Die Verwandlung

Einleitung

Die Verwandlung ist eine Erzählung von Franz Kafka und gilt als einer der bekanntesten Texte des Schriftstellers. In der Erzählung erwacht der Handlungsreisende und Tuchhändler Gregor Samsa eines Morgens erstaunt: Denn er hat sich des Nachts in ein riesiges Insekt verwandelt.

Im Folgenden wird das durch die Verwandlung Gregors sehr stark beeinflusste Leben der Familie Samsa in einen Zeitraum von etwa sechs Monaten beschrieben, wobei Gregor Samsa am Ende der Erzählung stirbt. Dieser Tod ist vor allem auf das soziale Umfeld Samsas zurückzuführen, das auf Grund seiner plötzlichen Verwandlung kaum in der Lage scheint, mit ihm zu kommunizieren und ihn seine eigene Familie letzten Endes für untragbar hält, woran Gregor Samsa zugrunde geht.

Die Verwandlung wurde zuerst im Oktober 1915 in der Zeitschrift Die weißen Blätter veröffentlicht, kam im Dezember des gleichen Jahrs aber auch als Buch im Rahmen der Broschürenreihe Der jüngste Tag heraus. Die Erzählung – die in etwa 70 Seiten umfasst – zählt zu den längeren Arbeiten Kafkas – diesen Umfang erreichten ansonsten nur seine Romane, die allerdings zumeist fragmentarisch blieben.

Die Verwandlung kann in drei Abschnitte geteilt werden, wobei diese Zahl oftmals in der Erzählung zu finden ist (drei Türen zu Gregors Zimmer, drei Zimmerherren, drei Familienmitglieder neben Gregor, welche drei Briefe schreiben). Diese Abschnitte sind 1) Gregors Verwandlung, 2) Das Zusammenleben mit dem Ungeziefer und 3) Gregors allmählicher Tod.

Inhaltsangabe


ERSTER ABSCHNITT


Eines Morgens wacht Gregor Samsa auf und merkt, dass er sich verwandelt hat. Folglich lautet auch der erste Satz der Erzählung: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“

Zunächst glaubt Gregor daran, dass die Verwandlung nur vorübergehend stattgefunden hat. Er beginnt, sich mit den Umständen seiner Metamorphose zurecht zu finden („’Was ist mit mir geschehen?‘, dachte er. Es war kein Traum.“). Aber es ist ihm nicht möglich, das Bett zu verlassen. Deswegen beginnt Gregor, über sein Leben als Handlungsreisender d.h. Vertreter und Tuchhändler nachzudenken.

Gregor gefällt dieser Beruf überhaupt nicht, da es nie zu einem herzlichen Umgang mit anderen Menschen kommt. Darüber hinaus ist er jeden Tag auf der Reise, muss früh aufstehen und das Essen ist schlecht. Aber seine ganze Familie ist auf seine Einnahmen angewiesen und Gregor arbeitet ebenso auf den Wunsch seines strengen und verschuldeten Vaters, dem er sich nicht zu widersprechen traut.

Obwohl es allzu offensichtlich ist, das Gregor nicht arbeiten kann, versucht er eine Möglichkeit zu erahnen, noch auf die Arbeit zu kommen. Es ist halb sieben, und eigentlich hätte er um vier Uhr aufstehen müssen. Um viertel vor sieben ruft seine Mutter nach ihn und fragt ihn, ob er nicht langsam aufstehen und zur Arbeit gehen möchte. Gregor versucht zu antworten, aber auch seine Stimme hat sich verwandelt. Gregors Zimmer grenzt an zwei Seitentüren. An der einen klopft der Vater, an der anderen die Schwester.

Aber Gregor hatte die Türen über die Nacht versperrt, sodass niemand in sein Zimmer eintreten konnte. Gregor beginnt sich unter Schmerzen aufzurichten, wirft sich die Decke vom Leib und versucht, sich im Zimmer zu positionieren. Aber es gelingt Gregor nicht, aus dem Bett zu kommen. Schließlich beginnt er seinen Insektenkörper zu schaukeln und plumpst mit einem leisen Krachen mit dem Rücken (der unverletzlicher ist als sein Bauch) auf den Boden des Zimmers. Unterdessen hat es geklingelt und Gregors Vorgesetzter aus dem Geschäft ist erschienen. Der Prokurist will bei den Samsas nachfragen, warum Gregor nicht zur Arbeit erschienen ist.

