Nacherzählung

Die Nacherzählung ist eine Form des Aufsatzes, in dem es darum geht, einen gelesenen Text im Nachhinein nachzuerzählen und mit eigenen Worten wiederzugeben. Die Nacherzählung wird im Deutschunterricht der Grundschule eingeführt und ist eine wichtige Grundlage für spätere Auseinandersetzungen mit der geschriebenen Sprache. Sie kann etwa als Grundlage für die Textanalyse genutzt werden, aber auch als Vorlage für das Schreiben einer Inhaltsangabe verwendet werden.


Da die Nacherzählung eine Art des Aufsatzes ist, orientiert sie sich an der bekannten Gliederung aus Einleitung, Hauptteil und Schluss. Dabei versuchen wir einerseits den Inhalt der Vorlage wiederzugeben und andererseits Lebendigkeit und Spannung, wie sie im Original vorliegt, in den Text fließen zu lassen.

Als Grundlage einer Nacherzählung dienen meist Novellen, Romane, Fabeln, Kurzgeschichten oder auch das Epos. Eher selten erzählen wir die Handlung eines Gedichtes nach, da sich dieses mit wenig Aufwand selbst erfassen lässt. Die Nacherzählung hat somit die Aufgabe, einen Text für einen Außenstehenden erfahrbar zu machen und zu bündeln.

Hinweis: In diesem Beitrag erklären wir, wie der Aufbau einer Nacherzählung ist, worauf wir beim Schreiben achten müssen und wie Sie selbst eine Nacherzählung zu einem Text schreiben können.

Merkmale einer Nacherzählung

  • Die Nacherzählung gibt die wichtigsten Dinge einer Erzählung wieder. Das bedeutet, dass unwichtige Passagen getrost ausgelassen werden können und nur Dinge im Text erwähnt werden, die für die Handlung von Bedeutung sind.
  • Weiterhin wird die zugrundeliegende Geschichte nicht verändert oder ausgeschmückt. Es werden keine neuen Figuren eingeführt oder Dinge erwähnt, die überhaupt nicht im Text stehen. Das gilt übrigens nicht nur für Figuren, sondern auch für Zeit, Raum und den Ort der Handlung. Wir bleiben stets am Text!
  • Die Nacherzählung ist im Präteritum, also der Vergangenheit, verfasst und bleibt dieser Zeitform im gesamten Text treu. Auf gar keinen Fall wird zwischen den Zeitformen gesprungen!
  • Nicht nur die Zeit, sondern auch die Personalform ist immer gleichbleibend. Wenn eine Erzählung aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, verwenden wir diese auch in der Nacherzählung. Wenn die Geschichte die einzelnen Charaktere von außen zeigt – wie etwa bei einem personalen oder auktorialen Erzähler geschieht dies auch im Aufsatz.
  • Der Text ist genau wie der ursprüngliche Text aufgebaut und behält die gleiche Reihenfolge der Ereignisse bei. Ereignisse werden so geschildert, wie sie im ursprünglichen Werk erzählt werden.
  • Idealerweise herrscht in einer Nacherzählung ein ähnlicher Stil vor, wie auch im Original. Ist der Text eher modern, nutzen wir einen ähnlichen Stil, wirkt er altmodisch, wird dieser Umstand berücksichtigt und findet im Aufsatz Verwendung.
  • Allerdings wird die Sprache nicht angepasst, sondern bleibt im modernen Hochdeutsch. Das gilt auch dann, wenn das Original in einem anderen Dialekt verfasst wurde.
  • Gibt es im Original direkte Rede, also eine mündliche Äußerung, bleibt sie in genau dieser Form erhalten, wenn wir diese in der Nacherzählung aufgreifen möchten. In der Nacherzählung wird die Rede also nicht umgeformt, sondern bleibt stets erhalten.

  • Wichtig: Die Nacherzählung muss in eigenen Worten verfasst werden und darf nicht abgeschrieben sein. Wer abschreibt, erzählt nicht nach.

