstbestimmung, Menschlichkeit, Toleranz und Schönheit. Die Weimarer Klassik gilt als Blütezeit deutscher Literatur.


Begriff und zeitliche Einordnung der Klassik

Die deutsche Klassik lässt sich auf den Zeitraum 1786 bis 1832 datieren. Die genauen Jahreszahlen ergeben sich aus der ersten Italienreise von Johann Wolfgang von Goethe 1786 und seinem Tod 1832. Damit begann diese Literaturepoche bereits während der Zeit der Aufklärung und orientierte sich auch an dessen Menschenbild. Auf die Weimarer Klassik folgte die Romantik, die die klassische Ideologie kritisierte. Der Begriff leitete sich vom lateinischen Wort “classicus” ab, mit dem die höchste Steuerklasse bezeichnet wurde. Er wies damit auf die hohen Ansprüche und die Orientierung auf die Antike der Epoche hin. Inzwischen wird das Wort “klassisch” für etwas zeitlos Gültiges verwendet.

 

 

Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Goethe und Schiller

Neben Goethe gehörten Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder zum sogenannten Viergestirn der Weimarer Klassik. Weimar und Jena waren die Kulturzentren der Zeitepoche. In Weimar lebten sowohl Goethe als auch Herder und Wieland und machten die Stadt damit zum geografischen Mittelpunkt und Namensgeber der Klassik.

Zum Teil wird der Beginn der Weimarer Klassik auch auf das Jahr 1794 datiert. Es stellte den Anfang des gemeinsamen Schaffens von Goethe und Schiller dar. Die Italienreise 1786, die einen anderen Anfangspunkt der Weimarer Klassik bezeichnet, unternahm Goethe beeindruckt durch Schilderungen des Kunstschriftstellers Johann Joachim Winckelmann. In Italien inspirierten die klaren Formen antiker Bau- und Kunstwerke den klassischen Dichter und veranlassten ihn zu den “Römischen Elegien”. Das Ende der Weimarer Klassik wird entweder mit Goethes Tod 1832 oder mit Schillers Tod 1805 markiert, da bereits letzterer das Ende der Zusammenarbeit der beiden bedeutet.

 

Das Goethe- und Schiller-Denkmal in der Stadt Weimar (Bild von cocoparisienne@pixabay)

Französische Revolution

Insbesondere Goethe und Schiller waren darüber hinaus auch schon prägend für die Epoche Sturm und Drang, deren Genie-Gedanken gegen die Aufklärung rebellierte. Aufgrund der Gleichzeitigkeit dieser Literaturepochen bestimmte auch das gleiche Zeitgeschehen und damit die Französische Revolution und ihre Folgen die Weimarer Klassik.

Die Französische Revolution beendete die absolutistische Monarchie und führte zu großer politischer Instabilität. Mit der Machtübernahme der Jakobiner um Robespierre folgte eine Zeit des Terrors, bis Napoleon Bonaparte die Macht übernahm und zum französischen Kaiser wurde. Nach weiteren Feldzügen Napoleons regelten 1814/1815 die Wiener Kongresse die Neuordnung Europas. Auch in Preußen kam es zu wichtigen Reformen mit der Bauernbefreiung, Selbstverwaltung der Städte, Gewerbefreiheit, Judenemanzipation, Bildungsreform und Heeresreform. All diese Entwicklungen führten zu einem verstärkten Bedürfnis nach Harmonie und Ausgeglichenheit.

Zusammenfassung: Begriff und zeitliche Einordnung der Klassik


  • Begriff: lateinischen Wort “classicus” = höchste Steuerklasse
  • Zeitraum: 1786-1832 (Italienreise und Tod Goethes)
  • Einordnung: zwischen Aufklärung, Sturm und Drang und Romantik
  • Weimar: Kulturzentrum mit Goethe, Schiller, Wieland und Herder
  • historischer Kontext: Französische Revolution, Neuordnung Europas

