Epanastrophe

Die Epanastrophe ist ein rhetorisches Stilmittel der Wiederholung, das vor allem in der Lyrik zu finden ist. Die Epanastrophe ist entweder (1) eine andere Bezeichnung für die Anadiplose oder (2) meint die Wiederholung des letzten Verses einer Strophe in der folgenden Strophe. Die Anadiplose meint den Umstand, dass ein Satz oder Teilsatz auf ein Wort endet, das im folgenden Satz am Anfang steht.


Begriff & Beispiel

Der Begriff lässt sich aus dem Griechischen ableiten und mit Wieder-Umwendung übersetzen. Somit verweist schon die Übersetzung des Wortes darauf, dass es sich dabei um eine Form der Wiederholung handelt, die in diesem Fall das Aufgreifen eines ganzen Verses meint, welcher das Ende einer Strophe darstellt und in der nächsten Strophe eingesetzt wird oder aber das Wiederholen eines Wortes oder einer Wortfolge am Ende sowie zu Beginn aufeinanderfolgender Sätze. Schauen wir zur Veranschaulichung auf einige Beispiele:


(1) Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen,
Wind und Wellen spielen nicht mit seinem Herzen.

Das obige Beispiel stammt aus dem Gedicht Seefahrt von Johann Wolfgang von Goethe und beinhaltet eine Anadiplose, die unter Umständen mit dem Begriff der Epanastrophe gemeint ist. Hier wird eine Wortfolge, die am Ende eines Verses steht, gleich zu Beginn der nachfolgenden Zeile wiederholt. Diese Wiederaufnahme kann die Aufmerksamkeit des Leser auf ebendiese Passage lenken und wirkt demzufolge verstärkend.


(1) Du willst mir ein Freund sein? Ein Freund sein in guten und in schlechten Zeiten?


Dass diese Art der Wiederholung nicht nur Verszeilen verbinden kann, sondern durchaus auch in einem prosaischen Fließtext funktioniert, zeigt dfas obige Beispiel. In diesem Endet der erste Satz auf die Wortfolge ein Freun sein, die im nächsten Satz umgehend aufgegriffen wird und dessen Anfang markiert. Grundsätzlich könnte es sich hierbei aber auch nur um ein einzelnes Wort handeln, sodass die Merkmale der Anadiplose (Epanastrophe) erfüllt wären. Schauen wir nachfolgend auf die zweite Bedeutung der Epanastrophe:


(2) Ich will heute munter sein,
kein Gedanke ist im Weg.
Deshalb bleibe ich allein.

Deshalb bleibe ich allein,
um Gedanken rein zu kriegen.
Ja. Das ist das wahre Sein.


Das obige Beispiel wurde selbst gedichtet, um das Prinzip der Epanastrophe zu verdeutlichen. Ersichtlich ist, dass der letzte Vers der ersten dreizeiligen Strophe (vgl. Terzett) die erste Zeile des folgenden Abschnitts darstellt. Auch diese Wiederaufnahme wird als Epanastrophe bezeichnet, wobei hier natürlich ein ähnliches Prinzip verfolgt wird: das Wiederholen eines Wortlauts, auch wenn es sich hier um die ganze Zeile handelt.

Kurzübersicht: Das Wichtigste zur Stilfigur im Überblick


  • Die Epanastrophe ist ein rhetorisches Stilmittel. Sie meint entweder eine Anadiplose, also das Wiederholen eines Wortes oder einer Wortfolge am Ende eines Satzes oder Verse zu Beginn des nachfolgenden Satzes oder Verses, oder den Umstand, dass die letzte Verszeile einer Strophe in der folgenden Strophe wiederholt wird.
  • Wie andere Stilmittel, die etwas wiederholen, haben Epanastrophen eine verstärkende Wirkung. Weiterhin können sie die Aufmerksamkeit des Empfängers (Leser, Hörer) auf das Wiederholte lenken und sind demnach eindringlich, weshalb sie auch häufig in Reden verwendet werden.


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