Symbol

Als Symbol wird allgemein die vereinfachte und stellvertretende Darstellung eines Sachverhalts oder eines Objekts bezeichnet, wobei ebendiese Darstellung keinen eindeutigen Rückschluss auf das Gemeinte liefern muss. Das bedeutet, dass Symbole meist bildhafte, wirkungsvolle Zeichen sind, die für ein Ding oder einen Sachverhalt stehen, wobei es mitunter keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen Symbol und Gemeinten gibt. In diesem Fall muss die Bedeutung eines Symbols bekannt sein, um es verstehen zu können (Beispiel: Blaue Blume der Romantik). Häufig gilt aber auch, dass das Symbol das Wesentliche eines abstrakten Begriffs verbildlicht (Beispiel: Kreuz für das Christentum). Dabei sind Symbole in der Regel ganz konkrete Gegenstände, die für einen allgemeinen und abstrakten Sinnzusammenhang stehen. Das Symbol gilt als Stilmittel und findet sich in sämtlichen Gattungen der Literatur. Sehr ähnliche Stilfiguren sind Metapher und Allegorie.


Begriff

Der Begriff leitet sich vom griechischen Nomen sýmbolon ab, das sich mit Erkennungszeichen, Merkmal, Kennzeichen oder auch Sinnbild übersetzen lässt. Von diesem Wort leitet sich das gleichbedeutende lateinische symbolum ab, von dem dann schlussendlich das Wort Symbol entlehnt wurde.

Ursprünglich meinte der Begriff ein Erkennungsmerkmal zwischen zwei Parteien. Dies konnten etwa Händler, Vertragspartner oder ähnliche Personen(-gruppen) sein. Hierfür wurde eine Tonscherbe oder ein Knochen in zwei Teile gebrochen, wobei die Partner ein Bruchstück erhielten. Ging man auseinander und sah sich (oder die jeweiligen Vertreter) bei einem erneuten Zusammentreffen, konnte mithilfe des passenden Erkennungsmerkmals sichergestellt werden, dass man den „richtigen“ Partner vor sich hatte.

Demnach verweist schon die ursprüngliche Bedeutung auf das wesentliche Merkmal des Symbols: es geht um einen Gegenstand oder die Darstellung eines Gegenstandes (die Tonscherbe), der für einen anderen Sachverhalt steht (dass man die richtige Person vor sich hat). Dieser Sachverhalt ist zumeist abstrakt. Das bedeutet, dass es sich nicht um einen konkreten Gegenstand handelt, sondern um einen Sinnzusammenhang. Darüber hinaus gilt, dass Symbole meist festgelegt werden und selten verkörpern, was sie bedeuten. (Auch die Tonscherbe funktioniert nur als Zeichen, weil die Partner sich darüber einig sind!)


Urspuenglich diente ein Symbol dazu, dass sich (Handels-)Partner bei einer Zusammenkunft erkannten.


Das obige Beispiel-Bild verdeutlicht bereits das Wesentliche: ein Gegenstand / Zeichen steht für einen komplexeren Zusammenhang und wird – das ist entscheidend – festgelegt. Es ist also nicht ersichtlich, dass der Gegenstand für den Zusammenhang steht und wird nur Eingeweihten deutlich. Zwar gibt es einige Ausnahmen, doch in der Regel sieht man Symbolen nicht an, was sie bedeuten.

Beispiel-Symbole

Ganz eindeutig werden Symbole aber nur dann, wenn man mehrere Beispiele betrachtet, die nach dem beschriebenen Muster funktionieren. Deshalb werden nun ausgewählte Beispiele das Ganze verdeutlichen, wobei stets eine knappe Erklärung zum jeweiligen Symbol gegeben wird.

Hierbei muss allerdings angemerkt werden, dass dieser Beitrag praxisnah sein soll und sich vor allem an Schüler oder auch Studenten richtet. So gibt es zwar allerhand Abhandlungen zum Symbolbegriff, doch führen diese in der Regel zu weit und führen unterm Strich nur dazu, dass Symbole – auch wenn sie eindeutig sind – nicht mehr in Gedicht- und allgemeinen Textanalysen erkannt werden. Wir orientieren uns also an der Definition, die oben gegeben wurde, wodurch die Stilfigur greifbar wird.