Motive und Themen der Klassik

Harmonie war ein großes Thema der Antike. Auch das Klassikverständnis ging auf die Ausführungen von Kunstschriftsteller Johann Joachim Winckelmann zurück, der Antike Kunst zum neuen Schönheitsideal machte. “Edle Einfalt”, also eine einfache Behandlung des Themas, zusammen mit einer “stillen Größe” und damit einer großen Geisteshaltung war das Maß. Diese Rückbesinnung auf die antike Balance zwischen Verstand und Gefühl ergab sich außerdem aus einer Verbindung der vernunftbezogenen Aufklärung mit dem emotionalen Sturm und Drang. Auch Kunst und Wissenschaft sollten sich nicht mehr ausschließen, sondern zusammen gedacht werden. Ähnlich der Aufklärung behielt die Literatur der Weimarer Klassik einen erzieherischen Charakter. Sie wollte eine Antwort auf die Frage nach dem idealen Menschen geben. Das Wesen der Dinge sollte erfasst werden, statt nur die Natur abzubilden oder nachzuahmen. Angestrebt wurden Schönheit und Vollkommenheit. Der Satz “Schönheit als Vermittlerin der Wahrheit” spiegelt die klassische Auffassung wider, dass nur Schönes, das sich an den Idealen orientierte, wahr sein konnte. Zudem entwickelte sich in der Zeit das Thema der Selbstbestimmung weiter. Das Individuum stand im Fokus, konnte und sollte eigenständige Entscheidungen treffen und sich selbst weiterentwickeln.

Zusammenfassung: Motive und Themen der Klassik

  • – Harmonie
  • – Schönheit
  • – Selbstbestimmung
  • – Menschlichkeit
  • – Toleranz
  • – Vollkommenheit

Literatur der Klassik

 

Klassik Lyrik

Die klassische Lyrik orientierte sich stark am antiken Stil sowie an strengen formalen Kriterien wie beispielsweise bei Sonetten. Oden und Balladen wurden aber am meisten in der Weimarer Klassik geschrieben. Eine gehobene, feierliche Sprache war hier ein Merkmal. Im sogenannten Balladenjahr 1797 veröffentlichten Goethe und Schiller zahlreiche ihrer Balladen im Musenalmanach, darunter “Der Zauberlehrling”, “Der Handschuh” und “Die Kraniche des Ibykus”. Aber auch Hymnen, Distichon und Stanzen kamen in der Lyrik der Weimarer Klassik vor.

Klassik Dramatik

Wie schon in der Aufklärung war auch zur Zeit der Weimarer Klassik die Dramatik die beliebteste literarische Gattung wegen ihres hohen Potenzials zur Erziehung der Lesenden. Folgende Merkmale sind dabei besonders typisch für klassische Dramen: Stichomythie, also häufige Rednerwechsel in einem Dialog, Sentenzen, also einprägsame, allgemeingültige Weisheiten, Blankverse wie in Shakespeares Werken (ein fünfhebiger Jambus ohne Reim) sowie das Dramenkonzept von Aristoteles mit Kausalität, Einheit von Raum, Zeit und Handlung und der Katharsis. Bekannte Dramen aus dem Viergestirn sind Goethes “Iphigenie auf Tauris” und Schillers “Wilhelm Tell”.

Klassik Epik

Im Vergleich zur Lyrik und Dramatik, die in der Weimarer Klassik strengen Regeln folgten, war die Epik sehr frei. Epische Formen wurden in der Epoche aber auch eher selten verwendet, am meisten kam der Bildungsroman vor. Ein Beispiel ist “Die Wahlverwandtschaften“ von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1809.

Zusammenfassung: Literatur der Klassik

  • einheitliche, klare Sprache und Symmetrie
  • inhaltliche und formale Harmonie und Ordnung
  • Lyrik: Balladen
  • Dramatik: beliebteste Gattung
  • Merkmale der klassischen Dramatik: Stichomythie, Sentenzen, Blankverse, Dramenkonzept von Aristoteles
  • Epik: Bildungsroman

Autoren der Klassik

  • Christoph Martin Wieland (1733-1813)
  • Johann Gottfried Herder(1744-1803)
  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
  • Friedrich Schiller (1759-1805)