In der Klassischen Moderne gab es unter den vielen Unterepochen auch die sogenannte Neuromantik. Die Strömungen um die Jahrhundertwende beeinflussten sich gegenseitig, so auch der Symbolismus, Impressionismus und die Dekadenz die Neuromantik.
Inhaltsverzeichnis
Begriff und zeitliche Einordnung der Moderne
Oft als “literarischer Jugendstil” bezeichnet, prägte die Neuromantik wiederum den Jugendstil der Bildenden Kunst und Architektur. Die Literaturepoche lässt sich etwa auf die Zeit 1890 bis 1915 datieren. Wie der Begriff verweist, stand in der Epoche die Darstellung der Themen der Romantik, also das Wunderbare, das Mystische und das Geheimnisvolle, im Mittelpunkt.
Neuromantik in der Literatur
In der Neuromantik war die Lyrik beliebt. Schriftsteller der Epoche schufen mit feiner Sprache und großer Emotionalität formvollendete Texte. Besonders hervorzuheben für diese literarische Strömung ist auch das Kunstmärchen. Im Gegensatz zum traditionellen Volksmärchen, das mündlich über Generationen überliefert wurde, ist das Kunstmärchen schriftlich von nur einem Autor verfasst.
Lyrik in der Neuromantik:
In der lyrischen Dichtung der Neuromantik standen die Betonung von Emotionen, die Auseinandersetzung mit der Natur, die Sehnsucht nach dem Transzendentalen und die Erforschung des Unbewussten im Vordergrund. Die Lyrik der Neuromantik zeichnete sich durch eine symbolische und oft melancholische Sprache aus, in der intensive Bilder und metaphorische Ausdrucksformen verwendet wurden.
Beispiel: Gedichte von Rainer Maria Rilke, wie „Der Panther“ oder „Der Einsame“, spiegeln die lyrischen Qualitäten der Neuromantik wider. Sie verbinden emotionale Intensität mit einer tiefen Sensibilität für Natur und Existenz.
Epik in der Neuromantik:
In der epischen Literatur der Neuromantik wurden häufig Traumwelten, fantastische Elemente und innere Reisen thematisiert. Die Handlungen und Charaktere in epischen Werken wurden von intensiven Emotionen, Sehnsüchten und dem Streben nach einer tieferen Bedeutung des Lebens geprägt. Die Sprache war oft poetisch und symbolgeladen.
Beispiel: „Die Elixiere des Teufels“ von E.T.A. Hoffmann ist ein epischer Roman der Neuromantik. Das Werk erzählt die Geschichte des Mönchs Medardus, der zwischen Gut und Böse, Wahn und Realität, Liebe und Wahnsinn hin- und hergerissen ist. Es zeigt die Verbindung von realer und fantastischer Welt und den inneren Konflikten des Protagonisten.
Dramatik in der Neuromantik:
Die dramatischen Werke der Neuromantik waren geprägt von einer Mischung aus romantischen Elementen, Fantasie und einer Betonung des Subjektiven. Sie thematisierten oft die Konflikte zwischen individuellen Sehnsüchten und gesellschaftlichen Normen. Die dramatische Sprache war emotional und bildhaft.
Zusammenfassung: Begriff und zeitliche Einordnung der Moderne
- Begriff: Neuromantik
- Zeitraum: Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere zwischen den beiden Weltkriegen Einordnung:
- Literarische Strömung: Weiterentwicklung der romantischen Tradition
Die Neuromantik zeichnet sich durch ihre Betonung von Gefühlen, der Natur, dem Unbewussten und der Suche nach dem Sinn des Lebens aus. Sie reflektierte das Bedürfnis nach einer tiefen Verbindung zur Natur, nach spirituellen Erfahrungen und einer intensiven Auseinandersetzung mit der inneren Welt des Menschen.
Zusammenfassung: Motive und Themen der Neuromantik
- Sehnsucht nach dem Absoluten und Transzendenz
- Flucht vor der modernen Welt und Suche nach einer idealisierten Vergangenheit
- Naturverbundenheit und Mystik
- Innere Konflikte und die Suche nach Identität
- Liebe und Leidenschaft
- Traum- und Fantasiewelten
- Das Unbewusste und das Irrationale
- Spiritualität und metaphysische Fragen
- Symbolik und Symbole
- Rückzug in die Welt der Kunst und der Phantasie
- Melancholie und Weltschmerz
- Die Distanzierung von der Industriegesellschaft und der technologischen Entwicklung
- Kritik an der Oberflächlichkeit der modernen Gesellschaft
- Betonung der Individualität und des Individuums
Autor | Lebensdaten | Werk | Erscheinungsjahr |
---|---|---|---|
Rainer Maria Rilke | 1875-1926 | Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge | 1910 |
Duineser Elegien | 1922 | ||
Die Sonette an Orpheus | 1923 | ||
Hugo von Hofmannsthal | 1874-1929 | Ein Brief | 1902 |
Der Schwierige | 1921 | ||
Der Rosenkavalier | 1911 | ||
Stefan George | 1868-1933 | Das Jahr der Seele | 1897 |
Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte | 1895-1899 | ||
Georg Trakl | 1887-1914 | Gedichte | 1913 |
Sebastian im Traum | 1915 | ||
Der Herbst des Einsamen | 1915 | ||
Hermann Hesse | 1877-1962 | Die versunkene Glocke | 1896 |
Der Steppenwolf | 1927 | ||
Siddhartha | 1920 | ||
Gerhart Hauptmann | 1862-1946 | Der arme Heinrich | 1902 |
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit der Germanistin Bianca Körner veröffentlicht.