Bedeutung
In der Dekadenzdichtung wurde Vergänglichkeit zum Kulturgut und ist ein wesentliches Merkmal der literarischen Epoche des Fin de Siècle, in der Endzeitstimmung, Lebensüberdruss sowie Weltschmerz und die Faszination des Todes prägend sind.
Das Wort morbide, teils auch ohne den abschließenden Vokal als morbid geschrieben, entstammt dem gleichbedeutenden französischen Begriff morbide, das als krank oder ungesund übersetzt wird. Dieses hat seinen Ursprung im lateinischen morbidus, mit dem ein krankhafter Zustand oder etwas Krankmachendes beschrieben wurde.[1]
Die deutsche Sprache kennt den Begriff seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis zur Zeit der Jahrhundertwende um 1900 nahmen literarische Strömungen um die Dekadenzdichtung zu.
Vermutlich begründet sich daher auch die starke Zunahme des Wortes in deutschen Schriften dieser Zeit. Etwa 100 Jahre später, also seit der Jahrtausendwende, ist die Verwendung des Begriffes hierzulande wieder rückläufig.[2]
Das abgeleitete Substantiv lautet Morbidität, das es lediglich in der Einzahl gibt. Gegenwörter, also sprachliche Gegenteile, sind geheilt oder gesund und in Bezug auf Gedanken und Stimmungen hoffnungsfroh oder auch zuversichtlich.
1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1997
2. Quelle: Ngram Viewer
Beispiele
Ihr Gesicht hatte etwas Morbides an sich, das faszinierte – die leicht eingefallenen Wangen, das schmale Gesicht und der Rauch, der wie in Zeitlupe aus ihrem Mund strömte.
Der junge Mann ist morbide im letzten Stadium und wird den Kamp gegen die Krankheit vermutlich nicht schaffen.
Gangster und Cowboys, Farmer, Geistliche, Rockstars, Filmstars, Spieler - vor allem: zerrüttete Familien - bevölkern diesen morbiden Kosmos.
Der Spiegel, "Kultur-Cowboy in allen Sätteln"
Ein morbides Stillleben – es zeichnet sich durch eine halb abgebrannte Kerze, einen Totenschädel und einige welke Laubblätter aus.
Der Spaziergang über einen Friedhof hat zweifelsohne etwas Morbides an sich.
Jetzt wird auf Fotostrecken im Internet der Charme des Morbiden kunstvoll dokumentiert. Besucher, die das Gelände verbotenerweise betreten haben, preisen die Klinik sogar als „Beelitz Heilstätten von Pankow“.
Thomas Schubert, "Der morbide Charme des Ex-Kinderkrankenhauses von Weißensee"
Unsere Gesellschaft ist krank und kann als morbide bezeichnet werden. Wir haben schon vor Jahrzehnten unseren moralischen Kompass verloren.
Grammatik
Positiv Grundform |
Komparativ 1. Steigerung |
Superlativ 2. Steigerung |
---|---|---|
morbid | morbider | am morbidesten |
Starke Deklination | ||||
---|---|---|---|---|
Maskulin | Feminin | Neutral | Plural | |
Nominativ | morbider | morbides | morbide | morbide |
Genitiv | morbiden | morbiden | morbider | morbider |
Dativ | morbidem | morbidem | morbider | morbiden |
Akkusativ | morbiden | morbides | morbide | morbide |
Schwache Deklination | ||||
Maskulin | Feminin | Neutral | Plural | |
Nominativ | der morbide |
das morbide |
die morbide |
die morbiden |
Genitiv | des morbiden |
des morbiden |
der morbiden |
der morbiden |
Dativ | dem morbiden |
dem morbiden |
der morbiden |
den morbiden |
Akkusativ | den morbiden |
das morbide |
die morbide |
die morbiden |
Gemischte Deklination | ||||
Maskulin | Feminin | Neutral | Plural | |
Nominativ | ein morbider |
ein morbides |
eine morbide |
keine morbiden |
Genitiv | eines morbiden |
eines morbiden |
einer morbiden |
keiner morbiden |
Dativ | einem morbiden |
einem morbiden |
einer morbiden |
keinen morbiden |
Akkusativ | einen morbiden |
ein morbides |
eine morbide |
keine morbiden |
Synonyme
- anfällig
- angegriffen
- angekränkelt
- angeschlagen
- krankheitsanfällig
- kränkelnd
- kränklich
- labil
- nicht widerstandsfähig
- schwach
- schwächlich
- ungesund
- düster
- melancholisch
- schwermütig
- trübsinnig
- brüchig
- dekadent
- im Verfall begriffen
- krank
- marode
- morsch
- verdorben
- von Zerfall gekennzeichnet