Lion Feuchtwanger

Lion Feuchtwanger, geboren am 7. Juli 1884 in München und gestorben am 21. Dezember 1958 in Los Angeles (USA), war ein deutscher Autor, welcher im 20. Jahrhundert einer der meistgelesenen Schriftsteller war. Feuchtwangers Werk umfasst vor allem Arbeiten in Prosa, wobei zahleiche Erzählungen und Romane sowie allerhand dramatische Arbeiten – teils mit Bertolt Brecht – entstanden.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören seine historischen Romane und hierbei das Buch Jud Süß, das das Leben des Hofjuden Joseph Süß Oppenheimer als literarische Vorlage verwendet und Lion Feuchtwanger über Nacht zum Bestsellerautor und anerkannten Schriftsteller machte.

Lebenslauf

  • 1884: Lion Feuchtwanger wird am 7. Juli in München geboren. Er wird später zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren seiner Zeit.

  • 1903: Feuchtwanger legt in München das Abitur ab. Er studiert Geschichte, Philosophie und Deutsche Philologie in München und Berlin.

  • 1905 – 1910: Er wird mit einer germanistischen Doktorarbeit über Heinrich Heine promoviert. Seine Werke Kleine Dramen (ein Theaterstück, 1905-1906), Der Fetisch (ein Schauspiel, 1906) und der Roman Der tönerne Gott (1910) erscheinen. Feuchtwanger gründet sein eigenes Kulturmagazin: Der Spiegel.

  • 1912: Er heiratet die jüdische Kaufmannstochter Marta Löffler.

  • 1918 – 1919: Lion Feuchtwanger lernt Bertolt Brecht kennen.

  • 1925 – 1930: Der Schriftsteller zieht nach Berlin um. Sein Roman Erfolg erscheint. Er wird für den Nobelpreis nominiert.

  • 1932 – 1939: Er reist für Vortragsreisen nach London und in die USA. Feuchtwanger landet auf der Ausbürgerungsliste Hitlers. Seine Bücher werden 1933 bei der Bücherverbrennung vernichtet. Sein Roman Die Geschwister Oppermann (1933/1935) erscheint. Er flieht ins Exil nach Frankreich. Feuchtwangers Roman Exil erscheint. Der Schriftsteller trifft Stalin in der UdSSR.

  • 1940 – 1951: Lion Feuchtwanger flieht in die USA. Er vollendet sein Werk Josephus-Trilogie. Der Schriftsteller wird Mitbegründer des Aurora-Verlages in New York (1944). Nach 1945 wird der Schriftsteller in den USA als Linksintellektueller von den US-Behörden der McCarthy-Ära ständig und kritisch beobachtet.

  • 1952 – 1957: Seine Werke Die Jüdin von Toledo (1955) sowie Jefta und ihre Töchter (1957) erscheinen. Er erhält den Nationalpreis der DDR 1. Klasse für Kunst und Literatur.

  • 1957: Lion Feuchtwanger erkrankt an Mangenkrebs.

  • 1958: Der Schriftsteller stirbt am 21. Dezember in Los Angeles, Kalifornien. Lion Feuchtwanger wird auf dem Woodlawn Cemetery in Santa Monica beigesetzt.


Epochen der Literatur als Zeitstrahl


Biografie

Lion Feuchtwanger (geboren am 7. Juli 1884 in München; † 21. Dezember 1958 in Los Angeles) war ein deutscher Dramatiker, Dichter und Lyriker. Er zählt zu den meistgelesenen deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Der Schriftsteller verfasste darüber hinaus auch Theaterstücke sowie mehrere autobiografische Schriften. Zu seinen Werken gehören zeitgeschichtliche Arbeiten, wie sein Roman Erfolg (1930) nach dessen Erscheinen er für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde.

Familie und Ausbildung

Lion Feuchtwanger wurde in großbürgerlichen Verhältnissen aufgezogen. Er war der Sohn des jüdisch-orthodoxen Margarinefabrikanten Sigmund Feuchtwanger und dessen Frau Johanna, geb. Bodenheim. Zu Feuchtwangers Elternhaus gehörten auch seine beiden jüngeren Brüder Ludwig Feuchtwanger (geboren 1885) und Martin Feuchtwanger (geboren 1886).

