Robert Musil

Robert Musil, geboren am 6. November 1880 in Klagenfurt am Wörthersee und gestorben am 15. April 1942 in Genf, war ein österreichischer Autor und Theaterkritiker. Später trug er den Namen Robert Edler von Musil. Sein Werk ist vielfältig und umfasst Erzählungen, Novellen, Dramen, Essays, Kritiken sowie Romane.


Sein bekanntestes Werk ist wohl Der Mann ohne Eigenschaften, das dem Autor vor allem nach seinem Tod eine außerordentliche Bekanntheit bescherte. Zu Lebzeiten war Musil eher weniger bekannt, weshalb ihn die Times im Jahr 1949 als einen der wichtigsten Autoren der Zeit bezeichnete, aber ihn gleichermaßen als einen der unbekanntesten titulierte. Musils Werk ist stark von diesem Umstand geprägt.

Lebenslauf

  • 1880: Robert Musil wird am 6. November in Klagenfurt geboren. Er entstammt einer altösterreichischen Familie.

  • 1894: Musil besucht die Militäroberrealschule in Mährisch-Weißkirchen.

  • 1901: Robert Musil legt nach seinem Studium in Brünn ein Examen als Ingenieur im Fachbereich Maschinenbau ab.

  • 1902 – 1903: Musil ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Stuttgart tätig. Er entschließt sich für ein Zweitstudium der Philosophie und Psychologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Robert Musil gibt seinen Beruf als Ingenieur auf.

  • 1906: Musils erster Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß erscheint.

  • 1908: Er wird am 31. Januar 1908 von Carl Stumpf promoviert. Musil lehnt die Möglichkeit zur Habilitation ab.

  • 1910: Robert Musil zieht nach Wien um und nimmt eine Stelle als Bibliothekar an der dortigen Technischen Hochschule an.

  • 1911: Heirat mit Martha Marcovaldi, geborene Heimann (1874–1949).

  • 1914 – 1919: Musil dient im Ersten Weltkrieg. Er ist Herausgeber der Tiroler Soldaten-Zeitung in Bozen. Sein Vater wird mit dem erblichen Adelstitel Edler von Musil ausgezeichnet. Robert Musil etabliert sich als Schriftsteller. Seine beiden Erzählungen Vereinigungen erscheinen.

  • 1921 – 1930: Musil vollendet sein großes Schauspiel Die Schwärmer. Er erhält den Kleist-Preis. Dem Schriftsteller wird der Kunstpreis der Stadt Wien und 1929 der Gerhart-Hauptmann-Preis verliehen.

  • 1931 – 1933: Robert Musil lebt in Berlin.

  • 1933 – 1936: Er zieht nach Wien um. Robert Musil erleidet einen schweren Schlaganfall. Musils Werke werden in Deutschland verboten.

  • 1938: Er zieht ins Exil in der Schweiz um und lebt in Zürich und in Genf. Seine Werke dürfen in Österreich nicht mehr verkauft werden.

  • 1942: Robert Musil stirbt am 15. April in Genf.

Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Biografie

Robert Musil (geboren am 6. November 1880 in Klagenfurt am Wörthersee; † 15. April 1942 in Genf) war ein österreichischer Dichter, Schriftsteller und Theaterkritiker. Zu Musils schriftstellerischen Arbeiten zählen Kritiken, Dramen, Novellen, Essays und zwei Romane.

Zu Lebzeiten schaffte der Schriftsteller nur einen dünn gezeichneten und wenige anerkannten Durchbruch als Dichter. Im Gegensatz zur verweigerten Anerkennung, die ihm sein Leben lang anhing, kam es nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem beachtlichen Aufschwung seiner Rezeption. Eingeleitet wurde seine posthume Würdigung durch die Neuausgabe seines Romans Der Mann ohne Eigenschaften. Zeit seines Lebens war Musil ein scharfsinniger Denker und eloquenter Essayist.

Familie und Ausbildung

Robert Musil kam aus einer altösterreichischen Familie. Er war der einzige Sohn des Ingenieurs und Hochschulprofessors Alfred Musil und dessen Ehefrau Hermine Bergauer. Der Familientradition entsprechend besuchte Musil zunächst die Militäroberrealschule in Mährisch-Weißkirchen. Er war damals vierzehn Jahre alt.

