Das Anfertigen einer Figurenkonstellation hilft dabei, die Verknüpfungen und Verhältnisse der Figuren in einem Text zu verstehen. In der Figurenkonstellation werden demnach alle sozialen Beziehungen (Freundschaften oder Verwandheitsgrad) und psychologische oder auch mentale Beziehungen der Charaktere festgehalten. Die Figurenkonstellation zeigt, wie die Figuren im dramatischen oder epischen Text miteinander verbunden sind und zueinander stehen.
Typischerweise konzentrieren wir uns dabei auf die wichtigsten Figuren der Handlung und nicht auf alle Charaktere des Werkes. Das bedeutet, dass im Mittelpunkt der Konfiguration (Konstellation) die Hauptfigur (Protagonist) steht und ihre Verbindungen zu anderen Figuren (Deuteragonisten) des Textes.
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Beispiel: Figurenkonstellation in Rotkäppchen
Um das Geschriebene zu verdeutlichen, möchten wir Ihnen ein einfaches Beispiel einer solchen Konfiguration vorstellen. Dabei haben wir uns für das Märchen Rotkäppchen entschieden.
Wir haben das Märchen deshalb gewählt, weil die handelnden Figuren sehr überschaubar und die meisten Menschen mit dem Inhalt vertraut sind. Im Text treten nämlich nur fünf Personen auf: nämlich Rotkäppchen selbst, ihre Mutter und Großmutter, der böse Wolf und ganz am Ende befreit ein Jäger die Gefressenen und holt sie aus dem Bauch des Wolfes heraus.
Wichtig ist hierbei, dass die Hauptfigur im Mittelpunkt der Figurenkonstellation steht und wir diese um die Figur herum entfalten. Wenn wir nun diese Verwandtschaftsbeziehungen und einfachen Verkettung aufs Papier bringen möchten, könnte das in etwa folgendermaßen aussehen:
Wir sehen auf dieser Grafik die Handelnden des Textes und ihre Beziehung zueinander. Dabei sollte auffallen, dass die Figurenkonstellation durchaus durch uns ausgeschmückt werden kann, sodass wichtige Ereignisse der Handlung ebenfalls in ihre Platz finden (frisst, befreit, besucht, erlegt, warnt). Allerdings ist das kein Muss, kann im Nachhinein jedoch äußerst praktisch sein.
Beispiel: Figurenkonstellation in Woyzeck
Schauen wir auf ein weiteres Beispiel. Dieses ist ein wenig komplexer als das vorherige und soll die Beziehungsgeflechte in Georg Büchners Woyzeck abbilden und rekonstruieren.
Die Konfiguration der wichtigsten Charaktere wird durch das obige Schaubild ersichtlich. Im Vergleich zur vorherigen Figurenkonstellation sind die Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren komplexer, wobei nicht einmal alle Handelnden in der Grafik berücksichtigt wurden.
Wann ist die Figurenkonstellation geeignet?
Die Figurenkonfiguration ist sinnvoll, wenn wir uns einen Überblick des jeweiligen Textes verschaffen wollen und diesen nach der ersten Lektüre noch weiter bearbeiten oder tiefer analysieren möchten.
Gerade bei sehr verworrenen Handlungssträngen kann es hilfreich sein, die einzelnen Verbindungen zu entschlüsseln und übersichtlich darzustellen. Grundsätzlich ist das Ganze also sinnvoll, um im Nachhinein noch einen Überblick zu haben und somit keine Beziehungen oder Abhängigkeiten der jeweiligen Figuren aus den Augen zu verlieren.
Tipp: Außerdem kann die Verschriftlichung der Konstellation hilfreich sein, wenn wir später eine Charakterisierung, Personenbeschreibung, Rollenbiographie oder auch nur einen Steckbrief im Zusammenhang mit einem epischen oder dramatischen Text anfertigen möchten.
- Diese Methode kann uns helfen, die Verbindungen zwischen den Handelnden und das Beziehungsgeflecht in einem epischen oder dramatischen Text zu erfassen.
- Weiterhin kann die Figurenkonstellation für zahlreiche andere Aufsatztypen als Grundlage dienen und ist eine gängige Methode der Wissenschaft, um Texte zu visualisieren.
- Sie kann nicht nur die Beziehungen der Handelnden abbilden, sondern auch einen thematischen Schwerpunkt setzen.
- Auf der grafischen Ebene gibt es keinerlei Vorgaben für die Konfiguration. Wichtig ist allenfalls, dass auch einem Außenstehenden klar wird, inwiefern die Figuren zusammengehören. Alles andere ist uns überlassen.