Reizwortgeschichte

Die Reizwortgeschichte ist eine Geschichte, welche auf der Grundlage von Reizwörtern entstanden ist. Ein Reizwort ist ein Begriff, der Assoziationen, Emotionen oder ganz konkrete Vorstellungen bei einer Person auslöst. Reizwortgeschichten kommen vor allem im Deutschunterricht der Grundschule zum Einsatz. Sie sollen die Phantasie der Schüler anregen und einen Anstoß für das kreative Schreiben geben. Dabei werden Reizwörter vorgegeben, aus denen dann eine Geschichte verfasst wird.


Beispiel und Zweck

Demzufolge dient das Schreiben einer solchen Reizwortgeschichte der Kreativitätsförderung und ist – einmal vom Deutschunterricht abgesehen – ein sehr beliebtes Mittel in der Sprach- und Schreibdidaktik, um kreative Prozesse anzustoßen. Wie auch bei anderen Methoden des kreativen Schreibens geht es vor allem darum, mit dem Schreiben zu beginnen und so einen Einstieg in die sprachliche Auseinandersetzung zu finden.

Den Einstieg in einen solchen kreativen Prozess bilden die einzelnen Reizwörter, welche meist Nomen, also Hauptwörter, sind, wie etwa Bauch, Abenteuer, Berg oder Schnee. Diese bieten oft schnellere und bessere Assoziationen als andere Wortarten. Zwar sind durchaus auch Adjektive denkbar, aber bei Präpositionen, Adverbien und Numeralien ist es schwierig, vielfältige Einfälle zu ersinnen. Schauen wir auf ein Beispiel:Beispiel einer Reizwortgeschichte mit vier Reizwörtern.

Das obige Beispiel verdeutlicht das Prinzip solcher Geschichten: Reizwörter werden vorgegeben und daraus entsteht eine kurze Erzählung. Hierbei ist es gleich, in welcher Reihenfolge die vorgegebenen Begriffe in der Geschichte vorkommen, entscheidend ist nur, dass sie überhaupt verwendet werden. Das obige Beispiel ist übrigens sehr einfach gehalten. Der Umfang orientiert sich natürlich daran, ob der Schreibende in der 1. Klasse, 2. Klasse oder Schüler der Oberstufe ist. Das Vorgehen bleibt allerdings immer gleich.

Reizwortgeschichte schreiben

Es gibt verschiedene Herangehensweisen, eine solche Erzählung zu schreiben. Dabei ist es natürlich ein Unterschied, ob die Geschichte lediglich als Anlass dient, überhaupt wieder zu schreiben oder im Zusammenhang mit einer Aufgabenstellung in der Schule verfasst werden muss. Haben wir es mit einer Reizwortgeschichte für die Schule zu tun, gibt es aber einige Tipps, die sich bewährt haben.

Nachfolgend haben wir einige Hinweise und Überlegungen zum Verfassen gesammelt. Diese müssen nicht allesamt beherzigt werden, da Reizwortgeschichten zumeist keine formalen Vorgaben haben, können aber hilfreich sein, wenn man nicht weiß, wie der Einstieg am besten gelingt, um welches Thema sich unsere Reizwortgeschichte drehen soll oder wie der Aufbau einer überhaupt aussehen könnte.

  • Inhalt: Überlegen Sie sich vorab, worum es in der Geschichte grundsätzlich gehen soll. Dafür suchen Sie sich idealerweise eines der vorgegebenen Reizwörter heraus, das im Mittelpunkt der Geschichte stehen könnte. Alle anderen Reizwörter lassen sich anschließend um dieses herum anordnen. Als zentrales Reizwort eignen sich vor allem Orte, Lebewesen oder Begriffe, die einen Konflikt auslösen können.

  • Protagonist: Als Protagonist wird die Figur in einer Erzählung bezeichnet, die sie erlebt. Wichtig ist hierbei also, einmal zu überlegen, wer der Protagonist der Handlung sein soll. Entweder entscheiden wir uns für einen Menschen (Wie sieht er aus, welche Charaktereigenschaften hat er?) oder wir lassen unserer Phantasie freien Lauf (Fabelwesen, Tier, Comicfigur?). Grundsätzlich ist dabei alles möglich.

  • Handlung: Haben wir uns nun für ein zentrales Reizwort entschieden und wissen, wer unsere Geschichte erlebt, muss der Verlauf der Handlung geplant werden. Das zentrale Thema sollte das zentrale Reizwort sein, doch was geschieht davor und was danach? Hierfür kann ein Erzählplan erstellt werden, welcher festhält, was in den Abschnitten der Geschichte passiert und wo die Reizwörter verwendet werden.
    • Einleitung: Gibt es ein Vorwissen, das ein Leser haben sollte, um unsere Erzählung zu verstehen, dann gehört es an den Anfang. Außerdem versuchen wir, in wenigen Sätzen in die Situation zu führen. Hierfür können die W-Fragen Wer?, Wann?, Wo? beantwortet werden.
    • Hauptteil: Hier steht der zentrale Konflikt unserer Erzählung. Anfangs haben wir festgelegt, um welches Reizwort sich die Geschichte hauptsächlich drehen soll. Im Laufe des Hauptteils wird die Spannung größer, bis sie sich im Konflikt (Streit, Unfall, Problem etc.) entlädt.
    • Schluss: Am Ende der Geschichte wird der entstandene Konflikt wieder aufgelöst und das Problem aus der Welt geschafft. Durchaus kann das Ende auch mit einem Witz oder einer Pointe enden.
    • Erzählplan: Alle Überlegungen zu Einleitung, Hauptteil und Schluss halten wir im Erzählplan fest. Hier halten wir außerdem fest, an welcher Stelle der Geschichte welches Reizwort auftaucht.