Um ein Maschinenbau Studium zu beginnen, verließ Musil noch vor seiner Ausmusterung als Offizier die Militärschule. Sein Maschinenbaustudium absolvierte Musil in Brünn an der Deutschen Technischen Hochschule. Musils Vater gehörte seit 1890 zum Lehrpersonal an der Ausbildungsstätte. Im Jahr 1901, mit 21 Jahren, legte Musil sein Examen als Ingenieur ab.

Von 1902 bis 1903 war er dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Stuttgart tätig. Musil gab seinen Beruf als Ingenieur allerdings schnell wieder auf. Im Jahr 1903 entschloss er sich dazu, Philosophie und Psychologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin zu studieren und schloss in dieser Zeit Freundschaft mit Alfred Kerr und Franz Blei. Während der Aufnahmen seines zweiten Studiums arbeitet Musil an seinem ersten Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, den er 1906 fertigstellte.

Während seines Studiums in Berlin interessierte sich Musil insbesondere für Logik und experimentelle Psychologie. Zu seinen Kommilitonen zählten zu seiner Zeit die beiden späteren Begründer der Gestalttheorie Kurt Koffka und Wolfgang Köhler. Das gestalttheoretische Denken floss in sein gesamtes literarisches Werk mit ein.

Promotion und Arbeit bei der Zeitung

Am 31. Januar 1908 promovierte ihn der Philosoph Carl Stumpf aufgrund Musils Dissertation, die den Titel trug: Beitrag zur Beurteilung der Lehren Ernst Machs. Die Arbeit erhielt von Stumpf die Note opus laudabile für eine gute Arbeit.

Im darauf folgenden Rigorosum, das am 27. Februar 1908 stattfand, bewertete der Philosoph Alois Riehl als Korreferent die Arbeit Robert Musils entsprechend. Musil bekam daraufhin die Möglichkeit zur Habilitation angeboten. Er lehnte jedoch zugunsten seiner freiberuflichen Karriere als freie Schriftsteller ab.

Musils Törleß erzielte einen Achtungserfolg und inspirierte den Schriftsteller dazu, seine wissenschaftliche Laufbahn nicht weiter zu verfolgen. Seinem Entschluss folgten eine lebenslange materielle Krise und der zeitweise aussichtslose Kampf um literarische Anerkennung. Im Jahr 1910 zog er nach Wien um und trat eine Stelle als Bibliothekar an der dortigen Technischen Hochschule an.

Robert Musil heiratete am 15. April 1911 Martha Marcovaldi, geborene Heimann (1874–1949). Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges war er als Mitarbeiter bei mehreren Zeitungen tätig. Im Jahr 1914 veröffentlichte die Neue Rundschau Robert Musils euphorischen Kriegsessay Europäertum, Krieg, Deutschtum.

Kriegsjahre

Die sozialen und politischen Veränderungen im Zuge des Ersten Weltkriegs zwangen den bis dahin gesellschaftspolitisch wenige interessierten Musil zum Umdenken. Er setzte sich nun mehr und mehr mit den Ursachen und Folgen des geistigen Zusammenbruchs auseinander, wie er den Krieg als solches begriff. Robert Musil nahm am Ersten Weltkrieg als Reserveoffizier teil. Er beendete die Kriegsjahre im Rang eines Landsturmhauptmanns mit mehreren Auszeichnungen.

Seine Kriegsstationen waren die Dolomitenfront und die Isonzofront. Am 22. September 1915 verfehlte ihn nahe Trient nur knapp ein Fliegerpfeil, den ein italienisches Flugzeug abwarf. Musil beschrieb diese existenzielle Erfahrung später in der Hauptszene seiner berühmten Erzählung Die Amsel.

Musils Auseinandersetzungen mit den Gründen und Folgen des Ersten Weltkriegs schlugen sich in zahlreichen Essays nieder, die in den Jahren von 1915 bis 1923 entstanden. In den Jahren 1916 und 1917 war Robert Musil Herausgeber der Tiroler Soldaten-Zeitung in Bozen. Am 22. Oktober 1917 wurde Musils Vater mit dem erblichen Adelstitel Edler von Musil ausgezeichnet.

Schriftstellerkarriere

Robert Musil etablierte sich ab 1918 langsam als freier Schriftsteller. Er lernte 1920 in Berlin den Verleger Ernst Rowohlt kennen. Neben seinen umfangreicheren Dramen und Bühnenstücken verfasste Musil ab 1921 auch Arbeiten als Theaterkritiker.

