Als Dilemma, auch Zwickmühle, wird die Zwangslage einer Person bezeichnet, die sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden muss, die gleichermaßen schwierig sowie unangenehm sind. Demnach ist das Dilemma stets eine Situation, die zwar mehrere Auswege bietet, von denen allerdings keiner zum gewünschten Resultat führt. Weiterhin kann die Wahl zwischen zwei positiven Dingen als Dilemma bezeichnet werden. Handelt es sich um drei Möglichkeiten, die zur Wahl stehen, spricht man für gewöhnlich von einem Trilemma, sind es mehrere Optionen, von einem Polylemma.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Das Nomen lässt sich aus dem Griechischen ableiten (δί-λημμα) und mit zweigliedrige Annahme übersetzen, die Mehrzahl (Plural) wird mit Dilemmas, aber auch Dilemmata, gebildet. Diese Übersetzung verweist bereits darauf, worum es grundsätzlich geht: um eine Annahme, also die Vermutung einer Person, aus welcher sich zwei Möglichkeiten ableiten. Man unterscheidet gemeinhin zwischen positiven und negativen Dilemmas.
Das positive Dilemma beschreibt eine Situation, die zwar zwei Auswege beschreibt, doch führen beide zum gewünschten Ergebnis. Es ist demzufolge egal, für welchen Weg sich die entsprechende Person entscheidet. Beispielsweise könnte eine Person starken Hunger verspüren und im Kühlschrank befinden sich genau zwei Mahlzeiten – vollkommen egal, welche Mahlzeit verzehrt wird, ist die Person anschließend satt.
Das negative Dilemma meint eine Situation, die zwei Auswege aufzeigt, wobei keiner zum positiven Ergebnis führt. Das Dilemma zerstört sich demnach selbst. Beispielsweise könnten zwei Personen an starkem Hunger leiden, wobei nur eine Mahlzeit zur Verfügung steht, die eine Person retten könnte. Ist Person A davon, stirbt unweigerlich Person B. Verzehrt B die Nahrung, muss A sterben. Wer erhält nun die Nahrung?
Beispiele für das Dilemma
Nachfolgend möchten wir einige bekannte Beispiele aus der Philosophie sowie der Literatur anführen, um die Zwickmühle noch deutlicher zu veranschaulichen. Die vorgestellten Beispiele zeigen demnach für den Betroffenen zwei Möglichkeiten auf, die jeweilis zu einem unerwünschten Resultat führen.
Rettungsboot-Dilemma
Das Rettungsboot-Dilemma, wird auch als Brett des Karneades bezeichnet, ist ein Gedankenexperiment der Philosophie und wird in seiner ursprünglichen Form dem griechischen Philosophen Karneades zugeschrieben. Da Karneades selbst allerdings keine Schriften verfasste, ist die bekannte Form nur durch den Philosophen Cicero überliefert, der ihn als Quelle nennt. Man stelle sich dafür die folgende Situation vor:
In einem Sturm kentert ein Schiff und sinkt auf den Meeresgrund. Zwei Schiffbrüchige überleben das Unglück. Im wilden Wasser treibt eine Holzplanke (schmales Brett). die allerdings nur einen der beiden tragen könnte. Würden beide Männer versuchen, mit der Planke über Wasser zu bleiben, würden sie ertrinken. Einer der Schiffbrüchigen entschließt sich, den anderen zu töten, um sich selbst zu retten und überlebt.
Der eine Mann stand demnach vor dem Dilemma, entweder zu sterben und keine Straftat zu begehen oder durch den Morde am anderen das Unglück zu überleben. Beide Möglichkeiten führen nicht zum gewünschten Ergebnis, dass beide überleben und verdeutlichen das Dilemma. Das Beispiel wirft rechtsphilosophische und ethische Fragen auf. Auch im Strafrecht kann das Beispiel als Fallbeispiel herangezogen werden, wenn es darum geht, ob das Leben eines Menschen geopfert werden darf, um das eigene zu retten.
Cicero selbst, der das Beispiel anführt, kommt zu dem Schluss, dass eine faire Auswahl im Grunde nicht möglich ist. Lediglich ein Losverfahren kann zu einem Ergebnis führen. Ähnlich fallen auch die Urteile der Rechtssprechung in den meisten Fällen aus. Cicero gibt das Dilemma mit den folgenden Worten wieder:
Angenommen aber, es gibt nur ein Brett, aber zwei Schiffbrüchige, und beide sind weise Männer. Soll es jeder von ihnen an sich zu reißen suchen oder soll es einer dem anderen abtreten? Es soll abgetreten werden, aber an den, der eher wert ist, um seiner eigenen Angelegenheiten […] am Leben zu bleiben. Was aber, wenn sie in beiden Punkten gleiche Ansprüche haben? Es wird keinen Streit geben, sondern einer wird dem anderen den Vortritt lassen, wie wenn er durch Losen […] verloren hätte.
