Tschick

Einleitung

Der Roman „Tschick“ wurde 2010 veröffentlicht und von dem Schriftsteller Wolfgang Herrndorf geschrieben. Der Roman handelt von der abenteuerlichen Reise zweier Jugendliche, die in einem gestohlenen Wagen von Berlin aus durch die Ostdeutsche Provinz fahren. Bei dem Auto handelt es sich um einen alten und klapprigen Lada Niva.

Die Hauptpersonen sind Maik Klingenberg, dessen Mutter die Sommerferien in einer Entzugsklinik verbringt, und Tschick, der eigentlich Andrej Tschichatschow heißt und im Gegensatz zu Maik aus weniger privilegierten Verhältnissen stammt. In Erinnerung an bekannte literarische Abenteuerfiguren wie zum Beispiel Tom Sawyer und Huckleberry Finn folgt der Leser den Protagonisten auf einer Reise ohne Karte und Kompass.

Inhaltsangabe

Zu Beginn des Romans findet sich Maik „vollgeschifft und blutig“ auf der Station einer Autobahnpolizei wieder. Zunächst fürchtet er sich vor Folter, merkt dann aber, dass die Polizisten eigentlich ganz nett sind. Dennoch bricht Maik zunächst zusammen und wacht in einem Krankenhaus wieder auf. Er ist vom Stuhl gefallen und bewusstlos geworden.

Im Krankenhaus ist er so erschöpft, dass er immer wieder einschläft und keinen klaren Gedanken fassen kann. Der behandelnde Arzt ist skeptisch und vermutet einen Fall von Polizeigewalt, doch Maik vergewissert ihn, nur vom Stuhl gefallen zu sein. Es entwickelt sich ein Gespräch, in dem der Arzt von Maik wissen möchte, wohin er denn eigentlich fahren wollte. Maik antwortet zuerst, dass er „keine Ahnung“ habe, dann dass der Arzt es nicht glauben würde, dann, dass es „albern“ ist und schließlich: „Das ist … naja. Wir wollten eigentlich in die Walachei.“

Daraufhin widmet sich die Erzählung den Umständen und Gründen dieser Begebenheit. Maik erzählt aus seinem Leben. Er stammt aus dem Berliner Stadtteil Hellersdorf im Osten der Stadt. Obwohl er aus einer wohlhabenden Familie stammt, gibt es einige Probleme in seiner Familie. Seine Mutter ist alkoholabhängig. Weil Maik einmal in einem sehr ehrlichen Schulaufsatz vor der gesamten Klasse über die Krankheit seiner Mutter gesprochen hat, erhielt er den Spitznamen Psycho. Zu Beginn der Sommerferien geht seine Mutter in eine Entziehungskur, zur gleichen Zeit beschließt sein Vater mit seiner Sekretärin zu verreisen. Maik wird also während den Sommerferien alleine bleiben.

Ebenso ist Maik in der Schule isoliert. Seine Mitschüler halten ihn für langweilig und es wird deutlich, dass Maik ein Außenseiter ist. Darüber hinaus ist Maik in das schönste Mädchen der Klasse Tatjana Cosic verliebt. Er hält sie für „unendlich schön“, ist aber sehr enttäuscht, als er nicht zu ihrer groß angekündigten Geburtstagsparty in Werder bei Potsdam eingeladen wird.

Ein anderer Junge, der nicht von Tatjana eingeladen wurde ist Tschick. Er redet nicht viel, hat eine Plastiktüte als Schultasche und man erfährt, dass er häufiger betrunken zur Schule kommt. Tschick stammt aus einer Familie russischer Spätaussiedler. Sie verbringen einige Zeit zusammen und spielen Playstation.

Eines Tages kommt Tschick in einem hellblauen Lada Niva vor Maiks Haus gefahren. Er erklärt Maik, dass der Wagen nicht geklaut, sondern „nur geliehen“ sei. Wenn er ihn nicht mehr brauche, werde er ihn wieder an seinen Platz zurückstellen. Maik ist schockiert und ängstlich, letztlich wird er aber von Tschick überredet einzusteigen. Sie fahren ein wenig herum und Tschick möchte wissen, ob Maik schwul ist.

