Als Ambigramm werden Wörter oder Wortfolgen bezeichnet, die in der üblichen Darstellung genauso aussehen, wie nach dem Drehen um 180°. Das bedeutet, dass der jeweilige Schriftzug vollkommen identisch aussieht, wenn er auf den Kopf gestellt wird. Darüber hinaus werden Symbole, die aus zwei verschiedenen Perspektiven identisch aussehen, als Ambigramm bezeichnet. Nicht zu verwechseln ist das Ganze mit dem Palindrom und dem Anagramm. Anagramme sind Wörter, die aus den Buchstaben eines anderen Wortes gebildet wurden, wobei Palindrome Wörter oder Sätze sind, die vorwärts und rückwärts gelesen identisch sind (bspw. Otto, Rentner, Lagerregal, Ein Esel lese nie etc.).
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Begriff leitet sich vom lateinischen ambo, das sich mit beide übersetzen lässt, und vom griechischen gramma, das Schrift bedeutet, ab. Folglich ließe sich das Wort mit der Wortfolge beide Schrift übersetzen, was eindeutig darauf verweist, worum es geht.
Es geht folglich um einen Schriftzug [oder ein Symbol], der von beiden Seiten lesbar ist. In den meisten Fällen ist dabei ein Schriftzug gemeint, der beim Drehen um 180° identisch aussieht. Grundsätzlich sind aber auch andere Drehungen denkbar.
Beispiele
Das obige Beispiel zeigt den Schriftzug Wikipedia, also den Namen der bekannten Online-Enzyklopädie, und sieht bei einer Drehung um 180° identisch aus. Da es sich hierbei anbietet, die Drehung des Ambigramms mit eigenen Augen zu sehen, können Sie mittels Mausklick auf das Beispiel eine animierte Darstellung abrufen.
Grundsätzlich lassen sich Ambigramme von jedem Wort anfertigen, wenngleich es natürlich Zeichenfolgen gibt, die sich für die Erstellung besonders eignen, wohingegen andere Zeichen eher schwierig darzustellen sind oder unleserlich erscheinen. Im weitesten Sinne gehören außerdem Wörter, die gekippt eine andere Bedeutung erhalten oder durch Spiegelung ein neues Wort ergeben, zu den Ambigrammen. Ein Beispiel:
Vorlage: ambigram Boy and Girl von Basilemorin, Bearbeitung: Wortwuchs (CC BY-SA 4.0)
Das obige Beispiel zeigte den Schriftzug Boy and Girl und ist als Ganzes ein Ambigramm, da es – einmal von der Farbgebung abgesehen – nach einer Drehung um 180° identisch aussieht. Die beiden englischen Nomen, also boy und girl, sind allerdings Sonderfälle. Denn das gedrehte boy wird zu girl und andersherum. Dennoch sind beide, da aus verschiedenen Blickwinkeln verschiedene Interpretationen möglich sind, als Ambigramme zu werten.
In den letzten Jahren wurden Ambigramme im deutschen Sprachraum vermehrt populär, was wohl durch Dan Browns Bestseller Illuminati begründet werden kann. Der Protagonist des Werkes, Robert Langdon, ist dem geheimen Illuminatenorden auf der Spur, der plant, die katholische Kirche zu zerstören. Schon zu Beginn seiner Untersuchungen muss er den Leichnam von Leonardo Vetra betrachten, auf dessen Brust ein Ambigramm eingebrannt ist, das den Schriftzug Illuminati zeigt. Stellvertretend ein ähnliches Beispiel:
Vorlage: 180° rotational ambigram of the word ILLUMINATEN von Björn Wichmann, Bearbeitung: Wortwuchs (GFDL 1.3)
Dieses Beispiel zeigt die deutsche Variante des Begriffs: also das Wort Illuminaten. Es ist darüber hinaus erstaunlich, dass der Geheimorden recht häufig mit solcherlei Symbolik in Verbindung gebracht wird, denn es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Illuminaten solche Ambigramme zur Darstellung nutzten. Belegt ist allenfalls, dass sich der radikal-aufklärerische Orden, der von 1776 bis 1785 existierte, der Eule Minerva bediente, die auf einem aufgeschlagenen Buch saß, was als Symbol der Weistheit gewertet werden kann.
Aufbau eines Ambigramms
In den obigen Beispielen wird ersichtlich, worum es grundsätzlich geht. Dabei fällt auf, dass die Beispiele stark verschnörkelt sind, um überhaupt zu funktionieren. In Bezug auf die Erstellung solcher Ambigramme gibt es allerdings einige Buchstaben und Buchstabenkombinationen, die sich anbieten und andere, die kompliziert sind. Weiterhin gibt es – wenn auch selten – ganz natürliche Ambigramme.
Ganz natürlich sind beispielsweise das Akronym WM (Weltmeisterschaft) sowie die englischen Nomen pod (Gehäuse) oder NOON (Mittag) und das internationale Notsignal SOS (vgl. Morsealphabet). Wesentlich ist hierbei aber, dass die Groß- oder eben Kleinschreibung eingehalten und eine geeignete Schriftart verwendet wird, da der Effekt ansonsten verpufft. Solche natürlichen Konstellationen kommen in der Sprache selten vor.
