Als Apotheose wird die Vergötterung oder Verherrlichung eines Menschen, also Sterblichen, zum Gott oder auch Halbgott bezeichnet. Vor allem im Altertum war es üblich, lebende Herrscher zu Gottheiten zu erklären, wodurch mitunter die rechtmäßige Herrschaft legitimiert wurde. In der Antike wird teils eine Zeremonie, die den Sterblichen zum Gott erklärt, als Apotheose bezeichnet. Der Apotheose gegenüber steht die Reinkarnation, die die Wiedergeburt eines Heiligen oder Gottes meint.
Der Begriff lässt sich aus dem Altgriechischen ableiten (ἀποθέωσις) und mit Vergötterung übersetzen. Folglich verweist schon die Übersetzung darauf, worum es grundsätzlich geht: nämlich entweder um den Akt, also die Zeremonie, einen Menschen in den Kreis der Götter zu erheben oder eben die Vergötterung einer Person. Schauen wir dafür auf ein Beispiel aus der bildenden Kunst, das den griechischen Dichter Homer zeigt.
Hinweis: Die Apotheose von Homer, 3.86 m x 5.12 m (Louvre), 1827, Jean Auguste Dominique Ingres
Das Gemälde ist Die Apotheose von Homer des französischen Malers Jean-Auguste-Dominique Ingres, das er im Jahr 1827 fertigstellte und wohl zu den bekanntesten und bedeutsamsten Werken des Künstlers zählt. Im Zentrum des Bildes thront der griechische Dichter Homer inmitten einer großen Schar wohlbekannter Persönlichkeiten. Zu seinen Füßen sitzen in grünem sowie orangefarbenem Gewand die allegorischen Darstellungen seiner bedeutensten Schriften (linke Frau: Ilias, rechte Frau: Odyssee).
Auf diesem Gemälde finden sich weitere Dichter (bspw. Virgil), bildende Künstler (bspw. Raphael) sowie viele weitere Koryphäen aus sämtlichen Epochen der Zeitgeschichte. Im linken Vordergrund stehen unter anderem Mozart, Shakespeare und Torquato Tasso. Auf dem Tempel im Hintergrund lässt sich der Schriftzug OMHPOE erahnen, also die moderne griechische Bezeichnung für den Dichter Homer.
Homer selbst sitzt erhöht zwischen dem geballten Wissen der europäischen Kultur und wird von einem Engel oder auch der Siegesgöttin Nike mit einem Lorbeerkranz gekürt. Er wird im Bild also zu einem Gott erhoben, wobei die Darstellung an den Göttervater Zeus erinnert. Somit verweist der Titel des Werkes sowie das Abgebildete auf die eindeutige Apotheose von Homer: die Vergötterung des Menschlichen.
Apotheose in Antike und Altertum
Die Apotheose lässt sich bereits im frühen Altertum nachvollziehen, wo geglaubt wurde, dass wichtige Persönlichkeiten zu Göttern würden und dementsprechend verehrt werden müssten. Die Vergötterung des Menschen lässt sich allerdings vor allem bei den alten Griechen und Römern nachempfinden.
Die Griechen vergötterten häufig auf das Geheiß von Orakelsprüchen diverse Heroen nach deren Ableben, die sich um das Land verdient gemacht hatten und die Gründer von Kolonien oder Städten. Aus diesem Kult ging hervor, dass einige Herrscher bereits zu Lebzeiten die göttliche Würde erlangten und verehrt wurden.
Bei den Römern war es wahrscheinlich erstmalig Romulus Augustulus, dem die Ehre einer solch feierlichen Apotheose zu teil wurde, wobei für lange Zeit kein weiterer Staatsmann folgt. Erst durch Julius Cäsar wurde erneut ein Herrscher zum Gott erklärt, der unter dem Namen Divus Iulius verehrt wurde und neben der Gottheit Jupiter als höchster Staatsgott des alten Roms galt.
Ein wesentlicher Gedanke der Apotheose zu Lebzeiten eines Menschen war, dass ein Gott, der unter den Menschen wandelt, sich noch stärker um diese kümmern würde, als ein einfacher Herrscher. Hierbei spielte dann auch die Abstammungslinie eine wesentliche Rolle – da Augustus, der erste römische Kaiser – der Großneffe des vergötterten Cäsars war, galt er als mächtiger und heiliger als seine Zeitgenossen.
Nach Augustus nahmen alle Kaiser die feierliche Apotheose für sich in Anspruch – wobei der Kaiser Vespasian ausgenommen ist. Die Apotheose wurde zumeist in einer Art Senatsbeschluss zugewiesen und bewilligt. Auf künstlerischen Darstellungen wird dies zumeist so dargestellt, dass die entsprechende Person zum Himmel gleitet oder zwischen anderen Göttern gekrönt wird. Kaiser fliegen oft auf Adlern, Kaiserinnen auf Pfauen.
Apotheose in Kunst, Literatur und Theater
Wie bereits dargestellt, waren bedeutsame Persönlichkeiten oft ein Thema der Kunst und wurden teils glorifiziert und mit göttlichen Attributen dargestellt. Aber auch in der Literatur und im Theater spielt die Vergötterung des Menschlichen eine Rolle. Sehr viele antike Dramen enden mit der Apotheose.
Exemplarisch kann Die Vögel von Aristophanes, einem griechischen Komödiendichter, herhalten. Der Inhalt ist schnell zusammengefasst. Peithetairos schlägt den Vögeln vor, dass diese eine Stadt zwischen Himmel und Erde errichten, um ihre Macht zu stärken. So können sie die Menschen einschüchtern sowie deren Opfer an die Götter abfangen, wodurch diese verhungern würden. Einzige Voraussetzung: die Stadt muss so schnell errichtet werden, dass es die Götter nicht merken. Eine klare Demonstration der Macht.
Die Vögel stimmen dem Plan zu und die Stadt wird in Windeseile erbaut. Alsbald herrscht Hunger unter den Göttern und nach einer kurzen Verhandlung wird Peithetairos auf den Olymp der Götter geladen, um den Pakt zu schließen, wodurch die Machtstellung der Vögel gewährleistet wird. Peithetairos wird am Ende des Werkes von einem Vogelchor wie ein Herrscher begrüßt und glorifiziert – eine Form der Vergötterung eines Menschen und somit eine Apotheose. Im Theater wird damit also meist ein verherrlichendes Schlussbild bezeichnet.
- Als Apotheose wird die Vergötterung und Verherrlichung eines Menschen bezeichnet. Entweder ist damit das Vergöttern selbst oder die Zeremonie der Erhebung gemeint. Vornehmlich im Altertum war es üblich, Staatsmänner oder wichtige Personen zu Gottheiten zu erklären.
- Vor allem bei den Römern und Griechen findet sich die politische Apotheose. Grundsätzlich ist hierbei der Gedanke wesentlich, dass sich ein Gott weitaus umsichtiger um die Belange des Volkes kümmern würde, als es ein Herrscher jemals könnte. Die meisten römischen Kaiser ließen sich im Zuge dieses Kults zum Gott erklären.
- In der bildenden Kunst ist die Apotheose ein häufiges Motiv. Aber auch in der Literatur und dem Theater finden sich solche Elemente. Im Theater wird mit dem Begriff meist ein verherrlichendes Schlussbild bezeichnet, das den Menschen erhebt. Beispiele finden sich in zahlreichen griechischen Dramen, aber auch in neueren Werken wie Goethes Faust.