Sein großes Schauspiel Die Schwärmer vollendete er 1921. Das Stück brachte ihm 1923 den Kleist-Preis ein, wurde jedoch von Kritikern verrissen und kam erst im Jahr 1929 in einer deutlich zusammengestrichenen Version an einer Berliner Vorstadtbühne zur Uraufführung.

Musil hatte vergeblich versucht, die Kürzungen seines Stückes zu vermeiden. Er hatte deshalb auch keine von ihm selbst gekürzte Bühnenfassung zur Verfügung gestellt. Musils zweites Stück, die Komödie Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer erzielte einen wesentlich größeren Erfolg als sein Drama Die Schwärmer.

Auszeichnungen und Leben in Wien

Robert Musil bekleidete von 1923 bis 1928 das Amt des 2. Vorsitzenden des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller in Österreich. Der 1. Vorsitzende war Hugo von Hofmannsthal. Nachdem Musil den Kleist-Preis erhalten hatte, wurden ihm 1924 der Kunstpreis der Stadt Wien und 1929 der Gerhart-Hauptmann-Preis verliehen.

In Berlin gründete um 1931 herum Curt Glaser mit einigen Gesinnungsgenossen die Musil-Gesellschaft, um den Autor finanziell zu unterstützen. Ab 1931 lebte Musil wieder in Berlin, 1933 erfolgte ein erneuter Umzug nach Wien. Im Alter von 56 Jahren erlitt Musil 1936 einen schweren Schlaganfall, dessen Folgen er bis zu seinem Tod nicht mehr überwand.

Emigration in die Schweiz und Tod in Genf

Seine letzten Lebensjahre ab 1938 verbrachte der Schriftsteller in seinem freiwillig gewählten Exil in der Schweiz. Den Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich nahm Musil zum Anlass, um sein Heimatland zu verlassen.

Musil emigrierte mit seiner Frau zunächst nach Zürich. Musils Werke wurden bereits nach der Machtergreifung 1933 in Deutschland verboten. Etwas später, nach 1938, durften seine Werke auch in Österreich nicht mehr verkauft werden.

Die finanzielle Not machte es notwendig, nach Genf umzuziehen. Musil lebte dort mit seiner Frau in äußerst schwierigen materiellen Verhältnissen. Die einzige finanzielle Unterstützung bekam er über den Genfer Pfarrer Robert Lejeune sowie durch das schweizerische Hilfswerk für deutsche Gelehrte. In diesen Jahren arbeitet Musil mit Besessenheit am Abschluss seines Manns ohne Eigenschaften. Er konnte das Werk allerdings nicht vollenden.

Am 15. April 1942 starb Robert Musil an einem ischämischen Schlaganfall, einem Hirninfarkt, am Chemin des Clochettes 1 in Genf. Seine Asche wurde in einem Wald bei Genf verstreut.

Rezeption des Schriftstellers

Robert Musil geriet in den letzten zehn Jahren seines Lebens fast vollständig in Vergessenheit. Er publizierte trotz ständiger Arbeit am Mann ohne Eigenschaften keine weiteren Teile des Romans. Bekannt wurde der Autor vor allem durch dieses umfangreiche unvollendete Werk. Die literarische Beilage der Times vom 28. Okt. 1949 bezeichnete Musil als „the most important novelist writing in German in this half-century“, der zugleich „the least known writer of the age“ war.

Unter der Betrachtung der deutschsprachigen Literatur seiner Zeit wird Musil oft in eine Reihe mit Hermann Broch, Franz Kafka, Thomas Mann, Elias Canetti und anderen gestellt. Wie bei Musil entsprang die Schreibenergie auch bei diesen Autoren Zusammenbruchserfahrungen, die sehr persönlich und ebenso epochal waren.

Zum Erfolg wurde 1965 Volker Schlöndorffs verfilmte Version von Musils Erstling, die unter dem Titel Der junge Törless in die Lichtspielsäle kam. Der Streifen wurde ein erster großer Erfolg des Neuen Deutschen Films.

Werke

  • Werkübersicht in chronologischer Reihenfolge

    • Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906)
    • Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs. (Dissertation, 1908)
    • Die Versuchung der stillen Veronika (Fragment, 1908)
    • Das Unanständige und Kranke in der Kunst (Essay, 1911)
    • Vereinigungen. Zwei Erzählungen (1911)
    • Die Schwärmer. Schauspiel in drei Aufzügen (1921)
    • Drei Frauen (Novellen, 1924)
    • Der Mann ohne Eigenschaften (erstes Buch, 1930)
    • Nachlaß zu Lebzeiten (darin enthalten: Die Amsel, 1936)