Erörterung

Die Erörterung ist neben der Gedichtanalyse eine der wichtigsten und häufigsten Aufsätze, die uns im Deutschunterricht begegnen. Die Erörterung hat das Ziel, eine bestimmte Fragestellung zu diskutieren und die Diskussionspunkte durch Argumente zu stützen. Die Schwierigkeit ist dabei, dass wir Argumente (Pro & Contra) finden und diese verschriftlichen müssen.


Hierbei gibt es verschiedene Vorgehensweisen, um eine Frage sinnvoll zu erörtern. Das heißt, dass wir uns schon vor dem Schreiben überlegen müssen, welche Herangehensweise sich in diesem oder jenen Fall für die Erörterung anbietet und welche eher ungeeignet erscheint.

Das bedeutet, dass es bei der Erörterung grundsätzlich um zwei verschiedene Dinge geht. Einerseits müssen wir eine komplizierte oder nicht ausreichend erschlossene Sachfrage selbständig untersuchen und andererseits die beste Vorgehensweise für genau dieses Vorhaben festlegen.

Hinweis: In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie eine Erörterung schreiben. Vorab klären wir aber, was eine Erörterung überhaupt ist und welchen Sinn das Ganze hat. Im Anschließend stellen wir Ihnen die verschiedenen Herangehensweisen vor und beleuchten den Aufbau des Aufsatzes.

Was ist eine Erörterung?

Die Erörterung ist eine Möglichkeit, um eine Entscheidung zu einem festgelegten Sachverhalt zu finden. Sie ist demnach ein Instrument der Meinungsbildung und -findung.

Dabei geht es nicht darum, welche Meinung uns am besten gefällt, sondern darum, für welche Meinung das beste und stärkste Argument gefunden werden kann. Diese Argumente können entweder für die jeweilige Frage sprechen oder eben dagegen (→ Argumenttypen).

Das bedeutet, dass die Erörterung eine wichtige Rolle bei der wissenschaftlichen und journalistischen Arbeit einnimmt. Allerdings müssen wir uns gar nicht auf den Deutschunterricht, den Journalismus oder die Wissenschaft beschränken, wenn wir verstehen wollen, worum es im Grunde geht.

Denn prinzipiell benutzen wir erörternde Elemente fast jeden Tag. Nämlich bei jeder Diskussion oder auch Meinungsverschiedenheit, die uns begegnet. Schauen wir auf ein Beispiel aus dem Alltag.

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„Gehen wir heute ins Kino und gucken den neuen Film?“
„Gerne! Aber morgen ist Kinotag und wir könnten den Film billiger sehen.“
„Aber heute ist doch die Premiere. Dann sehen wir den Film vor den anderen.“
„Ach. Die gehen eh erst nächste Woche. Morgen ist absolut ausreichend.“

Natürlich ist das obige Beispiel nur ein ganz kleiner Ausschnitt und keinesfalls eine vollständige Erörterung. Allerdings sollte das grundlegende Prinzip ersichtlich werden: Aussage (Ins Kino), Contra-Argument (Kinotag), Pro-Argument (Früher sehen), Schlussfolgerung.

Wir können das wichtigste Prinzip der Erörterung erkennen. Eine Frage wird von zwei Personen diskutiert und daraus resultiert eine Schlussfolgerung. Der wesentliche Unterschied beim erörternden Schreiben ist, dass wir ein schriftliches Selbstgespräch führen und die Pro- und Contra-Argumente, aber auch das Fazit selbst finden und argumentativ belegen müssen.

Die grundsätzliche Abfolge ist also…

  • Das Problem (Frage) zu verstehen und zu erfassen.
  • Dieses dann von ähnlichen Problemen zu unterscheiden.
  • Das Problem in einzelne Fragen zu zerlegen.
  • Verschiedene Antworten auf diese Fragen zu finden.
  • Diese Antworten mit gültigen Argumenten zu belegen.
  • Beispiele finden, um die Argumente zu veranschaulichen und zu beweisen.
  • Letzten Endes die einzelnen Positionen bewerten.

