Homoioteleuton

Das Homoioteleuton, auch Homöoteleuton, Homoeoteleuton sowie Omoioteliton, ist ein rhetorisches Stilmittel, das uns vornehmlich in der Lyrik begegnet (vgl. literarische Gattungen). Das Homoioteleuton meint, dass sich die Endsilben aufeinanderfolgender Wörter, Satzteile oder auch kürzerer Sätze reimen. Demnach ist die Stilfigur mit der Epipher und dem Binnenreim verwandt und bildet das Gegenstück der Alliteration (vgl. Beispiel-Alliterationen).


Begriff & Beispiel

Der Begriff lässt sich aus dem Griechischen ableiten (ὁμοιοτέλευτον) und ungefähr mit gleich endigend übersetzen. Demzufolge verweist schon die Bedeutung des Wortes darauf, worum es grundsätzlich bei der Stilfigur geht: nämlich um die gleich klingenden Endungen [von Wörtern oder Satzteilen, die aufeinanderfolgen]. Ein Beispiel.


Tja, mein Lieber. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.

Das obige Beispiel ist einerseits alliterativ, da es auf der Abfolge gleicher Anfangsbuchstaben beruht und andererseits ein Tautogramm, da im Satz alle Wörter mit einem gleichen Buchstaben beginnen sowie ein Homoioteleuton, da die Endsilben allesamt gleich klingen, sich somit reimen (-gangen, -fangen, -hangen).

Außerdem wird ersichtlich, dass sich Binnenreim und Homoioteleuton ähneln und grundsätzlich das Gleiche beschreiben. Denn als Binnenreim gilt eine Reimfolge, die den Reim innerhalb einer Verszeile umschreibt, weshalb die Wörter oftmals aufeinanderfolgen (Bsp.: Und seufzte lang und bang…)

Der Begriff wurde erstmals von Aristoteles in seinem Werk über die Rhetorik genutzt, um eine Versfolge zu beschreiben. Aristoteles brachte ein Beispiel für seine Beobachtungen, um diese Auffälligkeit zu zeigen. Der wesentliche Unterschied ist dabei, dass es sich nicht um aufeinanderfolgende Wörter handelt, sondern um Verszeilen, die sich reimen. In diesem Fall ist die Ähnlichkeit zur Epipher natürlich sehr offensichtlich.


ῴήϑησαν αὐτὸν παιδίον τετοκέναι,
ἀλλ‘ αὐτοῦ αἴτιον γεγονέναι

ôiêthêsan auton paidion tetokenai,
all‘ autu aition gegonenai


Weitere Beispiele

Am besten lässt sich eine Stilfigur anhand einiger Beispiele verdeutlichen. Deshalb möchten wir Ihnen an dieser Stelle noch eine Auswahl beispielhafter Sätze, die das Prinzip verdeutlichen, zur Verfügung stellen. Allerdings bleiben diese unkommentiert.


Wie gewonnen, so zerronnen.

Ich bin klein, aber fein,
jedoch auch rund sowie gesund.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausen Stäben keine Welt.

frz.: liberté, egalité, fraternité.

nolens volens.


Wirkung und Funktion

Es ist immer schwierig, einer Stilfigur eine Funktion oder Wirkung zuzuschreiben. Dann laufen wir bei der Interpretation oder Analyse nämlich Gefahr, das Stilmittel darauf zu reduzieren und prüfen nicht mehr, ob es sich tatsächlich so verhält. Dennoch geben wir einige Hinweise.

Übersicht: Wirkung und Funktion des Homoioteleutons


  • Das Homoioteleuton ist ein rhetorisches Stilmittel, das darauf basiert, dass sich die Endsilben von Wörtern, Satzteilen oder kurzen Sätzen reimen oder auch gleich klingen. Im Gegensatz zum Reim kann es sich dabei auch um unbetonte Wortendungen handeln.
  • Somit ist das Stilmittel das Gegenstück der Alliteration und erinnert außerdem an den Binnenreim und die Epipher. Das sprachliche Gegenteil wird außerdem als Homoiarkton bezeichnet. Hierbei handelt es sich somit um ein anderes Wort für die Alliteration.
  • Das Homoioteleuton verstärkt somit maßgeblich die Klangwirkung, den Rhythmus und natürlich auch unsere Lesart, wenn wir eine solche Verszeile vortragen. Demzufolge kann eine Häufung solcher Figuren natürlich eine Art Singsang beim Redner begünstigen.


Stichwortverzeichnis