Einleitung
Irrungen, Wirrungen ist ein 1888 veröffentlichter Roman des deutschen Schriftstellers Theodor Fontane. Der Roman handelt von der nicht standesgemäßen Liebe zwischen dem Baron und Offizier der preußischen Armee Botho von Rienäcker und der kleinbürgerlichen Schneiderin Magdalene Nimptsch, die von allen nur Lene genannt wird.
Auf einem Ausflug lernen sich Botho und Lene kennen, als Lenes Boot auf einem See zu kentern droht. Die jungen Leute merken schnell, dass sie einander mögen, aber ihre gegenseitige Zuneigung stellt sie vor große Probleme. Denn in der Frühphase des Deutschen Reichs (der Roman spielt in den 1870er Jahren) kann die Liebe der beiden auf Grund ihrer unterschiedlichen Herkünfte nicht in Erfüllung gehen. Sie scheitern an der sozialen Undurchlässigkeit der wilhelminischen Gesellschaft.
Ohne diesen Stoff auf eine Tragödie zuzuspitzen, entwickelt Fontane einen im Sinne des bürgerlichen Realismus realistischen Roman, der die beiden Liebenden die Unmöglichkeit ihrer Liebe anerkennen und einen anderen Partner heiraten lässt. Dieses Schicksal beschreibt Fontane in einem Brief an Friedrich Stephany, den Chefredakteur einer literarischen Zeitung, vom 16. Juli 1887 wie folgt: „Die Sitte gilt und muss gelten, aber daß sie’s muß, ist mitunter hart.“[/mks_tab_item]
Inhaltsangabe
1. Kapitel
Lene ist die Pflegetochter von Frau Nimptsch. Sie wohnen in einer einfachen Mietwohnung auf dem Gelände einer Gärtnerei an der Ecke zwischen Kurfürstendamm und Kurfürstenstraße. Es ist Abend als Frau Nimptsch und ihre Nachbarin Frau Dörr über Lenes Beziehung zu dem Adligen Botho von Rienäcker sprechen. Die beiden Frauen befürchten, dass Lene sich in Träumen über ihre Beziehung zu dem Adligen verliert. Frau Dörr bemerkt, dass sie in ihrer Kindheit ebenfalls eine Beziehung zu einem älteren Grafen eingegangen ist, später aber ihren Mann, Herrn Dörr, geheiratet habe. Die beiden Frauen beobachten Lene und Botho, die von einem Spaziergang aus Wilmersdorf zurückkehren und sich liebevoll voneinander verabschieden.
2. Kapitel
Das zweite Kapitel spielt am Morgen nach der Unterhaltung von Frau Dörr und Frau Nimptsch. Es behandelt die Wohnsituation der Dörrs und gibt einen Einblick in die ärmlichen Verhältnisse in denen sie leben. Herr Dörr bereitet einen Wagen für den Wochenmarkt vor, als ein Nachbarshund durch ein Loch im Zaun in seinen Garten kommt und seine Hühner anbellt. Herr Dörr ist sehr wütend und droht, den Hund zu erschießen.
3. Kapitel
Während Herr und Frau Dörr im Garten einen Streit über die Spargelernte beginnen, bügelt Lene im Haus. Durch ein offenes Fenster wird sie von Frau Dörr auf ihren Liebhaber Botho angesprochen. Zunächst ist Lene peinlich berührt, erzählt ihr aber dann, wie sie sich kennen gelernt haben. Bei einem Bootsausflug mit Lenes Bruder Rudolf und ihrer Freundin Linda wurde Lenes Boot fast von einem Ausflugsdampfer gerammt. Erst in letzter Sekunde konnten sie durch das Eingreifen von Botho und einem Freund gerettet werden. Daraufhin begann Botho sie öfters zu besuchen. Frau Dörr ist skeptisch, doch Lene bemerkt, dass sie Botho ohne Hintergedanken liebe. Ein Postbote überbringt einen Brief, in dem Botho einen Besuch für den nächsten Tag ankündigt.
