Adalbert Stifter

Adalbert Stifter, geboren am 23. Oktober 1805 in Oberplan (Böhmen) und gestorben am 28. Januar 1868 in Linz, war ein österreichischer Dichter, Autor, Pädagoge, aber auch Maler. Sein Werk umfasst zahlreiche Erzählungen, Idyllen sowie einzelne Romane, die sich vor allem durch meisterhafte Naturdarstellungen auszeichnen.


Adalbert Stifter gilt als bedeutender Vertreter des Biedermeier, was sich vor allem durch die Schilderungen der Natur, des Privaten und des Häuslichen und Heimatlichen in seinen Werken nachempfinden lässt. Stifters Werk traf seiner Zeit auf Befürworter, aber im gleichen Maße auf Ablehnung. So ist es etwa Friedrich Nietzsche, der die Werke Stifters zum Schatz der deutschen Prosa erklärt, wohingegen der Dramatiker und Lyriker Friedrich Hebbel die Werke Stifters aufgrund ihrer detaillierten Schilderungen in epischer Breite als langatmig und leidenschaftslos abtut und scharf kritisiert.

Lebenslauf

  • 1805: Der Schriftsteller und Maler Adalbert Stifter wird am 23. Oktober in Oberplan (Böhmen) geboren). Er ist der Sohn von Johann und Magdalena Stifter.

  • 1817: Der Vater des angehenden Schriftstellers stirbt.

  • 1818 – 1826: Adalbert Stifter besucht das Stiftsgymnasium in Kremsmünster. Seine Mutter heiratet 1820 den Bäckermeister Ferdinand Mayer. Er beginnt sein Jurastudium in Wien.

  • 1827 – 1833: Stifter beginnt mit ersten schriftstellerischen Arbeiten. Um sein Studium zu finanzieren arbeitet er als Hauslehrer. Der Schriftsteller verliebt sich sehr unglücklich in Fanny Greipl. Sein Werk Julius erscheint (1830). Der Künstler beginnt mit der Arbeit an seinem Gemälde Ruine Wittinghausen.

  • 1835 – 1837: Adalbert Stifter heiratet Amalia Mohaupt (1811–1883). Er erstellt sein Gemälde Der Köngissee mit dem Watzmann.

  • 1837 – 1841: Sein Werk Der Condor erscheint. Er hat finanzielle Sorgen. Die Erzählung Feldblumen wird im Almanach Iris veröffentlicht.

  • 1844 – 1850: Adalbert Stifter schafft den schriftstellerischen Durchbruch mit seinem Werk Studien. Darin sind unter anderem die Erzählungen Der Hagestolz (1845) und Der Waldsteig (1845) enthalten. Der Schriftsteller unterrichtet unter anderem den Sohn des österreichischen Staatskanzlers, Richard von Metternich. Er zieht von Wien nach Linz um. Die Erzählung Die Landschule erscheint. Stifter wird in das Amt eines Schulrats berufen – zunächst auf Probe.

  • 1851 – 1865: Als Schulrat wird er im Amt bestätigt. Es erfolgt seine Ernennung zum Landeskonservator für Oberösterreich der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Stifter engagiert sich u. a. für den Aufbau des Oberösterreichischen Kunstvereins. Seine Pflegetochter Juliane wird tot aufgefunden. Witiko wird zu seinem letzten Roman. Gesundheitliche Probleme machen dem Schriftsteller zu schaffen. Er wird als Hofrat pensioniert.

  • 1868: Am 26. Januar durchschneidet sich Adalbert Stifter auf seinem Krankenbett die Halsschlagader. Der Schriftsteller stirbt am 28. Januar in Linz.

Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Biografie

Der Dichter Adalbert Stifter, (geboren am 23. Oktober 1805 in Oberplan, Böhmen, als Albert Stifter; † 28. Januar 1868 in Linz) war ein österreichischer Schriftsteller, Lyriker, Maler und Pädagoge. Der Dichter benutzte häufig das Pseudonym Ostade. Er gilt als Meister der Naturdarstellungen des Biedermeiers.