Als er eingetreten ist, hört er sogleich den Krach von Gregors Aufprall. Der Prokurist möchte Gregor persönlich sehen. Gregors Mutter sagt, dass ihm nicht wohl ist. Der Prokurist hält Gregor einen langen Vortrag über die Pflichten des Arbeitens, auf den Gregor mit einer langen, hastigen Rede reagiert. Der Prokurist reagiert verärgert auf Gregors Schweigen, doch tatsächlich hatte Gregor in seiner Tierstimme gesprochen. Die Schwester und der Vater haben sie gehört. Der Vater befiehlt der Schwester, einen Schlosser zu holen.

Gregor unternimmt einen Versuch die Tür zu öffnen, und schafft es tatsächlich mit seiner Zunge den Schlüssel im Schloss umzudrehen (während dessen bemerkt er, dass an seinen Füßen Klebstoff ist und dass ihm eine Flüssigkeit aus dem Mund läuft). Beim Anblick ihres Sohnes sinkt Gregors Mutter zu Boden. Als der Prokurist den verwandelten Gregor erblickt, beginnt er sofort zu flüchten. Gregor versucht ihn aufzuhalten und tritt in den Raum.

Seine wieder aufgerichtete Mutter stößt eine Kanne Kaffee um, woraufhin Gregor mit seinem Insektenmund nach der Kaffeelache auf dem Teppich zu schnappen beginnt, was die Angst und Befremdung aller Anwesenden verstärkt. Schließlich flüchtet der Prokurist gänzlich, hat aber Tasche und Stock auf einem Sessel vergessen. Der bis jetzt ruhige Vater ergreift den Stock und drängt Gregor unter Androhung von Gewalt in sein Zimmer zurück.

Doch Gregor läuft rückwärts in eine für ihn viel zu kleine Türöffnung, sodass er seinen Körper wund reibt und letztlich nur durch einen heftigen Stoß von seinem Vater blutend im Zimmer angelangt. Im Laufe des Rückzugs wurde ein Bein sehr schwer verletzt und auf Grund der Wunde an seinem seitlichen Körper kann Gregor nur hinken.


ZWEITER ABSCHNITT


Da Gregor sich nicht mehr selber versorgen kann, beginnt seine Schwester nun, sich um ihren Bruder zu kümmern. Um seinen Geschmack zu testen, bringt sie ihm eine ganze Auswahl von Lebensmitteln. Gregors Verwandlung wird immer deutlicher. Ebenso sind seine Wunden vom Vortag bereits verheilt.

Gregor hört die Gespräche seiner Familie im Esszimmer des öfteren mit und hat auf diese Weise auch herausgefunden, dass die finanzielle Situation seiner Familie nicht so bedrohlich ist, wie er geglaubt hatte. Sein Vater konnte eine kleine Kasse voller Ersparnisse vor dem Untergang seines Geschäfts bewahren, von der die Familie jetzt zu leben beginnt.

Gleichzeitig ist das Vermögen durch Zinsen sogar noch angestiegen. Ebenso ist etwas von dem Geld übrig, das Gregor seinem Vater gegeben hatte. Gregor selber behielt von seinem Verdienst nichts übrig, da er alles für seine Familie zu tun bereit war. Obwohl sich Gregor für seine Familie freut, ist er auch überrascht, denn er dachte, dass er durch seine Arbeit als Vertreter die Existenz der Familie bewahren würde. Gregor denkt über die Kälte nach, mit der seine Eltern seine finanziellen Zuschüsse angenommen haben.

Darüber hinaus klärt sich Gregors Verhältnis zu seiner Schwester auf, der Gregor ihr beinahe im nächsten Jahr ein teures Musikstudium am Konservatorium ermöglicht hätte. Es wird offensichtlich, dass sich die Position von Gregor und seiner Schwester Grete vertauscht haben, denn nun ist sie es, die sich um ihn kümmert. Tatsächlich reicht das Geld nicht, um die Familie für immer am Leben zu halten. Gregor denkt, dass das Geld vielleicht zwei Jahre reichen würde.

