Johann Peter Hebel

Johann Peter Hebel, geboren am 10. Mai 1760 in Basel und gestorben am 22. September 1826 in Schwetzingen, war ein deutscher Schriftsteller, Dichter, Pädagoge und Theologe. Sein Werk umfasst kürzere Verse, zahlreiche Gedichte sowie allerhand Kalendergeschichten, welche vor allem ursächlich für seine Bekanntheit als Autor waren.


Besonders ist an seinen Werken, dass Hebel es verstand, das Volkstümliche mit tieferen Gedanken und Aussagen zu verbinden, weshalb viele bekannte Dichter jener Zeit – wie etwa Goethe, Keller oder Tolstoi – zu seinen Bewunderern zählen, wobei auch in den vergangenen Jahrzehnten Kritiker und Literaten sich löblich über den Dichter äußerten, wie etwa Hermann Hesse oder auch Marcel Reich-Ranicki, der Hebels Werke in seinen Kanon der deutschen Literatur aufnahm. Die meisten Texte von Johann Peter Hebel können dabei ganz eindeutig dem literarischen Biedermeier zugerechnet werden.

Lebenslauf

  • 1760: Johann Peter Hebel wird am 10. Mai in Basel (Schweiz) als Sohn von Ursula und Johann Jakob Hebel geboren.

  • 1762: Hebels Vater stirbt an Typhus.

  • 1766 – 1775: Der spätere Theologe besucht die Volksschule in Hausen und die Lateinschule in Schopfheim. Er beginnt sein Studium am Karlsruher Gymnasium illustre. Hebels Mutter stirbt (1763).

  • 1778 – 1782: Johann Peter Hebel studiert Theologie in Erlangen. Er besteht das Examen in Erlangen. Der Theologe wird 1782 ordiniert.

  • 1783 – 1791: Hebel wird Präzeptoratsvikar in Lörrach und gibt zusätzliche Nachhilfestunden. Für eine Anstellung als Subdiakon wird er an seine alte Schule (das Gymnasium illustre in Karlsruhe) berufen. Seine Minnesänger-Lektüre wird veröffentlicht.

  • 1792 – 1798: Seine Berufung zum Hofdiakon erfolgt. Er unterrichtet alte Sprachen und Naturwissenschaften. Ihm wird der Titel eines außerordentlichen Professors zuerkannt.

  • 1800 – 1814: Johann Peter Hebel beginnt erneut mit dem Verfassen von Versen. Hebels Allemannischen Gedichte werden veröffentlicht. Ihm wird der Zutritt in den Zirkel, wo die Hofluft weht gewährt. Er wird korrespondierendes Mitglied der Vaterländischen Gesellschaft der Ärzte und Naturforscher in Schwaben. Es erfolgt sein Rücktritt vom Amt des Hofdiakons. Hebel nimmt die Stelle des Direktors am Karlsruher Gymnasiums an.

  • 1815: Gesundheitliche Probleme machen dem Theologen zu schaffen.

  • 1819 – 1821: Johann Peter Hebel wird erster Prälat der lutherischen Landeskirche. Er erhält das Ritterkreuz. Bei der Vereinigung der lutherischen und reformierten Landeskirche Badens zur heutigen Evangelischen Landeskirche in Baden setzt sich Hebel für eine gemeinsame Liturgie der beiden Kirchen ein. Ihm wird der Ehrendoktortitel der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg verliehen.

  • 1826: Johann Peter Hebel stirbt in der Nacht auf den 22. September 1826 in Schwetzingen an den Folgen seiner Darmkrebserkrankung.

Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Biografie

Johann Peter Hebel (geboren am 10. Mai 1760 in Basel; † 22. September 1826 in Schwetzingen) war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Theologe und Pädagoge. Er verfasste unter anderem Gedichte, Predigten, theologische Schriften – die sogenannten Biblischen Geschichten. Für die Jugend bearbeitet (1824) – sowie seine Kalendergeschichten. Seine sogenannten Allemannischen Gedichte von 1803 zählen zu den Pionierwerken der alemannischen Mundartliteratur.

Die Verbindung von Volkstümlichem mit tiefer gehenden Aussagen und intellektuellen Betrachtungen machen die Besonderheit seiner Werke aus. Ihm war bereits zeit seines Lebens die Bewunderungen und Wertschätzung berühmter Literaten wie Leo Tolstoi, Goethe, die Brüder Grimm und Gottfried Keller sicher. Heute widmen sich unter anderem die Basler Hebelstiftung und der Hebelbund Lörrach dem Leben und Werk des Schriftstellers.

