Als Epilog wird die Nachrede oder das Nachspiel im Drama sowie das Nachwort oder die Schlussrede in der Literatur und der Rhetorik bezeichnet. Der Epilog beinhaltet meist Gedanken oder Themen zum Werk, die in diesem nicht ausreichend beleuchtet wurden. Er kann eine Deutung und Erklärung des Gelesenen und Gesehenen beinhalten und den Empfänger (Zuschauer, Leser) mahnen sowie zum Nachdenken anregen. Außerdem können Epiloge Raum für die persönliche Widmung des Autors bieten, was in Prosawerken und vor allem in Romanen üblich ist (vgl. Literarische Gattungen).
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Begriff lässt sich aus dem Griechischen ableiten (επίλογος ~ epílogos) und mit Nachrede sowie Nachwort übersetzen. Die Übersetzung verweist also darauf, worum es grundsätzlich geht: eine Form der Äußerung nach dem eigentlichen Werk [die das Geschehen in irgendeiner Weise kommentiert oder auch bewertet].
Formen des Epilogs
Epilog in der Rede: Peroration
Als Epilog einer Rede kann die sogenannte Peroration gelten. Die Peroration meint den Abschlussteil der Rede, wobei die wesentlichen Aspekte und Höhepunkte des Vorgetragenen zusammengefasst werden. Oft ist die Peroration, wenn sie sich an den Zuschauer wendet, übertrieben feierlich.
Die Peroration hatte demzufolge zwei Aufgaben: einerseits sollte das Wichtigste für den Zuschauer gebündelt und unter Umständen erklärt werden (recapitulatio) und andererseits sollten die Gefühle und Emotionen der Hörenden angesprochen werden (affectus). Bei den Griechen wurde dieser Part als epilogos bezeichnet.
Ein bekanntes Beispiel für ein solch aufgeladene Schlusswort findet sich in einer Rede von Marcus Antonius Orator, einem römischen Politiker und Redner der Antike, der den Richter Gaius Aquilius Gallus verteidigte. Um einen aufgeladene Wirkung zu erzielen, riss er Aquilius die Tunika vom Leibe und präsentierte des Kriegsnarben. So unterstrich er die eigenen Worte effektvoll, was die Aufgabe der Peroration ist.
Epilog in der Literatur
Der Epilog nach einem literarischen Werk wird auch als Nachwort, Nachrede oder auch Schlusswort bezeichnet. Für gewöhnlich steht er am Ende eines Werkes, kann aber durchaus auch nach jedem Kapitel wichtige Gedanken bündeln und Anregungen zur Interpretation des Textes geben.
Für gewöhnlich enthält ein solches Nachwort die Widmung des Autors (vgl. Dedikation) und unter Umständen eine Danksagung oder es beinhaltet Gedanken sowie Sachverhalte, um das Vorhergegangene zu erklären oder gibt dem Leser einige Hinweise zur Deutung und zum Vertständnis des Textes. Das Gegenstück zum literarischen Epilog ist der sogenannte Prolog, der dem jeweiligen Text vorangestellt wird.
In vielen höfischen Epen des Mittelalters finden sich im Epilog persönliche Anreden des Lesers oder auch die Danksagungen an einen Gönner oder Wohltäter des Werkes. Weiterhin kann der Epilog die Moral des Textes wiedergeben und für den Leser aufbereiten („Die Moral von der Geschichte …“).
Epilog im Drama
In dramatischen Werken wird der Epilog auch als Nachspiel bezeichnet. Dieses steht außerhalb der eigentlichen Handlung und findet somit nach dem Drama statt. Auch hierbei hat das Ganze eine erklärende Funktion und dient der Deutung des Dramas oder zum Applaus ermuntern.
Im Drama ist es meist eine Figur, mitunter aber auch zwei, die den Epilog gestalten. In der Tragödie finden wir ernste Charaktere und in komischen Dramen eher witzige Figuren. Diese halten eine Schlussrede, die an den Zuschauer gerichtet ist und verschiedene Funktionen hat.
Entweder geht es um eine allegorische Deutung des Gesehenen oder die eindeutige Auslegung des Werkes (vgl. Allegorese). Eine solche Rede hat weiterhin die Aufgabe, eine unmittelbare Verbindung zum Publikum herzustellen und wurde von Plautus (254 v. Chr – 184 v. Chr), einem antiken Komödiendichter, eingeführt.
Verwendet wurde diese Form des Epilogs vor allem im 16. und 17. Jahrhunderts, als das neue Drama in Europa in den Kinderschuhen steckte. Wir finden solche Nachspiele in verschiedenen Ausprägungen beim englischen Dramatiker William Shakespeare. Gebräuchlich war es aber bis ins 19. Jahrhundert und auch Johann Wolfgang von Goethe zeichnete einige seiner Werke damit aus.
Entweder ging es hierbei um die Bitte um Beifall oder auch Nachsicht, die Ankündigung weiterer Vorstellungen und natürlich die Aufforderung auch zu diesen zu erscheinen, Danksagungen an Gönner und Publikum sowie die Bitte um das Wohlwollen der Kritik oder aber die Erklärung des Stückes und Ausdeutung der gezeigten Heilsgeschichte (eher im Mittelalter). Schauen wir auf ein Beispiel aus dem Sommernachtstraum (1595).
O so glaubt – und wohl verteidigt
Sind wir dann -: ihr alle schier
Habet nur geschlummert hier
Und geschaut in Nachtgesichten
Eures eignen Hirnes Dichten.
Wollt ihr diesen Kindertand,
Der wie leere Träume schwand,
Liebe Herrn, nicht gar verschmähn,
Sollt ihr bald was Beßres sehn.
Wenn wir bösem Schlangenzischen
Unverdienterweis entwischen,
So verheißt auf Ehre Droll
Bald euch unsres Dankes Zoll;
Ist ein Schelm zu heißen willig,
Wenn dies nicht geschieht, wie billig.
Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden,
Begrüßt uns mit gewognen Händen! (Ab.)
Das Beispiel zeigt die Worte des Elfens Puck (hierbei Droll), die das Ende der Shakespearschen Komödie einläuten. Ersichtlich ist, dass Puck um die Gunst und Nachsicht des Publikums bittet, sich vom Zuschauer verabschiedet und das Ende der Aufführung benennt, wobei das Gesprochene außerhalb der eigentlichen Dramenhandlung steht. Der Ausschnitt ist somit eindeutig als dramatischer Epilog zu identifizieren.
- Als Epilog werden grundsätzlich drei verschiedene Dinge bezeichnet. Entweder die Nachrede in einem Drama, das Nachwort eines literarischen Werkes oder die Peroration in der Rhetorik.
- Dennoch haben alle drei Elemente gemein, dass sie das Gesagte, Geschriebene oder Gezeigte nochmals für den Empfänger (Leser, Zuhörer) aufgreifen und zusammenfassen oder erklären.