Zu seinen Werken gehören Erzählungen, Essays und Gemälde. Stifters Sammlung von Erzählungen Bunte Steine ist bis heute sein bekanntestes Werk, wenngleich er darüber hinaus einen großen Beitrag zum Bildungsroman der bürgerlichen Epoche mit seinem Roman Der Nachsommer von 1857 leistete.

Frühe Jahre

Als Schüler besuchte Adalbert Stifter das Stiftsgymnasium in Kremsmünster (1818 – 1826). Sein Vater, der Garnhändler Johann Stifter, starb bereits 1817, als Adalbert gerade 12 Jahre alt war. Fortan wuchs er bei seiner Mutter Magdalena in Oberplan an der Moldau auf. Stifters Mutter heiratete 1820 den Bäckermeister Ferdinand Mayer.

Sein schulischer Bildungsweg führte Adalbert sechs Jahre lang über Grammatikalklassen und zwei weitere Jahre in philosophischen Klassen, um schließlich ein Jurastudium in Wien aufzunehmen.

Adalbert Stifter hörte in frühen Jahren auf den Namen Albert. Er war der älteste Sohn der Stifter-Familie. 1825 erkrankte der angehende Schriftsteller an den sogenannten echten Blattern, wie die Pocken damals bezeichnet wurden. Während seiner Schulzeit interessierte sich Stifter insbesondere für antike Literatur, Malerei und Naturkunde.

Unglückliche Liebe und erste Prosaarbeit

Im Jahr 1826 begann Adalbert Stifters Studium in Wien. Er schrieb sich dort für das Studium der Rechtswissenschaften ein. Um sein Studium zu finanzieren, gab der Dichter private Unterrichtsstunden. Neben seiner Tätigkeit als Hauslehrer begann Stifter damals bereits mit dem Verfassen von ersten literarischer Arbeiten (1827). Er ließ sich unter anderem von Goethe, Johann Gottfried von Herder und Jean Paul inspirieren.

Zu einer unglücklichen Liebe kam es für Adalbert Stifter in diesen Jahren ebenfalls. Er verliebte sich in Fanny Greipl, die seine Liebe nicht erwiderte. Die Abweisung durch Fanny Greipl führte bei Stifter zu einer Verstörung, die er über viele Jahre hinweg nicht ablegen konnte.

Das Trauma führte für den jungen Stifter so weit, dass er 1830 sein Studium abbrach und daraufhin versuchte, eine amtliche Anstellung zu bekommen. Fanny Greipl brach 1833 ihre gelegentliche Beziehung zu Stifter endgültig ab. Er litt zunehmend an Selbstzweifeln und Alkoholsucht. Zur gleichen Zeit erschien sein Werk Julius (1830).

Der Schriftsteller bemühte sich um 1832 und 1833 erfolglos um eine Anstellung. Er widmete sich der Malerei und begann 1833 sein Gemälde Ruine Wittinghausen, das er 1835 fertigstellte.

Bereits kurz nachdem sich Fanny Greipl von Stifter getrennt hatte, lernte der Künstler die Putzmacherin Amalia Mohaupt (1811–1883) kennen, die er am 15. November 1837 heiratete. Der Schriftsteller versuchte, mit seiner Beziehung zu Mohaupt, seine innere Balance wieder herzustellen. Fanny hingegen heiratete bereits 1836 den Finanzbeamten Fleischanderl.

Gemälde

In den Jahren von 1833 bis 1850 entstanden nahezu sämtliche Bilder des Malers Adalbert Stifter. So produzierte der Künstler 1837 beispielsweise sein Werk Der Köngissee mit dem Watzmann und 1839 seine Gemälde Blick über Vorstadthäuser und Blick in die Beatrixgasse. Im selben Jahr, nur drei Jahre nach ihrer Heirat, verstarb Fanny Greipl.

Adalbert Stifter plagten über sein gesamtes Leben und Schaffen hinweg finanzielle Flauten und Probleme, die nicht zuletzt durch die verschwenderische Amalia an seiner Seite begünstigt wurden. Es kam zu Pfändungen in seinem Haushalt (1837 und 1841), die den katastrophalen finanziellen Status des Schriftstellers belegten.