4. Kapitel
Familie Dörr und Lene warten bei Frau Nimptsch auf Botho, der sich zum Abendessen angekündigt hat. Botho erscheint auf Grund einer Klubwette bereits ein wenig betrunken. Er weigert sich, eine Sonderbehandlung zu erhalten, nur weil er Adlig ist. Vielmehr schmeichelt er den Anwesenden, indem er auch ihnen Ehre zu spricht („Jeder Stand hat seine Ehre. Waschfrau auch.“) und sich über die inhaltslosen Gespräche der Adligen lustig macht. Als Musik von einem nahen Konzert zu hören ist, versucht Botho alle Anwesenden zum Tanzen zu ermutigen. Doch Herr und Frau Dörr wollen nicht so recht, am Ende tanzt er nur mit Lene.
5. Kapitel
Lene und Botho haben die Dörrs nach Hause begleitet und um die Erlaubnis gefragt, noch dreißig Minuten in ihrem Garten spazieren zu gehen. In dem Garten herrscht eine romantische Stimmung und Lene und Botho kommen sich sehr nah. Sie reden zunächst über die Dörrs und Lene erzählt Botho, dass Frau Dörr früher eine Beziehung zu einem Grafen gehabt hat. Sie kommen auf ihre eigene Beziehung zu sprechen und Lene ist sehr desillusioniert.
Sie ist sicher, dass Botho eines Tages von seiner Familie gezwungen wird, eine Adlige zu heiraten („Du liebst mich und bist schwach. Daran ist nichts zu ändern. Alle schönen Männer sind schwach und der Stärkre beherrscht sie… Und der Stärkre… ja, wer ist dieser Stärkre? Nun entweder ist’s deine Mutter, oder das Gerede der Menschen, oder die Verhältnisse. Oder vielleicht alles drei.“). Sie beobachten ein Feuerwerk und verlassen schweigend den Garten.
6. Kapitel
Eine Woche nach dem Abendessen bei Frau Nimptsch ist Botho in seiner Berliner Wohnung, die als sehr luxuriös und teuer eingerichtet ist. Botho erhält drei Briefe. Einer ist eine Werbesendung. Der Zweite ist von seinem Onkel Anton von Osten, der ihn anordnet um ein Uhr im Restaurant Hiller zu sein. Der dritte Brief ist von Lene. Sie beschwert sich, dass er sie lange nicht mehr besuchen war. Sie äußert außerdem ihre Sorge, da sie Botho mit der Blondine Käthe zusammen reiten gesehen hat. Botho amüsiert sich über die Rechtschreibfehler in Lenes Brief.
7. Kapitel
Botho verlässt seine Kaserne gegen 12 Uhr und stöbert noch in einigen Kunstgeschäften, da er bis zu dem Treffen mit seinem Onkel von Osten noch eine Stunde Zeit hat. Er trifft auf Leutnant von Weddel, dem er anbietet, mit zum Essens ins Hiller zu kommen. Tatsächlich ist von Weddel ein Verwandter von Bothos Onkel. Darüber hinaus diente von Osten in dem selben Regiment wie von Weddel. Am Ende des Gespräches bei dem auch die Politik unter Bismarck erläutert wurde, erklärt Bothos Onkel aber den eigentlichen Grund für das Treffen. Er drängt Botho dazu, einer Hochzeit mit Käthe von Sellenthin zuzustimmen.
8. Kapitel
Nach dem Mittagessen besucht Leutnant von Weddel den Klub. Er unterhält sich mit Pitt und Serge, denen er von Anton von Ostens Willen erzählt, dass Botho Käthe heiraten soll. Pitt äußert sich sehr positiv über das Aussehen von Käthe, woraufhin er mit von Weddel Bothos Beziehung zu Lene diskutiert.
9. Kapitel
Am Tag nach dem Essen mit seinem Onkel besucht Botho Lene. Sie gehen gemeinsam mit Frau Dörr auf einem Feldweg spazieren. Als sie sich auf einem Hügel niederlassen, hören sie die Geräusche einer Kegelbahn. Lene gelingt es zwei Mal, die Anzahl der umgefallenen Kegel richtig zu erraten. Sie gehen im Sonnenuntergang zurück. Es wird allmählich kühler. Botho und Lene spielen Fangen. Als es Botho gelingt, Lene zu fangen, küsst er sie. Man spricht noch einmal über Frau Dörrs Beziehung zu dem Grafen. Sie meint, dass alle Adligen gleich sei. Um keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen, beginnt Lene Lieder zu singen.
