Hilde Domin

Hilde Domin, geboren am 27. Juli 1909 in Köln als Hilde Löwenstein und gestorben am 22. Februar 2006 in Heidelberg, war eine deutsche Autorin, Dichterin und Essayistin. Ihr Werk umfasst vor allem lyrische Texte, aber auch einige Erzählungen sowie einen Roman. Bekannt wurde die Dichterin aber vor allem durch ihre Lyrik, die stets von Domins jahrelangen Erfahrungen im Exil geprägt ist.

So hielt sich Hilde Domin für über 20 Jahre in anderen Ländern auf, wie etwa Frankreich, Spanien oder Kanada sowie die Dominikanische Republik, die letzten Endes für den selbstgewählten Nachnamen Domins verantwortlich ist. Die Autorin erhielt für ihre Werke zahlreiche Ehrungen sowie Würdigungen und wurde unter anderem mit der Carl-Zuckmayer-Medaille, dem Nelly-Sachs-Preis sowie dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Lebenslauf

  • 1909: Hilde Domin wird am 27. Juli 1909 als Hilde Löwenstein in Köln geboren. Ihren Namen leitet sie später von dem der Dominikanischen Republik ab, wo sie sich mehrere Jahre aufhält.

  • 1929 – 1930: Hilde Domin legt das Abitur am Merlo-Mevissen-Lyzeum in Köln ab. Sie schreibt sich zum Studium an der juristischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ein. Aufgrund eines Unfalls wechselt Domin im Sommersemester an die Universitäten Köln und Bonn. Am 22. Oktober beginnt sie ihr Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität. Sie wird Mitglied der SPD.


    1931 – 1932: Sie verlässt Deutschland. Domin schreibt sich in Italien an der Universität La Sapienza in der Facoltà di lettere e filosofià ein. Die Schriftstellerin arbeitet in Rom neben ihrem Studium auch als private Sprachlehrerin.


    1934: Hilde Domin studiert am Istituto Superiore di Scienze Sociali e Politiche Cesare Alfiere in Florenz. Sie legt dort die laurea a pieni voti e laude ab.


    1936: Hilde Domin heiratet Erwin Walter Palm im Konservatorenpalast in Rom.


    1939 – 1940: Sie flieht mit ihrem Mann aus Italien nach England. Über Kanada reist sie in die Dominikanische Republik


    1946 – 1954: Sie beginnt mit ihrer schriftstellerischen Arbeit. Domins Mutter stirbt. Sie arbeitet als Lektorin an der Universität von Santo Domingo. Die Schriftstellerin kehrt nach Deutschland zurück.


    1955: Ihre Gedichte Herbstzeitlosen und Ziehende Landschaft entstehen.


    1961: Hilde Domin lässt sich nach Reisen in Spanien wieder fest in Deutschland nieder.


    1968: Ihr einziger Roman (in Segmenten), Das Zweite Paradies wird veröffentlicht.


    1976 – 1988: Hilde Domin wird mit dem Rilke-Preis ausgezeichnet. Sie erhält das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Domin geht als Stipendiatin an die Villa Massimo.


    1987 – 2004: Nach Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz und Christa Wolf hält sie die Frankfurter Poetik-Vorlesungen. Hilde Domin wird Ehrenprofessorin des Landes Baden Württemberg und bekommt den Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung. Ihr wird die Ehrenbürgerwürde der Stadt Heidelberg verliehen.


    2006: Hilde Domin stirbt am 22. Februar in Heidelberg. Sie wird auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt.


Epochen der Literatur als Zeitstrahl


Biografie

Hilde Domin, geborene Löwenstein, verheiratete Hilde Palm (geboren am 27. Juli 1909 in Köln; † 22. Februar 2006 in Heidelberg), war eine bedeutende deutsche Schriftstellerin, Politologin und Dichterin.

Domin wurde vor allem durch ihre Lyrik bekannt. Sie verbrachte 22 Jahre (1932-1954) im Exil. Die Schriftstellerin erhielt 1976 den Rilke-Preis und 1994 das Große Bundesverdienstkreuz. Sie nannte sich Domin nach der Dominikanischen Republik, in der sie mehrere Jahre verbrachte.

Herkunft und Ausbildung

Hilde Domin wächst in großbürgerlichen Verhältnissen in Köln auf. Ihr Vater, Eugen Siegfried Löwenstein (1871–1942), war ein jüdischer Anwalt, der im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Domins Mutter war die zur Sängerin ausgebildete Paula Löwenstein. Die Eltern der späteren Schriftstellerin ermöglichten ihrer Tochter eine gute Ausbildung. Bevor Hilde am 6. März 1929 ihr Abitur am Merlo-Mevissen-Lyzeum in Köln ablegte, bekam sie Privatunterricht. Domin war hochbegabt und interessierte sich früh für Paneuropa und Fremdsprachen.

