Eine Strophe ist die Anordnung einer bestimmten Anzahl von Versen (Verszeilen) zu einer in sich geschlossenen Form. Die Strophe ist dabei einer höheren metrischen Einheit untergeordnet, wie beispielsweise dem Gedicht oder dem Lied. Das bedeutet, dass ein lyrischer Text aus Strophen besteht, die aus Versen zusammengesetzt sind.
Ursprünglich stammt das Wort Strophe aus der Chorlyrik und lässt sich mit Wendung übersetzen (gr.: στροφή ~ strophē). Dabei bezeichnete die Strophe den Richtungswechsel des Chores bei einem Rundtanz im griechischen Drama. Mit diesem Wechsel ging meist auch eine Veränderung des Gesanges einher.
Im 17. Jahrhundert gelangte der Begriff über das Französische ins Deutsche. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Bezeichnungen daz liet im Mittelhochdeutschen oder Stück, Gebände, Gesätz oder Vers beim Meistergesang üblich, wenn eine Ansammlung von Verszeilen beschrieben wurde.
Hinweis: Unter dem Begriff „Vers“ wird heutzutage die einzelne Zeile eines Gedichtes verstanden, wobei aus mehreren solcher Verse eine „Strophe“ gebildet wird. Lediglich beim Kirchenlied spricht man noch immer von Versen, wenn die Strophe beschrieben wird. (→ Vers)
Inhaltsverzeichnis
Die Strophe im Gedicht
Die einzelnen Strophen innerhalb eines Gedichtes sind durch einen Absatz voneinander getrennt. Folglich könnten wir auch von den Abschnitten eines Gedichtes sprechen.
Um das Geschriebene zu verdeutlichen, möchten wir einmal auf ein Beispiel schauen. Dafür haben wir die ersten beiden Strophen aus Heinrich Heines Die Wanderratten gewählt.
a
b
b
c
c
d
d
Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.
Sie wandern viele tausend Meilen,
Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf.
In diesem Beispiel tritt der strophenartige Aufbau eines Gedichtes recht deutlich zutage. Wir haben es mit zwei Strophen (aabb und ccdd) zu tun, die durch jeweils vier Verse, also Zeilen, gebildet werden. Diese Verse sind in Paarreimen angeordnet (→ Reimschema).
Die Strophe im engeren Sinne
Im Deutschunterricht werden grundsätzlich alle Vers-Einheiten eines Gedichtes als Strophe bezeichnet. Im engeren Sinne sollte eine Strophe jedoch einige Merkmale aufweisen.
Denn im engeren Sinne meint eine Strophe nämlich, dass auch ähnliche Merkmale in den Vers-Einheiten vorliegen. Diese können wir anhand eines gemeinsamen Reimschemas, Metrums (→ Versmaß), einer identischen Verszahl oder auch der Länge der Verse festmachen.
Im obigen Ausschnitt aus den Wanderratten finden sich beispielsweise in jeder Strophe vier Verse, wodurch die Anzahl gleichbleibend ist. Weiterhin lässt sich in allen Strophen ein durchgängiger Paarreim ausmachen und auch die Länge der Verse (Silbenzahl) ist ähnlich.
Finden sich hierbei überhaupt keine Ähnlichkeiten oder durchgehende Merkmale, die sich in den jeweiligen Strophen ausmachen lassen, ist es sinnvoller, von den Abschnitten eines Gedichtes zu sprechen. Gibt es allerdings nur wenige Abweichungen einer übergeordneten Form, muss dies in einer Untersuchung (→ Gedichtanalyse) hervorgehoben werden.
Verschiedene Strophenformen und -muster
Wenn sich bestimmte Merkmale innerhalb einer Strophe erkennen lassen, können wir diese einem bestimmten Muster zu ordnen. Hierbei sprechen wir von der Strophenform.
Solche Formen finden sich meist in der traditionellen Lyrik und zeichnen sich durch ein sehr strenges Metrum oder ein bestimmtes Reimschema aus, das von den üblichen Reimschemata abweicht und nur in dieser Strophenform wiederholt zum Einsatz kommt.
Die häufigsten Strophenformen sind hierbei die Stanze, die Volksliedstrophe, die italienische Terzine, die Chevy-Chase-Strophe und weiterhin die Volksliedstrophe und Odenstrophe.
- Die Strophe ist die Anordnung einer bestimmten Anzahl von Verszeilen in einem Gedicht.
- Grundsätzlich besteht ein Gedicht demnach aus Strophen, die sich aus Versen zusammensetzen.
- Finden sich innerhalb der einzelnen Strophen allerdings keine ähnlichen Merkmale (Metrum, Reimschema, Rhythmus) ist es besser, von den Abschnitten eines Gedichtes zu sprechen.