10. Kapitel
Die drei sind bei Frau Nimptsch angekommen und setzen sich zu ihr. Lene liest aus einem Buch vor, in dem sie fragen niedergeschrieben hat, die ihr wichtig sind. Sie möchte von Botho wissen, wer die Frauen sind, mit denen er sie kürzlich gesehen hat. Sie ist der Meinung, dass eine der beiden von Bothos Familie als standesgemäße Partie ausgewählt wurde. Sie möchte von Botho ebenfalls wissen, was die Namen Pitt, Serge und Gaston bedeuten.
Botho windet sich die Fragen zu beantworten und sagt, dass er nicht zu viel Zeit habe. Deswegen erläutert er nur die Frage nach den Namen. Er sagt, dass Pitt und Serge seine Freunde seien, Gaston sei er selbst. Der Name stammt aus dem Buch „Der Mann mit der Eisernen Maske“. Lene sagt, dass sie dieses bereits gewusst habe und dass sie den Namen treffend findet. Denn ihrer Meinung trage Botho sehr wohl eine Maske. Danach kommt das Gespräch durch Frau Nimptsch auf den Tod zu sprechen. Sie ist bereits sehr alt und denkt, dass sie bald sterben wird. Kurz danach verabschiedet sich Botho.
11. Kapitel
Mehrere Wochen nach dem Spaziergang haben sich Botho und Lene dazu entschlossen, einen Urlaub in Hankels Ablage zu unternehmen. Sie wählten diese Pension, weil sie sehr abgeschieden und ruhig ist. Bereits in ihrem Zugabteil sind sie die einzigen Reisenden. Auch am Bahnhof sind sie ungestört. Sie mieten ein Zimmer unterm Dach des Hauses, von dem aus man einen guten Überblick über die Landschaft hat. Sie sind inmitten der Natur.
Lena entdeckt zwei Botte und bittet Botho über den See zu rudern. Sie machen an einer Werft Pause und pflücken Blumen zusammen. Botho möchte den Blumenstrauß in Lenes Haar flechten, doch Lene weigert sich zunächst, da sie der Meinung ist, dass sie eine solche Geste an Botho binden würde. Letztendlich bindet ihr Botho dennoch die Blumen in eine Strähne ihres Haares. Als die Sonne untergeht und es langsam kälter wird, kehren sie zurück.
12. Kapitel
Botho und Lene legen am Ufer vor Hankels Ablage an. Lene klagt über Übelkeit und möchte direkt aufs Zimmer gehen. Die Wirtin denkt, dass sie schwanger ist und bietet ihr einen Melissentee. Unterdessen hat sich Botho auf die Terrasse gesetzt und Fisch und Wein bestellt. Er hatte Lene angeboten, Wein zu trinken, diese bevorzugte es aber bereits aufs Zimmer zu gehen. Mit dem Wirt unterhält sich Botho über die Arbeit in dem Gasthaus und die Ruhe der Landschaft.
Die Gegend eignet sich hervorragend zur Jagd. In den Sommermonaten kämen zahlreiche Touristen aus Berlin. Ebenso legten große Ausflugsdampfer an und die Wirtsleute arbeiteten von früh bis spät. In dem Gespräch kommt Bothos naive Vorstellung des bürgerlichen Lebens zum Ausdruck. Lene ist bereits auf dem Zimmer und sieht sich die Bilder an. Ihrer Meinung nach ist das Zimmer geschmackvoll eingerichtet. Allerdings kann sie die englischen und französischen Bildunterschriften nicht lesen. Sie schaut aus dem Fenster und macht ihre Haare. Als Botho kommt, ist er froh, dass sie noch wach ist und es ihr besser geht.
