Als Enkomion wird eine Lobrede, eine Lobschrift oder auch ein Lobgedicht bezeichnet, wobei es in der Antike als rhetorische Kunstform galt, besonders schöne Enkomien zu verfassen. In der Regel werden mit dem Enkomion Menschen, Ideen sowie Sachen gepriesen oder geehrt, wohingegen ein Loblied auf einzelne Götter eher als Hymne bezeichnet wird. Ursprünglich wurden mit einem Enkomion die Sieger bedeutender Wettstreite (Agon) geehrt, wenn sie ruhmreich in die Heimat zurückkehrten. Zeitgleich entwickelte sich auch eine ironische Prosaform, die mit dem gleichen Begriff bezeichnet wird und im übertriebenen Maße schmeichelte. Diese ironische, teils satirische Form, war dann vor allem in der Hofdichtung des 16., 17. sowie 18. Jhd. verbreitet. Verwandt sind die Begriffe Eloge, Laudatio sowie Panegyrikus, die allesamt Arten der Lobrede meinen und darüber hinaus die Gedichtform der Ode.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Begriff leitet sich vom griechischen Nomen kōmos (κῶμος) ab, das sich in etwa mit festlicher Gesang oder auch festlicher Umzug übersetzen lässt. Der Begriff Komos bezeichnete in der griechischen Antike einen feierlichen, ausgelassenen und fröhlichen Umzug, der vor allem zu Ehren des Gottes Dionysos veranstaltet wurde und ein Bestandteil der Dionysien war. Aber auch zuvor wurde der Begriff verwendet, meinte hier aber einen Ritus mit Tanz und Gesang. Seit dem 6. Jhd. v. Chr. ist meist der Umzug zu Ehren des Gottes gemeint.
Folglich waren Enkomien zumeist für Dichter, die bei den Dionysien siegreich waren. Allerdings wurde der Begriff schnell für sämtliche Lobreden oder Lobgedichte gebraucht, die einen heimkehrenden Sieger betrafen. Verwandt ist in diesem Zusammenhang außerdme das Epinikion, das ein von einem Chor vorgetragenen Preisgesang auf den Sieger eines Wettkampfes beschreibt. Der wesentliche Unterschied ist hierbei, dass das Enkomion nicht nur Gesänge, sondern eben auch Lieder, Reden und Gedichte beschreibt, die zu Ehren des Siegers vorgetragen werden. Solcherlei Preisungen finden sich bereits bei Homer.
Homer (m.) gilt als einer der bedeutsamsten Dichter der Antike, mehr zu diesem Bild: Apotheose
Geschichte der Enkomien
Später sind es dann vor allem Pindar (522/518 v. Chr. – nach 446 v. Chr.), Simonides (557/556 v. Chr. – 468/467 v. Chr.) sowie Bakchylides (520/516 v. Chr. – um 451 v. Chr.), die bekannte und ausgefeilte Enkomien auf diverse Menschen verfassen. Beim griechischen Dichter Pindar findet sich sogar ein Werk, das den Titel Enkomia trägt und folglich eine Sammlung solcher Lobschriften darstellt.
Die Griechen Isokrates (436 v. Chr. – 338 v. Chr.) und Gorgias (etwa 480–380 v. Chr.) sind es dann, die das Enkomion erstmalig auch ironisch nutzen und somit nicht nur ehren oder loben, sondern demjenigen, dem das jeweilige Werk gewidmet ist, in einem übertriebenen Maße schmeicheln, wodurch das Ganze teils negativ konnotiert ist und mitunter das Gegenteil, also den Spott, bewirkt. Sie verfassen solche Enkomien zumeist in Prosa und verwenden sie im Epos, wobei der ironische, teils satirische, Chatakter offenkundig ist.
Dieser ironische Unterton ist es dann auch, der die Gattung über die nächsten Jahrhunderte begleiten wird. So findet sich beispielsweise bei Erasmus von Rotterdam die Morias enkomion (Lob der Torheit, 1516), das als eines der bekanntesten Werke des niederländischen Autors und Philosophen zählt. Es wurde schon zu seinen Lebzeiten oft übersetzt, da Satiren in der Renaissance als bevorzugte Literatur der Gebildeten galten.
Beispiel: Morias enkomion
In seinem Werk lässt Rotterdam Stultitia auftreten, eine Frau, die sich selbst als Personifikation der Torheit bezeichnet, wodurch schon zu Beginn des Werkes klar ist, welche Intention Rotterdam verfolgt. Stultitia hält nun eine Rede, wobei sie über die Dummheit der Gelehrten spricht. Um den Ton, den Rotterdam anschlägt, zu verdeutlichen, folgt nun ein Beispiel aus den Schlussworten ebendieser „Lobrede“ der Stultitia:
„Und jetzt […] erwartet ihr den Epilog. Allein, da seid ihr wirklich zu dumm, wenn ihr meint, ich wisse selber noch, was ich geschwatzt habe, schüttete ich doch einen ganzen Sack Wörtermischmasch vor euch aus. Ein altes Wort heißt: ‚Ein Zechfreund soll vergessen können‘, ein neues: ‚Ein Hörer soll vergessen können.‘ Drum Gott befohlen, brav geklatscht, gelebt und getrunken, ihr hochansehnlichen Jünger der Torheit!“
- Als Enkomion wird eine Lobrede, eine Lobschrift oder auch ein Lobgedicht bezeichnet, wobei es in der Antike als rhetorische Kunstform galt, besonders schöne Enkomien zu verfassen. In der Regel werden mit dem Werk Menschen, Ideen sowie Sachen gepriesen oder geehrt
- Im Laufe der Zeit zeichneten sich solche Enkomien aber nicht nur durch das überschwängliche Lob eines Siegers oder einer Sache aus, sondern nahmen teils auch einen ironischen, bissigen Unterton an. Folglich können Texte, die einer Sache übermäßig, beinahe satirisch, schmeicheln sowie huldigende Lobpreisungen unter dem Begriff zusammengefasst werden.