Ludwig Thoma

Ludwig Thoma, geboren am 21. Januar 1867 in Oberammergau und gestorben am 26. August 1921 in Tegernsee, war ein deutscher Autor sowie Schriftsteller, der vor allem in Bayern populär wurde, aber dann auch über die bayrischen Grenzen Bekanntheit erlangte. Seine Texte kreisen vor allem um Schilderungen des Alltags in Bayern, den er satirisch und darüber hinaus äußerst realistisch nachzeichnete.


Ludwig Thoma prangert in seinen Werken oftmals das Spießbürgertum an und wetterte im gleichen Maße gegen den Provinzialismus, der ihm in seiner Heimat allgegenwärtig schien. Seine Erzählungen zeichnen sich durch eine detaillierte Schilderung des bayrischen Lebens aus, sind dabei oftmals satirisch und sind mit Ironie und Humor gespickt. Sein Spätwerk – vor allem die zahlreichen Beiträge für den Miesbacher Anzeiger – werfen allerdings noch ein anderes Licht auf den Autor: hier wird eine nationalsozialistische Einstellung, gespickt von antisemitischer Polemik, deutlich.

Lebenslauf

  • 1867: Ludwig Thoma wird am 21. Januar in Oberammergau geboren. Er ist das Fünfte von acht Kindern des königlichen Oberförsters Max Thoma.

  • 1874: Thomas Vater stirbt und seine Mutter erkrankt schwer. Er bekommt einen Vormund.

  • 1875 – 1886: Ludwig Thoma besucht die Lateinschule in Landshut. Er wird Schüler am Internat in Neuburg an der Donau. Thoma legt das Abitur an der Studienanstalt zu Burghausen ab.

  • 1886 – 1891: Er studiert zunächst Forstwirtschaft in Aschaffenburg. Wechsel zum Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und München. Thoma erhält die Approbation zum Dr. jur. Ludwig Thoma ist Rechtspraktikant am königlichen Amtsgericht in Traunstein und am Amtsgericht in München.

  • 1894: Er legt die Prüfung zum höheren Justiz- und Verwaltungsdienst ab. Seine Mutter stirbt. Thoma beginnt Beiträge in der Augsburger Abendzeitung zu veröffentlichen.

  • 1897 – 1906: Ludwig Thomas zieht nach München um. Er schreibt für die Wochenzeitschrift Simplicissimus. Der Autor unternimmt Reisen durch Europa. Er verfasst die Theaterstücke Die Medaille (1901) und Die Lokalbahn (1902).
  • Thoma wird zu sechs Wochen Haft verurteilt. Er wird Mitgesellschafter der Wochenzeitschrift Simplicissimus. Thoma lernte die Sektfabrikantentochter Maria (Maidi) Feist-Belmont kennen. Heirat mit der Tänzerin Marietta di Rigardo.

  • 1908: Umzug an den Tegernsee. Sein Lustspiel Moral hat Premiere und wird zum Erfolg.

  • 1914 – 1918: Thoma leistet als Sanitäter Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg und dient unter anderem in Russland und Galizien. Er trifft erneut seine große Liebe Maidi von Liebermann, die inzwischen verheiratet ist.

  • 1919 – 1921: Ludwig Thoma verfasst ca. 170 anonyme Briefe an den Miesbacher Anzeiger (u.a. antisemitische Hetze und Kritik an der Regierung in Berlin. Er leidet an schweren Depressionen. Der Schriftsteller stirbt am 26. August in seinem Haus am Tegernsee an Magenkrebs.

Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Biografie

Ludwig Thoma (geboren am 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) war ein bayerisch-münchnerischer Heimat- und Regionaldichter. Durch seine ebenso realistischen wie auch satirischen Milieuschilderungen des bäuerlichen Lebens sowie der bayerischen Lebensart, der kleinbürgerlichen Moral und der politischen Geschehnisse seiner Zeit, wurde er in Bayern sehr populär.

Thoma knüpfte in seinen Komödien mit viel Humor, politischer Kritik sowie Satire und antipreußischen Ressentiments an die regionalen Literaturtraditionen seiner Heimat an.

Familie und Ausbildung

Ludwig Thoma wurde als Fünftes von acht Kindern des königlichen Oberförsters Max Thoma und dessen Ehefrau Katharina Thoma, geborene Pfeiffer, in Oberammergau (Bayern) geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er bis 1873 im Forsthaus Vorderriß an der Isar, nahe der Tiroler Grenze. Dort besaßen Thomas Eltern auch einen Gastbetreib.

Nachdem Thoma mit seiner Familie nach Forstenried bei München umgezogen war, starb sein Vater. Ludwig Thoma war damals sieben Jahre alt. Kurz darauf (1874) erkrankte Thomas Mutter schwer und der junge Ludwig bekam einen Vormund.