Hinweis: Das obige Beispiel zeigt nur das „allgemeine Problem“, eine knappe Gegenüberstellung der Argumente und eine Wertung am Ende. Die anderen Aspekte erklären wir Ihnen im Folgenden.

Formen der Erörterung

Im Fachbereich Deutsch haben sich drei verschiedene Formen der Erörterung gebildet. Wir unterscheiden dabei zwischen textgebundener, literarischer und freier Erörterung. Die freie Erörterung spaltet sich außerdem in die dialektische und lineare Methode.

Die drei Hauptformen des erörternden Schreibens sind insofern unterschiedlich, als dass sie verschiedene Textarten beleuchten. Die Unterscheidung in dialektisch und linear im Zusammenhang mit der freien Erörterung beschreibt die Art und Weise den Aufsatz und die Argumentation aufzubauen.

Textgebundene Erörterung

Diese Form des Aufsatzes befasst sich mit Texten, in denen der Autor in eine Debatte (Meinungsstreit) eingreift und seinen eigenen Beitrag zu diesem Problem abliefert. Unsere Aufgabe ist es nun, die Kernaussagen und Schwerpunkte des Autors zu verstehen und herauszuarbeiten.

Diese Schwerpunkte müssen wir in der Folge kritisch bewerten, wobei wir die einzelnen Positionen anderen Auffassungen (Meinungen) gegenüberstellen und mit diesen vergleichen. Dabei sollten auch eigene Standpunkte und Einsichten eingearbeitet und verglichen werden.

Durch das Benennen der Autoren-Position, anderer Positionen, unserer eigenen Einsichten und dem Vergleichen der einzelnen Standpunkte, bilden wir letzten Endes eine Bewertung der Auffassungen und kommen zu einem Schluss oder einer Art Fazit des Gesagten.

Hinweis: Die textgebundene Erörterung muss natürlich nicht auf einen Fachbereich beschränkt sein. Sie kann sich inhaltlich mit allen Fragen befassen und einzelne Fachfragen miteinander verbinden.

Mögliche Aufgabenstellung für eine textgebundene Erörterung
Bauchfrei, knapp und möglichst sexy. Dem Schulleiter reicht’s.
In einem Breif bittet er die Eltern um eine Stellungnahme.
Beziehen Sie Stellung zum Thema.

Literarische Erörterung

Bei dieser Form werden Fragen und Problemstellungen diskutiert, die im Zusammenhang mit literarischen Texten oder der Literaturwissenschaft stehen. Es geht also um die Auseinandersetzung mit Problemen aus einzelnen Werken, Epochenfragen oder auch theoretische Zusammenhänge.

Wir müssen hierbei entweder bestimmte Aspekte eines Werkes untersuchen und dazu Meinungen bündeln oder theoretische Punkte vergleichend gegenüberstellen, wie Fragen zur Gattung oder Literaturtheorien.

Die literarische Erörterung kann entweder auf der Grundlage eines Textes geschrieben werden oder auch freier Natur sein. Das bedeutet, dass keine Textgrundlage vorhanden ist, auf die wir uns beim Erörtern beziehen, sondern eine allgemeine Problemstellung den Kern des Aufsatzes bildet.

Hinweis: Natürlich gibt es hierbei Parallelen zur Analyse und Interpretation literarischer Texte. Der Schwerpunkt liegt jedoch eher auf der Betrachtung eines einzelnen Themas des Textes und nicht auf der Gesamtdeutung des Werkes → Gedichtanalyse.

Mögliche Aufgabenstellung für eine literarische Erörterung
Erläutern Sie die Auffassung von Liebe in Fontanes „Effi Briest“
im Vergleich zur Auffassung in Schillers „Kabale und Liebe
„.