Inhaltsverzeichnis
Begriff und zeitliche Einordnung der Moderne
Eine der vielen literarischen Strömungen der Klassischen Moderne ist der Symbolismus. Als Unterepoche ging er 1890 aus dem Impressionismus hervor und bestand bis etwa 1920. Bevor er sich in ganz Europa ausbreitete, fand der Symbolismus seinen Ursprung im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts. Auch der Begriff ist von einem französischen Dichter geprägt. Im symbolistischen Manifest von Jean Moréas deklarierte er die Abneigung gegenüber klarem Sinn, falscher Sentimentalität und Sachlichkeit. Der Symbolismus war damit eine Gegenbewegung zum Realismus und Naturalismus. Seine Anhänger wollten die Welt nicht sachlich und deutlich darstellen, sie wollten vielmehr eine symbolische Vision der Welt im Kontrast zur realen erschaffen. Das Wort Symbol, das auf das griechische “sýmbolon” zurückgeht und übersetzt Erkennungszeichen bedeutet, ist ein bildhaftes Zeichen mit einer allgemeingültigen Aussagekraft. Als derartiger Bedeutungsträger beziehungsweise Stellvertreter transportiert das Symbol einen tieferen Sinn von einem Gegenstand oder Vorgang. Typische Beispiele sind die weiße Taube für den Frieden und das Kreuz für das Christentum.
Merkmale des Symbolismus
Da sich der Symbolismus aus dem Impressionismus entwickelte, fanden sich in ihm auch die Merkmale dieser Epoche. Der Wunsch, subjektive Visionen als Alternative zu Vernunft und Wirklichkeit darzustellen, wurde aufgegriffen und verstärkt. Merkmale beziehungsweise die Motive, die die Symbolisten verwendeten, waren vielfältig und umfassten spirituelle Traumwelten, Mythologisches und Mystisches, aber auch Religiöses sowie Erotik und die Gefühlswelt des Menschen. Die symbolhafte, oft bildliche und auch musikalische Sprache verfremdete das Normale und setzte rätselhafte Verbindungen zwischen den Emotionen der Schriftsteller und der Wirklichkeit. Wie im Ästhetizismus sollte die Kunst aber keine politischen oder sozialen Ziele verfolgen, sondern nur um ihrer selbst Willen erschaffen werden.
Zusammenfassung: Begriff und zeitliche Einordnung der Moderne
Einordnung des Symbolismus:
Literarische Bewegung: Der Symbolismus war eine literarische und künstlerische Bewegung, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts aktiv war.
Reaktion auf den Naturalismus: Der Symbolismus entstand als Reaktion auf den Naturalismus, der eine wissenschaftlich orientierte und realistische Darstellung der Welt verfolgte. Der Symbolismus setzte dem Naturalismus eine subjektive, imaginative und spirituelle Sichtweise entgegen.
Einflüsse und Verbindungen: Der Symbolismus war von verschiedenen Einflüssen geprägt, darunter der deutschen Romantik, dem französischen Parnassianismus und dem Mystizismus. Er hatte auch Verbindungen zum Impressionismus und zum Jugendstil.
Begriff: Symbolismus
Der Begriff „Symbolismus“ bezieht sich auf die Verwendung von Symbolen und Metaphern in der Kunst und Literatur dieser Bewegung. Symbole wurden als Mittel betrachtet, um abstrakte Ideen und Emotionen auszudrücken, die jenseits der konkreten Realität liegen.
Zeitraum:
Der Symbolismus entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts und war in den Jahren um die Jahrhundertwende (ca. 1880-1910) besonders aktiv. Es ist wichtig anzumerken, dass die genauen Daten und der Verlauf des Symbolismus in verschiedenen Ländern unterschiedlich sein können, da die Bewegung in verschiedenen kulturellen Kontexten und in unterschiedlichen Kunstformen existierte.
Symbolismus in der Literatur
Symbolisten bevorzugten von den drei literarischen Gattungen die Lyrik. In Gedichten konnten sie sich zahlreicher rhetorischer Stilmittel, allen voran des Symbols und darunter auch Farb- und Lautsymbolik, bedienen und mit einer umfangreichen Bildsprache ihre Emotionen und Gedanken zum Ausdruck bringen. Die subjektive Welt des Dichters war somit versteckt hinter der nüchternen und sachlichen realen Welt und konnte vom Leser durch das Entschlüsseln der Symbole betreten werden. Dafür musste der Interpret auch seine eigenen Ideen, Gedanken und Gefühle in die Gedichte hineinlegen. Typisch war das Experimentieren mit freien Versen, einer musikalischen Sprache, Lautmalereien und Synästhesien sowie Neologismen. Sprachbilder wurden auch mit Metaphern, Vergleichen oder Allegorien erschaffen.
Zusammenfassung: Literatur der Symbolismus
Lyrik:
- Der Symbolismus prägte die Lyrik maßgeblich. Die Symbolisten verwendeten metaphorische Sprache, um abstrakte Ideen und Gefühle auszudrücken.
- Sie konzentrierten sich auf innere Welten, Träume, Visionen und die Verbindung zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.
- Die Gedichte waren oft von Symbolen, starken Bildern und einer suggestiven Sprache geprägt.
Epik:
- Im Bereich der Epik spielte der Symbolismus eine weniger prominente Rolle als in der Lyrik.
- Dennoch gab es symbolistisch geprägte Erzählungen und Romane, die sich auf die Erforschung von Innerlichkeit, Mystik und einer symbolischen Sprache konzentrierten.
- Die Werke waren oft von einer suggestiven Atmosphäre und einer starken Symbolik geprägt.
Dramatik:
- Der Symbolismus fand auch in der Dramatik seinen Ausdruck.
- Die symbolistischen Dramen zeichneten sich durch allegorische Handlungen, abstrakte Charaktere und metaphorische Dialoge aus.
- Die Stücke erforschten oft existenzielle Fragen, das Übernatürliche und die Verbindung von Realität und Traum.
Vertreter und Autoren der
Autor | Lebensdaten | Werk | Erscheinungsjahr | Genre | Kurze Zusammenfassung | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|---|
Gerhart Hauptmann | 1862-1946 | Der arme Heinrich | 1902 | Drama | Das Drama erzählt die Geschichte von Heinrich, einem reichen, aber von einer unheilbaren Krankheit gezeichneten Mann, der nach Erlösung und spiritueller Heilung sucht. | Gerhart Hauptmann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts. |
Stefan George | 1868-1933 | Das Jahr der Seele | 1897 | Lyrik | Die Gedichtsammlung reflektiert introspektiv die inneren Erfahrungen und Gefühle des Dichters und erkundet Themen wie Liebe, Natur und Spiritualität. | Stefan George war ein bedeutender Vertreter des Symbolismus und prägte die literarische Avantgarde. |
Hugo von Hofmannsthal | 1874-1929 | Leben | 1892 | Lyrik | Das Gedicht reflektiert über das Leben selbst und stellt Fragen nach seiner Bedeutung und Vergänglichkeit. |
Der Artikel wurde in Zusammenarbeit mit der Germanistin Bianca Körner veröffentlicht.