Surrealismus

Der Surrealismus war eine künstlerische und literarische Strömung des beginnenden 20. Jahrhunderts und eine der späteren Bewegungen der europäischen Avantgarde. Ihr zentrales Ziel war die Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit und sollte nicht nur die Kunst, sondern auch das Leben und Denken der Menschen verändern.


Begriff und zeitliche Einordnung des Surrealismus

Der Surrealismus als Kunst- und Literaturbewegung wurde im Vergleich zu den anderen avantgardistischen Unterepochen recht spät durch den französischen Schriftsteller André Breton begründet. Im Jahr 1924 veröffentlichte er sein Manifest des Surrealismus. Ein Jahr später wurde das Büro für surrealistische Forschung eingerichtet, mit dem die Anhänger verdeutlichen wollten, dass der Surrealismus nicht nur eine Kunstströmung, sondern eine Art Wissenschaft sei. Ihr Ziel war es, die Menschen dazu anzuregen, ihre Denkweisen zu hinterfragen und ihr Bewusstsein zu ergründen. Die Bezeichnung ist eine Zusammensetzung der französischen Wörter “sur” = “über” und “réalisme” = “Wirklichkeit” und bedeutet demnach: über der Wirklichkeit. Während der Surrealismus zu Beginn noch vom Dadaismus  beeinflusst wurde, distanzierten sich die Surrealisten später von diesem und grenzten sich von anderen avantgardistischen Strömungen dadurch ab, dass sie auch das Denken und das Leben der Menschen revolutionieren wollten.

 

 

Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Merkmale des Surrealismus

Mit dem Ziel, das menschliche Denken verändern zu wollen, beschäftigten sich viele Surrealisten mit der Psychoanalyse und der Traumdeutung von Sigmund Freud. Das Unterbewusstsein nahm eine zentrale Stellung ein und sollte in den surrealistischen Werken sichtbar gemacht werden. Träume, Erinnerungen und Visionen wurden daher künstlerisch verarbeitet und auch Wahn- und Rauschzustände beziehungsweise psychische Störungen oder schlafwandlerische Zustände wurden als Ausdruck einer anderen, unbewussten Realität anerkannt. In Bretons Manifest des Surrealismus wurde die Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit in einer Art Surrealität zum zentralen Ziel erklärt.

Auch dem technischen Fortschritt standen die futuristischen Künstler positiv gegenüber. Der rasante Anstieg der Geschwindigkeit durch Fortbewegungsmittel wie Auto, Zug und Flugzeug diente ihnen zur Inspiration.

 

Als einer der Hauptvertreter der surrealistischen Kunst zählt Salvador Dalí mit seinen schmelzenden Uhren zu den bekanntesten Malern des 20. Jahrhunderts. Bild von Anne und Saturnino Miranda auf Pixabay.

Futurismus in der Literatur

Mit dem Menschen im Mittelpunkt der surrealistischen Werke spielte die persönliche Wahrnehmung der Realität eine wichtige Rolle. Zum Ausdruck der inneren Gefühlswelt diente als Erzähltechnik der innere Monolog. Auch sollte das Schaffen nicht von Vernunft und traditionellen Denkmustern beeinflusst, sondern die spontanen Ideen, Gedanken und Gefühle direkt ins Werk eingebunden werden. Dafür entwickelten die Surrealisten die Technik des Automatismus, die von spontanen Assoziationen geleitet wurde. Außerdem experimentierten sie wie alle Avantgardisten mit der Sprache und setzten Logik und die Regeln der Syntax außer Kraft. In ihren Collagen und Montagen verwendeten sie Fragmente aus Zeitungen, um die Vermischung von Wirklichkeit und Literatur darzustellen. Auch andere Elemente der Verschlüsselung, Verzerrung und des Rätselhaften wurden genutzt. Damit orientierten sich die Surrealisten an bestimmten Merkmalen der Romantik. Auch in dieser Epoche spielten Themen wie das Unterbewusste und Träume eine zentrale Rolle.

Vertreter und Werke (Auswahl)

  • André Breton (1886–1966): Die magnetischen Felder mit Philippe Soupault (1920)
  • Louis Aragon (1897–1982): Le paysan de Paris (1926)
  • Walter Benjamin (1892-1940): Das Passagen-Werk (1927–1940)
  • Paul Celan (1920–1970): Edgar Jené und der Traum vom Traume (1948)