Reportage

Die Reportage ist eine journalistische Darstellungsform und gehört, wie die Nachricht, der Kommentar, der Bericht oder das Protokoll, zu den informativen Textsorten, da es die Hauptfunktion der Reportage ist, ihren Empfänger (Leser, Hörer, Zuschauer) über einen beliebigen Sachverhalt zu informieren. Eine Reportage setzt auf die unmittelbare Anschauung des Gesagten, was durch die hohe Bildlichkeit und echte Beispiele ermöglicht wird. Während andere journalistische Textsorten vornehmlich distanziert berichten, geht die Reportage sehr nah heran. Verwandt sind das Feature und die Dokumentation.


Begriff

Der Begriff leitet sich vom lateinischen Verb reportare ab, welches sich mit berichten oder melden übersetzen lässt. Mit dem Begriff Reportage wird in der Regel die Textsorte bezeichnet, wobei sie auch in Hörfunk und Fernsehen eine häufige Darstellungsform ist, um sich objektiv sowie dokumentarisch einem beliebigen Sachverhalt zu nähern und dem Rezipienten zumeist sachlich und nicht einseitig zu zeigen.

Darüber hinaus gilt im Rundfunkjargon eine Berichterstattung vom Ort des Geschehens als Reportage. So werden beispielsweise die Personen, die live von einer Sportveranstaltung berichten, Reporter genannt. Ein Reporter kann aber auch über aktuelle Ereignisse vor allem aus den Bereichen Justiz, Kultur, Lokales und Politik, Ausland, Wissenschaft sowie Sport für Presse, Hörfunk und Fernsehen berichten.

Hinweis: Im Nachfolgenden werden die Eigenarten sowie die Merkmale der journalistischen Reportage erläutert. Anschließend wird der typische Aufbau der Textsorte dargestellt und durch Beispiele gezeigt.