13. Kapitel
Der nächste Morgen ist sanft und schön. Als die Sonne aufgeht, liegt ein leichter Nebel über dem Boden. Lene und Botho frühstücken unter einem Baum. Lene ist etwas betrübt, als sie die Köchin Geschirr spülen sieht. Sie denkt kurz an ihre eigene Zukunft, geht dann aber auf ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Der Wirt schlägt ihnen ein Tagesprogramm vor, dass eine Bootsfahrt, einen Spaziergang und die Besichtigung eines Schlosses beinhaltet. Als Lena und Botho in das Boot einsteigen wollen, hören sie näher kommende Stimmen. Es sind Bothos Freunde Pitt, Jean und Balafré, die allesamt eine Dame an ihrer Seite haben.
Auf Grund der neuen Gesellschaft fällt Bothos und Lenes Ausflug flach, vielmehr bespricht man nun in der Gruppe, was man machen wolle. Die Herren beschließen eine Runde Karten zu spielen, während die Damen spazieren gehen. Danach soll es ein ausgiebiges Mittagessen mit Wein und Champagner geben. Im Wald lästern die neu angekommenen Mädchen über einander. Isabeau erzählt Lene, dass sie ihre Beziehung zu Belafré nur aus finanziellen Gründen eingegangen ist. Lene ist von dieser Art und Weise eine Beziehung zu führen zutiefst entsetzt.
14. Kapitel
Botho und Lene reisen bedrückt ab. Sie sitzen wieder in einem leeren Zugabteil, sind aber nicht mehr ausgelassen. Der Urlaub und ihre romantische Zweisamkeit ist endgültig vorbei. In Berlin möchte Lene alleine nach Hause laufen, doch Botho organisiert ihr eine Pferdekutsche. Am nächsten Tag sitzt Botho in einem Schaukelstuhl in seiner Wohnung. Er erhält einen wichtigen Brief von seiner Mutter, in dem sie ihren Sohn über die finanzielle Notlage ihrer Familie aufklärt. Darüber hinaus sei Anton von Osten, Bothos Onkel, immer weniger dazu bereit, der Familie Geld zu leihen. Gleichfalls sei auch die sehr reiche Familie von Sellenthin über Bothos wankelmütiges Verhalten verärgert. Denn Botho hat sich immer noch nicht entschieden, ob er Käthe heiraten möchte oder nicht.
Erschwerend kommt hinzu, dass eine Hochzeit mit Käthe alle finanziellen Probleme der von Rienäckers beenden könnte. An Bothos Entscheidung hängt also das gesamte Schicksal seiner Familie. Botho entschließt sich auszureiten. Er denkt über seine Situation nach und fragt sich, welchen bürgerlichen Beruf er ausüben könnte. Immer mehr wird er sich klar, dass alle Welt von ihm erwartet Käthe von Sellintin zu heraiten – auch Lene. Er reitet an dem Grab eines toten Adligen vorbei, der auf Grund eines Duells gestorben ist. Beim Betrachten des Grabes kommt Botho der Gedanke, dass es wichtiger ist die Regeln des eigenen Standes einzuhalten als sich gegen sie aufzulehnen. Botho ringt sich immer mehr zu der Entscheidung durch, Käthe zu heiraten.
15. Kapitel
Erst am nächsten Tag fühlt sich Botho dazu in der Lage, Lene von seinem Entschluss zu berichten. Er schreibt ihr einen Brief in dem ebenso steht, dass er am Abend noch einmal vorbei kommen wird, um sich von Lene zu verabschieden. Später sitzen sie auf einer Bank im Garten von Frau Nimptsch. Lene und Botho gehen noch ein letztes Mal auf dem Feldweg nach Wilmersdorf spazieren.
Als sie zurückkommen, küssen sich sich noch einmal an der Pforte des Gartens. Lene wiederholt mehrmals, dass die Trennung das beste für alle ist („Ich hab es so kommen sehn, von Anfang an, und es geschieht nur, was muss. Wenn man schön geträumt hat, so muss man Gott dafür danken und darf nicht klagen, dass der Traum aufhört und die wieder anfängt. Jetzt ist es schwer, aber es vergisst sich alles oder gewinnt wieder ein freundliches Gesicht. Und eines Tages bist du wieder glücklich und vielleicht ich auch.“)
16. Kapitel
Einige Zeit ist vergangen. Im September haben Käthe und Botho zur Freude seiner Familie geheiratet. In den Flitterwochen in Dresden versucht sich Botho immer wieder zu vergegenwärtigen, dass Käthe eine gute Partie ist. Sie ist lebensfroh und optimistisch. Gleichzeitig stört sich Botho aber auch an ihrer Naivität, immerhin findet Käthe alles lustig und komisch. Zurück in Berlin beziehen die beiden eine Wohnung, von der aus man den Turm in Wilmersdorf sehen kann. Botho und Lene haben auf diesen Turm zu viele Spaziergänge unternommen. Die Wohnung von Lene ist ebenfalls nur einen Kilometer entfernt. Als Botho und seine Frau einen Spaziergang machen, werden sie von Lene gesehen, die sich versteckt. Sie selber sehen Lene aber nicht. Dennoch fällt Lene kurze Zeit später in Ohnmacht.
