Bedeutung
Wenn der Sprechende etwa den Satz formuliert:"Er müsste jetzt mit der Arbeit fertig sein.", gebraucht er das Modalverb müsste epistemisch. Somit zeigen epistemische Modalverben keine Wechselwirkung mit dem Subjekt des Satzes, sondern hängen von der Einschätzung des Sprechers ab. Es wird also eine Sicht der Dinge geäußert, die sich aus den gegenwärtigen Umständen begründet und dadurch einen vergangenen Sachverhalt wahrscheinlich macht.
Das deutsche Fremdwort epistemisch hat seinen Ursprung im griechischen Nomen epistéme für Wissen, Erkenntnis oder auch Einsicht, der unter Philosophen der klassischen Antike in Griechenland geläufig war. Hier hat somit keine Verschiebung der Bedeutung in die heutige Zeit stattgefunden.[1]
Erstmals lässt sich das Wort zu Beginn des 20. Jahrhudnerts im Deutschen nachweisen, kommt aber erst um die 1960er Jahre vermehrt deutschen Texten vor. Es hat sich danach um ein Vielfaches seit seinem Eintritt in die Sprache verbreitet und befindet sich heute auf einem stabilen Niveau. Trotz allem bleibt es – zumal es sich um ein sehr fachsprachliches Wort handelt – bis heute sehr selten.[2]
1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1997
2. Quelle: Ngram Viewer
Beispiele
Die Epistemische Logik wird auch als Wissenslogik bezeichnet. Sie setzt sich mit der Vermittlung und der Erkenntnis neuer Inhalte durch einen Einzelnen auseinander.
Aber kann eine substanzielle Einheit von epistemischer Vernunft und religiöser Offenbarung heute mehr sein als ein frommer Wunsch?
Otto Kallscheuer, "Vernunft des Herzens"
Mein Dozent ist eine epistemische Autorität und derjenige, der sich in diesem Fachgebiet besonders gut auskennt und auf den bei Fragen, die dieses Fachgebiet betreffen, gehört wird.
Für den Physiker von heute sind epistemische Modelle unerlässlich.
Reduktionistische Forschungsstrategien setzen sich zudem der Frage aus, ob denn die eine der beiden epistemischen Perspektiven beiseite geschoben werden kann oder ob wir auf eine komplementäre Verschränkung beider Wissensperspektiven angewiesen sind.
Jürgen Habermas, "Die Freiheit, die wir meinen"
„Er müsste mit dem Rasenmähen jetzt fertig sein.“, las er vor und legte das Buch auf den Tisch, "Aber ob das wirklich so ist, können wir nicht sagen, da hier das Modalverb „müssen“ epistemisch gebraucht wird.", schlussfolgerte er und strahlte in die leeren Blicke seiner Schüler.
Grammatik
Positiv Grundform |
Komparativ 1. Steigerung |
Superlativ 2. Steigerung |
---|---|---|
epistemisch | keine Steigerung |
Starke Deklination | ||||
---|---|---|---|---|
Maskulin | Feminin | Neutral | Plural | |
Nominativ | epistemischer | epistemisches | epistemische | epistemische |
Genitiv | epistemischen | epistemischen | epistemischer | epistemischer |
Dativ | epistemischem | epistemischem | epistemischer | epistemischen |
Akkusativ | epistemischen | epistemisches | epistemische | epistemische |
Schwache Deklination | ||||
Maskulin | Feminin | Neutral | Plural | |
Nominativ | der epistemische |
das epistemische |
die epistemische |
die epistemischen |
Genitiv | des epistemischen |
des epistemischen |
der epistemischen |
der epistemischen |
Dativ | dem epistemischen |
dem epistemischen |
der epistemischen |
den epistemischen |
Akkusativ | den epistemischen |
das epistemische |
die epistemische |
die epistemischen |
Gemischte Deklination | ||||
Maskulin | Feminin | Neutral | Plural | |
Nominativ | ein epistemischer |
ein epistemisches |
eine epistemische |
keine epistemischen |
Genitiv | eines epistemischen |
eines epistemischen |
einer epistemischen |
keiner epistemischen |
Dativ | einem epistemischen |
einem epistemischen |
einer epistemischen |
keinen epistemischen |
Akkusativ | einen epistemischen |
ein epistemisches |
eine epistemische |
keine epistemischen |
Synonyme
- epistemologisch
- erkenntnisbezogen
- erkenntnismäßig
- erkenntnistheoretisch
- wissensmäßig