Merkmale der Reportage

Übersicht: Merkmale der Textsorte im Überblick


  • Die Reportage zählt zu den informativen Textsorten, da sie ihren Empfänger (Leser) über einen bestimmten Sachverhalt oder ein Ereignis informiert. Sie vermittelt dieses Ereignis unmittelbar, wodurch der Leser das Gefühl hat, tatsächlich beim beschriebenen Ereignis live am Ort des Geschehens zu sein sowie die Atmosphäre selbst zu erleben und spüren zu können.
  • Meist bezeichnet der Begriff einen Text oder eine Mischung von Fotos und Text (Fotoreportage). Dennoch wird er auch auf bewegte Bilder (Fernsehen) und das gesprochene Wort (Radio) angewandt und meint auch hier eine Darstellungsform über Ereignisse.
  • Wesentlich ist, dass die Reportage das Wahrgenommene zeigt, was durch eine sehr bildreiche Sprache oder eben das tatsächliche Zeigen (Film) realisiert wird. So hat der Leser das Gefühl, das Erzählte tatsächlich mitzuerleben. Im Gegensatz zu anderen journalistischen Textsorten steht dabei nicht die reine Information oder das Berichten über ein Ereignis im Vordergrund.
  • Um diese Atmosphäre einzufangen, ist die Reportage zumeist von der persönlichen Meinung des Reporters gefärbt, wodurch sie mitunter subjektiv erscheint. Dennoch ist sie niemals erfunden, sondern basiert auf nachweisbaren Fakten. Sie versucht, objektiv zu sein.
  • Allerdings ist es einem Reporter erlaubt – im Gegensatz zum Verfasser von Nachrichten oder Berichten – die dargestellten Fakten mit eigenen Eindrücken zu unterlegen, wobei er jedoch keinesfalls wertend auftreten oder Wesentliches verschweigen sollte.
  • Die Reportage basiert dabei immer auf Recherchen, Beobachtungen, Erlebnissen, Eindrücken sowie Interviews, wobei sie sich durch eine enorme Nähe zum Gezeigten auszeichnet. Um die eigene Glaubhaftigkeit zu unterstreichen bedient sie sich authentischem Material (Interviews, Augenzeugenberichte, Dokumente, Fotos, Audiodateien etc.).
  • Die Reportage beginnt meist mit der szenischen Schilderung einer Situation oder auch einer Momentaufnahme, also einem Augenblick, welcher charakteristisch sowie darüber hinaus besonders für das behandelte Thema ist und den Betrachter neugierig auf mehr macht.
  • Zu Beginn steht oftmals das Zitat einer Person, die das vorgestellte Erlebnis entweder durchlebt hat oder als Experte befragt wird. Ausschnitte aus solchen Interviews ziehen sich häufig durch den gesamten Text und untermauern das Gezeigte durch authentisches Material.
  • In der Regel begleitet eine solche Reportage einen kleinen Personenkreis oder ausgewählte Protagonisten. Zwischen den Erlebnissen und Ansichten der einzelnen Personen wird meist gewechselt, sodass mehrere Geschichten zu einem Oberthema zeitgleich erzählt werden.
  • Doch auch wenn verschiedene Ansichten und Meinungen zu einem Thema dargestellt werden, verfolgt die Darstellungsform immer einen roten Faden. Das bedeutet, dass man darin eine durchgehende Struktur oder ein Ziel erkennen kann. Dieses ist in der Regel die objektive Darstellung, wobei stets passende Hintergrundinformationen eingestreut werden.
  • Darüber hinaus verfolgt die Reportage einen dramaturgischen Aufbau: typisch wäre hierbei ein packender Einstieg, der neugierig auf das Thema macht, dann der Kern der Reportage mit Interviews, Hintergrundinformationen und einer Geschichte, dann die finale Schlusspointe.
  • Das bedeutet aber auch, dass sich diese Darstellungsform meist durch einen Spannungsbogen auszeichnet. Der Rezipient, also derjenige, der das Werk konsumiert, möchte wissen, wie die Geschichte ausgeht und diese steuert auf ein Finale zu.
  • Typisch ist für diese Darstellungsform außerdem eine bildhafte Sprache – es geht in erster Linie nicht um einen ausgeklügelten Sprachgebrauch, sondern eher um das Verwenden zahlreicher Adjektive, das Ansprechen verschiedener Sinne des Lesers, um diesem auf allen Ebenen das Gefühl zu vermitteln, tatsächlich am Ort des Geschehens zu sein. Bei Bewegtbildern sind es zumeist Momentaufnahmen, die detaillierte Einblicke geben (Blick hinter die Kulissen).
  • Die gewählte Zeitform der Reportage ist oftmals das Präsens, also die Gegenwart. Auch dies vermittelt dem Empfänger (Leser, Hörer, Zuschauer) das Gefühl, die erzählte Geschichte im Augenblick selbst zu erleben oder sie mit eigenen Augen zu beobachten.

Sprache der Reportage

Wie beschrieben, bedient sich diese Darstellungsform einer sehr bildhaften Sprache, um das Erzählte für den Empfänger greifbar sowie erlebbar zu machen. Diese sprachlichen Besonderheiten der Textsorte und die Merkmale solcher Bildlichkeit sollen nun beispielhaft erläutert werden.

Stellen wir uns vor, in einem Haus hat es gebrannt. In den Nachrichten heißt es dazu:„Der Brand war in einem Nebengebäude der Brauerei ausgebrochen. Glücklicherweise gab es aber keine Verletzten.“ Die Reportage würde dieses Geschehen für den Leser bildlicher aufbereiten und ihn so direkt ins Geschehen holen. So könnte es beispielsweise heißen, wenn viele Adjektive gebraucht und die Sinne angesprochen werden:


Der Geruch von Feuer und kaltem Rauch liegt in der schweren Luft, als wir das Haus betreten. Der Brand war in der Nacht im Nebengebäude ausgebrochen, ist aber schon nach kurzer Zeit auf das Haupthaus der Familie übergegangen. Überall frisst sich der Ruß ins poröse Mauerwerk und zeichnet grau-schwarze Flecken in die einstige Familienidylle. Inmitten des Eingangsbereichs klafft ein riesiges Loch in der Decke: noch vor wenigen Stunden führte hier eine Treppe ins Obergeschoss des Hause, von der nur ein gräulicher Aschehaufen zeugt. Familie Meyer steht vor den Trümmern ihrer Existenz, auch wenn glücklicherweise niemand verletzt wurde.