  • Schreiben: Wir wissen nun, was das zentrale Reizwort der Erzählung ist, wer das Ganze erlebt und haben uns überlegt, wie die Handlung aussieht und wo die anderen Reizwörter verwendet werden. Nun geht es ans tatsächliche Schreiben der Reizwortgeschichte. Dafür orientieren wir uns am Erzählplan, den wir im vorherigen Schritt angefertigt haben und arbeiten diesen einfach ab.
    • Tipps zum Schreiben: Um eine spannende und gute Geschichte zu schreiben, ist es wichtig, lebhafte und abwechslungsreiche Wörter zu benutzen und uns nicht wiederholen. Weiterhin ist es sinnvoll, sich zu überlegen, welche Eigenschaften die einzelnen Personen haben und in welcher Stimmung sie sich befinden. Ist eine Person beispielsweise wütend, könnte sie schimpfen, ist eine Figur krank, ist ihre Stimme unter Umständen brüchig (Beispiel: „Hey!“, sagte Peter mit brüchiger Stimme.)
    • Wichtig ist, dass wir uns an die wesentlichen Merkmale halten: die Erzählperspektive sollte immer die gleiche sein, Wortwiederholungen sind zu vermeiden, Sätze sollten nicht zu lang werden, die gewählte Zeitform ist gleichbleibend, die wörtliche Rede ist spannend und richtig angewandt.

  • Kor­rek­tur­le­sen: Ist die Reizwortgeschichte fertig und wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, sollten wir das Ganze nochmals kor­rek­tur­le­sen, um häufige Rechtschreibfehler auszubessern und die Grammatik (Kasus, Numerus, Genus etc.) und Interpunktion zu überprüfen. Hilfreich ist es hierbei, die Erzählung Wort für Wort, beginnend mit dem letzten, zu lesen. So fallen uns in der Regel mehr Fehler auf.

  • Hilreiche Übersichten: Adjektivliste, Charaktereigenschaften, Personenbeschreibung

Frage: Wie lang sollten Reizwortgeschichten sein?

Grundsätzlich gibt es keine eindeutigen Vorgaben, welchen Umfang eine solche Reizwortgeschichte haben sollte. Prinzipiell gilt also, dass die Geschichte so viele Wörter beinhalten sollte, dass sie sich rund liest und alle Reizwörter sinnvoll unterbringt und eine tatsächliche Handlung hat.

Dennoch gibt es in den einzelnen Klassenstufen natürlich unterschiedliche Anforderungen. Diese sollten im Zweifelsfall aber mit den jeweiligen Ansprechpartnern (Lehrer, Betreuer) abgesprochen werden. Dennoch lassen sich aus der Erfahrung einige Richtwerte ableiten, wie lang die Geschichten in etwa sein sollten.

In der 1. und 2. Klasse dient die Übung vornehmlich dazu, überhaupt einen Einstieg ins Schreiben zu finden, weshalb das oberste Ziel ist, vollständige Sätze zu schreiben und alle Wörter zu verarbeiten. Zumeist ist der Umfang eher gering und übersteigt eine halbe Seite nicht. In der 3. und 4. Klasse steigen die Erwartungen und die Schüler sind in der Lage, komplexe Geschichten zu schreiben: eine DIN-A4 Seite ist angemessen.

In der 5. und 6. Klasse muss die Erzählung nicht länger werden, auch wenn durchaus anderthalb Seiten üblich sind. Der Schwerpunkt liegt hier auf den Feinheiten der einzelnen Reizwortgeschichten und nicht unmittelbar auf der Länge. Diese Angaben gelten auch für höhere Klassenstufen, wobei natürlich nichts dagegen spricht, aus den vorgegebenen Reizwörtern eine komplexe Kurzgeschichte anzufertigen.

Kurzübersicht: Das Wichtigste zur Reizwortgeschichte im Überblick

  • Als Reizwortgeschichte wird eine Erzählung bezeichnet, die auf der Grundlage von Reizwörtern entstanden ist. Diese Übung hilt dabei, kreative Prozesse anzustoßen sowie aus Assoziationen eigenständig eine Geschichte zu verfassen. Die Methodik ist im kreativen Schreiben üblich, allerdings darüber hinaus ein Inhalt des Deutschunterrichts der Grundschule.
  • Die vorgegebenen Wörter sind meist Substantive, also Hauptwörter oder Nomen, die innerhalb des Textes verwendet werden müssen. Zumeist sind es Begriffe, bei denen viele Gedanken oder Erinnerungen möglich sind, um einen einfachen Einstieg zu gewährleisten. In der Regel sind es 3 bis 6 Reizwörter, die vorgegeben werden. Feste Regeln gibt es aber nicht.
  • Die Anforderungen sind dabei sehr unterschiedlich. Entscheidend ist aber, dass es gelingt, eine spannende Handlung zu kreieren, die logisch ist und zu einem zentralen Konflikt steigert, der am Ende aufgelöst wird. Weiterhin wird darauf geachtet, dass die Erzählperspektive und Zeitform gleichbleibend sind und keine Logikfehler in der Reizwortgeschichte bestehen.

  • Text-Beispiele: Im Internet gibt es zahlreiche Seiten, die sich mit Reizwortgeschichten befassen und jede Menge Textmaterial bereitstellen. Beispiele gibt es hier, dort und hier.