Das Kreuz ist ein Symbol des Christentums


Das obige Beispiel zeigt das Kreuz, das für den christlichen Glauben oder das Christentum selbst steht. Nach dem Neuen Testament der Bibel wurde Jesus Christus ans Kreuz geschlagen und auf diese Weise hingerichtet. Folgt man dem biblischen Text, könnte es sich allerdings auch um einen Pfahl oder Balken gehandelt haben. Christen glauben allerdings, dass die Kreuzigung an einem tatsächlichen Kreuz stattfand, wobei der irdische Leib Jesu starb, um anschließend aufzuerstehen. Das Kreuz symbolisiert in diesem Fall die Verbindung zwischen dem Irdischen und dem Göttlichen.

Wichtig ist hierbei allerdings, dass für Außenstehende nicht ersichtlich ist, dass das Kreuz für das Christentum steht – das Kreuz zeigt . Dennoch gibt es eine Verbindung. Es handelt sich hierbei also um einen ganz konkreten Gegenstand, der das Wesentliche eines abstrakten Begriffs verbildlicht und somit für einen allgemeinen Sinnzusammenhang steht. Schauen wir auf ein weiteres Beispiel:


Die Taube ist ein Symbol fuer den Frieden.


Dieses Beispiel-Bild zeigt eine Taube, die seit Jahrhunderten ein Friedenssymbol ist. Offenkundig geht der Symbolgehalt auf eine Geschichte aus dem Alten Testament der Bibel zurück. In der Erzählung geht es darum, dass Gott eine Sintflut über die Erde kommen lässt, um die Menschheit – die gottlos und böse geworden war – umkommen zu lassen. Nur einen Menschen gab es noch, den Gott liebte und der mit seiner Familie die Menschheit neu begründen sollte. Dieser Mensch war Noah.

Gott gab ihm auf, eine gigantische Arche zu bauen und von jeder Tierart ein Pärchen mit an Bord zu nehmen. Dann begann es stark zu regnen, bis die ganze Erde unter Wasser war. Nachdem die Arche ein Jahr auf dem Wasser trieb, entsandte Noah eine Taube, die mit einem Olivenzweig im Schnabel zur Arche zurückkehrt, was für Noah das Zeichen ist, dass es wieder Land gibt, das nicht vom Wasser bedeckt wird. Die Rückkehr der Taube mit dem Olivenzweig wird daher als Zeichen des Friedensschlusses verstanden und folglich gelten die Taube, aber auch der Olivenzweig, als Symbole des Friedens.

Aber auch hierbei fällt auf, dass die Symbole festgelegt sind. Zwar wird ihnen diese Funktion durch eine Geschichte gegeben, doch verweisen sie nicht von sich darauf, wofür sie stehen. Das bedeutet, dass auch bei diesem Beispiel erklärt werden muss, warum die Taube ein Symbol ist, so dass der Empfänger (Hörer, Leser) es verstehen kann. Dennoch handelt es sich um einen greifbaren Gegenstand – wenngleich es sich um ein Tier handelt – der für eine abstrakte Sache steht. Ein abschließendes Beispiel:


Der Lorbeerkranz ist ein Symbol des Sieges und Ruhmes.


Das obige Symbol-Beispiel zeigt den Lorbeerkranz. Dieser gilt als ein Zeichen des Ruhmes und der Ehre. Die Pflanze ist so eng mit der Vorstellung verknüpft, dass sich sogar das Nomen Laureat, das für einen Preisträger steht, vom lateinischen Adjektiv laureatus ableitet, das sich in etwa mit mit Lorbeer bekränzt übersetzen lässt. Aber auch in diesem Fall gilt, dass das Symbol erklärt werden muss, auch wenn ein tatsächliche Gegenstand für eine komplexe und vor allem nicht greifbare Sache steht.

Symbol in der Literatur

Die obigen Beispiele sind Bilder. So stehen die Abbildungen von Tauben, Lorbeerkränzen und Kreuzen für den Sinn dahinter. In der Literatur haben wir es aber selten mit Bildern, sondern vor allem mit verschriftlichter Sprache und so mit Wortfolgen, Wörtern und Buchstaben zu tun.

Das bedeutet, dass Symbole in der Literatur vor allem benannt werden und somit schwieriger zu erkennen sind. Würde ein Protagonist beispielsweise darauf verweisen, dass er seinem Antagonisten eine weiße Taube geschickt hat, müsste der Leser selbständig entschlüsseln, dass diese hierbei als ein Symbol verstanden werden kann und demzufolge für den Frieden stehen kann.

Dies ist insofern problematisch, als dass demnach jedes Wort zum Symbol werden kann und zwar dann, wenn es eine Gruppe gibt, die sich über die Bedeutung des Symbols verständigt hat. Dies geschieht in der Regel aber vor allem auf zwei Wegen. Entweder haben wir es in literarischen Texten nämlich mit Symbolen zu tun, die einen kulturellen Hintergrund haben oder im Werk selbst entstehen.