Im Jahr 1903 legte er das Abitur am humanistischen Wilhelmsgymnasium München ab. Danach studierte der angehende Schriftsteller Geschichte, Philosophie und Deutsche Philologie in München und Berlin. Nach seiner germanistischen Doktorarbeit (1907) über Heinrich Heine – einem der wichtigsten Dichter des Vormärz löste sich Lion Feuchtwanger nach und nach von seinem jüdisch-großbürgerlichen Elternhaus. Zu dieser Zeit begann auch seine literarische Karriere, deren erste Schritte vor allem in der Münchner Bohème zu Zeiten der Jahrhundertwende liegen (vgl. Fin de Siècle).

Aufgrund der Beschränkungen für Juden lehnte er eine Habilitation ab. Seine ersten schriftstellerischen Arbeiten entstanden bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Darunter befanden sich die Werke Kleine Dramen (ein Theaterstück, 1905-1906), Der Fetisch (ein Schauspiel, 1906) und der Roman Der tönerne Gott (1910). Allerdings beeinflusste das Kriegsgeschehen die späteren Arbeiten des Autors, die sich nicht mehr durch eine ästhetische Antibürgerlichkeit auszeichneten, wie sie noch im Frühwerk zu spüren ist.

Der Erste Weltkrieg

Bereits 1908 stellte der junge Autor sein eigenes Kulturmagazin Der Spiegel auf die Beine. Etwas später tat sich der Schriftsteller mit Siegfried Jacobsohn zusammen, der für die Herausgabe der Zeitschrift Die Schaubühne verantwortlich war. Feuchtwanger begann von da an für Die Schaubühne zu schreiben. Im Jahr 1912 heiratete er die jüdische Kaufmannstochter Marta Löffler.

Der Erste Weltkrieg brachte für Feuchtwanger nur einen sehr kurzen Einsatz als Ersatzreservist. Er wurde jedoch aufgrund seiner eingeschränkten Gesundheit bereits nach vier Wochen wieder aus dem Militärdienst entlassen. Feuchtwanger war gebrechlich, kurzsichtig und sehr häufig krank, weshalb er nicht aktiv ins Kriegsgeschehen des Ersten Weltkrieges involviert war.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (1919) lernte Lion Feuchtwanger Bertolt Brecht kennen und wurde zu dessen großem Förderer und Freund. Die Freundschaft zu Brecht hielt den Rest seines Lebens an. Die beiden Autoren verband eine streitbare als auch sehr fruchtbare Zusammenarbeit, aus der mehrere gemeinsame Stücke hervorgingen. Feuchtwanger gab Brecht Impulse für dessen Episches Theater und Brecht revanchierte sich, indem er seinen zur Kontemplation neigenden Freund motivierte, seine Werke zu politisieren und dem gesellschaftskritischen Realismus zu widmen.

Von München nach Berlin

Noch bevor im Jahr 1925 Feuchtwangers Erfolgsroman Jud Süß erscheinen sollte, zog der Schriftsteller nach Berlin um. Er entzog sich der antisemitischen Stimmung der bayrischen Metropole und setzte seine literarische Arbeit zunächst im liberalen Berlin fort. Sein Roman Jud Süß machte ihn über Nacht zu einem anerkannten und sehr erfolgreichen internationalen Bestsellerautor. In der UdSSR erzielte das Buch Rekordauflagen. Feuchtwanger wurde zum Meister des historischen Romans.

Im Jahr 1930 erschien dann Feuchtwangers Schlüsselroman Erfolg, in dem er mit der Figur seines Hauptprotagonisten ein durchaus erkennbares Porträt Hitlers skizzierte. Der Schriftsteller erkannte auf sehr weitsichtig Weise und als einer der Ersten die Bedrohung, die Hitler und die NSDAP darstellten. Im Jahr 1930 wurde er für den Nobelpreis vorgeschlagen.

Von Berlin ins Exil nach Frankreich

Im Jahr 1932 zog der Schriftsteller in eine großzügige Villa am Grunewald um. Er äußerte sich damals positiv zum Kosmopolitismus – eine philosophisch-politische Ideologie, die den ganzen Erdkreis als Heimat betrachtet – und war gegen den jüdischen Nationalismus. Seine Abneigung galt ebenso dem marxistischen historischen Materialismus.

