Als Reyen, auch Reyhen, werden die Chöre im barocken Trauerspiel bezeichnet, die am Aktschluss die Pause zum nächsten Akt ausfüllten. Solche Reyen hatten die Aufgabe, den düsteren oder ernsten Inhalt der barocken Dramen zu tragen und konnten somit die Katharsis des Publikums fördern. Meist waren sie in Alexandrinern verfasst, wobei sich auch Beispiele finden, welche sich metrisch auf den Jambus oder Trochäus stützen. Im Gegensatz zum griechischen Vorbild, also dem Chor im antiken Drama, der als Begleiter der Handlung fungierte, sind sie eher locker mit der Handlung verknüpft.
Der Begriff ist die deutsche Übersetzung des griechischen Nomen choros, das den Chor im antiken Drama bezeichnete. Dieser Chor war ursprünglich ein Tanzplatz, wurde dann allerdings zur Bezeichnung für die Tanzenden selbst, die gleichzeitig sangen und so die Handlung des Dramas begleiteten. Aus ebendieser Übersetzung geht später auch der Begriff Reigen hervor, der allerdings stets auf Tänze bezogen wird.
Die Reyen mussten die Stimmung des barocken Werkes einfangen, konnten sie somit aber auch für das Publikum nochmals deutlich machen und beim Verständnis hilfreich sein. Da sie zwischen den Akten standen und demnach die Pausen ausfüllten, sind sie eine Form des Zwischenspiels (vgl. Intermezzo). Mitunter wurden sie allerdings auch durch Zwischenspiele ersetzt, die meist allegorischer Natur waren.
Solche Reyen finden sich in diversen Dramen. Charakteristisch sind sie allerdings für das Werk von Joost van den Vondel (1587-1679), Andreas Gryphius (1616-1664) oder Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683).