Um ihm das Gegenteil zu beweisen, zeigt Maik Tschick eine Zeichnung, die er für Tatjana als Geburtstagsgeschenk angefertigt hat. Es handelt sich um eine sehr kunstvolle Zeichnung von Beyoncé, von der Tatjana ein großer Fan ist. Es kommt zu einer Annäherung der beiden Jugendlichen, in dessen Verlauf Tschick zu Maik sagt: „Du hast ja Gefühle.“ Er erfährt, dass Maik sehr enttäuscht ist, nicht auf Tatjanas Party eingeladen zu sein.

Im weiteren Verlauf der Diskussion überredet Tschick Maik mit ihm zusammen auf Tatjanas Party zu fahren, um ihr die Zeichnung zu übergeben. Es sei egal, dass sie nicht eingeladen sind, worauf es nach Tschick ankommt ist, dass Maik endlich einmal aufzufallen beginnt. Auf dem Weg zum Haus von Tatjanas Großeltern sehen sie bereits mehrere Mitschüler, die mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Tschick fährt zunächst am Haus vorbei, bremst dann allerdings und geht auf Tatjana zu, die ihn zunächst nicht zu erkennen scheint. Tschick hatte sich neue Klamotten aus Maiks Kleiderschrank ausgesucht. Schließlich übergibt Maik stammelnd seine Zeichnung an Tatjana. Die Jungs steigen wieder ins Auto und in einer eindrucksvollen 180° Drehung beschleunigt Tschick das gestohlene Auto an den ungläubigen Zuschauern vorbei.

Den nächsten Tag verbringen die Jungs wieder bei Maik. Sie spielen hauptsächlich Computerspiele, wobei sich Tschick auch mehrere Biere aus dem Kühlschrank der Familie genehmigt. Er schlägt Maik vor in den Urlaub zu fahren. Dieser reagiert wie zu erwarten zunächst ablehnend und fragt Tschick, wohin er denn fahren wolle. Dieser sagt, dass sie seinen Großvater in der Walachei besuchen könnten. Vor dem Schlafengehen überlegt Maik noch einmal hin und her, schließlich beginnen sie ihre Reise in der Nacht auf Sonntag um vier Uhr morgens.

Selbstverständlich beginnt die Reise auf Grund ihrer Spontanität eher ungeplant. Zwar haben die Freunde an Verpflegung gedacht, allerdings keine Landkarte mitgenommen (Tschick sagt „Landkarten sind für Muschis“). Da schon am Vormittag schwere Gewitterwolken aufzogen, können sie sich nicht an der Sonne orientieren. Um nicht aufzufallen, entscheiden sich Tschick und Maik für kleine Wege. Die erste Nacht auf der Reise verbringen sie auf einer abgeschiedenen Weide, es stürmt und beginnt stundenlang zu regnen.

Am nächsten Morgen begegnen sie unerwarteter Weise in einem kleinen Dorf ihrem Klassenkameraden Lutz Heckel. Sie belügen ihn und sagen, dass sie eine Fahrradtour unternehmen. Als sie in dem Dorf Polizisten sehen, die die Nummernschilder von parkenden Autos kontrollieren, wissen die Autodiebe was zu tun ist. In einem Waldstück finden sie einen Parkplatz, wo Leute ihre Autos abstellen um spazieren zu gehen. Von einem alten VW Käfer schrauben sie ein Münchener Kennzeichen ab. Die zweite Nacht verbringen sie auf einer Wiese in der Nähe eines Berges mit Aussichtsplattform.

Bis jetzt bestand ihre Verpflegung aus Brot mit Marmelade, Cola und Snickers. Die mitgenommenen Tiefkühlpizzas waren aufgetaut und damit ungenießbar. In einem anderen kleinen Dorf treffen sie auf eine Mutter von fünf Kindern. Eigentlich wollten Tschick und Maik nur nach dem Weg zum nächsten Supermarkt fragen, werden jedoch von der Familie zum Mittagessen eingeladen.

Es stellt sich heraus, dass es in der Familie sehr anders zugeht, als bei ihnen zu hause. Nach dem Einkauf im Supermarkt Norma begegnen sie zu ihrem Schrecken einem Dorfpolizisten, der gerade dabei ist, sein Fahrrad zu reparieren. Es kommt zu einer überstürzten Flucht, in der Tschick zunächst alleine davon fährt. Maik klaut das Fahrrad des Polizisten und fährt Tschick hinterher.