Gegen Ende des Jahres 1932 reiste Feuchtwanger zu Vorträgen nach London und in die USA. Die Machtergreifung der Nazis verhinderte im Januar 1933 die Rückkehr in sein Heimatland. Dort galt er als einer der intellektuellen Hauptgegner der nationalsozialistischen Regierung. Seine Bücher wurden bei der Bücherverbrennung 1933 öffentlich vernichtet.

Der Schriftsteller landete als einer der ersten deutschen Staatsbürger auf der Ausbürgerungsliste Hitlers. Die Geschehnisse dieser Zeit reflektierte Feuchtwanger unter anderem in seinem Roman Die Geschwister Oppermann (1933/1935). Mit seinen Werken demaskierte er auf satirische Art Hitler und seine Helfer und musste daher 1933 dringend aus Deutschland emigrieren.

Er floh ins Exil nach Frankreich und lebte seit 1933 in Sanary-sur-Mer. Der Ort war damals ein Zentrum des deutschsprachigen Exils in Südfrankreich. Die sehr hohen Auflagen seiner Bücher im angelsächsischen Sprachraum sicherten dem Schriftsteller dort ein gutes Auskommen. Etwas später schildert er das Leben von Intellektuellen im französischen Exil in seinem Roman Exil (1939).

Reise in die UdSSR

Die antinazistische Haltung der Westmächte nahm Lion Feuchtwanger zum Anlass, sich deutlich dem Sowjetkommunismus zu nähern. Mit André Gide, der mit der Sowjetunion sympathisierte, veröffentlichte er nach einer Reise dorthin (1936) einen kritischen Bericht unter dem Titel Retour de l’U.R.S.S., also Zurück aus der Sowjetunion. Darin prangerte er die Verfolgung missliebiger Kommunisten durch Stalin an. Daraufhin ließ er sich jedoch von der Sowjetunion für eine Propagandaaktion rekrutieren.

Er provozierte, mit seinem Kompromiss zur Abwehr des Faschismus, in konservativen Kreisen sein Bild als Stalinist, was dazu führte, dass er nach 1945 in Westdeutschland lange unbeachtet blieb. Sehr werbewirksam begab er sich von November 1936 bis Februar 1937 auf Reisen durch die Sowjetunion. Dort wurden seine Werke mit Hilfe von Artemi Chalatows erfolgreich verlegt.

Feuchtwanger traf in der UdSSR mit zahlreichen Menschen zusammen und verfasste viele Berichte darüber. Er traf Stalin und sprach am 7. Januar 1937 mit diesem unter anderem über den Stalinkult und über Demokratie. Außerdem wohnte er zweimal Schauprozessen gegen die alte Garde der Bolschewiken bei, bei denen an einem Tag unter anderem Karl Radek angeklagt wurde.

Internierung in Frankreich und Exil in den USA

Im Jahr 1940 wurde Lion Feuchtwanger in das Internierungslager Les Milles in Frankreich eingewiesen. Wie viele andere Deutsche wurde er etwas später in ein provisorisches Zeltlager nahe Nîmes verlegt. Die Deutschen Truppen rückten zu dieser Zeit immer weiter nach Westen vor. Feuchtwanger wurde unter abenteuerlichen Umständen noch rechtzeitig von Angestellten des amerikanischen Konsulats in Marseille aus dem Lager herausgeschmuggelt und entging nur knapp einer Auslieferung an die Gestapo.

Über Spanien und Portugal gelang ihm schließlich mit seiner Frau die Flucht in die USA. Dort lebte er von 1942 bis zu seinem Tod in Kalifornien. Er kaufte sich von seinen beachtlichen Tantiemen für seine erfolgreichen Werke eine Villa in Pacific Palisades. In den USA vollendete er 1951 seine Josephus-Trilogie, die drei historische Romane über das Leben des Geschichtsschreibers Flavius Josephus umfasst.

In den USA entstand auch sein Alterwerk. Zu diesem zählen etwa die Revolutions-Trilogie mit dem Roman Goya oder der arge Weg der Erkenntnis (1951) und die Werke Die Jüdin von Toledo (1955) sowie Jefta und ihre Töchter (1957). Feuchtwanger war ferner Mitbegründer des Aurora-Verlages in New York (1944).

Nachkriegszeit und Tod in Los Angeles

Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger erhielt wegen des Verdachts auf unamerikanische Umtriebe nie die Staatsbürgerschaft der USA. Sein gehetzter und verfolgter Weg hatte ihn von München nach Berlin, von Berlin nach Frankreich und von Frankreich in die USA gebracht.

