Ein Homolog ist ein Ausdruck, der eine Eigenschaft bezeichnet, die er selbst aufweist. Beispielsweise ist das Adjektiv achtzehnbuchstabig homolog, da es selbst achtzehn Buchstaben aufweist. Ausdrücke, die durch ihre Form ein Beispiel für ihre eigene Bedeutung und demnach homolog sind, werden in der Sprachphilosophie auch als autologisch bezeichnet. Das sprachliche Gegenstück bildet hierbei das Heterolog. Ein Wort ist heterolog, wenn es die Eigenschaft, welche es beschreibt, nicht aufweist. Das Wort fünfsilbig wäre somit heterolog, da es selbst aus drei Silben gebildet wird, wohingegen das Wort dreisilbig homolog ist, da es aus drei Silben besteht und deshalb selbstreferentiell ist.
Begriff
Der Begriff leitet sich vom altgriechischen Nomen homología ab, das sich mit Übereinstimmung oder auch Eintracht übersetzen lässt. Das Wort war vorerst in der altgriechischen Philosophie gebräuchlich und beschrieb stets Typenähnlichkeiten oder Übereinstimmungen – in der Philosophie der Stoiker etwa die Übereinstimmung von Vernunft und Leben mit der Natur. Der philosophische Begriff wurde später in die Mathematik und andere Naturwissenschaften übertragen.
Später im 20. Jahrhundert war der Begriff Homologie vor allem in den Naturwissenschaften gebräuchlich und wurde dann von dort in viele humanwissenschaftliche Gebiete getragen. Hier hat die Homologie mehrere Bedeutungen, die jedoch allesamt auf Übereinstimmungen zwischen Beziehungen oder auch literarischer Phänomene abzielen.
So können etwa die Beziehungen zwischen Figuren innerhalb eines literarischen Werkes oder auch im Vergleich zu einem anderen Werk als homolog beschrieben werden, wenn diese übereinstimmen oder sich zumindest ähneln (vgl. Figurenkonstellation).
Wird allerdings das Wort Homolog als Nomen gebraucht, wird in der Linguistik auf Begriffe abgezielt, die ihre eigene Bedeutung erfüllen. Beim Beschreiben solcher Auffälligkeiten gebraucht man entweder das Nomen Homolog oder nutzt das Adjektiv homolog.
Zwei Beispiele:
Der Latinismus ist sehr kurz!
Der Beispielsatz enthält zwei Homologe: Latinismus und kurz.
Ein Latinismus ist ein Ausdruck, der aus dem Lateinischen entlehnt wurde. Die Wortendung -ismus geht auf die griechische Endung -izein zurück, die latinisiert wurde. Folglich handelt es sich bei dem Wort selbst um einen Latinismus. Der Begriff beschreibt folglich eine Eigenschaft oder einen Umstand, den er selbst aufweist.
Ebenso ist es beim Adjektiv kurz. Dieses ist, jedenfalls der Anzahl der Buchstaben und Länge folgend, ein kurzes Wort. Somit beschreibt auch dieses Wort eine Eigenschaft, die es selbst ausmacht.
Beispiele (Liste)
Diese Übersicht beinhaltet Beispiele in verschiedenen Sprachen. Die fremdsprachigen Beispiele müssen allerdings eingeblendet werden. Anschließend lässt sich die Liste nach Sprachen sortieren.
abbr. dt. Abkürzung |
Abkürzung für abbreviation | |
Abk. | eine Abkürzung für Abkürzung | |
Ableitung | eine Ableitung des Verbs ableiten | |
Abstraktum | ist ein Abstraktum | |
achtzehnbuchstabig | hat selbst 18 Buchstaben | |
adjektivisch | wird adjektivisch gebraucht (vgl. Adjektive) | |
Anapäst | 2 unbetone, 1 betonte Silbe; selbst Anapäst | |
archaïc dt. archaisch |
veraltete Schreibweise für archaic | |
Assimilation | ist selbst eine A., lat. assimilis aus ad + similis | |
ausgeschrieben | ist ausgeschrieben, nicht abgekürzt | |
Begriff | ist selbst ein Begriff | |
beugbar | Wort ist beugbar, aber nicht steigerbar (?) | |
conjugate dt. konjugieren |
ist selbst konjugiert | |
Daktylus | 1 unbetone, 2 betonte Silbe; selbst Daktylus | |
Determinativkompositum | ist ein D. aus determinativ und Kompositum | |
deutsch | ist deutsch | |
dreisilbig | hat drei Silben | |
English dt. englisch (adj.) |
ist selbst Englisch | |
existiert | das Wort existiert | |
fifteen-lettered dt. fünfzehnbuchstabig |
das Wort hat 15 Buchstaben | |
fourteen-letter dt. vierzehnbuchstabig |
das Wort hat 14 Buchstaben | |
flektierbar | ist flektierbar, vgl. beugbar | |