Am 23. April 1929 schrieb sich Domin zum Studium an der juristischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ein. Sie besuchte Vorlesungen zur Nationalökonomie sowie volkswirtschaftliche Seminare. Ab dem Semester 1929/1930 studierte sie im Institut für Sozial- und Staatswissenschaften.

Aufgrund eines Unfalls wechselte Domin im Sommersemester an die Universitäten Köln und Bonn, um in der Nähe ihres Elternhauses zu sein. In dieser Zeit trat sie der Kölner Gruppe der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. Am 22. Oktober 1930 begann sie dann ihr Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität (die heutige Humboldt-Universität).

Exilstation Italien

Hilde Domins erste Exilstation war Italien. Nachdem sie am 4. Dezember 1930 Hitlers viel zitierte Rede in der Hasenheide gehört hatte und sie durch ihr Studium von Hitlers Mein Kampf wusste und erahnte, dass Hitler die kommunizierten Inhalte des Buches auch verfolgen würde, entschloss sie sich im Herbst 1932 für ein Auslandsstudium in Rom und Florenz. Gemeinsam mit Erwin Walter Palm, ihrem späteren Mann, den sie 1931 kennengelernt hatte, schrieb sie sich an der Universität La Sapienza in der Facoltà di lettere e filosofià ein. Dort belegte sie unter anderem Kurse in Kunstgeschichte.

In Rom entging die junge Doktorandin mehrfach nur knapp einer Verhaftung. Sie arbeitete 1932 dort neben ihrem Studium auch als private Sprachlehrerin. Zwei Jahre später, im November 1934, schrieb sie sich am Istituto Superiore di Scienze Sociali e Politiche Cesare Alfiere in Florenz ein. Dort legte sie am 6. November 1935 die laurea a pieni voti e laude mit dem besten zu erzielenden Ergebnis ab.

In den Jahren von 1935 bis 1938 gab Domin weiter Deutschunterricht für Privatschüler in Rom. Hilde Domin heiratete in dieser Zeit, am 30. Oktober 1936, Erwin Walter Palm im Konservatorenpalast in Rom.

Flucht: Großbritannien, Kanada, Dominikanische Republik

Das sich die italienische Politik 1934 auch gegen Juden richtet und zugewanderte Juden keine Möglichkeit mehr hatten, die italienische Staatsbürgerschaft zu erhalten, floh das Paar 1939 aus Italien. Die neuen Rassengesetze stempelten ab 1938 auch in Italien Juden zu Staatsfeinden ab und diese mussten daher bis einschließlich 12. März 1939 Italien verlassen.

Domin und ihrem Mann gelang die Flucht über Paris nach Großbritannien, wo sie bei wohlhabenden Verwandten unterkamen. Sie lebten zunächst im Londoner Stadtteil Hampstead, bis Domins Eltern in Minehead, Somerset, ein kleines Haus erwarben. Nach nur wenigen Monaten entschloss sich das Paar erneut für die Weiterreise. Dem drohenden Krieg ins Auge sehend und durch Frankreichs Kapitulation bestätigt, verließ das Paar am 26. Juni 1940 England.

Über Kanada gelang die Reise in die Dominikanische Republik, die für Domin und ihren Mann eine weitere Exilstation bedeutet. Der berüchtigte Diktator Raffael Trujillo nahm sie dort auf, ohne ihrer politischen Herkunft, ihrer Religion noch ihrer Rasse und ihrem Ansehen Beachtung zu schenken. Hilde Domin war in der Folge bis 1954 an der Universität von Santo Domingo als Lektorin für Deutsch tätig.

Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit

Die Schriftstellerin begann bereits im Jahr 1946 mit ersten literarischen Arbeiten. Wohl auch durch eine zunehmende Entfremdung von ihrem Mann beeinflusst, steigerte sich ihre Produktivität als Autorin. Sie schrieb in diese Zeit gegen die Vereinsamung an und gegen aufkommende Depressionen, die nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1951 ihre dunklen Schatten über die Lyrikerin ausbreiteten.

Etwas später, nach Ihrer Rückkehr in ihre Heimat, veröffentlichte sie Gedichte, die in dieser bedrückende Zeit entstanden waren. 1955 erschienen Domins lyrische Werke Herbstzeitlosen und Ziehende Landschaft, die folglich als die ersten Arbeiten Domins gelten können.

Rückkehr nach Deutschland

Hilde Domin kehrte im Jahr 1954 – also nach 22 Jahren Exil – in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Endgültig ließ sie sich aber erst 1961 wieder in Deutschland nieder. In den Jahren von 1954 bis 1961 reiste sie oft nach Spanien und verbrachte dort viel Zeit mit intensiver Schreibarbeit und dem Studium der spanischen Literatur.