Jedoch ist es Maik nicht möglich seinen Freund ausfindig zu machen. Erst nach einiger Zeit treffen sie sich wieder an der Aussichtsplattform, in deren Nähe sie die Nacht zuvor verbracht hatten. Schließlich erkennt Maik den Fahrer eines schwarzen Wagens, es ist Tschick, der auf seiner Flucht Sprühdosen aus einem Baumarkt geklaut hat und die Farbe des Autos änderte.

Bald müssen sie tanken, können aber auf Grund der Tatsache dass sie minderjährig sind nicht einfach an einer Tankstelle Benzin kaufen. Deswegen kommen sie auf die Idee an einem Rastplatz Benzin aus einem anderen Auto zu klauen. Hierfür benötigen sie allerdings einen Schlauch, mit dessen Hilfe sie Benzin aus dem Tank pumpen können. Da es an der Tankstelle keine Schläuche gab und eine Notkonstruktion aus Strohhalmen nicht stabil genug war, versuchen sie auf einem einige Kilometer entfernten Müllberg fündig zu werden.

Neben Tschick und Maik befinden sich noch ein alter Mann und ein verdrecktes Mädchen auf der Müllkippe. Obwohl die Jungs lange nach Schläuchen suchen, finden sie nicht, was sie brauchen. Er durch die Hilfe des Mädchens, das Isa Schmidt heißt, finden sie eine ganze Menge Schläuche. Zuvor hatten sich Tschick und Isa mehrmals beleidigt. Isa würde gerne mitgenommen werden, aber Tschick ist strikt dagegen. Er ist der Meinung, dass Isa auf der Müllkippe wohnt. Außerdem stinke sie bestialisch.

In der Nacht versucht Tschick Benzin aus einem Auto zu klauen, aber es gelingt ihm nicht. Erst durch die Hilfe Isas gelingt es den Jungen, den Benzin-Diebstahl und die Betankung des alten Ladas durchzuführen. Aus Dankbarkeit lassen sie Isa trotzt ihres Gestanks mitfahren.

Inmitten einer sehr bergigen Gegend verlassen die jungen Leute die Autobahn und fahren auf einer Landstraße. Sie halten an einem kleinen Stausee und denken die Nacht dort zu verbringen. Ohne Isa vorzuwarnen werfen sie die Jungs in das kalte Wasser. Tschick stößt danach auch seinen Freund Maik in den See.

Beim anschließenden Einseifen mit Duschcreme zieht sich Isa komplett aus. „Sie stand im knietiefen Wasser, schaute in die Landschaft und schäumte ihre Haare ein, und ich wusste nicht, wo ich hingucken sollte. Ich guckte mal hier-, mal dahin.“ Isa hat eine gute Figur und beim weiteren Betrachten von Isas Körper bemerkt Maik, dass er seine unglückliche Liebe zu Tatjana schon fast vergessen hat. Allerdings ist Isa nicht bereit, zu erklären wo sie herkommt oder wohin sie will.

Am nächsten Morgen geht Tschick Brötchen kaufen. In dieser Zeit schneidet Maik Isa die Haare. Sie kommen sich näher und schließlich fragt Isa Maik, ob er schon einmal mit einem Mädchen geschlafen habe. Maik ist total aufgeregt, Isa bietet ihm an sie zu küssen, doch in diesem Moment kommt Tschick mit den Brötchen zurück.

Anschließend besteigen sie einen Berg. Als sie auf dem Gipfel sind, bestaunen sie die Natur und genießen die romantische Stimmung. Gemeinsam schnitze sie ihre Initialen in ein Stück Holz und verabreden, sich auf dem Gipfel des Berges in 50 Jahren wiederzutreffen. Als sie zum See zurückkommen, stehen mehrere Reisebusse neben ihrem Auto. Isa versucht in Erfahrung zu bringen, wo sie hinfahren und beschließt kurzerhand die Jungs alleine zu lassen. Bevor sie sich verabschiedet bittet sie Maik noch einmal um 30 Euro und küsst ihn zum Abschied auf den Mund.

Auf der weiten Fahrt erreichen Maik und Tschick ein großes Braunkohleabbaugebiet. Dort treffen sie auf den offenbar verwirrten Horst Fricke, der der letzte Einwohner der Gegend zu sein scheint und sie zunächst mit einem Luftgewehr beschließt. Anschließend lädt er sie zu einem Glas Limonade und erzählt von schicksalhaften Verlusten und traumatischen Kriegserfahrungen.

