Euphonie

Als Euphonie wird in der Musik und Linguistik der Wohlklang bezeichnet. In Bezug auf die Musik meint der Begriff vor allem die Harmonie, also den Zusammenklang der Töne. Auf einer sprachlichen Ebene meint das Euphonische, dass die Laute der Rede einen angenehmen Eindruck auf das Gehör machen. Beispielsweise sollten Abfolgen aus Gleichlauten sowie geräuschstarke oder schwierig sprechbare Konsonantenhäufungen vermieden werden, wenn eine Wortfolge angenehm klingen soll. In einigen Wörtern können auch Lauteinschübe euphonisch sein. Das Gegenstück ist die Kakophonie.


Begriff & Beispiel

Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen (εὐφωνία ~ euphōnía) und lässt sich mit guter/schöner Laut oder schöne Stimme übersetzen. Demzufolge verweist bereits diese Übersetzung, worum es geht: nämlich um den schönen Laut [also den Wohllaut oder Wohlklang]. Beispiele aus der Musik finden sich meist in der Negation, also in der Verneinung. Es gibt also Musikstücke, die eben nicht wohlklingend erscheinen (2). In der Sprache lassen sich einige Beispiel-Wörter anführen, die zum Zwecke des Wohlklangs angepasst werden (1).


(1) Ich schaue gern amerikanische Filme.

Das obige Beispiel verdeutlicht das Prinzip. Mit der Endsilbe -isch werden sehr oft Adjektive aus Nomen gebildet, so wird aus einem Dieb das diebische Verhalten und die Elektrizität ist außerordentlich elektrisch. Natürlich sind auch andere Endungen möglich. Bei Adjektiven, die sich aus Ländernamen ergeben, wird allerdings meist auf das -isch zurückgegriffen (Spanien ~ spanisch, England ~ englisch etc.).

Würde nun aus Amerika ein Adjektiv abgeleitet werden, müsste dies konsequenterweise amerikaisch lauten. Dies wäre problematisch, denn es wäre nicht klar, ob aus a und i ein Diphthong wird, die Buchstaben somit gemeinsam gesprochen werden oder ob die Silben einzeln gesprochen werden (amerika-isch). Um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen sowie den Wohlklang zu fördern, wird ein zusätzliches n eingefügt. Dieser Lauteinschub wird als sprachliche Euphonie bezeichnet. Ein weiteres Beispiel.


(1) Hoffentlich sehen wir uns morgen.

Auch der Lauteinschub im Adverb hoffentlich kann als Euphonie bezeichnet werden. Das eingeschobene t zwischen hoffen und lich hat nämlich ausschließlich die Funktion, die Sprechbarkeit des Wortes und den Wohlklang zu erhöhen. Beide Beispiele sind etymologisch, also in Bezug auf die Wortherkunft, nicht zu begründen. Es ist wahrscheinlich, dass die Einschübe vor allem zum Zwecke der Euphonie vorliegen.

Kakophonie und Euphonie in der Musik

Kakophonie beschreibt in der Musik den Umstand, dass eine Abfolge von Lauten unangenehm klingt oder als disharmonisch empfunden wird, wobei vor allem Dissonanzen als kakophonisch gelten. Die Dissonanz meint einen Misston, der durch den Hörer als auflösungsbedürftig empfunden wird.

Folglich kann jedes Musikstück, das nicht kakophonisch ist, also euphonisch bezeichnet werden. Schauen wir nun auf ein Werk, das im Rahmen eines Subgenres (Noise) der Musik entstanden ist. Noise zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass auf die Abfolge von Klängen und Tönen verzichtet wird, wobei nur Geräusche zum Einsatz kommen. Allerdings sind diese nicht echt, sondern entstehen zumeist am Computer.

Das obige Beispiel stammt vom japanischen Noise-Projekt Merzbow. Mitunter lassen sich einige theoretische Annahmen der Musik nicht auf diesen Ausschnitt anwenden, aber dennoch handelt es sich um eine Abfolge von Lauten und Tönen. Verstehen wir Kakophonie als eine Folge von Misstönen, kann das Beispiel als kakophonisch gelten. Da es nicht wohlklingend ist, bildet es das Pendant (Gegenstück) zur Euphonie.

Allerdings werden beide Begriffe durch das subjektive Empfinden des Einzelnen beeinflusst. Sehr viele Werke der klassischen Musik, die heute als kunstvoll sowie euphonisch gelten, wurden ihrerzeit als kakophonisch bezeichnet, da sie die Erwartungen der Zuhörer teils nicht erfüllten. Demnach kann das angeführte Noise-Beispiel auch nur subjektiv bewertet werden. So galt beispielsweise auch Richard Strauss‘ Elektra zur Uraufführung nicht als Euphonie, sondern als kakophoner Krach bezeichnet.

Kurzübersicht: Das Wichtigste zum Begriff im Überblick

    • Die Euphonie, auch Eufonie, bezeichnet in Musik und Linguistik den Wohlklang. Das bedeutet, dass die Abfolge von Lauten angenehm auf das Gehör wirken und ebennicht als unangenehm empfunden werden. Die Verwendung des Begriffs kann allerdings sehr subjektiv erfolgen.
    • In der Sprache gelten schwer sprechbare und geräuschstarke Konsonantenhäufungen als unangenehm, wobei auch die hohe Dichte von Gleichlauten so empfunden werden kann. Weiterhin werden Einschübe, die die Sprechbarkeit erhöhen oder der Hiatvermeidung (Aufeinandertreffen zweier Vokale) dienen, als Euphonie bezeichnet.
    • In der Musik wird der Begriff zumeist durch sein Gegenteil beschrieben. Dieses ist Kakophonie, die eine Abfolge von Misstönen bezeichnet. Ist ein Stück also nicht kakophonisch, kann es euphonisch sein und demnach harmonisch und angenehm für die Ohren.

  • In einigen Quellen wird die Euphonie als rhetorisches Stilmittel bezeichnet. Das scheint jedoch eine trügerische Annahme zu sein. Denn der Wohlklang der Äußerung sollte wohl das Ziel der sprachlichen Äußerung sein und ist kein auffälliges Stilmittel. Allerdings kann Kakophonie als Stilmittel verwendet werden, da sie mit der gewohnten sprachlichen Abfolge bricht.


Stichwortverzeichnis