Bettina von Arnim (* 4. April 1785; † 20. Januar 1859), geborene Anna Elisabeth Brentano, war eine deutschsprachige Schriftstellerin. Sie ist uns heute vor allem für ihre zahlreichen Kontakte zu Persönlichkeiten aus Politik sowie Kultur bekannt, welche sie literarisch verarbeitete.
Sie ist eine wichtige Vertreterin der Romantik (vgl. Epochen), erlebte aber darüber hinaus auch die Einschränkungen des Vormärz im damaligen Preußen, da einige ihrer Werke aufgrund sozialkritischer Äußerungen verboten wurden.
Inhaltsverzeichnis
Lebenslauf
- 1785: Anna Elisabeth Brentano wird am 4. April in Frankfurt am Main als Tochter von Peter Anton Brentano und dessen zweiter Frau Maximiliane von La Roche geboren.
- Aufgrund des Todes ihrer Eltern wächst sie ab 1797 bei ihrer Großmutter Sophie von La Roche in Offenbach und Frankfurt am Main auf, später lebt sie einige Zeit bei ihrer Schwester Kunigunde Brentano und deren Mann Friedrich Karl von Savigny in Marburg.
- 1810 reist sie von Marburg nach Berlin und verbringt im Verlauf dieser Reise etwa einen Monat in Wien, wo sie Bekanntschaft mit Ludwig van Beethoven schließt.
- Ab 1806 bis zu ihrer Heirat steht sie in Kontakt mit dem von ihr sehr bewunderten Johann Wolfgang von Goethe. Die aus diesem Austausch hervorgehende Korrespondenz wird später als Goethes Briefwechsel mit einem Kinde berühmt.
- 1811 heiratet sie Achim von Arnim, einen Freund und Arbeitskollegen ihres Bruders Clemens Brentano. Aus der Ehe gehen insgesamt sieben Kinder hervor.
- Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1831 zeigt sie verstärkt soziales Engagement bei der Bekämpfung von Armut und Seuchen und wird auch literarisch tätig. Wesentliche Beachtung findet sie mit dem sozialkritischen Werk Dies Buch gehört dem König, welches in Bayern verboten wird.
- In der 1852 erschienenen Fortsetzung Gespräche mit Dämonen plädiert sie für die Gleichstellung der Frau sowie der Juden auf politischer Ebene und setzt sich für die Abschaffung der Todesstrafe ein.
- Ihre zahlreichen Kontakte zu bekannten und einflussreichen Persönlichkeiten ihrer Zeit setzt sie unter anderem für die Recherchen zu ihrem Armenbuch ein, welches allerdings der preußischen Zensur zum Opfer fällt, da sie sich sehr kritisch gegenüber dem Staat und dem von ihm verursachten sozialen Elend äußert (vgl. Vormärz, Demagogie).
- Neben ihrem Einsatz für die sozial und materiell Schwachen, lässt sie auch ihre Beziehungen spielen, um sich für bekannte, politisch in Ungnade gefallene Zeitgenossen, wie etwa den Kommunisten Friedrich Wilhelm Schloeffel, den polnischen Freiheitskämpfer Mieroslawski oder auch die Gebrüder Grimm zu engagieren.
- Am 20. Januar, 1859 stirbt Bettina von Arnim in Berlin an den Spätfolgen eines Schlaganfalls, den sie bereits 1854 erlitten hatte.
Biografie
Anna Elisabeth Brentano, so ihr Mädchenname, wird am 4. April 1785 in Frankfurt am Main geboren. Ihre Eltern Peter Anton Brentano und Maximiliane von La Roche gehören dem Großbürgertum an. Er ist einer der erfolgreichsten Kaufleute Frankfurts mit Wurzeln im italienischen Altadel, sie die Tochter der berühmten Schriftstellerin Sophie von La Roche.
Vor diesem Hintergrund genießt Anna Elisabeth Brentano eine materiell sorgenfreie Kindheit, bis am 19. November 1793 ihre Mutter stirbt. In Folge dessen schickt sie der Vater ins Pensionat des Ursulinenklosters in Fritzlar. Als auch er am 9. März 1797 stirbt, lebt sie fortan bei ihrer Großmutter, Sophie von La Roche, in Offenbach am Main.
