Als Bühnenanweisungen werden die Bemerkungen eines Dichters bezeichnet, welche zwischen die Sprechtexte eines dramatischen Textes eingeschoben sind (vgl. literarische Gattungen) und dort Informationen über Bühnenbild oder Aussehen, Ausstattung, Gestik, Mimik sowie Sprechweise der Schauspieler geben. Darüber hinaus können solche Bühnenanweisungen auch die Art und Weise der Protagonisten beschreiben, wie beispielsweise deren Tempo und Verhaltensweisen, wobei hier auch akustische Effekte benannt werden können. Bühnenanweisungen sind zumeist in kursiver Schrift dargestellt und sind in erster Linie für Darsteller und Regisseure gedacht, um das jeweilige Werk im Sinne des jeweiligen Dichters auf die Bühne zu bringen. Allerdings können solche Informationen auch die Vorstellungskraft des Leser beflügeln.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge und Geschichte
Solche Bühnenanweisungen finden sich bereits in antiken Dramen (vgl. Literaturepochen), wobei sie sich unter anderem bei Aischylos (525 v. Chr. – 456 v. Chr.) belegen lassen. Ferner finden sie sich auch in sehr knapper Form in mittelalterlichen Spieltexten. Im humanistischen sowie barocken Drama dominieren vor allem sachliche und einfache Schauplatzanweisungen, wohingegen sich die Anweisungen im Volksstück des 16. und 17. Jahrhunderts vor allem durch Ausführlichkeit auszeichnen. In der Klassik finden sich dann vor allem wieder knappe Anweisungen (etwa in J. W. Goethes Torquato Tasso), wohingegen sich in Realismus und Romantik wieder umfassendere Bühnenanweisungen ausmachen lassen.
Noch ein wenig später, etwa im Naturalismus bei Arno Holz oder Gerhart Hauptmann, werden solcherlei Einschübe im dramatischen Text äußerst präzise und geben auch Kleinigkeiten des Bühnengeschehens vor oder schildern in epischer Breite, wie das Bühnenbild beschaffen ist und sich die Darsteller in diesem zu verhalten haben. Dabei wird außerdem vermehrt Rücksicht auf das Publikum genommen, welches die Dramen liest und nicht mehr nur sieht. Diese Rücksicht auf die Leserschaft, die sich das Stück so besser vorstellen kann, ist vor allem in Naturalismus und Expressionismus zu entdecken.
Beispiele solcher Bühnenanweisungen
Nachfolgend zwei Beispiele, die das Geschriebene verdeutlichen. Das erste Beispiel zeichnet sich vor allem durch Knappheit aus und lässt sich der Klassik zuordnen, wohingegen das zweite Stück eher ausführlich das Nichtgesprochene auf der Bühne vorgibt und naturalistisch ist.
Und stellen wir denn Welt und Nachwelt vor,
So ziemt es nicht nur müßig zu empfangen.
Das schöne Zeichen, das den Dichter ehrt,
Das selbst der Held, der seiner stets bedarf,
Ihm ohne Neid um’s Haupt gewunden sieht,
Erblick‘ ich hier auf deines Anherrn Stirne.
Auf die Herme Virgils deutend.
Hat es der Zufall, hat’s ein Genius
Geflochten und gebracht? Es zeigt sich hier
Uns nicht umsonst. Virgilen hör‘ ich sagen:
Was ehret ihr die Todten? Hatten die
Doch ihren Lohn und Freude da sie lebten;
Und wenn ihr uns bewundert und verehrt,
So gebt auch den Lebendigen ihr Theil.
Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug,
Der grüne Zweig gehört dem Leben an.
Alphons winkt seiner Schwester; sie nimmt den Kranz von der Büste Virgils und nähert sich Tasso. Er tritt zurück.
Leonore.
Du weigerst dich? Sieh welche Hand den Kranz,
Den schönen unverwelklichen, dir bietet!
Das obige Beispiel stammt aus Johann Wolfgang von Goethes Drama Torquato Tasso (1790; UA: 16.2.1807) und zeichnet sich vor allem durch äußerst knappe Bühnenanweisungen aus. Hierbei wird vor allem auf die Positionierung der Darsteller und ihre Blick- sowie Laufrichtung vorgegeben. Das folgende Beispiel, das in einer enormen Länge den gezeigten Raum beschreibt. Dabei handelt es sich um den Anfang des Dramas Die Familie Selicke (UA: 7.4.1890) von Arno Holz und Johannes Schlaf.
(Es ist mässig gross und sehr bescheiden eingerichtet. Im
Vordergrunde rechts führt eine Thür in den Corridor, im
Vordergrunde links eine in das Zimmer Wendt’s. Etwas weiter
hinter dieser eine Küchenthür mit Glasfenstern und Zwirn-
gardinen. Die Rückwand nimmt ein altes, schwerfälliges, gross-
geblumtes Sopha ein, über welchem zwischen zwei kleinen,
vergilbten Gypsstatuetten „Schiller und Goethe“ der bekannte
Kaulbach’sche Stahlstich „Lotte, Brod schneidend“ hängt.
Darunter im Halbkranze, symmetrisch angeordnet, eine Anzahl
photographischer Familienportraits. Vor dem Sopha ein ovaler
Tisch, auf welchem zwischen allerhand Kaffeegeschirr eine
brennende weisse Glaslampe mit grünem Schirm steht. Rechts
von ihm ein Fenster, links von ihm eine kleine Tapetenthür,
die in eine Kammer führt. Ausserdem noch, zwischen den
beiden Thüren an der linken Seitenwand, ein Tischchen mit
einem Kanarienvogel, über welchem ein Regulator tickt, und,
hinten an der rechten Seitenwand, ein Bett, dessen Kopfende,
dem Zuschauerraum zunächst, durch einen Wandschirm ver-
deckt wird. Am Fussende des Bettes, neben dem Fenster,
schliesslich noch ein kleines Nachttischchen mit Medizin-
flaschen. Zwischen Kammer- und Küchenthür ein Ofen, Stühle.
Frau Selicke, etwas ältlich, vergrämt, sitzt vor dem Bett
und strickt. Abgetragene Kleidung, lila Seelenwärmer, Horn-
brille auf der Nase, ab und zu ein wenig fröstelnd. Pause.)
Frau Selicke (seufzend): Ach Gott ja!
Walter (noch hinter der Scene, in der Kammer): Mamchen?!
- Als Bühnenanweisungen werden die eingeschobenen Bemerkungen des Dichters bezeichnet, welche zwischen den Sprechtexten des Dramas stehen und Informationen über Bühnenbild oder auch Aussehen, Ausstattung, Gestik, Mimik sowie Sprechweise der Schauspieler geben. Darüber hinaus können solche Bühnenanweisungen auch die Art und Weise der Protagonisten beschreiben, wie beispielsweise deren Tempo und Verhaltensweisen, wobei hier auch akustische Effekte benannt werden können.
- Demnach gehören diese Einschübe zum sogenannten Nebentext eines Dramas. Die Begriffe Regieanweisungen und Bühnenanweisungen sind gleichbedeutend. Heutzutage ist allerdings häufiger von Regieanweisungen die Rede, wenngleich es im früheren Theater noch keine Regie im heutigen Sinne gab. Diese gibt es erst seit dem 20. Jahrhundert.