Uraufführung

Als Uraufführung (abgekürzt mit U sowie UA) wird die erste Aufführung eines Bühnenwerkes oder Musikstückes vor einem Publikum bezeichnet, wohingegen die erste Aufführung eines Films als Premiere und die erste Ausstrahlung im Rundfunk (bspw. beim Hörspiel) als Ursendung bezeichnet wird. Verwandt ist die Bezeichnung mit der Erstaufführung. Im Gegensatz zur Uraufführung meint diese die erste Aufführung eines musikalischen Werkes oder Bühnenstücks in einer Übersetzung. Mitunter wird aber auch die erste Aufführung an einem anderen Spielort – an dem eben nicht die Uraufführung des Werkes stattfand – Erstaufführung genannt (bspw. „Erstaufführung in Berlin“).


Begriff

Der Begriff setzt sich aus dem Nomen Aufführung, was die öffentliche Darbietung eines Bühnenwerkes oder Musikstücks meint, und der Vorsilbe Ur zusammen. In der Kombination mit Nomen, teils auch mit Adjektiven, kennzeichnet die Vorsilbe Ur den Ausgangspunkt einer Sache, der demnach am Anfang liegt, wie auch in den Wörter Uroma, Urgestein etc. Demnach handelt es sich bei einer Uraufführung um eine Aufführung, die am Anfang [nachfolgender Aufführungen] steht und somit die erste dieser Art ist.

Handelt es bei einer Aufführung allerdings um die Neuinszenierung eines Stoffes, also um eine Art und Weise der Darstellung, die zuvor in dieser Form noch nicht gezeigt wurde, spricht man in Bezug auf die erste Aufführung wiederum von der Premiere. Beispielsweise wurde das Lustspiel Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing am 30.9.1767 in Hamburg uraufgeführt. Wird das Drama nun an einer beliebigen Bühne inszeniert und kommt in der Folge zur öffentlichen Aufführung, würde man von der Neuinszenierung sprechen und die erste Aufführung hierbei als Premiere bezeichnen.

Interessant ist, dass der Begriff der Uraufführung erst um die Jahrhundertwende zwischen 19. und 20. Jahrhundert aufkam (vgl. Fin de Siècle). So hält etwa Wilhelm Michel am 15. Dez. 1904 in den Münchner Neuesten Nachrichten, einer Tageszeitung, die zwischen 1848 bis 1945 erschien, das Folgende fest:


So hat z. B. das Modewort „Uraufführung“, das im zarten Alter von höchstens zwei bis drei Jahren steht, wohl alle Aussicht, dem dauernden Bestand der Sprache einverleibt zu werden. Es ist kein neuer Name für eine neue Sache. Die Sache, die es bezeichnet, ist fast so alt wie das Theater überhaupt. Man hat es bei ihm also mit einem echten Modewort zu tun, das sich durch Knappheit und glückliche Abgrenzung gegen den Begriff „Erstausführung“ auszeichnet.


Der obige Textauszug belegt, dass es zuvor durchaus üblich war, die erste Aufführung eines Werkes als Erstaufführung zu bezeichnen und eine Unterscheidung zwischen den Begrifflichkeiten Erstaufführung und Uraufführung erst recht spät erforderlich war und darüber hinaus das Wort Premiere verdrängt hat, das heutzutage vor allem für Filmvorführungen und Neuinszenierungen gebraucht wird.

Beispielhafte Uraufführungen (Literatur)

Werk Autor Uraufführung
Antigone Sophokles 442 v. Chr.
Minna von Barnhelm Gotthold Ephraim Lessing 30.9.1767
Emilia Galotti Gotthold Ephraim Lessing 13.3.1772
Iphigenie auf Tauris Johann Wolfgang von Goethe 6.4.1779
Nathan der Weise Gotthold Ephraim Lessing 14.4.1783
Kabale und Liebe Friedrich Schiller 13. April 1784
Maria Stuart Friedrich Schiller 14.6.1800
Prinz Friedrich von Homburg Heinrich von Kleist 1821
Leonce und Lena Georg Büchner 31. Mai 1895
Der gute Mensch von Sezuan Bertolt Brecht 4. Februar 1943
Draußen vor der Tür Wolfgang Borchert 21.11.1947
Warten auf Godot Samuel Beckett 5. Januar 1953


Stichwortverzeichnis