Ihre Großmutter, Sophie von La Roche, nahm Bettina von Arnim auf
Die Erziehung durch die Schriftstellerin und Besitzerin eines literarischen Salons, in dem unter anderem Johann Wolfgang Goethe gastiert, beeinflusst die junge Frau nachhaltig. 1802 zieht sie wieder nach Frankfurt und erhält Privatunterricht, neben anderem auch in Kompositionslehre und Zeichnen. Dort lernt sie auch ihren späteren Mann Achim von Arnim kennen, ein Freund und Arbeitskollege ihres Bruders Clemens Brentano.
Adoleszenz und Heirat
Aufgrund ihrer Erziehung und einschlägigen Herkunft steht sie schon früh in freundschaftlichem Kontakt mit berühmten Persönlichkeiten ihrer Zeit, unter anderem Karoline von Günderrode (seit 1799) und Goethes Mutter Katharina Elisabeth Goethe (seit 1806), später auch mit Goethe selbst.
Sie lebt einige Zeit bei ihrer Schwester Kunigunde Brentano und deren Mann, dem Rechtsgelehrten Friedrich Karl von Savigny, in Marburg. 1810 schließlich reist sie mit der Familie Savigny nach Berlin. Im Verlauf dieser Reise verweilt sie etwa einen Monat in Wien, wo sie sich bei ihrer Schwägerin Antonie Brentano einquartiert. Diese stellt sie auch dem Komponisten Ludwig van Beethoven vor, mit dem sie sich einige Male trifft und auch schriftlich korrespondiert.
Besonderes Augenmerk verdient jedoch auch ihre Beziehung zu Johann Wolfgang Goethe. Während der Dichter selbst lange Zeit ihre schriftlichen Kontaktversuche ignoriert, ist sie bereits eng mit dessen Mutter befreundet. So kann sie Goethe, den sie in schwärmerischer Weise bewundert, schließlich insgesamt drei Mal (1807, 1810, 1811) in Weimar besuchen und steht mit ihm in intensivem Briefwechsel.
Johann Wolfgang von Goethe pflegte einen Briefwechsel mit Bettina von Arnim
Die in diesem Zusammenhang anfallende Korrespondenz erscheint drei Jahre nach dem Tod des berühmten Dichters in einer stark überarbeiteten Version als Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1835). Ihre bewundernde Freundschaft zum berühmten Dichter zerbricht allerdings 1811 an einem heftigen Streit nach einer Auseinandersetzung mit Goethes Frau Christiane. Dieser ignoriert fortan sämtliche neuerlichen Kontaktversuche Brentanos.
1811 heiratet sie Achim von Arnim, den sie über ihren Bruder kennen gelernt hatte. Die Ehe dauert bis zum Tod ihres Mannes im Jahr 1831, wobei das Paar nur in den ersten sechs Jahren wirklich zusammen lebt, bevor Bettina von Arnim, wie sie fortan heißt, das eheliche Gut Wiepersdorf verlässt und nach Berlin zieht. Dennoch gehen aus der Ehe sieben Kinder hervor.
Soziales Engagement und literarisches Wirken
Während ihrer Ehe mit Achim von Arnim, selbst Schriftsteller, wirkt Bettina in erster Linie als Herausgeberin seiner Werke. Erst nach seinem Tod wird sie auch selbst in der Öffentlichkeit literarisch tätig. Durch die Veröffentlichung des Briefwechsels mit Goethe erlangt sie rasch Berühmtheit, welche sie auch politisch einsetzt. Überhaupt beginnt sie sich nach dem Tod ihres Mannes politisch, aber auch sozial zu engagieren.
Als Berlin von einer Cholera-Epidemie heimgesucht wird, macht sie sich in den besonders heftig betroffenen Armenvierteln für Hilfsmaßnahmen stark und pflegt auch selbst Kranke. Politisch nutzt sie ihre Kontakte zum preußischen König Friedrich Wilhelm IV, um sich für die Gebrüder Grimm einzusetzen, die von der Universität Göttingen entlassen wurden, weil sie – neben fünf weiteren Professoren – an einem Protestbrief gegen König Ernst August I von Hannover mitgewirkt hatten.
Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm
Mit ihrer Fürsprache erreicht sie, dass die Brüder 1840 nach Berlin beordert werden und dort wieder Fuß fassen können. Im selben Jahr veröffentlicht sie ihren Briefwechsel mit Karoline von Günderrode und verarbeitet so deren Freitod (Die Günderode., 1840).
1843 erscheint ihr Werk Dies Buch gehört dem König, welches von einem fiktiven Briefwechsel zwischen den Müttern Goethes und des preußischen Königs handelt. Die darin enthaltene, sozialkritische Agenda führt dazu, dass das Buch in Bayern, später auch in Preußen, verboten wird. Dennoch findet sie mit diesem Werk große Beachtung.
1844 beginnt sie mit den Vorbereitungen zu ihrem Armenbuch, eine Art Dokumentation, welche die Zustände in den zahlreichen Armenvierteln Preußens, sowie deren Ursachen aufzeigen soll. Doch erregt bereits ihre Korrespondenz zum Zwecke der Datenerhebung großes Aufsehen, da man mittlerweile um ihre sozialkritische Feder weiß.
Nach dem Ausbruch des schlesischen Weberaufstandes im selben Jahr wird sie verdächtigt, diesen mit vorbereitet zu haben. In der Folge fällt ihr Werk bereits vor der Veröffentlichung der preußischen Zensur zum Opfer.
Ihre ideologische Nähe zum Frühsozialismus (1842 traf sie sich mit Karl Marx) prägt auch ihren Eindruck von den Ereignissen im Jahr 1848. Im selben Jahr veröffentlicht sie eine anonyme Denkschrift unter dem Titel An die aufgelöste preußische National-Versammlung, in der sie insbesondere den preußischen Umgang mit Polen kritisiert.
Enttäuscht durch den Verlauf und das Scheitern der Revolution verfasst sie in der Folge eine Fortsetzung des Königsbuches. Gespräche mit Dämonen erscheint 1852 und stellt eine Art politische Abrechnung dar, in welcher sie für die Abschaffung der Todesstrafe, sowie die politische Gleichstellung von Frauen und Juden plädiert.
Tod und Nachwirken
Nur zwei Jahre später, also 1854, erleidet sie einen Schlaganfall, von welchem sie sich nicht mehr erholt. Am 20. Januar 1859 erliegt sie schließlich den Spätfolgen und wird an der Seite ihres Mannes auf dem Friedhof der Kirche von Wiepersdorf, dem Ort des ehelichen Gutes, beigesetzt.
Eine breite Rezeption erfährt sie erst 1985, als zum Anlass ihres 200. Geburtstages die Bettina-von-Arnim-Gesellschaft in Berlin gegründet wird. Diese ist nicht mit der 1941 durch die Nazis gegründeten Gesellschaft gleichen Namens zu verwechseln. Ziel ist es, das Leben und Wirken Bettina von Arnims einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und bekannt zu machen.
Zu diesem Zweck wird unter anderem im 3-Jahres-Rhythmus ein Forschungspreis ausgeschrieben. Ihre ehemalige Internatsschule in Fritzlar richtet seit 2002 regelmäßig ein nach ihr benanntes Forum aus.
Neben ihrer Verbindung zu zahlreichen Berühmtheiten aus Musik, Kunst und Literatur ihrer Zeit, erlangt sie in Zusammenhang mit Edward Waldens Buch Beethoven’s Immortal Beloved (erschienen 2011) Bekanntheit. In seinem Werk äußert Walden die Vermutung, Bettina von Arnim sei die „unsterbliche Geliebte“ aus einem Brief Beethovens, deren Identität bisher nicht abschließend geklärt werden konnte. Dies ist allerdings in Fachkreisen äußerst umstritten.
Werke
- Tagebuch, 1835
- Goethes Briefwechsel mit einem Kinde, 1835
- Die Günderode, 1840
- Reichsgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns, 1840 (gemeinsam mit ihrer Tochter Gisela)
- Dedié á Spontini, 1842
- Dies Buch gehört dem König, 1843
- Clemens Brentanos Frühlingskranz, 1844
- Ilius Pamphilius und die Ambrosia, 1848
- An die aufgelöste Preussische National-Versammlung, 1848
- Die Polenbroschüre, 1848
- Gespräche mit Daemonen. Des Königsbuchs zweiter Teil, 1852
- Ilius Pamphilius und die Ambrosia, 1847 f.