Der Spondeus ist ein Versfuß der quantitierenden Metrik. Das bedeutet, dass er im lateinischen und griechischen Versmaß aus zwei langen Silben gebildet wird (- -). Im Deutschen haben wir allerdings eine akzentuierende Metrik, weshalb die Versfüße in betonte und unbetonte Silben unterteilt werden. Somit ist der Spondeus im Deutschen die Abfolge zweier betonter Silben.
Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab (σπονδή ~ spondē) und in etwa mit Trankopfer übersetzen. Diese Übersetzung liefert uns somit keine Hinweise darüber, worum es grundsätzlich geht. Allerdings verweist sie auf die Geschichte des Versfußes, der das Versmaß des Opferliedes darstellt.
In der griechischen und lateinischen Dichtung werden Spondeen oftmals als Ersatz für den Daktylus (betont, unbetont, unbetont;- υ υ) und den Anapäst (unbetont, unbetont, betont; υ υ -) genutzt, wobei die beiden kurzen Silben dieser Versfüße (υ υ) gegen eine Länge getauscht werden.
Diese Ersetzung können wir vor allem im Hexameter ausmachen, wobei ein Daktylus des Hexameters durch einen Spondeus ersetzt wird. Solch ein Austausch kann zwar in allen Füßen des Hexameters auftreten, kommt jedoch meist im dritten und vierten Versfuß zum Einsatz. Schauen wir dafür auf ein Beispiel.
Welcher so | weit ge irrt | nach der | heili gen | Troja Zer | störung
Der Hexameter wird aus einem sechshebigen Daktylus gebildet. Der letzte Versfuß ist unvollständig, also katalektisch. Das bedeutet, dass fünf vollständige Daktylen (betont, unbetont, unbetont) den Vers bestimmen, woraufhin ein letzter, der nicht vollständig ist (betont, unbetont), den Abschluss bildet.
Im obigen Beispiel haben wir die betonten und unbetonten Silben hervorgehoben. Dabei fällt auf, dass im ersten Vers nach dem dritten Versfuß ein Spondeus den durchgängigen Daktylus ersetzt und in der zweiten Verszeile nach dem zweiten Versfuß ein Spondeus eingesetzt wurde.
Die beiden Zeilen sind übrigens der deutschen Übersetzung der Odyssee des griechischen Dichters Homer von Johann Heinrich Voß aus dem Jahre 1781 entnommen. Der Spondeus wurde also aus dem Original übertragen, auch wenn es ihn im Eigentlichen nicht in der deutschen Sprache gibt.
Der Spondeus in der deutschen Sprache
Wie beschrieben, bedient sich das Deutsche einer akzentuierenden Metrik. Das bedeutet, dass Silben aufgrund des Akzentes betont werden. Das Deutsche ist demnach eine Akzentsprache, weshalb die Abstände zwischen den betonten Silben nicht absolut gleich lang sind.
Folglich tritt im Deutschen an die Stelle der Silbenlänge das Prinzip der Silbenbetonung, das die Sprache, im Gegensatz zum Griechischen und Lateinischen, organisiert. Deshalb unterscheiden wir die einzelnen Versfüße nicht nach Längen und Kürzen, sondern nach betonten und unbetonten Silben.
Dieses Prinzip geht bei den Grundmetren der akzentuierenden Metrik (Jambus, Trochäus, Daktylus, Anapäst) auch auf. Übertragen wir dieses Prinzip allerdings auf den Spondeus, müssten wir ihn mit zwei betonten Silben bilden. Diesen Fall gibt es im Deutschen allerdings nicht, da grundsätzlich nicht zwei betonte Silben aufeinanderfolgen können, da eine der beiden stets stärker betont wird.
Zwar zeigt das obige Beispiel, dass eine Annäherung prinzipiell möglich ist, aber eben nicht in Gänze. Im Beispiel wird das Wort vielgewanderten in den ersten drei Silben betont, was durchaus möglich ist, aber im Deutschen nur bedingt funktioniert. Wir betonen die Silben viel und wan eigentlich stärker als das ge, weshalb das Wort eher so betont werden würde: viel ge wan der ten (Trochäus, Daktylus).
Weiterhin gibt es im Deutschen einzelnen Wörter, die oftmals als Spondeus bezeichnet werden. Diese sind unter anderem Sturmnacht, Bluttat, Vollmond. Doch auch bei diesen Beispielen betonen wir grundsätzlich eine Silbe, meist die erste, stärker als die andere. Somit können sie zwar als Spondeus gesprochen werden, sind es aber nur beispielhaft, da sie am ehesten dem antiken Versfuß entsprechen.
- Der Spondeus ist ein ein antiker Versfuß der quantitierenden Metrik und wird aus zwei Längen, also zwei betonten Silben, gebildet (- -).
- Im Hexameter, der aus einem sechshebigen, katalektischen Daktylus gebildet wird, kommen mitunter Spondeen als Ersatz für den Daktylus zum Einsatz, um die einzelnen Verszeilen im Hexameter abwechslungsreicher zu gestalten.
- Im Deutschen ist der Spondeus allerdings rar oder nahezu unmöglich, da in unserer Sprache keine Wörter existieren, bei denen zwei betonte Silben aufeinanderfolgen. Meist wird eine der Silben stärker betont, weshalb Übersetzungen häufig auf den Trochäus ausweichen.