Allerdings gibt es Buchstaben, die besonders für die Erstellung solcher Ambigramme geeignet sind, da sie entweder beim Drehen einen anderen Buchstaben ergeben, schon ein eigenständiges Ambigramm darstellen oder leicht zu variieren sind. Folglich eignen sich hierfür besonders b, d, l, m, n, o, p, q, s, u, w, x, y, z, H, I, N, M, O, P, S, U, W, X, Y und Z. Geeignete Zahlen sind 0, 1, 8, 6 und 9.
Ambigramme erstellen
Grundsätzlich gibt es keine festgelegten Regeln zur Erstellung: demzufolge sind lediglich Geschick und Kreativität erforderlich, auch wenn sich bestimmte Schriftarten besser eignen und manche Wörter leichter umzuwandeln sind. Weiterhin sind natürlich lange Wörter schwieriger umzusetzen.
In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche computergestützte Programme entwickelt, die die Erstellung vereinfachen sollten. Eines der ersten Programme war Ambimatic aus dem Jahr 1996. Ambimatic basierte auf 351 Glyphen (grafische Darstellung eines Schriftzeichens oder eines Buchstabenteils), wobei jeder Buchstabe in Verbindung zu einem anderen hinterlegt war. Da der Generator aber nur Ambigramme aus Einzelwörtern erstellen konnte oder auf ein anderes Wort gleicher Länge hinweisen konnte, waren die erstellten Ambigramme zumeist von schlechter und einfacher Qualität.
Im Jahr 2006 entwickelte Mark Hunter einen Ambigrammgenerator, den er auf FlipScript.com zur Verfügung stellte und an einzelne Unternehmen lizenzierte. Diese Neuentwicklung war weitaus komplexer als bisherige Anwendungen, da sie sich aus einem Fundus von über 5 Millionen Buchstabenteilen und Kurven bediente sowie verschiedene Schriftarten zur Darstellung verwendet. Das Webprojekt hat seit März 2014 allerdings mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen und ist demnach nicht verfügbar.
Unterschied zu Anagramm, Palindrom, Spinonym
- Anagramm: Meint den Umstand, dass aus sämtlichen Buchstaben eines Wortes oder einer Wortfolge ein anderes Wort oder Wortfolge gebildet wird. Demnach wäre Mehl ein Anagramm von Lehm, Palme eines von Lampe sowie Atheismus eines von Mietshaus. Dabei können durchaus komische Konstellationen entstehen. Weiterhin gibt es Künstler, die unter dem Anagramm ihres Namens bekannt sind (bspw. hieß der bekannte Dichter Paul Celan tatsächlich Paul Ancel).
- Palindrom: Ist ein Wort oder eine Wortfolge, die vorwärts und rückwärts identisch ist. Beispielsweise die Vornamen Otto und Anna, aber auch der Satz Die Liebe ist Sieger; stets rege ist sie bei Leid, wobei die Leerstellen und die Interpunktion zumeist ignoriert wird. Allerdings können Ambigramme natürlich aus Palindromen gebildet werden oder selbst eines erzeugen. Das ist allerdings nicht immer der Fall.
- Spinonym: Ist eine Sonderform des Ambigramms. Bei einem Spinonym wird ein Wort aus einem einzigen Zeichen gebildet, das für alle Buchstaben verwendet wird. Entscheidend ist, dass dieses Zeichen bei jedem Buchstaben gedreht wird, sodass ein einzelnes Zeichen wie verschiedene Buchstaben aussieht.
- Ambigramm: Meint ein Wort, eine Wortfolge oder auch ein Symbol, die aus mehreren Perspektiven gleich aussehen. Zumeist wird damit ein Schriftzug gemeint, der beim normalen Lesen genauso aussieht, wie wenn er um 180° gedreht, also auf den Kopf gestellt, wird.
- Als Ambigramm werden Wörter oder Wortfolgen bezeichnet, die in der üblichen Darstellung genauso aussehen, wie nach dem Drehen um 180°. Das bedeutet, dass der jeweilige Schriftzug vollkommen identisch aussieht, wenn er auf den Kopf gestellt wird. Darüber hinaus werden Symbole, die aus verschiedenen Perspektiven identisch aussehen, als Ambigramm bezeichnet. Verwandt sind Anagramme und Palindrome. Eine Sonderform ist das Spinonym.
- Im weitesten Sinne sind mit dem Begriff aber auch Darstellungen gemeint, die beim Drehen des ursprünglichen Bildes überhaupt ein anderes Wort entstehen lassen. Dieses kann durchaus auch in den Zwischenräumen der ursprünglichen Buchstaben sichtbar werden oder aufgrund anderer Feinheiten der Darstellung für den Betrachter ersichtlich sein.
- Als eines der ersten Ambigramme gilt THE END / PUZZLE, das 1893 vom Autor Peter Newell geschaffen wurde. Erstmals verwendet wurde der Begriff zur Kennzeichnung ebendieser Darstellungsform allerdings erst knapp 100 Jahre später vom US-amerikanischen Physiker, Informatiker und Kognitionswissenschaftler Douglas R. Hofstadter. Hofstaeder selbst schreibt die Erfindung des Wortes in seinem Buch Metamagical Themas (1985) einem Bekannten zu.