Heißt es im Deutschen eigentlich „immernoch“ oder „immer noch“? Werden die Wörter „immer“ und „noch“ also zusammengeschrieben oder doch getrennt? Denn mitunter klappt es zwar mit dem Sprechen, doch beim Schreiben stolpern wir häufig über die Verwendung des Adverbs „immer“ und können es nicht korrekt in unserem Satz unterbringen.
Dabei ist es im Eigentlichen gar nicht so schwer, denn nahezu alle Wörter, die durch das Adverb eingeleitet werden, sind von diesem getrennt. Allerdings bilden einige Ausnahmen auch hierbei die Regel und genau diese möchten wir Ihnen in diesem Beitrag vorstellen.
Immernoch ist falsch, klingt aber richtig
Wer häufig im Internet unterwegs ist, trifft sehr viele Versuche, die deutsche Rechtschreibung auf Biegen und Brechen den eigenen Vorstellungen und Ansichten unterzuordnen. Beispielsweise gibt es viel Fantasie, wenn wir uns am „Standart“ oder an der Formulierung „unter Anderem“ versuchen.
Dennoch gibt es hierbei natürlich ganz klare Regeln, die uns Rechtschreibung und Duden vorgeben. Diese haben allerdings seit der Rechtschreibreform für Probleme in puncto Getrennt- und Zusammenschreibung gesorgt. Die Unsicherheit, die sich in diesem Bereich breitgemacht hat, wird dabei zum eigentlichen Problem und manifestiert sich im Paradebeispiel „immer noch“.
Wenn wir früher noch Sicherheiten beim Schreiben hatten, haben uns zahlreiche Reformen in die orthographische Enge getrieben, weshalb nicht nur die offenkundigen „Schreibhürden“ zum Problem wurden, sondern auch bekannte Konstruktionen á la „immernoch“ und „immer noch“ zum Opfer der Reform wurden.
Denn es gibt im Eigentlichen kein Problem, wenn wir auf das Wort „immer“ schauen. Die meisten Verbindungen zwischen Adverb und Verb oder auch Adverb und Adverb schreiben wir von Natur aus nicht zusammen. Beispielsweise sorgen Phrasen wie „immer wieder“ (Adverb + Adverb) oder „immer laufen“ (Adverb + Verb) nicht für Verwirrung und werden von uns meist intuitiv getrennt geschrieben.
Das Adverb beschreibt das Verb und erklärt es gewissermaßen ein wenig genauer. Die Konstruktion „immer noch“ fällt dabei unter die Gruppe der Temporaladverbien und gibt Auskunft über das zeitliche Geschehen. In diesem Fall können wir beantworten, wie lange eine Tätigkeit schon ausgeübt wird.
- Häufig werden die Wörter beim Sprechen zusammengezogen und nicht hörbar voneinander unterschieden. Wir sprechen also häufig „immernoch“, auch wenn wir „immer noch“ sagen.
- Außerdem wird bei „immernoch“ die erste Silbe betont (→ Versmaß), was ebenfalls der Vermutung Raum gibt, dass es wirklich so geschrieben wird.
- Das Problem finden wir folglich auf einer phonetischen Ebene und nicht in der Rechtschreibung.
Weitere Probleme bei „immernoch“ und „immer noch“
In der Infobox haben wir einige Vermutungen angestellt, warum wir häufig zu der Schreibweise „immernoch“ tendieren, auch wenn „immer noch“ die korrekte Variante ist. Ein weiteres Problem können wir in veralteten Begriffen ausmachen, die das Wörtchen „immer“ noch in anderen Kombination nutzen. Vornehmlich in Zusammenschreibung mit weiteren Wörtern.
Denken wir beispielsweise an Wörter wie immerdar, immerfort oder auch immerwährend, fällt auf, dass diese allesamt zusammengeschrieben werden. Aber warum?
Einerseits haben wir es hierbei mit veralteten Wörtern zu tun, die für viele Sprecher sogar archaisch anmuten. Vermehrt finden wir diese Wörter in älteren Texten und sehr selten im üblichen Sprachgebrauch. Das bedeutet aber auch, dass sie nicht unbedingt auf aktuelle Probleme im Gebrauch der Rechtschreibung angewandt werden können.
Andererseits sind diese Konstruktionen aber auch nur in dieser Form denkbar, da sie ausschließlich in Kombination mit „immer“ funktionieren. Sie sind folglich eigenständige Wörter und „dar“ und „fort“ machen nur in diesem Zusammenhang Sinn. „Ich liebe dich dar.“ oder „Ich denke fort an dich.“ wirkt nicht nur befremdlich, sondern macht de facto keinen Sinn.
Hinweis: „Immerwährend“ bildet in diesem Zusammenhang eine Ausnahme. Hierbei wird die „andauernde Wirkung“ durch das „Immer“ verstärkt, wobei es auch ohne geht. Folglich treffen wir im Duden auch beide Möglichkeiten an, wobei die Zusammenschreibung immer noch als empfohlen gilt.
Immerhin können beide Wörter auch allein stehen und die Formulierungen „Ich arbeite immer noch.“ und „Ich brauch immer noch deinen Rat.“ funktionieren auch ohne das zusätzliche „Immer“. Dieses übernimmt hierbei lediglich eine steigernde Funktion und verweist darauf, dass das „Noch“ weiterhin andauert.
„Immernoch“ wird immer noch getrennt
Allerdings gibt es einige Merksätze oder auch Eselsbrücken, die uns in puncto „immernoch“ behilflich sein können. Beispielsweise können wir durch eine einfache Umstellung der einzelnen Wörter erkennen, dass „nochimmer“ nicht funktioniert und offenkundig falsch ist. „noch immer“ funktioniert wiederum erstaunlich gut.
Spätestens, wenn wir die gleiche Probe bei „nochwieder“ („immer wieder“) ausprobieren, sollte auffallen, dass „immernoch“ aufgetrennt wird, da die andere Kombination beim Schreiben befremdlich wirkt.
Weiterhin kann der Merksatz: „Immernoch wird immer noch getrennt geschrieben.“ als Eselsbrücke dienen und vielleicht hat Ihnen auch dieser Beitrag dabei geholfen, sich die korrekte Schreibweise einzuprägen. Immerhin wurde die richtige Schreibeweise von „immer noch“ nahezu inflationär zur Erklärung genutzt.