flektiert | ist eine flektierte Form von flektieren | |
Grundform | ist die Grundform des Wortes Grundform | |
Gruß | manchmal selbst ein Gruß | |
haplogy dt. Silbenschwund |
einst haplology, Silben sind verschwunden | |
Hauptwort | ist selbst ein Hauptwort (vgl. Nomen) | |
hochdeutsch | ist hochdeutsch | |
hochsprachlich | ist ein Teil der Hochsprache | |
indeclinable dt. unbeugbar |
ist selbst unbeugbar (?) | |
kleingeschrieben | das Wort schreibt man klein | |
konjugiert | ist eine konjugierte Form von konjugieren | |
kurz | ist ein kurzes Wort | |
Latinismus | ist selbst aus dem Lateinischen entlehnt | |
lesbar | kann gelesen werden | |
mehrsilbig | hat mehrere Silben | |
multisyllabic dt. mehrsilbig |
besteht aus mehreren Silben | |
Nennform | ist selbst die Nennform des Wortes | |
Neutrum | ist selbst ein Neutrum, also sächlich (?) | |
Nomen | ist selbst ein Nomen | |
noun dt. Nomen |
ist selbst ein Nomen | |
pentasyllabic dt. fünfsilbig |
hat 5 Silben | |
polysyllabic dt. mehrsilbig |
weist mehrere Silben auf | |
Schibboleth | kann ein Schibboleth sein (vgl. Symbol) | |
schriftsprachlich | gehört selbst zur Schriftsprache | |
seventeen-lettered dt. siebzehnbuchstabig |
17 Buchstaben bilden das Wort | |
shibboleth dt. Schibboleth |
kann ein Schibboleth sein (vgl. Symbol) | |
short dt. kurz |
das Wort ist eher kurz | |
Singular | das Wort steht im Singular (vgl. Numerus) | |
standardsprachlich | ist Teil der Standardsprache | |
Substantiv | ist ein Substantiv (vgl. Nomen) | |
trennbar | Wort ist trennbar, siehe: trenn · bar | |
unabbreviated dt. unabgekürzt |
ist nicht abgekürzt | |
ungekürzt | ist ausgeschrieben, nicht gekürzt | |
ungesteigert | ist nicht gesteigert, ist im Positiv (?) | |
unhyphenated dt. ohne Bindestrich |
wird selbst ohne Bindestrich geschrieben | |
Vokabel | ist selbst eine Vokabel | |
vowelled dt. mit Vokal |
beinhaltet ebenfalls Vokale | |
word dt. Wort |
ist selbst ein Wort | |
Wort | ist selbst ein Wort | |
Wortbildung | Wort wurde aus Wort und Bildung gebildet | |
Wortform | grammatisch beschreibbar, also selbst W. | |
zusammengeschrieben | wird nicht getrennt geschrieben | |
zusammengesetzt | ist aus Wortteilen zusammengesetzt |
Frage: autologisch oder homolog?
In der Einleitung zu diesem Beitrag wird angedeutet, dass homologe Ausdrücke auch als autologisch bezeichnet werden können. Es gilt, dass beide Begriffe durchaus synonym verwendet werden können.
Ursprünglich beschrieb das Adjektiv autologisch – und vor allem das zugehörige Nomen Autologie – eine auf die eigene Person bezogene Rede, die sich zumeist durch Eitelkeit auszeichnete. Mitunter wurde aber auch die (schriftliche) Selbstbeschreibung, wie beispielsweise eine Autobiografie, mit dem Wort bezeichnet.
Seit dem 17. Jahrhundert wurde der Begriff Autologie fachsprachlich genutzt, um das wissenschaftliche Studium des Ichs oder Menschens im Allgmeinen zu beschreiben, wie es etwa die Anthropologie tut.
Ab dem 19. Jahrhundert findet sich dann erstmals ein Zusammenspiel aus Autologie und Heterologie, um Wortwörtliches von Übertragenem abzugrenzen. Im 20. Jahrhundert finden sich dann vermehrt Beispiele, die autologisch auf Wörter beziehen, die selbstreferentiell sind und somit die Eigenschaft, die sie selbst haben, auch benennen.
In diesem Fall sind homolog und autologisch gleichbedeutend.
Zusammenfassung
- Ein Homolog ist ein Ausdruck, welcher eine Eigenschaft beschreibt, die er selbst aufweist. Synonym wird teils der Begriff autologisch gebraucht, wobei heterolog ein Gegenwort bildet. Heterologe Wörter weisen die Eigenschaft, die sie beschreiben, nicht auf. Das Wort Wort ist homolog, weil er selbst ein Wort ist, der Ausdruck Baum ist heterolog, da er eben kein Baum ist.
- In der Regel werden mit dem Begriff Einzelwörter beschrieben. Dennoch gibt es auch homologe Ausdrücke, die mehrere Wörter umfassen. So ist etwa der Satz:„Hier stehen fünf deutsche Wörter.“ homolog, weil er aus fünf deutschen Wörtern besteht und somit selbstreferentiell ist.