17. Kapitel
Eineinhalb Jahre später denkt Botho immer seltener an Lene. Die Beziehung zu Käthe verläuft zu seiner Zufriedenheit, auch wenn ihn ihre oberflächliche Art noch immer ab und zu nervt. Eines Abends tanzt er mit seiner Frau zu einer Musik, die vom Zoologischen Garten kommt (so wie er es einmal mit Lene gemacht hat). Seine Frau ist von dem Tanz so begeistert, dass sie sagt, dass es ihr schönster Tanz gewesen sei. Im Verlauf des Gespräches kommen sie auf geheime Liebschaften und Beziehungen zu sprechen.
Käthe ist der Meinung, dass vergangene Beziehungen für sie schwieriger zu kontrollieren sein. Botho fragt sich, warum er Lene noch nicht begegnet ist, obwohl sie ganz in der Nähe wohnt. Doch tatsächlich ist Lene nach der Zusammenkunft mit Botho und seiner Frau umgezogen. Sie wohnt nun weiter im Osten der Stadt, wohin sich selten Adlige verirren. Sie hat sie einen sehr netten Nachbar namens Franke, der ein Fabrikbesitzer ist und in Amerika gelebt hat. Alles deutet auf eine Heirat.
18. Kapitel
Bei einem Besuch der Mütter von Käthe und Botho werden Anzeichen der Krankheit bei Käthe diskutiert. Man entschließt sich dazu, sie auf eine Kur zu schicken. Zu erst ist Käthe nicht erfreut, findet aber schnell Gefallen an der Reisevorbereitung. Bei einer kleinen Feier vor ihrer Abreise redet sie ununterbrochen vor ihren gemeinsamen Freunden. Im Gegensatz zu den Gästen ist Botho von Käthes Geschwafel nicht sonderlich angetan. Sein Freund Belafré hingegen findet Käthe absolut hinreißend und äußerst sich mehrmals sehr positiv über ihr Äußeres. Nur Pitt erkennt, dass es Käthes Albernheit ist, die Botho stört.
19. Kapitel
In der Wohnung von Frau Nimptsch liegt diese im Sterben. Sie unterhält sich mit Lene über ihre Beziehung zu Herrn Franke. Lene sagt, dass sie im Zuge der Hochzeitsvorbereitung Herrn Franke von den zwei Beziehungen erzählt habe, die sie vor ihm hatte. Dieser beanstandete Lenes Beziehungen aber nicht. Als es Frau Nimptsch immer schlechter geht, kommt zu erst Frau Döll. Danach will Lene einen Arzt holen, als sie zurück kommt ist ihre Ziehmutter aber bereits gestorben.
20. Kapitel
Botho erhält mehrere Briefe von seiner Frau, die auf Kur ist. In den Briefen redet sie von einer Vielzahl von Dingen. Nach Bothos Meinung sind die Briefe sehr oberflächlich und er hofft, dass sich Käthe vielleicht einmal ändern wird, wenn sie Kinder bekommen hat. Zu seiner Überraschung wird er eines Mittags von einem Herrn Gideon Franke aufgesucht. Es handelt sich um Lenes neuen Freund, der vor der Hochzeit ein Gespräch mit Botho über Lene führen möchte. Er fragt Botho nach seiner ehrlichen Meinung über Lene.