Die erste Variante wurde im Beitrag ausführlich beleuchtet. Hierbei handelt es sich um feststehende Symbole, die allgemein anerkannt sind. So steht das Herz für die Liebe, die Taube für den Frieden, der Lorbeerkranz für die Ehre oder das Kreuz für das Christentum. Die zweite Möglichkeit bedeutet, dass im Werk ein Symbol kreiert wird. Dies geschieht in der Regel durch eine offensichtliche Wiederholung des jeweiligen Symbols im Werk. Wird die Kindheit einer Figur beispielsweise mit dem Duft von Lavendel in Verbindung gebracht, kann das Benennen ebendieser Pflanze im weiteren Verlauf der Geschichte eben wieder für die Kindheit der erzählenden Figur selbst stehen.

Darüber hinaus ist wesentlich, dass das Benennen und Entdecken von Symbolen in der Praxis – also im Deutschunterricht – zumeist auf die erste Möglichkeit reduziert wird. Das bedeutet, dass vor allem die Symbole, die allgemein anerkannt sind, auch als solche in Texten entdeckt werden. Die größte Hürde ist es für Schüler also eher, das Symbol von ähnlichen Allegorien und Metaphern abzugrenzen.

Wichtig: Es gilt also, dass ein Symbol 1) meist ein konkreter Gegenstand ist, der 2) für eine abstrakte Sache steht und 3) beim Empfänger eine Assoziation auslöst. Symbole entstehen vor allem 4) durch Wiederholungen, wobei sie in der Regel 5) nicht von sich aus auf das Gemeinte verweisen, aber 6) sehr oft etwas damit zu tun haben, weil sie ein Teil des Gemeinten oder eng damit verbunden sind.


Beispiel: Die Taube ist also 1) ein reales Objekt / ein konkreter Gegenstand, der für die 2) abstrakte und somit nicht greifbare Vorstellung Frieden oder einen Friedensschluss steht, was beim Leser, der diesen Zusammenhang kennt, 3) ein Bild entstehen lässt. Durch den 4) häufigen Einsatz dieses Symbols, ist es allgemein bekannt, wobei es aber 5) nicht selbsterklärend ist, auch wenn die Taube durch 6) eine Erzählung in der Bibel mit der abstrakten Idee des Friedens eindeutig verknüpft ist.

Unterschied: Symbol, Metapher, Allegorie

  • Metapher: Beschreibt vor allem eine Bedeutungsverschiebung. Das bedeutet, dass Begriffe in einem uneigentlichen Zusammenhang gebraucht werden. Demnach wird ein Begriff mit einem anderen verknüpft, der auf den ersten Blick gar nicht zu diesem passt. So könnte beispielsweise von einem Ährenmeer gesprochen werden, wobei die Eigenschaften des fließenden Wassers auf das Korn übertragen wird, wodurch ein sprachliches Bild entsteht (vgl. Metapher-Beispiele).

  • Allegorie: Ist die Verbildlichung von Abstraktem oder Unwirklichem. Der wesentliche Unterschied zum Symbol ist, dass die Allegorie das Gemeinte tatsächlich ist und nicht nur für diese steht – wie es bei Symbolen der Fall ist. Häufig bestehen Allegorien aus mehreren Symbolen und Metaphern.

  • Symbol: Ist eine Sache, die stellvertretend für einen abstrakten Sachverhalt steht. So steht das Kreuz für das Christentum oder die Taube für den Frieden. Die bildliche Allegorie besteht aber häufig aus mehreren Symbolen, um das Gemeinte tatsächlich darzustellen.

Unterschiede am Beispiel

In der Praxis ist diese Unterscheidung zwar nicht immer ganz eindeutig und die Grenzen zwischen den jeweiligen Stilmitteln verlaufen recht fließend, doch die meisten „Sonderfälle“ lassen sich doch recht klar identifizieren, wenn die jeweiligen Auffälligkeiten genau untersucht werden.

Um dies zu veranschaulichen, möchten wir das Geschriebene einmal am Beispiel verdeutlichen und die Unterschiede zwischen Allegorie, Metapher und Symbol darstellen. Dafür versuchen wir, eine Metapher und eine Allegorie sowie ein Symbol für die Liebe zu finden, um zu zeigen, inwiefern sich die einzelnen Figuren voneinander unterscheiden. Dies soll anhand einer Grafik verdeutlicht werden.


