Die Metapher ist in allen literarischen Gattungen, also der Lyrik, Dramatik und Epik, mit Sicherheit eines der Stilmittel, das am häufigsten zum Einsatz kommt. Aber auch, wenn wir sie häufig lesen, kann uns die Stilfigur im Zusammenhang mit der Analyse und Interpreation gehörig zu schaffen machen, da sie sich nicht so einfach definieren und erklären lässt (→ Gedichtanalyse).
Prinzipiell geht es bei der Metapher darum, dass eine sprachliche Bedeutungsübertragung vollzogen wird. Das bedeutet, dass sprachlich zwei Bereiche miteinander verbunden werden, die im Eigentlichen unverbunden sind. Wörter werden also uneigentlich gebraucht. Schauen wir auf ein Beispiel.
Dieser Vers ist eine Metapher für wogendes Getreide. Dabei wird das Wort Meer in einem uneigentlichen Zusammenhang gebraucht, denn das Meer besteht aus Wasser und eben nicht aus Ähren (~ Blütenstand beim Getreide). Demzufolge wird das Getreidefeld im obigen Beispiel mit dem Meer gleichgesetzt.
Hinweis: Wichtig ist hierbei, dass wir nur von einer Metapher sprechen, wenn die Begriffe gleichgesetzt werden. Würde ein Sprecher sagen, dass die Ähren wie ein Meer aussehen, hätten wir es mit einem ganz einfachen Vergleich zu tun und eben nicht mit einer Metapher.
Die Metapher lässt sich nicht so einfach bestimmen, da sie ein sprachliches Bild ist, das zwei Vorstellungen miteinander verbindet. Und dieses sprachliche Bild müssen wir lernen, zu erkennen. Deshalb helfen Merksätze beim Lernen kaum, aber ein Beispiel kann hilfreich sein.
Beispiele für die Metapher
Deshalb kann es sehr hilfreich sein, sich die Metapher anhand von Beispielen einzuprägen, um durch diese Beispiele auch andere Metaphern zu erkennen. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle eine Auswahl ganz unterschiedlicher Metaphern präsentieren und natürlich erklären.
1. Metapher-Beispiel
Natürlich wird hier nur im übertragenen Sinne das Herz gebrochen und nicht wirklich. Der Satz meint folgerichtig, dass wir einen Menschen, der uns vertraut, verletzen. Da das Herz oftmals für die Liebe steht, könnten wir auch sagen, dass ein Mensch, dem das Herz gebrochen wurde, unglücklich in einer Beziehung verlassen wurde.
2. Metapher-Beispiel
Auch hierbei geht es folglich nicht darum, dass wir irgendwem eine Flasche Wasser nicht überreichen können, sondern sinnbildlich wird ausgesagt, dass jemand nicht an die Fähigkeiten oder Leistungen eines anderen herankommt. Ein bekanntes Wortspiel sagt beispielsweise „Kann mir mal jemand das Wasser reichen?“ und nutzt dabei die Doppeldeutigkeit der Aussage aus.
3. Metapher-Beispiel
Hierbei bringen wir zum Ausdruck, dass allumfassendes Schweigen vorherrscht. Außerdem können wir Ablehnung schlussfolgern und dass ein Mensch einem anderen eine non-verbale Abfuhr gegeben hat. Natürlich wird keine klassische Mauer errichtet.
4. Metapher-Beispiel
Meint, dass sich jemand auf eine Aufgabe einlässt, die nahezu vergeblich ist. Hierbei tritt der Vergleich sehr deutlich hervor, da eine Handlung mit diesem sprachlichen Bild – das aussichtslos erscheint – gleichgesetzt wird.
5. Metapher-Beispiel
Wer einen Nagel an seinem Kopf trifft, haut diesen effektiv in die Wand. Der Nagel wurde also am richtigen Punkt getroffen und deshalb meint dieses Bild, dass ein anderer genau das Richtige gesagt, gemeint oder zum Ausdruck gebracht hat.
6. Metapher-Beispiel
Die Formulierung meint, dass jemand eine Situation zu positiv bewertet und sie sich vielleicht schöner macht, als diese gegenwärtig ist. Dinge werden also selektiv wahrgenommen und beurteilt. Häufig wird damit auch eine sehr romantische oder verklärte Sicht beschrieben.
7. Metapher-Beispiel
Natürlich ist damit nicht gemeint, dass jemand von Vögeln abstammt oder einen Vogel hat (was übrigens auch ein Beispiel für die Metapher ist), sondern dass die Eltern wahrlich schlecht sind und unter Umständen ihr Kind schlecht behandeln oder auch vernachlässigen.
8. Metapher-Beispiel
Diese Aussage vergleicht den Schnee von gestern mit der Aussage des Sprechers. Dabei ist gemeint, dass diese Aussage, wie eben der Schnee, nicht mehr aktuell oder sogar schon getaut ist. Auch hierbei wird durch den Vergleich das metaphorische Bild geschaffen.
9. Metapher-Beispiel
Dieses Bild sollte den meisten Menschen bekannt sein. Hierbei wird die schlangeförmige Ansammlung von Menschen mit der Schlange, die uns im Tierreich begegnet, verglichen. Natürlich handelt es sich nicht um eine Schlange, die schon eine lange Zeit wartet.
10. Metapher-Beispiel
Hierbei wird das Recht gewissermaßen zum realen Gegenstand, der von anderen getreten werden kann. Die Aussage meint, dass – in diesem Fall Politiker – jemand die Recht eines anderen Menschen nicht achtet und sie folglich übergeht.
Anmerkungen zu den metaphorischen Beispielen
Wir hoffen, dass Ihnen diese Auswahl dabei geholfen hat, das Stilmittel zu verstehen und in der Folge auch in anderen Texten und Auszügen zu erkennen. Allerdings möchten wir betonen, dass die Metapher sich vor allem daraus auszeichnet, dass sie nicht nur ein sprachliches Bild ist, sondern ebenfalls eine gewisse Doppeldeutigkeit aufweist.
- Es gibt Metapher-Beispiele, die Sie so oder so interpretieren können, wobei die Kernaussage nicht immer eindeutig ist. (→ Gedichtinterpretation)
- Das Wichtigste ist jedoch, dass es im Kontext des zugrundeliegenden Gedichts Sinn macht und offenkundig zur restlichen Aussage passt.
- Mitunter ist der Clou aber auch, dass bewusst Metaphern genutzt werden, die sich widersprechen und ungewöhnlich verwendet werden.
- Sie müssen in diesem Fall nur erkennen, dass das metaphorische Bild verfremdet wird.
Tipp: Schauen Sie sich unseren Bereich der Redewendungen einmal an, denn die meisten Sprichwörter sind ebenfalls Metaphern und können weitere Beispiele offenbaren.
Denken wir beispielsweise an die Formulierung „mit allen Wassern gewaschen sein„, meint sie natürlich nicht, dass eine Person besonders hygienisch ist, sondern wahrlich erfahren.