Als Galimathias, auch Gallimathias, wird verworrenes, unverständliches oder auch sinnloses Gerede bezeichnet (vgl. Kauderwelsch). Das Nomen kann heutzutage allerdings als Archaismus gelten, wobei es bereits seit dem 16. Jahrhundert belegt ist und beispielsweise in der Satire Ménippée (1594) als jargon de galimatias gebraucht wird sowie in der Folge häufig in (schriftlichen) Kritiken zu finden ist. Darüber hinaus gab es im Alt-Wiener Volkstheater Nonsens-Couplets, die ebenfalls als Galimathias bezeichnet wurden. Diese waren unsinnige Gesangseinlagen, welche die Handlung von Possen sowie Komödien unterbrachen und durchaus mit großem Erfolg – etwa von Schauspielern wie Wenzel Scholz (1787-1857) – vorgetragen wurden. Die genaue Herkunft des Begriffs ist allerdings bis heute unklar.
Begriff & Ursprung
Oftmals wird eine Anekdote als Ursprung des Begriffs angegeben: So heißt es, dass einst ein Sachverwalter für einen Mann namens Matthias aussagen sollte, der wegen eines gestohlenen Hahns vor Gericht stand. Er wollte für ebendiesen Matthias aussagen und dabei die lateinische Wendung Gallus Mathiae für der Hahn des Matthias‘ verwenden, verdrehte dabei allerdings die Worte und sprach vom Galli Mathias, also vom Mathias des Hahns, wodurch seine verworrene Rede unverständlich war. Gesichert ist diese Annahme allerdings nicht.
Eine weitere Theorie geht davon aus, dass der Begriff aus der Pariser Studentensprache stammt und hierbei ursprünglich Streithähne bezeichnet. Die Disputanten – also Doktoranden, die ihre Doktorarbeit verteidigen (vgl. Disput) – an der Sorbonne, der Pariser Universität, wurden nämlich als galli (lat. Hähne) bezeichnet. Der zweite Wortteil wäre dann dem griechischen Wort mathesis entlehnt, das sich mit Wissen übersetzen lässt. So wäre Galimathias das Wissen der Hähne, das für Außenstehende unverständlich erscheint (vgl. Fachjargon).
Teils wird aber auch die Satire Ménippée (1594) als Ursprung angegeben und nicht nur als ein Beleg für die Verwendung des Wortes. Dieses Werk (in Prosa und Vers) kritisiert die politische Situation in Frankreich und nennt einen Ort namens Galimathie, dessen Einwohner sich nicht klar und verständlich artikulieren und somit von Außenstehenden kaum verstanden werden. Ihre Sprache wird als jargon de galimatias bezeichnet.
Dennoch: in der Folge ist der Begriff in zahlreichen Schriften belegt und findet sich oftmals in literarischen Kritiken, wenn einzelne Schriften – teils eindeutig polemisch – als Galimathias und somit als unverständliches Gerede abgetan werden. Schnell findet sich das Wort dann auch in der Literatur, wie etwa in Eduard Mörikes Roman Maler Nolten. Dort findet sich im dritten Kapitel die nachfolgende Passage:
Der wunderliche Mensch wollte mein Erstaunen nicht bemerken, er griff eben nach dem Hute, als ich ihn lebhaft zu mir auf einen Sitz niederzog und zu einer weiteren Erörterung aufforderte. Es übersteigt jedoch alle Beschreibung, in welch sonderbarem Gemische des fadesten und unsinnigsten Galimathias mit einzelnen äußerst pikanten Streiflichtern von Scharfsinn sich der Mensch in einer süßlich wispernden Sprache nun gegen mich vernehmen ließ. Dies alles zusammengenommen und das unpassende Kichern, womit er sich selber und mich gleichsam zu verhöhnen schien, ließ keinen Zweifel übrig, daß ich hier das seltenste Beispiel von Verrücktheit vor mir habe, welches mir je begegnet war.
Im obigen Beispiel wird ersichtlich, dass der Begriff grundsätzlich negativ konnotiert ist und in diesem Fall als Anzeichen für Verrücktheit gedeutet wird. Folglich hätten wir es, wenn davon ausgegangen wird, dass der Ursprung tatsächlich bei den Disputationen der französischen Doktoranden an der Sorbonne liegt, mit einer Bedeutungsverschlechterung zu tun. Darüber hinaus trägt beispielsweise ein Epigramm des Dichters Franz Grillparzer, das sich auf das Jahr 1854 datieren lässt, den Begriff im Titel:
Wenn dir ein Autor dunkel ist,
Laß dir die Augen verbinden.
Am wenigsten klagen über die Nacht
Die auch bei Tage Blinden.
- Als Galimathias, auch Gallimathias, wird verworrenes und unverständliches oder auch sinnloses Gerede bezeichnet. Demnach ist der Begriff negativ konnotiert und kann synonym zum Begriff Kauderwelsch verstanden werden, wobei er zumeist als Angriff verwendet wird.
- Allerdings gibt es Hinweise, dass der Begriff ursprünglich aus der Pariser Studentensprache des 16. Jahrhunderts stammt und hierbei das unverständliche Gerede der streitenden Doktoranden bezeichnete dann. Folglich wäre die Bezeichnung dann im eigentlichen Sinn eher humorvoll zu werten und hätte demzufolge erst im Nachhinein einen Bedeutungswandel erfahren.
- Hinweis: Der Begriff wird ausschließlich im Singular verwendet (Singularetantum) und trägt einen männlichen Artikel. Es heißt also „der Galimathias“ und ist in jedem Kasus gleichbleibend.