Die Nacherzählung vorbereiten

Bevor wir uns dem eigentlichen Aufsatz widmen, macht es Sinn, ein paar Dinge vorzubereiten, um beim Schreiben keine Fehler zu machen oder wichtige Dinge zu vergessen.

  • Idealerweise lesen wir den Text mehrere Male gründlich durch. Sollte es dabei Unklarheiten geben, notieren wir uns diese, um sie im Anschluss an die Lektüre zu klären.
  • Es ist sinnvoll, sich den Inhalt der Geschichte stichpunktartig beim Lesen oder Hören zu notieren, so dass keine wesentlichen Details beim Schreiben des Aufsatzes vergessen werden.

Die Nacherzählung schreiben

  • Aufbau der Nacherzählung (Der Aufbau ist wie beim Original!)

    • Einleitung: Hier schildern wir ganz knapp, worum es im folgenden Text geht. Allerdings sollten wir nicht den Hauptteil vorwegnehmen. Grundsätzlich beantworten wir nur die Fragen Wer? Wann? Wo?
    • Hauptteil: Hier findet die eigentliche Nacherzählung unseres Textes statt. Dabei erläutern wir die einzelnen Erzählschritte (Was passiert?) und konzentrieren uns auf die Höhepunkte der Geschichte.
    • Schluss: Dieser ist wie im Original. Dabei ist es wichtig, wirklich alles zu verraten. Der Leser/Zuhörer soll nicht neugierig werden, sondern danach wissen, worum es geht.

Einleitung: Wer? Wo? Wann?

Den Anfang der Nacherzählung macht eine knappe Einleitung, die einen Einstieg in unseren Aufsatz bietet. Hier können wir angeben, welche Figuren im nachfolgenden Text eine Rolle spielen, wo sich die ganze Geschichte abspielt und vielleicht noch darauf verweisen, zu welcher Zeit sich die Handlung zuträgt. Mehr Informationen sind an dieser Stelle in keinem Fall notwendig.

Hauptteil: Wichtige Handlungsstränge

Haben wir die knappe Einleitung geschrieben, können wir uns dem Wesentlichen widmen: nämlich der wirklichen Handlung. Hierbei ist es wichtig, dass wir die richtige Reihenfolge einhalten und nichts erfinden oder uns zusätzliche Figuren ausdenken. Auch Vermutungen haben hier nichts zu suchen. Wir versuchen, die Geschichte von Anfang bis Ende zu erzählen und schildern im Text nur die wichtigsten Dinge.

Hinweis: Ob etwas wichtig ist oder eben nicht, lässt sich ganz einfach herausfinden. Stellen wir uns doch einfach die Frage, ob die Geschichte genau so abgelaufen wäre, wenn das fragliche Ereignis nicht stattgefunden hätte. Können wir das bejahen, ist es wohl nicht ganz so wichtig gewesen.

Schluss: Kurz und bündig

Den letzten Teil des Aufsatzes bildet der Schluss. Hierbei geht es allerdings nicht um unsere Meinung oder eine Wertung der Handlung, sondern einfach nur um das Ende der Geschichte. Wie sieht die Situation aus? Wie enden alle vorgestellten Handlungsstränge? Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

Checkliste zur Nacherzählung


  • Haben wir alle wichtigen Handlungsabläufe in unserem Text berücksichtigt?
  • Stimmt die Reihenfolge der beschriebenen Handlungen in unserer Arbeit mit dem Text überein?
  • Ist die Personalform immer die gleiche oder wird zwischen den einzelnen Formen gesprungen?
  • Haben wir den Text in eigenen Worten verfasst oder doch einige Passagen aus dem Werk übernommen? Wenn ja, dann unbedingt streichen.
  • Ist der Text durchgängig im Präteritum verfasst oder springen wir in den Zeiten?
  • Ist der Stil vom Original und der Nacherzählung ähnlich oder doch grundverschieden?
  • Liest sich der Text lebendig und abwechslungsreich?
Tipp: Ein Aufsatz wirkt immer ein wenig interessanter und lebendiger, wenn wir unterschiedliche Verben und Adjektive verwenden und nicht immer die gleichen Worte nutzen. So wird es abwechslungsreicher!