Familie und Ausbildung

Johann Peter Hebel wurde am 10. Mai 1760 in Basel geboren. Er war der Sohn von Johann Jakob, der einst aus dem Hunsrück nach Südbaden gekommen war. Hebels Vater starb bereits zwei Jahre nach der Geburt seines Sohnes an Typhus (1761). Nur knapp 11 Jahre später starb auch Hebels Mutter.

Der junge Hebel wuchs zum einen in städtischer Umgebung auf, aber auch auf dem Land im Wiesental, wo seine Mutter geboren wurde. Seine Prägung erfuhr er über diese beiden Örtlichkeiten und den bescheidenen Verhältnissen aus denen seine Familie stammte. Beide Eltern des späteren Theologen standen in Diensten einer Basler Patrizierfamilie.

Heimatliche Gönner ermöglichten Hebel 1775 den Besuch des Karlsruher Gymnasium illustre und ab 1778 das Studium der Theologie in Erlangen. Zuvor besuchte Hebel ab 1766 die Volksschule in Hausen und die Lateinschule von Schopfheim (1769). Nach zwei Jahren bestand Hebel 1780 das Examen in Erlangen und versuchte daraufhin vergeblich, ein Pfarramt zu bekommen. Er trat stattdessen eine Stelle als Hauslehrer in Hertingen an. Bereits nach zwei Jahren wurde er ordiniert, also ins Amt eines Pfarrers erhoben (1782).

Hofdiakon in Karlsruhe

Im Jahr 1783 trat er eine eher schlecht bezahlte Stelle als Präzeptoratsvikar – was einem Hilfslehrer entspricht – am Pädagogium in Lörrach an. Zu seinen Aufgaben gehörte auch das Predigen in Grenzach. Um seinen Unterhalt zu sichern, gab Hebel zusätzlich Nachhilfestunden. Die berufliche Zurücksetzung brachte ihn dazu, mehrere Male über ein Zweitstudium nachzudenken. Ihm war danach umzusatteln und Medizin zu studieren. Dazu kam es aber nicht, weil Hebel 1791 als Subdiakon an seine alte Schule – das Gymnasium illustre in Karlsruhe – berufen wurde.

Johann Peter Hebel predigte neben seiner Lehrtätigkeit auch einige Male in Karlsruhe am Hofe und war dort überaus beliebt. Nur ein Jahr nachdem er die Stelle am Gymnasium illustre angetreten hatte, wurde er Hofdiakon (1792). Hebels großes Fächerspektrum, in dem er unterrichtete, reichte von alten Sprachen bis hin zu den Naturwissenschaften. Er wurde in diesen Jahren auch Mitglied von zwei naturforschenden Gesellschaften in Jena und in Stuttgart.

Im Jahr 1778 wurde Hebel dann aufgrund seines pädagogischen Geschicks außerordentlicher Professor. Im Zuge dessen agierte er als Berater für die kirchliche Verwaltung. Hebel hatte bereits einige Jahre zuvor mit dem Lörracher Schulleiter Tobias Günttert Freundschaft geschlossen. Über diesen lernte er auch Gustave Fecht kennen. Mit Gustave verband ihn eine lang andauernde platonische Beziehung. Johann Peter Hebel blieb jedoch sein Leben lang Junggeselle.

Berühmtheit und seine Pflanzensammlung

Im Jahr 1800, knapp dreizehn Jahre nach der Veröffentlichung seiner sogenannten Minnesänger-Lektüre von 1787, begann Hebel wieder mit dem Verfassen von Versen im verwandten Dialekt der alten Ursprache seiner Heimat. Hebels Allemannischen Gedichte von 1803 sorgten für eine schlagartige große Anerkennung des Dichters.

So gelangte er in die persönliche Gunst des regierenden Fürsten und kam als literarischer Schriftsteller weithin zu großem Ruhm. Ihm wurde auch der Zutritt in den Zirkel, wo die Hofluft weht gewährt. Im Jahr 1799 wurde Johann Peter Hebel Ehrenmitglied der Jenaer mineralogischen Gesellschaft. Nur drei Jahre später, 1802, wurde er dann auch zum korrespondierenden Mitglied der Vaterländischen Gesellschaft der Ärzte und Naturforscher in Schwaben.

