Paronomasie

Als Paronomasie, auch Paranomasie, wird ein rhetorisches Stilmittel bezeichnet, das in sämtlichen der literarischen Gattungen verwendet wird. Die Paronomasie beschreibt ein Wortspiel, bei dem ähnliche oder gleichlautende Wörter zusammengestellt werden, die teils entgegengesetzte, aber in jedem Fall verschiedene Bedeutungen haben. Eine Sonderform ist die Figura etymologica, die Wörter ungleicher Wortarten, aber gleichen Stammes, verbindet. Verwandt ist das Stilmittel auch mit dem Polyptoton.


Begriff & Beispiele

Der Begriff leitet sich vom griechischen paranomasia ab, welches sich aus para (παρά) und onoma (ὄνομα) zusammensetzt, die sich mit bei und Name übersetzen lassen. Es geht dabei also um eine Wortumbildung, um einen Nebensinn zu erreichen. An einem konkreten Beispiel sieht das folgendermaßen aus:


Lieber arm dran als Arm ab

Beim obigen Beispiel handelt es sich um ein Wortspiel. Hierbei werden das Adjektiv (Eigenschaftswort) arm und das Nomen (Hauptwort) Arm in einem Satz miteinander verbunden. Die Wörter klingen für einen Empfänger (Zuhörer) gleich, sind aber etymologisch (Wortherkunft) und semantisch (Bedeutung) nicht verwandt. Dadurch entsteht eine Art des Wortwitzes. Noch ein weiteres Beispiel:


Eile mit Weile.

Die Wörter Eile und Weile klingen beinahe gleich. Nur der erste Buchstabe ist unterschiedlich. Demnach liegt eine Paronomasie vor, die ähnliche Wörter zusammenbringt, die semantisch und etymologisch aber gar nichts miteinander zu tun haben. Da sich die beiden Substantive außerdem gegenseitig auschließen (denn wer [ver]weilt, kann nicht eilen), haben wir es in diesem Fall auch mit einem Oxymoron zu tun.


[…] vom Volk der Dichter und Denker zu dem der Richter und Henker

Dieses Zitat geht auf Karl Kraus, einen österreichischen Schriftsteller, zurück. Dabei verbindet das Wortspiel ganz Wortpaare miteinander. Der Ausspruch Volk der Dichter und Denker wird seit dem 20. Jahrhundert vor allem gebraucht, um an die große Zeit der Klassik und Romantik zu erinnern. Kraus wandelt den Inhalt ab, indem er die ähnlichen Wörter Richter und Henker verwendet.

<strong>Weitere Paronomasie-Beispiele</strong> <em>(Klappt beim Klicken auf!)</em>
  • Der Rheinstrom ist worden zu einem Peinstrom (Schiller)
  • Die Bistümer sind verwandelt in Wüsttümer (Schiller)
  • Wer rastet, der rostet
  • zwischen Verlegenheit und Verlogenheit (Karl Kraus)
  • mehr gunst- als kunstbeflissen (Karl Kraus)
  • MyTaxi holt dich app (Werbung)

Hinweis: Das letzte Beispiel nennt das Wort, auf das es sich bezieht gar nicht (ab). Es muss selbständig vom Leser erschlossen werden. Solche Aussagen und Wortspiele sind in der Sprache der Werbung häufig zu finden.

Paronomastischer Intensitätsgenitiv

Als paronomastischer Intensitätsgenitiv (Genitivus hebraicus) wird eine Sonderform der Paronomasie bezeichnet. Dieser besteht aus einem Bezugswort zu dem der Genitiv im Plural desselben Wortes gebildet wird. Der Genitiv dient hierbei der absoluten Steigerung des Gemeinten (vgl. Superlativ).

Wird die Stilfigur so verwendet, könnte man durchaus von einer Steigerung des Substantivs sprechen, was im Deutschen eigentlich nicht möglich ist. Durch die Verbindung von Bezugswort und dessen Genitiv im Plural, entsteht dieser Eindruck allerdings. Schauen wir zur Veranschaulichung auf einige Beispiele.


der König der Könige.
das Spiel der Spiele.
der Tag der Tage.
das Buch der Bücher.
der Kampf der Kämpfe.
das Haus der Häuser.

Sämtliche der obigen Beispiele erfüllen die benannten Merkmale. Das erste Wort ist ein Substantiv und das Bezugswort des folgenden Wortes. Dieses steht im Plural (Mehrzahl) und steht im Genitiv. Prüfen lässt sich das mit der Frage Wessen?, die den Genitiv erfragt (Bsp.: Wessen Buch ist das? Das Buch der Bücher.).

Kurzübersicht: Das Wichtigste zur Stilfigur im Überblick

  • Die Paronomasie ist ein rhetorisches Stilmittel. Hier werden gleichlautende oder ähnliche Wörter miteinander verbunden. Demzufolge geht es um eine Art des Wortspiels. Die einzelnen Wörter haben teilweise entgegengesetzte Bedeutungen, sind aber in jedem Fall etymologisch sowie semantisch nicht miteinander verwandt.
  • Ein solches Wortspiel kann geistreich wirken, hat allerdings in vielen Fällen einen komischen / witzigen Effekt. Vor allem dann, wenn das Ganze auf eine Pointe hinausläuft. Meist wirkt die Paronomasie überraschend und ist ein Mittel der rhythmischen und klanglichen Gestaltung.
  • Eine Sonderform der Figur ist die Figura etymologica. Dabei werden Wörter gleichen Stammes, die unterschiedlichen Wortarten angehören, miteinander verbunden (Bsp: Spiel spielen, Kampf kämpfen). Allerdings müssen diese keine unerschiedliche Bedeutung haben. Eine Verbindung beider Figuren stellt der betrogene Betrüger dar.
  • Eine weitere Besonderheit stellt der paronomastischer Intensitätsgenitiv dar. Dieser besteht aus einem Bezugswort zu dem der Genitiv im Plural desselben Wortes gebildet wird. Wichtig ist, dass auch hier die einzelnen Wörter gleichbedeutend sind und sich nicht gegenüberstehen.


Stichwortverzeichnis