Er überlegt viel, wie es mit seiner Familie weiter gehen wird. Währenddessen ändert sich die Stellung von Gregors Schwester in der Familie. Hatten die Eltern vorher als unnützes Mädchen angesehen, waren sie nun auf ihre Dienste an Gregor (Essen bringen, sein Zimmer aufräumen) angewiesen. Unterdessen wünscht sich Gregor, seine Mutter einmal wieder zusehen. Diese kommt auch tatsächlich bald, um mit seiner Schwester sein Zimmer auszuräumen.

Denn allmählich hatte Gregor begonnen, an den Wänden und der Decke des Zimmers zu krabbeln. Somit sollte das Aufräumen des Zimmers Gregor eine größere Freiheit verschaffen. Allerdings bemerkt die Mutter, dass die Entfernung aller Möbels die Rückkehr ihres Sohnes unmöglich machen würde. Gregor, der sich unter einem Tuch versteckt, um seine Mutter nicht zu erschrecken, ist von diesen Worten gerührt und versteht, dass er in den zwei Monaten seit seiner Verwandlung immer mehr zu einem wirklichen Tier geworden ist.

Letztendlich wird sein Zimmer doch ausgeräumt und es kommt zu einem tragischen Zwischenfall, als Gregors Mutter „das Bild der in lauter Pelzwerk gekleideten Dame“ an einer sonst bereits leer gestellten Wand entfernen möchte. Gregor stürzt hervor und presst sich gegen das Bild. Er möchte es unbedingt behalten. Gregors Mutter fällt in Ohnmacht, die Schwester Grete sucht in einem Nebenzimmer nach einer Flüssigkeit, die Mutter wieder aufzuwecken. Gregor tritt ebenfalls aus seinem Zimmer, um mit seiner Schwester zu reden.

Er erschreckt sie allerdings so, dass sie ein Glas fallen lässt, mit dessen Scherben sich Gregor im Gesicht verletzt. Weil er nicht weiß, was er tun sollt, legt er sich auf den Küchentisch. Als der Vater nach Hause kommt, sagt die Schwester, dass Gregor ausgebrochen sei, worauf der Vater antwortet: „Ich habe es ja erwartet.“

Im Gegensatz zu dem schlaffen Vater, den Gregor in Erinnerung hatte, hatte sich auch sein Vater „verwandelt“. Er trug jetzt ein schicke Uniform mit Goldknöpfen und hatte sein Haar peinlich genau gekämmt. Gregor kann sich nicht so gut in der voll gestellten Wohnung bewegen. Außerdem beginnt sein Vater jetzt, ihn mit Äpfeln zu bewerfen. Von den Äpfeln bleibt einer in Gregors Rücken stecken und verletzt ihn schwer.


DRITTER ABSCHNITT


Gregor leidet bereits seit über einen Monat an der Verwundung durch den Apfel. Niemand hatte ihn entfernt. Er kann sich kaum noch bewegen und kriecht wie ein alter Invalide durch sein Zimmer. Auch die Schwester Grete vernachlässigt ihre Pflichten gegenüber Gregor und vergisst mehr und mehr ihm Essen zu bringen oder sein Zimmer von Unrat zu reinigen.

Als seine Mutter einmal das Zimmer mit mehreren Eimern Wasser reinigte, kommt es zum Streit in der Familie. Es gibt eine neue Haushälterin, die morgens und Abends in die Wohnung kommt und Gregor mit Neugierde betrachtet, ihn aber nicht versorgt. Gregor isst deswegen immer weniger und wird schwächer. Um ein wenig Geld einzunehmen, hat die Familie ein paar Zimmer untervermietet.

Es wird klar, dass die Uniform des Vaters eine Dieneruniform ist. Da er sie nicht auszieht und immer die gleiche trägt, befleckt sie mehr und mehr. Eines Abends spielt Grete für die Zimmerherren, die zahlenden Untermieter im Hause Samsa, Geige. Gregor wird von dem Violinenspiel angelockt, sodass er seine ehemalige Zurückgezogenheit ganz aufgibt und sich aus seinem Zimmer ins Wohnzimmer wagt. Er hat einen Plan, denn er möchte seine Schwester in sein Zimmer locken, sodass sie nur für ihn spielt.

