Augenreim

Als Augenreim wird eine Reimart bezeichnet. Der Augenreim reimt Reimsilben, die sich ausschließlich ortographisch reimen, aber lautlich nicht identisch sind. Das bedeutet, dass die Abfolge der einzelnen Buchstaben der Reimsilben identisch ist, jedoch vollkommen unterschiedlich ausgesprochen werden. Beispielsweise bildet das Substantiv Track, wenn es englisch ausgesprochen wird, einen Augenreim mit der letzten Silbe des deutschen Wortes Rucksack. Er ist eine Sonderform des unreinen Reims.


Augenreime tauchen vor allem dann sehr häufig auf, wenn fremdsprachige Wörter mit der Muttersprache vermengt werden und sind für den Leser nicht zu identifizieren, wenn er die korrekte Aussprache der Wörter nicht kennt. Für den Leser können solche Reimsilben dann als reine Reime erscheinen, wobei das korrekte Vortragen der entsprechenden Reimwörter den lautlichen Unterschied hörbar macht. Ein weiteres Beispiel:


Das war ja eine Blamage,
so was gibt’s nicht alle Tage.

Die Wörter, die hier gereimt werden, sind zwar nach dem betonten Vokal identisch, wodurch -age auf -age gereimt wird, werden aber vollkommen anders ausgesprochen. Tage würde einen reinen Reim mit Lage bilden, Blamage reimt sich auf Etage oder Rage. Die Kombination ist hierbei allerdings nur für das Auge gereimt, aber lautlich nicht existent: ein Augenreim. Noch ein abschließendes Beispiel:


Alles, was ich heute sag‘,
klingt für andere wie ein Gag.

Im Beispiel wird das Verb sag‘ auf das Substantiv Gag gereimt. Da sich der Gag aus dem Englischen ableitet, wird er auch im Deutschen so ausgesprochen, also gäck. So bilden beide Wörter eine Art orthographischen Reim, da die entscheidenden Reimsilben gleich geschrieben werden, aber sich lautlich unterscheiden.

Kurzübersicht: Das Wichtigste zur Reimart im Überblick

  • Der Augenreim ist eine Reimart, die nur auf einer orthographischen Ebene funktioniert, also nur über die Augen wahrgenommen wird und eben nicht mit den Ohren. Die Reimsilben sind hier lautlich nicht identisch, werden aber gleich geschrieben.
  • Vor allem bei Reimen mit Fremdwörtern und in der englischen Lyrik ist der Augenreim typisch, da es im Englischen zahlreiche Wörter gibt, die identisch geschrieben, aber unterschiedlich gesprochen werden (Bsp.: slaughter / laughter). Im Englischen wird er als eye-rhyme, visual rhyme oder sight rhyme bezeichnet.


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