Er berichtet zum Beispiel, dass die Liebe seines Lebens Else in einem KZ vergast wurde und er selber auf Grund seiner kommunistischen Widerstandstätigkeit gegen den Nationalsozialismus in ein Strafbataillon versetzt wurde um gegen die Russen zu kämpfen. Zum Abschied überreicht Fricke den Beiden ein geheimnisvolles Fläschchen mit einer lebensrettenden Flüssigkeit.

Von dem verlassenen Dorf aus fahren sie ein wenig querfeldein. Sie sehen gerade noch, dass vor dem Haus von Herrn Fricke ein Polizeiauto stand. Sie versuchen schneller zu fliehen, befinden sich allerdings auf einem erhöhten Plateau von dem kein Weg zur nahen Autobahn herunter führt. Sie sehen einzig einen steilen Abhang, von dem ausgehend Kies und Geröll in einem 45° zu einer Parkbucht herabfällt. Ohne lange nachzudenken heizt Tschick den Abhang herunter. Da Tschick seitlich auf die Böschung fährt, kommt der Lada ins Rutschen, überschläft sich und bleibt dann auf dem Dach liegen.

Tschick und Maik kriechen aus dem schrottreifen Wagen und werden von einer Frau überrascht, die zunächst als Flusspferd beschrieben wird, die mit einem Feuerlöscher ankommt, um das Auto vor der Explosion zu bewahren. Doch das Auto explodiert nicht. Stattdessen lässt sie den Feuerlöscher so unglücklich auf Tschicks Fuß fallen, dass dieser nach hinten umkippt.

Hilfsbereit lädt sie Tschick und Maik in ihren tarnfarbenen 5er BMW und fährt zum nächsten Krankenhaus, das zufälligerweise direkt gegenüber der Parkbucht ist. In der Notaufnahme gibt Maik den Namen eines Klassenkameraden an, der privatversichert ist, da Tschick keine Krankenversicherung besitzt. Im Krankenhaus wird Tschicks Fuß eingegipst. Aus dem Fenster ihres Zimmers sehen sie, wie ein Kranlaster den umgekippten Lada wieder aufrichtet.

In einer illustren Szene werden Maik und Tschick von einer Krankenschwester gezwungen, einen Verwandten anzurufen. Aus purer Verzweiflung wählt Maik irgendeine Nummer und spricht mit einem ihm unbekannten Mann. Zu seiner Verwunderung ist der Mann ausgesprochen freundlich. Er erkennt, dass Maik in einer schwierigen Situation ist. Dem hingegen ist die Krankenschwester umso skeptischer.

Aus diesem Grund entschließen sich die Freunde zur erneuten Flucht. Sie hinken auf Grund von Tschick Verletzung zu dem schrottreifen Fahrzeug. Da Tschick nicht mehr fahren kann, muss Maik nun ans Steuer. Er wird von seinem Freund eingewiesen, hat allerdings recht bald einen brenzligen Auffahrunfall mit einem Viehtransporter, der sie nicht überholen lassen will. Der Transporter gerät ins Schlingern, kippt um und bleibt quer auf der Fahrbahn liegen. Kurz zuvor hat Tschick Maik gestanden, dass er schwul sei.

Als Folge des Unfalls kommt es zu einem Verhör auf der Polizeiwache und zu einer Gerichtsverhandlung. Entgegen der Ratschläge seines Vaters gesteht Maik die Teilhabe an dem Road Trip samt Autodiebstahl. Allerdings gibt Tschick zu, die alleinige Verantwortung zu haben und nimmt alle Schuld auf sich. Als Strafe wird Maik zu einer gemeinnützigen Arbeit verurteilt. Tschick hingegen muss in der Bleyener Anstalt bleiben, einem Heim, in das er nach Ende der Reise gebracht wurde. In der ersten Zeit gibt es eine vierwöchige Kontaktsperre zur Außenwelt, weswegen die Freunde keinen Kontakt halten können.

Als Maik ins Sekretariat seiner Schule gerufen wird, um einen Brief zu erhalten, denkt er, dass der Brief von Tschick ist. Allerdings ist er von Isa. Sie fragt, ob die Jungs es bis in die Walachei geschafft hätten. Sie sagt auch, dass sie bald nach Berlin kommt und Maik gerne sehen würde, um ihm das geliehene Geld zurück zu geben und die verpassten Küsste nachzuholen. Und auch in der Schule hat sich viel für Maik geändert.