Diese wird von ihrem ehemaligen Geliebten sehr gelobt. Sie sei ehrlich, aufrichtig, könne nicht lügen, spreche nicht über Oberflächlichkeiten, habe einen eigenen Willen und stehe für Recht und Ordnung ein. Herr Ranke stimmt Botho zu, sagt aber, dass sie das 6. Gebot gebrochen habe (kein Ehebruch, was häufig auch als kein Sex vor der Ehe verstanden wird). Die beiden Herren sind sich sympathisch und verabschieden sich freundlich. Bei dieser Gelegenheit erfährt Botho auch von dem Umzug und dem Tod von Frau Nimptsch.
21. Kapitel
Botho erinnert sich an sein Versprechen, einen Strauß Immortellen auf das Grab von Frau Nimptsch zu legen. Er nimmt sich eine Droschke und fährt zum Friedhof. Unterwegs kauft er einen Kranz mit weißen Rosen und gelbe Immortellen. Auf dem weiteren Weg zum Friedhof beobachtet er die Menschen. Er fährt an Steinmetzen vorbei. Vor dem Friedhof spielen zwei Musiker. Sie spielen ein Lied, dass er einmal mit Lene und Frau Dörr gesungen hat. Er ist sehr berührt.
22. Kapitel
Auf dem Friedhof lässt sich Botho von einem alten Mann das gesuchte Grab zeigen. Der Mann erzählt Botho von der Beerdigung und dass Lene ab und zu vorbei komme. An dem Grab hängt bereits ein Kranz Immortellen. Botho befestigt seinen Kranz an dem Anderen. Er fährt in seine Wohnung zurück und ist sehr melancholisch. Zunächst ärgert er sich, dass keine Hausangestellten in der Wohnung sind, dann ist er aber froh, alleine zu sein.
Er liest in einem alten Brief von Lene (den mit den Rechtschreibfehlern) und versinkt in Erinnerungen. Danach beschließt er aber, alle Briefe im Kamin zu verbrennen. Er hat mit der Vergangenheit abgeschlossen. Er verbrennt auch den Blumenstrauß, den er Lene in Hankels Ablage in das Haar gebunden hatte. („Er wog das [Brief-]Päckchen in Händen und sagte, während er den Faden ablöste: ‚Viel Freud, viel Leid. Irrungen, Wirrungen. Das alte Lied.’“) Nach dem er die Briefe etc. verbrannt hat, fühlt er sich aber nicht wirklich frei.
23. Kapitel
Nachdem Botho das Aschehäufchen im Kamin betrachtet hat, schimpft er die Hausangestellten aus, weil sie sich unerlaubt vom Arbeitsplatz entfernt haben. Da Käthe in drei Tagen zurück kommen wird, ordnet er an, alles für ihre Rückkehr vorzubereiten. Danach geht er in die Kaserne und reitet aus. Wie auf einem Ausritt vor drei Jahren (Kapitel 14) denkt er über sein Leben nach. Er trifft auf zwei andere Reiter. Einer der Reiter heißt Bozel und bittet Botho um ein Gespräch.
Tatsächlich befindet sich dieser Bozel in einer Beziehung zu einem nicht adligen Mädchen. Er bittet Botho um Rat. Bozel schätzt an seiner Freundin die gleichen bodenständigen Eigenschaften wie Botho damals an Lene geschätzt hat. Botho empfiehlt den jungen Adligen allerdings die Beziehung sobald wie möglich zu beenden, da er später mit den Erinnerungen an die Beziehung zu kämpfen habe. Je länger die Beziehung dauere, desto schwerer würden die Erinnerungen eines Tages wiegen.
24. Kapitel
Käthe kommt von der Kur zurück. Botho weiß nicht, ob er zufrieden sein soll, holt sie aber vom Bahnhof ab. Nachdem Käthe noch ein wenig von der Kur erzählt, kommen sie am Haus an. Die Angestellten haben eine Willkommens-Girlande aufgehängt, allerdings willkommen nur mit einem l geschrieben. Käthe begrüßt das Personal. Sie geht mit Botho in ihr Zimmer, sie necken sich.