In einem sehr umfangreichen Herbarium zusammengefasst, unterhielt der Theologe und Dichter Johann Peter Hebel auch eine Pflanzensammlung. Als Freund des Botanikers Karl Christian Gmelin überarbeitete er dessen Flora badensis alsatica bezüglich der von botanischen – auf lateinisch und griechisch – Bezeichnungen und Diagnosen Gmelins.

Der erste Prälat der lutherischen Landeskirche

In seinen frühen Jahren interessierte sich Johann Peter Hebel vor allem für die Schriftsteller Friedrich Gottlieb Klopstock und Johann Heinrich Jung-Stilling. Auch Jean Paul und Johann Heinrich Voß gehörten etwas später zu Hebels Lieblingsautoren. In den Jahren 1807 bis 1814 trat Hebel nach einer konfessionellen Polemik gegen ihn von seinem Amt als Hofdiakon zurück.

Sein Wunsch in Wiesental als Pfarrer zu arbeiten, ging nicht in Erfüllung, jedoch erhielt er 1805 die Möglichkeit, die lutherische Pfarrei in Freiburg im Breisgau zu übernehmen. Großherzog Karl Friedrich bat ihn allerdings, das Amt nicht anzunehmen und somit blieb Hebel noch für weitere Jahre am Hof tätig.

Im Jahr 1808 trat der Theologe die Stelle als Direktor des Karlsruher Gymnasiums an. Er blieb von da an Karlsruhe treu und reiste nur gelegentlich in andere Landesteile. Bevor ihn 1815 zunehmend gesundheitliche Probleme zu schaffen machten, besuchte er die Stationen seiner beruflichen Tätigkeiten (Hausen, Schopfheim, Lörrach und Weil) im Jahr 1812 noch ein letztes Mal.

Im Jahr 1819 wurde der Theologe schließlich erster Prälat der lutherischen Landeskirche. Als Mitglied der ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung engagierte sich Hebel unter anderem für die Gründung eines Taubstummeninstituts und Blindenheims sowie für die bessere Ausbildung von katholischen Geistlichen.

Johann Peter Hebel erhielt in seinem Leben mehrere Auszeichnungen. Darunter das Ritterkreuz (1820) und etwas später das Kommandeurkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen. Ihm kam 1821 eine weitere Wichtige Rolle zu. Bei der Vereinigung der lutherischen und reformierten Landeskirche Badens zur heutigen Evangelischen Landeskirche in Baden setzte er sich für eine gemeinsame Liturgie der beiden Kirchen ein.

Darüber hinaus war Hebel der erste Unterzeichner der beschließenden Unionsurkunde der Vereinigung. Er stand auch der neuen Evangelischen Landeskirche als Prälat vor. Als Anerkennung für sein Engagement verlieh ihm die Universität Heidelberg 1821 den Ehrendoktortitel der theologischen Fakultät.

Tod auf der Dienstreise

Um Schulprüfungen abzunehmen, begab sich Hebel im September 1826 auf eine, wie sich später herausstellte, letzte Dienstreise nach Mannheim. Er trat diese bereits als schwer kranker Mann an, der an Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium litt. Auf Hebels Anschlussreise nach Schwetzingen wurden seine Schmerzen, unter denen er schon länger litt, größer und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich schnell. Die herbeigerufenen Ärzte konnten nichts mehr für Hebel tun.

Der Schriftsteller verstarb in der Nacht auf den 22. September 1826 in Schwetzingen, wo er etwas später auch beigesetzt wurde. Sein Amtsnachfolger als Prälat der badischen Landeskirche wurde Johannes Bähr. Zum Gedenken an Johann Peter Hebel hat die Evangelische Kirche in Deutschland einen Gedenktag im Evangelischen Namenkalender am 22. September eingerichtet.

Werke

  • Werke von Johann Peter Hebel in chronologischer Reihenfolge

    • Allemannische Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten (1803)
    • Der Rheinländische Hausfreund. Kalendergeschichten über mehrere Jahrgänge (1803–1811)
    • Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes (Zusammenstellung der Kalendergeschichten, 1811)
    • Biblische Geschichten. Für die Jugend bearbeitet (1824)
    • Briefe (posthum, 1957)
    • Poetische Werke. Nach den Ausgaben letzter Hand und der Gesamtausgabe 1834 (posthum, 1961)