Denn dank seiner Abenteuer in den Ferien beginnt sich der Klassenschwarm Tatjana plötzlich für ihn zu interessieren. Durch ihre Erzählung weiß bald die ganze Klasse von seinen Abenteuern. Familiär hat sich auch vieles für Maik geändert. Und zwar zieht sein Vater nun komplett aus. Als er zurück in das Haus zu seiner Mutter kommt, ist diese gerade dabei das gesamte Inventar der Wohnung im Pool zu versenken.

Doch Mutter und Sohn sind sich über die Abwesenheit näher gekommen. Maiks Mutter wirft einen von einem Nachbarn alarmierten Polizisten wieder von ihrem Grundstück und springt zusammen mit einem Ölgemälde in den Pool. Auch Maik steigt in den Pool und zusammen mit seiner Mutter hält er die Luft an.

Form

Der Roman besteht aus insgesamt 49 kurzen Kapiteln und wird aus der Sicht des Protagonisten Maik Klingenberg erzählt. Die Handlung beginnt in einer Analepse, das heißt dem Einstieg in die Erzählung durch einen in der Erzählung chronologisch gesehenen späten Zeitpunkt. So findet sich Maik zu Beginn des Romans auf der Polizeistation wieder, die Reise der beiden Freunde ist bereits vorüber.

In den nachfolgenden Kapiteln wird anhand von Rückblenden und Erinnerungen erzählt, wie es zu der Szene auf der Polizeiwache kommt. Bei der Analepse handelt es sich um ein häufig in Erzählungen verwendetes Verfahren.

Sonstiges

Bei dem Roman „Tschick“ handelt es sich um einen Jugendroman, der die zentralen Themen der Pubertät thematisiert. Zu diesen gehören insbesondere Minderwertigkeitsgefühle, Sehnsüchte nach Liebe, Freundschaft oder Abenteuer und die Emanzipation aus einer als langweilig empfundenen Umwelt.

Durch diese Motivverbindungen weist „Tschick“ eine große Ähnlichkeit zu anderen Jugendromanen wie zum Beispiel „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ oder „die Abenteuer von Huckleberry Finn“ von Marc Twain auf. Laut Gerrit Bartels ist „Tschick“ aber „Jugendroman und Roadmovie zugleich“, weswegen der Roman „Tschick“ auch zu Jack Kerouacs „Unterwegs“ („On the Road“) in Verbindung gesetzt werden kann.

Dieser Verweis lässt sich insbesondere durch die in allen erwähnten Geschichten gleiche Grundstruktur nachvollziehen: So wachsen sowohl Tom Sawyer, Sal (die Hauptfigur in „Unterwegs) und Maik Klingenberg in „Tschick“ in wohlbehüteten und gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Bei ihren jeweiligen Gegenspielern Huckleberry Finn, Dean (in „Unterwegs“) und Tschick handelt es sich vielmehr um Außenseiter der Gesellschaft, die auf die Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft großen Eindruck machen.

Im Gegensatz zu Tom Sawyers Geschichte aus dem 19. Jahrhundert wurde in „Unterwegs“ und „Tschick“ allerdings das bekannte Floß durch ein Auto ersetzt. Dieser Parallelisierung der Romane verdeutlicht die gesellschaftlichen und technologischen Grundkonstellationen, die der Literatur zur Grunde liegen.

Wolfgang Herrndorf

Wolfgang Herrndorf wurde am 1965 in Hamburg geboren. Herrndorf bezeichnete seine Herkunft als „kleinbürgerlich“. Er studierte zunächst Malerei in Nürnberg und arbeitete nach seinem Studium als Illustrator und Autor für mehrere Magazine (zum Beispiel: Luke & Trooke und das Satire-Magazin Titanic).

Nach dem Studium zog Herrndorf nach Berlin. Mit 37 schrieb er sein erstes Buch „Plüschgewitter“. Von der Kritik wurde es als „Pop-Literatur“ bezeichnet. Der 2010 veröffentlichten Roman „Tschick“ wurde ein großer Publikumserfolg und verhalf Herrndorf zum Durchbruch. Das Buch wurde bis heute mehr als eine Million Mal verkauft und in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Bei dem Schriftsteller wurde 2010 ein bösartiger Gehirntumor festgestellt. Herrndorf dokumentierte seine Krankheit in dem Online-Tagebuch „Arbeit und Struktur“. Am 26. August 2013 hat sich Wolfgang Herrndorf gegen 23:15 am Ufer des Hohenzollernkanals in Berlin erschossen.


Stichwortverzeichnis