Er glaubt, dass er ihre Kunst am meisten zu würdigen weiß. Normalerweise bleibt seine Tür sonst geschlossen, wenn die Zimmerherren abends im Wohnzimmer sind. Einer der Zimmerherrn macht Gregors Vater mit dem Wink seines Zeigefingers auf Gregor aufmerksam. Der Vater versucht die Herren in ihre Zimmer zurückzudrängen. Im Anschluss kündigen alle drei Herren ihr Mietverhältnis auf Grund der „in dieser Wohnung und Familie herrschenden widerlichen Verhältnisse“.

Sie sagen auch, dass sie für keinen Tag, den sie in der Wohnung gelebt haben, etwas zahlen werden. Einer der Zimmerherren spuckt vor Gregors Vater auf den Boden. Sie verschwinden in ihre Zimmer. Schließlich beendet Grete die eingebrochene Stille und sagt, dass es so nicht weiter gehen könne. Gregor müsse verschwinden („wir müssen versuchen, es loszuwerden“).

Ihr Vater gibt ihr Recht. Nun ist es die Schwester, die sich mehrfach für Gregors Verschwinden ausspricht. Sie sagt, man müsse sich von dem Gedanken lösen, dass das Vieh Gregor sei. Es ist auch sie, die Gregor schließlich wieder in seinem Zimmer einsperrt, nachdem sich dieser unter größter Anstrengung zurückgezogen hatte. Am nächsten Morgen findet die Hausangestellte Gregor ganz und gar krepiert.

Nach und nach erfahren die Familienmitglieder von Gregors Tod. Herr Samsa wirft als erstes die drei Untermieter raus. Später beschließen die drei Familienmitglieder spazieren zu gehen. Sie schreiben jeweils einen Entschuldigungsbrief an ihre Arbeitsstelle und spazieren im Anschluss wie eine heile Familie durch das Freie. Sie fuhren mit der Elektrischen (Straßenbahn) aus der Stadt und lebten erstmals wie eine heile Familie.

Den Abschluss der Erzählung bilden die Gedanken der Eltern, so bald wie möglich einen Mann für ihre nun fast erwachsene Tochter zu suchen.

Sonstiges

In der Kafka-Rezeption herrscht bis heute eine stark autobiographisch geprägte Lesart vieler Texte vor.

In dieser besitzen einzelne Dokumente wie etwa der „Brief an den Vater“ oder die von Kafka an Max Brod geschriebenen Anweisungen, alle Schriften nach seinem Tod zu verbrennen, eine übergeordnete Bedeutung. Bereits Vladimir Nabokov verwies darauf, dass eine rein psychologische Interpretation der Erzählung nicht angemessen ist. Denn so sei es vielmehr die Schwester, die sich als grausame Figur darstellt, und nicht der Vater der Familie Samsa.

Der Kafka-Biograph Rainer Stach argumentiert, dass die Erzählung in sich so vollkommen ist, dass sie auch ohne Kenntnis des Autors Kafka in den Kanon der Weltliteratur eingegangen wäre. Diese Hinweise verdeutlichen, dass es bei einer Kafka-Lektüre weniger um einen symbolischen oder allegorischen Bedeutungszusammenhang oder einen Sinn als solchen gehen kann, sondern vielmehr um die Würdigung der künstlerischen Details.

Franz Kafka

Franz Kafka wurde 1883 in Prag geboren, dass damals zum Königreich Österreich-Ungarn gehörte. Er entstammt einer mehrsprachigen (darunter Deutsch), jüdischen Kaufmannsfamilie. Zu Kafkas Haupttexten gehören die drei Romanfragmente „Der Prozess“, „Das Schloss“ und „Der Verschollene“, aber auch zahlreiche Erzählungen und Briefe (vgl. kafkaesk).

Viele Schriften von Kafka wurden zumeist erst nach seinem frühen Tod von seinem Freund Max Brod veröffentlicht. 1917 erkrankte Kafka an Lungentuberkulose. Zusätzlich erkrankte er 1918 an der Spanischen Grippe. Seine Krankheiten zogen sich über viele Jahre hin. Er starb 1924.
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