Im Jahr 1957 erschein ihr Werk Wo steht unser Mandelbaum und 1959 ihr Gedichtband Nur eine Rose als Stütze. Im spanischen Miraflores de la Sierra lernte sie den spanischen Dichter Vicente Aleixandre kennen. Über ihn kam sie darüber hinaus zu einem Kontakt mit der spanischen Literaturzeitschrift Caracola und konnte darin ihre Übersetzungen veröffentlichen.

Die spanische Autorin

Die Schriftstellerin betrachtete sich als spanische Autorin in deutscher Sprache. Sie war beeinflusst vom arabischen Erbe des Spanischen und dem Schriftsteller Giuseppe Ungaretti verbunden. In ihren späteren Werken ließ sie sich von der japanischen Kunsttheorie inspirieren und gab sich auch dem Einfluss Friedrich Hölderlins hin. Bevor sie 1985 als Stipendiatin an die Villa Massimo ging, erhielt sie 1983 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland.

Neben zahlreichen Gedichten, Erzählungen und dem Roman Das Zweite Paradies (1968), schrieb Hilde Domin auch mehrere Essays und literaturwissenschaftliche Abhandlungen. Sie war darüber hinaus auch als Übersetzerin und Herausgeberin von Zeitschriften tätig.

Außerdem war sie eine engagierte Mentorin für jungen Dichterkollegen. Sie war sozial sehr engagiert und gab Lesungen in Gefängnissen, Gotteshäusern und Ausbildungseinrichtungen. Hilde Domin hielt im Wintersemester 1987/1988 als vierte Frau nach Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz und Christa Wolf die Frankfurter Poetik-Vorlesungen.

Weitere Auszeichnungen und Würdigungen

Die Schriftstellerin erhielt in ihrem Leben zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Würdigungen. Zu ihrem 95. Geburtstag, am 27. Juli 2004, wurde ihr die Ehrenbürgerwürde der Stadt Heidelberg verliehen. Die Dominikanische Republik zeichnete Domin mit dem höchsten Orden aus, den der Inselstaat zu vergeben hat – dem Del mérito de Duarte, Sánchez y Mella, en el grado Commendador.

Die Stadt Heidelberg hatte zuvor, im Jahr 1992, zu Domins Ehren den Literaturpreis Literatur im Exil, der später den Namen Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil bekam, ins Leben gerufen. Domin erhielt unter anderem auch die Carl-Zuckmayer-Medaille (1992), sie wurde 1993 Ehrenprofessorin des Landes Baden Württemberg und bekam den Literaturpreis der Konrad Adenauer-Stiftung (1995).

Tod in Heidelberg

Hilde Domin verstarb am 22. Februar 2006 in Heidelberg im Alter von 96 Jahren nach einer Operation. Sie hatte sich zuvor bei einem schweren Sturz auf Glatteis einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Die Schriftstellerin wurde auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt.

Nach ihrer behüteten Jugend in Köln waren es Heimatverlust und Exil die ihr Werk nachhaltig prägten. Auch ihre Ehe mit Erwin Walter Palm, ihre Hingabe zur spanischen Lyrik und ihre in mehreren Abschnitten vollzogene Wiederkehr in ihre Heimat prägten die Arbeit der deutsch-jüdischen Lyrikerin.

Ihre letzten Jahre verbrachte die Dichterin in Heidelberg. Sie unternahm noch bis ins hohe Alter Lesereisen nach Spanien und England. Der von Hilde Domin selbst ausgewählte Grabspruch lautet: Wir setzten den Fuß in die Luft / und sie trug.

Werke

  • Chronologische Übersicht der Werke von Hilde Domin
    • Herbstzeitlosen (Gedicht, 1955)
    • Ziehende Landschaft (Gedicht, 1955)
    • Wo steht unser Mandelbaum (Gedicht, 1957)
    • Nur eine Rose als Stütze (Gedichtband, 1959)
    • Rückkehr der Schiffe (Gedichte, 1962)
    • Linguistik (Gedichte, 1963)
    • Hier (Gedichte, 1964)
    • Tokaidoexpress (Gedicht, 1964)
    • Höhlenbilder (Gedichte, 1968)
    • Das zweite Paradies (Roman in Segmenten, 1968)
    • Wozu Lyrik heute. Dichtung und Leser in der gesteuerten Gesellschaft (1968)
    • Ich will dich (Gedichte, 1970)
    • Von der Natur nicht vorgesehen. Autobiographisches (1974)
    • Aber die Hoffnung. Autobiographisches aus und über Deutschland (1982)
    • Unaufhaltsam (Gedicht, 1962)
    • Rufe nicht
    • Gesammelte Gedichte (1987)
    • Das Gedicht als Augenblick von Freiheit (Frankfurter Poetik-Vorlesungen 1987/1988)
    • Gesammelte Essays. Heimat in der Sprache (1993)
    • Der Baum blüht trotzdem (Gedichte, 1999)
    • Magere Kost
    • Haus ohne Fenster
    • Gesammelte autobiographische Schriften. Fast ein Lebenslauf (vgl. Memoiren, 2005)