Zunächst besuchte er in Landshut die Lateinschule, 1877 wurde Thoma Zögling im Internat in Neuburg an der Donau und etwas später Schüler der Studienanstalt zu Burghausen. Im Jahr 1886 bestand Ludwig Thoma das Abitur.

Studium der Rechtswissenschaften

Dem Vorbild seines Vaters folgend, beschloss Thoma zunächst Förster zu werden. Dazu schrieb er sich nach bestandenem Abitur zum Forstwirtschafts-Studium in Aschaffenburg ein. Nach nur einem Jahr wechselte er jedoch in den Bereich der Rechtswissenschaft und führte sein Studium in München und Erlangen (1888 bis 1890) fort.

Im Jahr 1891 erlangte er seine Approbation zum Dr. jur. Bis 1893 war Thoma Rechtspraktikant am königlichen Amtsgericht in Traunstein. Danach folgte eine zweite Praktikantenphase am Amtsgericht in München.

1894 legte Ludwig Thoma die Prüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst ab. Damit erreichte er auch die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft beim Amtsgericht in Dachau. Im selben Jahr starb seine Mutter. Fortan ließ sich Ludwig Thomas in Dachau nieder.

Ebenfalls in diese Zeit fiel seine Bekanntschaft mit einem Redakteur der Augsburger Abendzeitung, der es ihm ermöglichte, seine Arbeiten in der belletristischen Beilage der Zeitung zu veröffentlichen. Nach und nach lernte er auch die Honoratioren – also Bürger mit großem Ansehen – der Stadt Dachau kennen und machte sich mit seinen Publikationen, zu denen auch Geschichten und Erzählungen gehörten, einen guten Namen als Autor.

Umzug nach München und Inhaftierung

Im Jahr 1897 zog Ludwig Thoma schließlich nach München um. Dort lernte er die Mitarbeiter der satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus kennen. Albert Langen gründete im Jahr 1896 das Zeitschriftenblatt und Thoma verfasste erste Texte für die Zeitschrift.

Für seine Veröffentlichungen im Simplicissimus benutzte Thoma häufig das Pseudonym Peter Schlemihl. Seinem gelernten Beruf nicht nachhaltig zugewandt gab er seine Rechtsanwaltkanzlei in München auf und wurde Redakteur beim Simplicissimus. Später, im Jahr 1906, wurde er Mitgesellschafter der Wochenzeitschrift Simplicissimus. Thoma verfasste bis zu seinem Tod etwa 800 Beträge für das Blatt.

Ab 1900 unternahm Ludwig Thoma mehrere Reisen durch Europa. Er arbeitet zu dieser Zeit an mehreren schriftstellerischen Werken und verfasste unter anderem die Theaterstücke Die Medaille (1901) und Die Lokalbahn (1902). Im Jahr 1906 gründete er gemeinsam mit Hermann Hesse die Zeitschrift März.

Im selben Jahr wurde er zu sechs Wochen Haft verurteilt und musste in der Münchner Haftanstalt Stadelheim einsitzen. Er hatte im Simplicissimus ein Spottgedicht verfasst, durch das sich einige Mitglieder des Sittlichkeitsvereins beleidigt fühlten. Während dieser Zeit lernte er auch die Sektfabrikantentochter Maria (Maidi) Feist-Belmont kennen. Zu ihr verband ihn eine enge Beziehung, die bis zu seinem Tod anhielt. Maria (Maidi) Feist-Belmont war die spätere Maria von Liebermann.

Erfolg am Theater

Im Jahr 1908 zog Ludwig Thoma in ein Haus Auf der Tuften am Tegernsee um. Im selben Jahr hatte auch sein Lustspiel Moral Premiere. Das Stück wurde zu einem seiner größten Erfolge. Thoma nahm darin erneut die Vertreter des Sittlichkeitsvereins aufs Korn und zielte auf moralische Scheinheiligkeit und bürgerliche Alltagssitten ab, die er in seiner bayrischen Heimat immer wieder beobachtete.

Bereits 1907 hatte er die auf den Philippinen geborene Tänzerin Marietta di Rigardo, genannt Marion, geheiratet. Die 25 Jahre alte Frau war für damalige Zeiten sehr emanzipiert. Die Ehe der beiden hielt allerdings nicht lange. Thomas Ehefrau schien sich in der Beziehung zu langweilen und hatte zahlreiche Seitensprünge. Im Jahr 1911 wurde die Ehe schließlich geschieden. Ludwig Thoma und Marion blieben trotz gescheiterter Ehe auch weiterhin verbunden und befreundet.

Thoma war bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs eher linksliberal eingestellt. Er hatte sich des Öfteren mit deutlicher Kritik an der Gesellschaft, der Kirche und dem Staat hervorgetan. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs änderte dies allerdings.