25. Kapitel
Am nächsten Morgen unterhalten sich die Eheleute auf dem Balkon. Botho möchte mehr über die Kur erfahren, aber Käthe weiß nicht so recht, was sie erzählen soll. Botho fragt sie also nach Herrn Armstrong, den sie gestern bei der Ankunft am Bahnhof erwähnt hat. Käthe fand diesen schottischen Herrn sehr interessant und mochte insbesondere seine Art zu reden, die der ihren sehr ähnlich ist.
Er sei ein richtiger Gentleman gewesen und wusste immer und zu jeder Gelegenheit etwas zu sagen. Später beschließen die beiden einen Ausflug zum Schloss Charlottenburg zu machen. Im Garten des Schlosses erzählt Botho von König Friedrich Wilhelm II, der unter Lethargie bzw. Liebe litt, wie Botho sagt.
26. Kapitel
Botho und Käthe kommen nach Sonnenuntergang nach Hause. Weil Käthe kalt ist, beschließt sie ein Kamin im Feuer zu machen. Im Kamin sieht sie den Aschehaufen. Als Botho den Raum betritt, erschreckt er zunächst. Käthe fragt ihn, ob er Liebesbriefe verbrannt hat. Er antwortet ja, aber Käthe findet es nicht schlimm. Sie ist zufrieden, dass er sie verbrannt hat. Drei Wochen später findet die Hochzeit von Lene und Gideon Franke statt. Botho erfährt aus der Zeitung von der Hochzeit.
Seine Frau Käthe liest die Hochzeitsanzeigen vor und macht sich über die komischen Namen Magdalene Nimptsch und Gideon Franke lustig. Botho versteckt sich hinter der Zeitung und sagt „mit so viel Leichtigkeit im Ton, als er aufbringen konnte: ‚Was hast du nur gegen Gideon, Käthe? Gideon ist besser als Botho.’“
Sprache
Die meisten seiner großen Romane hat Fontane nach seinem 60. Lebensjahr geschrieben. In ihnen treten die eigentlichen Gedanken der Figuren insbesondere durch verdeckte oder subversive Sprachpraxen zum Vorschein, die über das offene Gespräch in einer Gesellschaft zum Kern der Motivation vordringen.
Es ist durchaus möglich, die Kritik an einzelnen Personen auf eine generelle Gesellschaftskritik auszuweiten. In allen Romanen und Erzählungen gibt es einen auktorialen, d.h. allwissenden und handlungsleitenden, Erzähler. In manchen Situationen wird auch ein Personaler Erzähler verwendet (z.B. in Hankels Ablage in „Irrungen, Wirrungen“).
Sonstiges
Der Roman Irrungen, Wirrungen thematisiert das Motiv der standesübergreifenden Liebe. Während Botho von Rienäcker aus einer adligen Familie stammt, ist Magdalene Nimptsch eine Frau des arbeitenden Kleinbürgertums.
Die Liebe zwischen den beiden Figuren scheint deswegen von Beginn an problematisch. Die Unmöglichkeit denjenigen Partner auszusuchen und zu heiraten den man liebt, war im Jahr der Romanveröffentlichung nicht unbedingt neu. Dem Roman gelingt es allerdings, die gesellschaftlichen Realitäten und Abhängigkeiten auf realistische Weise darzustellen.
Theodor Fontane
Theodor Fontane ist ein klassischer Vertreter des bürgerlichen Realismus. Er wurde 1819 in Neuruppin geboren und starb 1898 in Berlin. Fontane arbeitete sowohl als Schriftsteller als auch als Apotheker, einen Beruf, den bereits sein Vater ausgeübt hatte. In seiner Apothekerslehre in Magdeburg 1840 begann er seine ersten Gedichte zu schreiben.
1847 erhielt er in Berlin seine Approbation als Apotheker. Nur ein Jahr später kämpfte er in der Revolution von 1848 auf den Barrikaden. 1851 trat er allerdings in die Redaktion der eher national-konservativen Neuen preußischen (Kreuz-)Zeitung ein. In den folgenden Jahren machte sich Fontane als Schriftsteller und Journalist eine Namen.
1861/62 erschienen seine Texte über Wanderungen in die Mark Brandenburg. Ab 1870 arbeitete Fontane als Theaterkritiker der Vossischen Zeitung. Zu den bekanntesten Romanen von Fontane zählen Irrungen, Wirrungen und Effi Briest.