Unterschiede zwischen Symbolen, Allegorien und Metaphern am Beispiel erklärt.


Das obige Bild zeigt drei verschiedene Möglichkeiten, den abstrakten Begriff der Liebe auszudrücken. Das brennende Herz ist eine Metapher, weil hierbei eine Bedeutungsübertragung vorliegt. Das Lodern und Brennen eines Feuers wird auf das Herz übertragen, wodurch ein sprachliches Bild entsteht. Derjenige, der den Satz liest, kann nun davon ausgehen, dass ebendieses Herz voll Wärme ist, aber auch wild und ungebändigt, wie das Feuer. Dies ist eine Metapher, die für die Liebe stehen könnte.

Die Metapher funktioniert aber nur, weil das Herz selbst eine Symbol der Liebe ist. Folglich haben wir es im zweiten Beispiel mit einem Liebessymbol zu tun. Dieses entstand aus den stilisierten Darstellungen von Feigenblättern, wie sie bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. zu finden sind. Später finden sich neben den Feigen- auch Efeublätter. Efeu steht bereits – da er langlebig ist – seit der Antike für die ewige Liebe.

Später, etwa im 12. und 13. Jahrhundert, taucht dieses Symbol der Liebe wieder in der mittelalterlichen Minneliteratur auf (vgl. Literaturepochen) und wurde oftmals rot gefärbt. Daraus entstand über einen langen Zeitraum die heutige Darstellung des Herzens, weshalb es als Symbol der Liebe gilt, wenn es in einem Text benannt wird oder tatsächlich dargestellt wird. Folglich ist das Herz erneut ein greifbares Objekt, das für die abstrakte Vorstellung der Liebe steht.

Das letzte Beispiel ist eine Allegorie. Wie beschrieben, funktioniert die Allegorie nicht aufgrund einer Bedeutungsübertragung, wie die Metapher, oder steht als einzelnes Zeichen für eine abstrakte Idee, wie das Symbol, sondern stellt die gemeinte Sache tatsächlich dar. Das bedeutet, dass mehrere Elemente, die für das Gemeinte stehen in der Allegorie dargestellt werden.

Beispielsweise wird der Gott Amor, der als Gott der Liebe oder des Sichverliebens gilt, zumeist als Knabe mit Pfeil und Bogen dargestellt. Die Pfeile sollen, wenn sie ins Herz treffen, zwei Menschen dazu bringen, sich ineinander zu verlieben. Gott Amor ist demnach eine Allegorie der Liebe und gleichzeitig die Personifikation des abstrakten Begriffs, da der abstrakte Begriff in Form einer Person dargestellt wird.Der Gott Amor ist eine Allegorie und Personifikation der Liebe.

Bild: Cupid with a Bow, 1885, Julius Kronberg


Kurzübersicht: Das Wichtigste zur Stilfigur im Überblick


  • Als Symbol wird die vereinfachte und stellvertretende Darstellung eines Sachverhalts oder eines Objekts bezeichnet, wobei ebendiese Darstellung keinen eindeutigen Rückschluss auf das Gemeinte liefern muss. Das bedeutet, dass Symbole meist bildhafte, wirkungsvolle Zeichen sind, die für ein Ding oder einen Sachverhalt stehen, wobei es mitunter keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen Symbol und Gemeinten gibt.
  • Zumeist muss die Bedeutung eines Symbols dem Empfänger (Leser, Hörer) klar sein, um das Gemeinte erfassen zu können. Teils gilt aber auch, dass das Symbol das Wesentliche eines abstrakten Begriffs verbildlicht, wobei der Zusammenhang zwischen Gezeigtem und Gemeintem nicht in jedem Fall offensichtlich sein muss.
  • In der Regel werden Symbole visuell dargestellt. In Texten werden sie aber in der regel schlicht und ergreifend benannt. Dadurch ist es mitunter schwierig, sie als Symbole zu erkennen. Dabei gilt außerdem, dass Symbole entweder gebraucht werden können, da sie allgemein bekannt sind oder durch ständige Wiederholung innerhalb eines Werkes ihren Symbolcharakter erhalten.

  • Hinweis: Verwandte Stilmittel sind Metapher, Allegorie und Personifikation. Der wesentliche Unterschied ist, dass eine Metapher eine Bedeutungsübertragung meint, die Allegorie das Geminte tatsächlich darstellt, eine Personifikation die vermenschlichte Darstellung eines Begriffs ist und das Symbol ein einzelnes Zeichen ist, das für einen abstrakten Begriff steht.