Ab dem Jahr 1840 entfaltete sich das Werk des Dichters langsam und in einzelnen Anschnitten. Im Jahr 1840 erschien sein Werk Der Condor in der Wiener Zeitschrift und wurde zu einem anerkannten Achtungserfolg. Nur ein Jahr später, 1841, wurde dann seine Erzählung Feldblumen im Almanach Iris veröffentlicht.

Literarischer Durchbruch

Mit seinem Werk Studien schaffte Adalbert Stifter in den Jahren von 1844 bis 1850 den lang erhofften und herbeigesehnten Durchbruch. Die sechs Bände enthielten unter anderem die Erzählungen Das Haidedorf (1840), Der Hagestolz (1845) und Der Waldsteig (1845).

Die Studien waren eine Zusammenstellung überarbeiteter und in der Urfassung bereits erstellten Erzählungen. In der 1847 erschienenen Ausgabe seiner Studien waren mehrere bedeutende Werke des Schriftstellers enthalten. Darunter die Arbeiten Brigitta (1844) und Die Mappe meines Urgroßvaters (in drei unterschiedlichen Fassungen erschienen (1841/1842, 1847 und posthum 1972).

In den Jahren von 1843 bis 1846 unterrichtete Adalbert Stifter Richard von Metternich, den Sohn des österreichischen Staatskanzlers. Nach seiner Veröffentlichung von den Studien begann ihn der Pester Verleger Gustav Heckenast zu fördern. Ab 1842 besserte sich damit nun auch die materielle Situation des Autors, bis er ab 1844 überwiegend als Schriftsteller tätig sein konnte.

Umzug von Wien nach Linz

Bereits 1848, als die Unruhen der Revolution das Land unsicher machten, verließ Adalbert Stifter Wien. Er war ein überzeugter Anhänger der revolutionären Bewegung und wurde als ein weit fortgeschrittener Liberaler bezeichnet.

Der Schriftsteller siedelte daher nach Linz um und veröffentlichte von dort aus die Erzählung Die Landschule (1849), in der er die Arbeit des Schulpersonals dieser Tage in ein positives Licht rückte und sich wohlwollend über das Engagement der Lehrer an den ländlichen Schulen äußerte.

Im Jahr 1850 wurde Stifter dann selbst zum Schulrat auf Probe ernannt und 1853 in dieser Amtsstellung bestätigt. Seine finanziellen Engpässe nahmen nach seinem Umzug nach Linz erneut zu. Ebenfalls im Jahr 1853 erfolgte seine Ernennung zum Landeskonservator für Oberösterreich der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale.

Er war im Weiteren sehr engagiert bei der Erhaltung und Instandsetzung des Kefermarkter Flügelaltars tätig und machte sich um die Gestaltung des Stadtbildes des Ortes Steyr verdient. Mit Fortschreiten der 1850er Jahre war er auch maßgeblich für den Aufbau des Oberösterreichischen Kunstvereins und für die Gründung der Oberösterreichischen Landesgalerie verantwortlich.

Gesundheitliche Probleme

Gesundheitliche Probleme des Schriftstellers stellten sich insbesondere nach dem Tod seiner Pflegetochter Juliane ein. Da seine Ehe mit Amalia kinderlos blieb, nahm das Ehepaar Juliane, eine Nichte Amalias, zu sich auf. Im Jahr 1859 war das Mädchen plötzliche mehrere Tage verschwunden. Ihre Leiche kam einige Tage nach ihrem Verschwinden in der Donau zum Vorschein.

Stifter und seine Frau traf dieser Schicksalsschlag hart und unerwartet. Der ohnehin bereits gesundheitlich angeschlagene Schriftsteller musste sich gegen Ende der 1850er mehrfach in Behandlung begeben und Kuraufenthalte absolvieren. Sein Nervenleiden versuchte er, bei Aufenthalten in Kurorten rund um Linz zu mindern.

