Epitome

Als Epitome wird ein Werk bezeichnet, welches selbst nur einen Auszug aus einem größeren, umfangreicheren Werk darstellt. Die Epitome ist demnach ein Auszug, der einen wichtigen Aspekt des Hauptwerkes exemplarisch darstellt und verdeutlicht, wobei das Wesentliche auf den Punkt gebracht wird. Die Epitome kann aber auch als ein kurz gefasstes Lehrbuch erscheinen, das ein bestimmtes Wissensgebiet zusammenfasst (vgl. Kompendium). Darüber hinaus wird der Begriff für geschichtliche Abrisse (kurze Darstellung einer Sache) sowie für die Inhaltsangaben oder auch Zusammenfassungen literarischer Werke gebraucht (bspw. Epitomen des Alexanderromans).


Begriff

Der Begriff leitet sich vom griechischen Nomen epitomé (ἐπιτομή), das sich mit Ausschnitt, Auszug oder Abriss übersetzen lässt, ab. Demzufolge verweist bereits die Übersetzung des Wortes darauf, worum es dabei grundsätzlich geht: nämlich um einen Ausschnitt oder eine Sammlung von Ausschnitten aus einem umfangreichen Werk [wobei exemplarisch eine Aussage des Werkes verdeutlicht wird].

Vor allem in der Antike waren solche Epitomen beliebt, wobei der Schwerpunkt auf der exemplarischen Auswahl von Ausschnitten geschichtlicher Werke galt und ist hierbei vor allem in der spätromanischen und hellenistischen Literatur auszumachen. Das Zusammenfassen und Verdeutlichen durch Textstellen ist aber auch recht häufig in der humanistischen Literatur auszumachen (vgl. Renaissance).

Beispiel: Epitome de Caesaribus

Die Epitome de Caesaribus (lat.: Epitome über die Kaiser) sind eine sehr knappe Darstellung der römischen Kaisergeschichte. Der Autor, der die Darstellung zwischen 395 und 408 verfasste und anhand von 48 Biografien darlegte, ist nicht bekannt (vgl. Adespota), wobei diese Bezeichnung erst im Nachhinein entstand und der ursprüngliche Titel des Werkes nicht überliefert ist.

Die Epitome de Caesaribus beruhen sehr wahrscheinlich auf den Annalen des Nicomachus Flavianus, der im 4. Jahrhundert lebte und dessen Werk als verloren gilt. Zum Teil beruht das Werk aber auch auf den um 360 entstandenen Kaisergeschichte des römischen Geschichtsschreibers Aurelius Victor. Als weitere wichtige Hauptquellen gelten das Breviarium des Eutropius und die Enmannsche Kaisergeschichte.

Die Epitome de Caesaribus umfassen in etwa die Kaisergeschichte zwischen Augustus, der von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Kaiser war, und Theodosius I., der von 379 bis 394 Kaiser im Osten des Römischen Reiches war. Das Werk liefert anhand von 48 chronologischen Biografien einen Überblick der Kaisergeschichte, ist dabei zwar sprachlich recht anspruchslos, dient aber als wichtige Quelle der Wissenschaftsgeschichte. Es handelt sich folglich um eine Zusammenfassung der genannten und vor allem umfangreicheren Werke.

Beispiel: Epitome des Alexanderromans

Ein weiteres Beispiel sind die Epitomen des Alexanderromans. Der Alexanderroman meint eine romanartige Darstellung der mittelalterlichen und antiken Biografien Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.), wobei im Mittelalter ganz verschiedene Versionen des Werkes im Umlauf waren. Einige Varianten waren in Prosa verfasst, andere zeigten das Leben des Protagonisten in lyrischen Werken, wobei das umfangreichste nahezu aus 16.000 Zwölfsilblern (vgl. Alexandriner) besteht.

Iulius Valerius Polemius, ein antiker Schriftsteller, der im späten dritten Jahrhundert lebte, übersetzte den griechischen Alexanderroman des Pseudo-Kallisthenes ins Lateinische (Pseudo, weil das Werk nur fälschlicherweise Kallisthenes, dem Hofhistoriker Alexanders, zugeschrieben wurde). Polemius erweiterte die Textgrundlage enorm, unterschlug zahlreiche Details, die Alexander in einem schlechten Licht darstellten und unterschied kaum zwischen Fakten und Legenden, wobei er sehr frei übersetzte.

Entscheidend ist hierbei allerdings, dass sein Werk, das unter dem Titel Res gestae Alexandri Macedonis („Taten des Makedonen Alexander“) erschien, kaum gelesen wurde und auch wenig verbreitet war. Heutzutage sind gerade einmal drei Abschriften des Werkes überliefert, was im Vergleich zu anderen Werken auf eine geringe Rezeption verweist. Wesentlich ist allerdings, dass auf der Grundlage seines Werkes im Mittelalter Epitome entstanden, welche die wesentlichen Passagen herausgriffen und viel beachtet wurden. In der Folge trugen demnach die Epitomen von Res gestae Alexandri Macedonis enorm zur tatsächlichen Verbreitung der Alexanderlegenden bei (vgl. Literaturepochen).