Als Genitiv, auch 2. Fall oder Wessen-Fall, wird ein Kasus (Fall) der deutschen Grammatik bezeichnet. Der Kasus gibt an, in welcher Beziehung ein Nomen zu anderen Elementen eines Satzes steht. Der Genitiv wird gebraucht, um eine Zugehörigkeit, Teilhabe oder die Herkunft anzuzeigen und steht außerdem nach bestimmten Verben und Präpositionen. Die Kontrollfrage lautet Wessen?
Inhaltsverzeichnis
Fragewort & Beispiel
Um den Genitiv in einem Satz zu erfragen, können wir demnach die Kontrollfrage stellen. Diese Kontrollfrage gibt Auskunft über das Genitivobjekt sowie das Genitivattribut eines Satzes. Dafür wird aus dem jeweiligen Satz eine Frage formuliert, wobei versucht wird, das entsprechende Nomen mithilfe der Kontrollfrage zu erfragen und so zu bestimmen. In der Praxis sieht das in etwa so aus:
Frage: Wessen wurde er beschuldigt?
Antwort: der Untreue.
Frage: Wessen enthalten sie sich?
Antwort: eines direkten Kommentars.
Frage: Wessen gedenken wir?
Antwort: der Opfer des Krieges.
Die angeführten Beispiele veranschaulichen den Gebrauch des Genitivs und zeigen auf, wie dieser mithilfe der Kontrollfrage Wessen? erfragt wird. Auffallig ist außerdem, dass sich die Endungen der Nomen in zwei Fällen ändern, wobei außerdem die Artikel und Adjektive an den Kasus angepasst werden.
Artikel, Adjektive und Pronomen im Genitiv
Manche Wortarten passen sich an den Kasus eines Nomens an. Dieses Anpassen wird als Deklination bezeichnet. Auch beim Genitiv müssen sich die Begleiter des Nomens (Artikel), dessen Stellvertreter (Pronomen) und die bezugnehmenden Eigenschaftswörter (Adjektive) an das Nomen anpassen. Die einzelnen Wortarten werden demzufolge dekliniert. Nachfolgend eine tabellarische Übersicht.
Artikel, Adjektive und Nomen im Genitiv
bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel, Possessivartikel (dein …) |
kein Artikel | |
---|---|---|---|
maskulin männlich |
des lieben Bruders | eines lieben Bruders | lieben Bruders |
feminin weiblich |
der lieben Schwester | einer lieben Schwester | lieber Schwester |
neutral sächlich |
des lieben Kindes | eines lieben Kindes | lieben Kindes |
Plural Mehrzahl |
der lieben Eltern | deiner lieben Eltern | lieber Eltern |
Pronomen im Genitiv
Personalpronomen | Possessivpronomen (Begleiter, Ersatz) |
||
---|---|---|---|
maskulin neutral |
feminin Plural |
||
1. Person Singular | meiner | meines | meiner |
2. Person Singular | deiner | deines | deiner |
3. Person Singular (m) | seiner | seines | seiner |
3. Person Singular (f) | ihrer | ihres | ihrer |
3. Person Singular (n) | seiner | seines | seiner |
1. Person Plural | unser | unseres | unserer |
2. Person Plural | euer | eures | eurer |
3. Person Plural | ihrer | ihres | ihrer |
Hinweis: Einige Adjektive, Präpositionen und Verben verlangen den Genitiv. Eine Auswahl:
- Adjektive: des Weges kundig, der Sache sicher, des Lebens überdrüssig
- Präpositionen: mangels, mittels, dank, trotz, außerhalb, wegen, beiderseits, diesseits, jenseits, unweit, entlang, links, rechts, nördlich, südlich, trotz, ungeachtet …
- Verben: anklagen, beschuldigen, brüsten, enthalten, rühmen, schämen, erinnern, freuen
Maskuline und neutrale Nomen mit -s, -es und -n, -en
Im Genitiv enden maskuline sowie neutrale Nomen auf -s oder -es. Feminine Nomen sowie Nomen, die im Plural (Mehrzahl) stehen, kommen ohne diese Endung aus. Hierbei gibt es Regeln, wann ein -s und wann ein -es angehängt wird und wann es optional ist. Außerdem gibt es die Ausnahmen -n und -en.
Nomen … | -s | -s / -es | -es | -n | -en | Beispiele |
---|---|---|---|---|---|---|
… ist maskulin oder neutral | der Bruder – des Bruders | |||||
Ausnahmen | ||||||
… hat nur eine Silbe | das Haar – des Haar(e)s | |||||
… endet auf mehrere Konsonanten | das Geschenk – des Geschenk(e)s | |||||
… endet auf Zischlaut (-s, -ss, -ß, -tz, -x, -z) | der Platz – des Platzes | |||||
… endet auf -nis (s wird verdoppelt) | das Ergebnis – des Ergebnisses | |||||
… ist maskulin, endet im Nominativ auf -e | der Junge – des Jungen | |||||
… ist maskulin, endet im Nominativ auf -ent | der Absolvent – des Absolventen |
Eigennamen als Genitivattribut, Nomen ohne Artikel
Eine weitere Besonderheit gibt es in Bezug auf Eigennamen und Nomen ohne Artikel. Der Genitiv wird mit von gebildet. Bei Eigennamen gilt, dass dieser auch vorangestellt werden kann. Hierbei wird der Form ein s angehängt. Endet der Eigennamen auf einen Zischlaut, wird ein Apostroph (‚) genutzt.
1. Eigennamen, Nomen ohne Artikel |
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2. Vorangestellte Eigennamen (Nomen erhält s-Endung, bei Zischlaut Apostroph) |
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Wann steht ein Nomen oder Pronomen im Genitiv?
Es gibt Sätze, die einen Genitiv erzwingen. Ein Nomen oder Pronomen wird im 2. Fall gebraucht, wenn es als Genitivobjekt zum Verb oder Adjektiv, als Adverbialbestimmung im Genitiv, Apposition zu einem Genitiv, Attribut zu einem anderen Nomen oder nach einer Präposition steht, die den 2. Fall verlangt (bspw. mangels, mittels, dank, trotz, außerhalb, wegen, …).
1. Genitivobjekt zu einem Verb |
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2. Genitivobjekt zu einem Adjektiv |
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3. Adverbialbestimmung im Genitiv |
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4. Apposition zu einem Genitiv (nähere Bestimmung des Genitivs) |
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5. Attribut (Ergänzung) zu einem anderen Nomen |
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6. Präposition, die den Genitiv verlangt |
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Kurzübersicht: Das Wichtigste zum Genitiv im Überblick
- Der Genitiv ist ein Kasus der Grammatik. Er wird auch als 2. Fall oder Wessen-Fall bezeichnet. Die Kontrollfrage des Falls lautet Wessen?
- Dieser Fall wird gebraucht, um Zugehörigkeiten anzuzeigen. Weiterhin gibt es Präpositionen und Verben sowie einige Adjektive, die ihn ausdrücklich verlangen.