Bezeichnend für seine fast lebenslange Flucht und die Umstände, die ihn auf diesen Weg zwangen, war letztendlich die Tatsache, dass wohin er auch kam, es ihm nie gestattet war, die Länder, in denen er sich aufhielt, wirklich als sein zu Hause bezeichnen zu dürfen. Nach 1945 wurde der Schriftsteller in den USA als Linksintellektueller von den US-Behörden der McCarthy-Ära ständig und kritisch beobachtet.

Feuchtwangers Werke aus seinen Zeiten in Frankreich und den USA machten ihn zu einem herausragenden Schriftsteller der Exilliteratur. Im Jahr 1953 erhielt er den Nationalpreis der DDR 1. Klasse für Kunst und Literatur. Dort wurde er überwiegend als Antifaschist und wegen seiner Zuneigung gegenüber dem Kommunismus verehrt und geschätzt.

1957 erkrankte Lion Feuchtwanger schwer an Magenkrebs. Er starb daraufhin am 21. Dezember 1958 in Los Angeles, Kalifornien. Der Autor wurde auf dem Woodlawn Cemetery in Santa Monica beigesetzt.

Werke

  • Romane / Erzählungen (Prosa)
    • Die Einsamen. Zwei Skizzen (1903)
    • Karneval von Ferrara (1908)
    • Der tönerne Gott (1910)
    • Jud Süß (entstand 1921/22, deutsche Erstaufgabe 1925)
    • Die häßliche Herzogin (1923)
    • Wartesaal-Trilogie. Romane über das Aufkommen des Nationalsozialismus.
      • Erfolg (1930)
      • Die Geschwister Oppenheim (1933, nach 1935 als Die Geschwister Oppermann)
      • Exil (1939)
    • Josephus-Trilogie. Romane über den Geschichtsschreiber Flavius Josephus.
      • Der jüdische Krieg (1932)
      • Die Söhne (1935)
      • Der Tag wird kommen (1945)
    • Der falsche Nero (1936, deutsche Erstausgabe 1947)
    • Die Brüder Lautensack (1943)
    • Simone (1943)
    • Waffen für Amerika (später unter dem Titel Die Füchse im Weinberg, 1946)
    • Venedig (Texas) und vierzehn andere Erzählungen (1946)
    • Goya oder der arge Weg der Erkenntnis (1951)
    • Odysseus und die Schweine und vierzehn andere Erzählungen (1950)
    • Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau (1952)
    • Die Jüdin von Toledo (1955)
    • Jefta und seine Tochter (1957)
  • Theaterstücke / Schauspiele
    • Kleine Dramen (Joel; König Saul; Das Weib des Urias; Der arme Heinrich; Donna Bianca; Die Braut von Korinth; 1905–1906)
    • Der Fetisch. Schauspiel in fünf Akten (1906)
    • Julia Farnese. Ein Trauerspiel in drei Akten (1915)
    • Warren Hastings. Schauspiel in vier Akten und einem Vorspiel (1915)
    • Jud Süß. Schauspiel in drei Akten (1918)
    • Die Kriegsgefangenen. Ein Schauspiel in fünf Akten (1918)
    • Thomas Wendt. Ein dramatischer Roman (1918–1919)
    • Der holländische Kaufmann. Ein Schauspiel (1920)
    • Der Amerikaner oder die entzauberte Stadt. Eine melancholische Komödie in vier Akten (1921)
    • Die Petroleuminsel. Ein Stück in drei Akten (1923)
    • Wird Hill amnestiert? Komödie in vier Akten (1923)
    • Leben Eduards des Zweiten von England. Historie nach Marlowe (gemeinsam mit Brecht, 1924)
    • Kalkutta 4. Mai. Drei Akte Kolonialgeschichte (gemeinsam mit Brecht, 1925)
    • Die Gesichte der Simone Machard (gemeinsam mit Brecht, 1941–1943)
    • Wahn oder Der Teufel von Boston. Ein Stück in drei Akten (1948)
  • Autobiographische Schriften
    • Moskau 1937: Ein Reisebericht für meine Freunde (1937)
    • Unholdes Frankreich (später Der Teufel in Frankreich, 1942)
  • Lyrik
    • Pep – J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch (1928)