Gefangenendilemma
Das Gefangenendilemma, eigentlich Prisoner’s dilemma, ist ein häufiges Beispiel in der Philosophie und Spieltheorie. Im Beispiel geht es um zwei Gefangene oder eben zwei Spieler, die theoretisch die Möglichkeit hätten, zusammenzuarbeiten und somit beide gewinnen würden oder sich gegenseitig zu verraten. Die Beteiligten wissen allerdings nichts von der Entscheidung des anderen. Stellen wir uns das Folgende vor:
Zwei Personen werden beschuldigt, gemeinsam ein Verbrechen begangen zu haben und werden getrennt von der Polizei befragt. Sie haben keine Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten und sich so zu beraten. Die höchste Strafe, die für dieses Verbrechen verhängt wird, beträgt 6 Jahre. Wenn beide schweigen, werden sie wegen kleinerer Taten zu je zwei Jahren inhaftiert, gestehen beide, erhalten sie jeweils nur vier Jahre, da sie mit der Polizei kooperierten. Schweigt der eine und der andere gesteht, erhält der Beschuldigte die höchste Strafe (6 Jahre) und der andere, weil er als Kronzeuge auftritt, lediglich ein Jahr auf Bewährung.
Die Gefangenen stehen nun vor einem Dilemma. Wenn sich beide vertrauen und schweigen, kommen sie mit zwei Jahren davon, wenn der eine allerdings gesteht und nur einer schweigt, muss der Schweigende die Höchststrafe in Kauf nehmen. Würde er aber auch gestehen, wären es aufgrund der Kooperation nur vier Jahre. Tabellarisch verhalten sich die Folgen und Möglichkeiten von A und B also folgendermaßen:
B schweigt |
B gesteht |
|||
A schweigt |
A: 2 Jahre | B: 2 Jahre | A: 6 Jahre | B: 1 Jahr |
Gesamtstrafe: 4 Jahre | Gesamtstrafe: 7 Jahre | |||
A gesteht |
A: 1 Jahr | B: 6 Jahre | A: 4 Jahre | B: 4 Jahre |
Gesamtstrafe: 7 Jahre | Gesamtstrafe: 8 Jahre |
Die obige Tabelle verdeutlicht, warum die beiden in einer Zwickmühle stecken. Sie können nämlich nicht wissen, wie sich der andere Gefangene beim Verhör verhält. Idealerweise würden nämlich beide schweigen, um eine kleine Strafe zu kriegen. Da sie aber nicht wissen, was der andere tut, sollten sie aber gestehen – schweigt der andere, erhält einer die kleine Strafe, gesteht der andere, kriegen sie nicht die Höchsstrafe.
Buridans Esel
Buridans Esel ist ein Gleichnis der Philosophie. Es beschreibt ein Dilemma, welches entsteht, obwohl es zwei positive Möglichkeiten gibt, wobei ein Ausweg nur deshalb nicht besteht, weil sich der Handelnde nicht für eine der Möglichkeiten entscheiden kann. Das Gleichnis wird dem Philosophen Johannes Buridan zugeschrieben, auch wenn es keinen Nachweis in dessen Schriften dafür gibt. Es lautet folgendermaßen:
Ein Esel steht zwischen zwei gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen. Er verhungert schließlich, weil er sich nicht entscheiden kann, welchen er zuerst fressen soll.
Das obige Beispiel scheint paradox, veranschaulicht aber trotzdem metaphorisch die Ausweglosigkeit eines Handelnden. Zwar ist nicht belegt, ob das Ganze tatsächlich dem Philosophen zuzuschreiben ist, doch ist es für die Illustration vollkommen gleich: der Esel verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann, da die Wahlnotwendigkeit ein Ergebnis unmöglich macht und er sich so in einem Dilemma befindet.
- Als Dilemma wird eine Situation beschrieben, welche zwei mögliche Auswege hat, wobei beide Möglichkeiten zu einem unangenehmen sowie schwierigen Ergebnis führen. Vor allem in der Rechtsphilosophie und in der Ethik finden sich zahlreiche Beispiele, die zur Illustration von Ausweglosigkeit dienen oder als Übung zum Urteilen herangezogen werden.
- Gibt es genau drei Möglichkeiten, die zu einem unangenehmen Ergebnis führen, spricht man von einem Trilemma, sind es mehr als drei, wird das Ganze als Polylemma bezeichnet.
- Bestehen tatsächlich mehrere Auswege, wobei lediglich derjenige, der sich entscheiden muss, eine Zwickmühle annimmt, spricht man vom Falschen Dilemma. Ein solches kann absichtlich genutzt werden, um anderen eine ausweglose Situation zu suggerieren und sie so zu manipulieren, kann aber durchaus auch auf falschen Annahmen beruhen.
- Hinweis: Synonym werden häufig die Begriffe Bredouille, Klemme, Misere, Patsche oder auch Zwangslage sowie Zwickmühle verwendet.