Der Erste Weltkrieg

Ludwig Thoma meldete sich nach Kriegsbeginn freiwillig als Sanitäter und wurde im Jahr 1915 mit einer bayerischen Division an die Ostfront nach Galizien eingezogen. Thoma diente außerdem an der Westfront und in Russland. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Während dieser Zeit erkrankte er schließlich schwer an Ruhr – eine entzündliche Erkrankung des Dickdarms – und musste daraufhin dem Felddienst fernbleiben. Nach seiner Rückkehr in die Heimat folgten einige sehr produktive Jahre des Schriftstellers. Das Ende des Krieges und den verfehlten Sieg nahm Thoma nur schwer und mit großer Verbitterung hin.

Im Jahr 1918 begegnete er erneut der aus der jüdischen Sekt-Dynastie Feist-Belmont stammenden und nun verheirateten Maidi von Liebermann (geboren 1883; † 22. November 1971).

Thomas Liebe zu der verheirateten Frau blieb unerfüllt und er beklagte sein Schicksal, Maidi von Liebermann nicht schon eher geheiratet zu haben. Maidi von Liebermann blieb Ludwig Thoma bis zu dessen Tod eng verbunden. Sie konnte jedoch nicht ganz zu ihm ziehen, da ihr Ehemann einer Scheidung nicht einwilligte.

Nachkriegsjahre und Spätwerk

Ludwig Thoma verfasste gegen Ende seines Lebens (von 1919 bis 1921) ca. 170 anonyme Briefe an den Miesbacher Anzeiger, mit überwiegend antisemitischen Parolen, die sich vor allem gegen die Regierung in Berlin und die Sozialdemokratie richteten.

Er verfasste Hetze gehen die Reichshauptstadt Berlin und bezeichnete diese unter anderem als Entenpfuhl und als eine Mischung von galizischem Judennest und New Yorker Verbrecher-Viertel.

Tod am Tegernsee

Ludwig Thoma starb am 26. August 1921 in seinem Haus in Tegernsee nach einer Magenkrebs-Operation. Er litt in seinem letzten Lebensjahr an schweren Depressionen die unter anderem auch durch die politische Lage seines Heimatlandes und der aussichtslosen Liebe zu Maidi von Liebermann bedingt waren. Den wesentlichen Anteil seines beachtlichen Vermögens sowie seine Honorare und Tantiemen vermachte er Maidi von Liebermann.

Ludwig Thoma wurde auf dem Gemeindefriedhof von St. Laurentius in Rottach-Egern am Tegernsee beigesetzt. Seine Grabstätte befindet sich heute neben dem Grabplatz seines langjährigen engen Freundes Ludwig Ganghofer.

Anerkennung seines Lebenswerks

Bis heute ist Ludwig Thoma ein Schriftsteller, der in seiner bayrischen Heimat große Popularität genießt. Dort existiert zu seinen Ehren beispielsweise das Ludwig-Thoma-Bier des Hofbrauhauses Berchtesgaden. Im München gibt es seit 1973 die Ludwig-Thoma-Realschule und seine Büste steht in der Ruhmeshalle der bayrischen Landeshauptstadt.

Seit 1967 verlieh die Stadt München zu seinen Ehren die Ludwig-Thoma-Medaille. Nach Bekanntwerden Ludwig Thomas nationalsozialistischer Einstellung, den antisemitischen Äußerungen sowie der deutlich antisozialistischen Polemik wurde die Verleihung der Thoma-Ehrenmedaille 1990 eingestellt.

Werke

  • Werkübersicht in chronologischer Reihenfolge

    • Agricola (1897)
    • Die Witwen (1899)
    • Die Medaille (1901)
    • Assessor Karlchen (1901)
    • Die Lokalbahn (1902)
    • Das große Malöhr im Juni 1903 (1903)
    • Der heilige Hies (mit Illustrationen von Ignatius Taschner, 1904)
    • Lausbubengeschichten (1905)
    • Andreas Vöst (1906)
    • Tante Frieda (1907)
    • Kleinstadtgeschichten (1907)
    • Moral (1909)
    • Briefwechsel eines bayrischen Landtagsabgeordneten (1909)
    • Erster Klasse (1910)
    • Der Wittiber (1911)
    • Lottchens Geburtstag (1911)
    • Ein Münchner im Himmel (1911)
    • Magdalena (1912)
    • Jozef Filsers Briefwexel (1912)
    • Die Sippe (1913)
    • Das Säuglingsheim (1913)
    • Nachbarsleute (1913)
    • Urlaubshitze (1916)
    • Die kleinen Verwandten (1916)
    • Brautschau (1916)
    • Dichters Ehrentag (1916)
    • Das Kälbchen (1916)
    • Der umgewendete Dichter (1916)
    • Onkel Peppi (1916)
    • Heimkehr (1916)
    • Das Aquarium und anderes (1916)
    • Heilige Nacht (1917)
    • Altaich (1918)
    • Münchnerinnen (1919)
    • Erinnerungen (1919)
    • Der Jagerloisl (1921)
    • Der Ruepp (1921)
    • Kaspar Lorinser (Fragment, 1921)
    • Leute, die ich kannte (posthum erschienen, 1923)