Die 1853 veröffentlichte Sammlung von Erzählungen Bunte Steine ist bis heute Stifters bekanntestes Werk. Er äußerte sich im Vorwort dieses Werks klar und eindeutig positioniert zu seiner Weltanschauung und seiner Schreibart. Zur Sammlung Bunte Steine gehörten die Titel Granit (1849), Bergkristall (1845), Turmalin (1852), Katzensilber und Bergmilch (1843) sowie die Entartungsgeschichte Kalkstein (1848).

Mit seinem letzten Roman knüpfte Adalbert Stifter erneut an den für das 19. Jahrhundert typischen historischen Roman an. Er schilderte darin die frühen Jahre der tschechischen Staatsgründung im 12. Jahrhundert. Die Fertigstellung seines Romans Witiko verzögerte sich über mehrere Jahre hinweg.

Tod in Linz

Aufgrund seiner fortschreitenden Krankheit konnte Stifter schon bald sein Amt nicht mehr ausfüllen. Nachdem er die Fürsprache eines Freundes nutzen konnte, wurde er als Hofrat schließlich in Pension geschickt. Der Schriftsteller galt zeit seines Lebens als außerordentlicher Esser und Trinker, der täglich bis zu sechs Mahlzeiten zu sich nahm. Seine Essgewohnheiten waren für einen Teil seiner körperlichen Gesundheitsprobleme verantwortlich.

Zum Nervenleiden des Dichters gesellte sich im Laufe der Jahre eine Leberzirrhose, die sich durch enorme Schmerzen immer häufiger bemerkbar machte.

Am 26. Januar 1868 durchschnitt sich Adalbert Stifter auf seinem Krankenbett die Halsschlagader unter Zuhilfenahme eines Rasiermessers. Daraufhin starb der Schriftsteller am 28. Januar 1868 ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben. Seine Beisetzung fand kurz darauf auf dem St. Barbara-Friedhof in Linz statt.

Werke

  • Prosa / Lyrik
    • Julius (1830)
    • Der Condor (1840)
    • Feldblumen (1841)
    • Das alte Siegel (1844)
    • Die Narrenburg (1844)
    • Studien (6 Bände – 1844/1847/1850)
    • Das Haidedorf (1840)
    • Der Hochwald (1841)
    • Abdias (1842)
    • Brigitta (1844)
    • Der Hagestolz (1845)
    • Der Waldsteig (1845)
    • Der beschriebene Tännling (1846)
    • Der Waldgänger (1847)
    • Der arme Wohltäter (1848)
    • Prokopus (1848)
    • Die Schwestern (1850)
    • Der Pförtner im Herrenhause (1852)
    • Bunte Steine (2 Bände, 1853)
      • Granit
      • Kalkstein
      • Turmalin
      • Bergkristall
      • Katzensilber
      • Bergmilch
    • Der Nachsommer (1857) (Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3)
    • Die Mappe meines Urgroßvaters (in drei Fassungen: 1841/1842; 1847; posthum 1972)
    • Nachkommenschaften (1864)
    • Witiko (3 Bände, 1865–1867)
    • Der Kuß von Sentze (1866)
    • Erzählungen (1869)
  • Essays / Abhandlungen
    • Die Landschule (1849)
    • Über den geschnitzten Hochaltar in der Kirche zu Kefermarkt (1853)
    • Lesebuch zur Förderung humaner Bildung in Realschulen und in andern zu weiterer Bildung vorbereitenden Mittelschulen (1854)
  • Malerei / Gemälde
    • Ruine Wittinghausen (Wien Museum, Schubert-Geburtshaus, um 1833–35)
    • Der Königssee mit dem Watzmann (Wien, Österreichische Galerie, Öl auf Leinwand, 1837)
    • Blick über Wiener Vorstadthäuser – Beatrixgasse (Wien, Österreichische Galerie, Öl auf Holz, 1839)
    • Blick in die Beatrixgasse (Wien Museum, Schubert-Geburtshaus, 1839)
    • Mondlandschaft mit bewölktem Himmel (Wien Museum, Schubert-Geburtshaus, um 1850)