Das obige Beispiel verdeutlicht das Prinzip. Grundsätzlich wird hier das Gleiche erzählt: es hat gebrannt. Allerdings machen zahlreiche Adjektive (schwer, porös, grau-schwarz etc.) und Wörter, die verschiedene Sinne ansprechen, das Geschehen für den Leser erlebbar, wodurch Bilder im Kopf entstehen (Kopfkino).

Unterschied: Dokumentation, Feature, Reportage

  • Dokumentation: Darstellungsform des Fernsehens/Films, wobei die korrekte Bezeichnung Dokumentarfilm (kurz: Doku) lautet. Der Dokumentarfilm ist – im Gegensatz zu der Reportage – nicht von einer persönlichen Meinung des Reporters gefärbt. Sie versucht immer, etwas abzubilden sowie kommentiert das Geschehen nicht wertend. Ihr Hauptanliegen ist das Vermitteln von Wissen, nicht das Erzählen einer Geschichte.

  • Feature: Das Feature ist ebenfalls eine journalistische Darstellungsform. Das Feature weist Merkmale der Reportage, aber auch der Dokumentation auf und ist vor allem im Hörfunk verbreitet. Es versucht ebenso ein Thema darzustellen und bedient sich einer bildhaften Sprache. Allerdings nur, um den Gegenstand zu verdeutlichen. Außerdem ist das Feature eher überzeitlich ausgerichtet, hat also eher den Anspruch, für eine lange Zeit gültig zu sein. Das Feature schildert und untermauert das Gesagte durch viele Fakten. Weiterhin versucht das Feature von der gewählten Situation auf das Allgemeine zu schließen.

  • Reportage: Journalistische Darstellungsform, die über Ereignisse und Situationen berichtet. Sie ist immer von einem Reporter geprägt, auch wenn sie versucht, objektiv zu sein. Charakteristisch ist, dass sie sehr nah an das jeweilige Thema herangeht und eine einzelne Geschichte erzählt, wobei Einzelschicksale vorgestellt werden und der Empfänger durch Spannung an das Erzählte gefesselt wird.
Kurzübersicht: Das Wichtigste zur journalistischen Textsorte im Überblick


  • Der Begriff bezeichnet eine journalistische Darstellungsform, die in den Printmedien, im Hörfunk und im Fernsehen gleichermaßen Verwendung findet und sich medienübergreifend ganz ähnlicher Stilmittel bedient.
  • Sie erzählt eine Geschichte, die sich einem bestimmten Oberthema unterordnet und versucht, das Gezeigte für den Empfänger (Zuschauer, Hörer, Leser) erlebbar zu machen und wird von einem Reporter gestaltet, der sie mit Persönlichem färbt, aber versucht, objektiv zu bleiben.
  • Um dieses Ziel zu erreichen, bedient sich die Reportage einer großen Bildlichkeit, wodurch das Erzählte auf vielen Sinnesebenen für den Empfänger erlebbar wird. Dabei soll sie vor allem informieren und eine Geschichte erzählen und nicht in erster Linie Wissen vermitteln.

Reportage-Beispiele (Fernsehen, Text)

<strong>Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon</strong>, Reportage (Das Erste)
<strong>Lehreralltag an der Hauptschule</strong>, Reportage (FOCUS TV)
<strong>Die geheime Macht von Google</strong>, Reportage (Das Erste)
<strong>Leben auf der Raststätte</strong>, Reportage (NDR)