Als Prosa werden Texte sowie Äußerungen bezeichnet, die weder durch Verse, Reime noch Rhythmus (Metrum) gebunden sind. Daher wird die Prosa auch als ungebundene Rede bezeichnet. Sie umfasst die Alltagssprache, aber auch die künstlerisch gestaltete Form in der Literatur (Kunstprosa). Eine Sonderform, die zwischen gebundener und ungebundener Rede steht, sind die freien Rhythmen.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Fachbegriff leitet sich vom lateinischen prosa oratio ab, was sich in etwa mit geradeausgerichteter Rede übersetzen lässt. Demzufolge offenbart schon die Übersetzung, worum es grundsätzlich geht: nämlich um eine Form der Rede, die nicht durch eine Regel gekrümmt und so in irgendeiner Weise gebunden wird.
Doch auch, wenn sich die Prosa von der Poesie dadurch abgrenzt, dass sie keine Bindung in Versen, Reimen oder Metra erfährt, hat sie die Möglichkeit kunstvoll zu sein. Sie hat somit die Fähigkeit zum Poetischen und zwar durch Stil, Melodie, Bildlichkeit, Rhythmus und Wortwahl. Sie ist allerdings nicht daran gebunden!
Ursprünglich wurde der Begriff für wissenschaftliche Schriften verwendet und meinte somit jegliche schriftliche Fixierung, die eben keine Art der Dichtung war. Das bedeutet, dass Texte als Prosa galten, die geschichtliche, naturwissenschaftliche sowie philosophische Inhalte hatten oder lediglich Notizen waren.
Im Gegenzug war die Lyrik in Versform verfasst und eben hauptsächlich für den mündlichen Vortrag bestimmt. Diese sehr allgemeine Eingrenzung hielt sich bis weit ins 18. Jahrhundert. Später war der Begriff dann eine Sammelbezeichnung für sämtliche Formen der Rede, die sich nicht als Lyrik bezeichnen ließen.
In der Antike wurde streng zwischen der gebundenen Rede (Epos, Lyrik, Drama) als Form der Dichtung und einer zweckmäßigen sowie zweckgebundenen Darstellung in Prosa unterschieden (Philosophie, Historisches). Es wurde demzufolge nicht in Prosatexten erzählt, weshalb sie als Darstellungsform erst sehr viel später als die gebundene Rede zum Erzählen verwendet wurde.
Zwar finden sich vereinzelte Prosawerke in den einzelnen Literaturepochen, doch erst mit dem Beginn der Neuzeit setzt der eindeutige Siegeszug der Prosa ein, die mit dem Aufkommen einer neuen Erzählkunst, nämlich dem Roman, sehr schnell zu einem dichterisch ebenbürtigen Ausdrucksmittel wird und zahlreiche literarische Genres hervorbringt (Novelle, Erzählung, Saga, Memoiren oder auch Kurzgeschichten etc.).
Struktur der Prosa
Wie beschrieben, unterscheidet sie sich vom Gedicht, also der Lyrik, hauptsächlich insofern, als dass sie keinem festen sprachlichen Schema folgt. Zwar kann Prosa durchaus poetische Züge aufweisen, doch das wesentliche Merkmal ist ihre Ungebundenheit. Schauen wir nun auf ihre Struktur.
Im Gegensatz zur Lyrik folgen Texte solcher Art einer grammatischen Norm. Das bedeutet, dass die Werke grundsätzlich den Regeln der Grammatik folgen, auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt. Dafür gibt es allerdings keine weiteren Einschränkungen, so dass die Sprache weitestgehend frei ist.
Dennoch können poetische Elemente im Prosatext Verwendung finden. So basieren einige Text durchaus auf einer bestimmten Abfolge von Hebungen und Senkungen, metrischen Strukturen oder anderen Elementen der Verskunst. Eine sehr starke Annäherung wird als Prosagedicht bezeichnet.
Ein solches Gedicht weist keine bestimmenden Formelemente wie Verse oder Endreime auf, kann allerdings ansonsten alle verfügbaren lyrischen Register ziehen (Binnenreime, Assonanzen; sprich Stilmittel) und ist somit die lyrische Verarbeitung eines epischen Stoffes in rhythmischer, klangvoller und bildhafter Prosa.
Das Prosagedicht steht demzufolge zwischen der Prosa und den Freien Rhythmen. Als Freie Rhythmen bezeichnet man ungebundene Verse mit beliebiger Silbenanzahl und ohne ein durchgängiges Metrum sowie unterschiedlich vielen Hebungen und Senkungen. Die Verse müssen nicht in Strophen liegen, auch wenn Versgruppen denkbar sind. Freie Rhythmen sind durch wiederkehrende Rhythmen gekennzeichnet.
Gebrauchsprosa und literarische Prosa
Wie ersichtlich wurde, kann ein jeder Text, der nicht zur Lyrik zählt, als Prosa gelten. Innerhalb dieser recht einfachen Eingrenzung unterscheidet man weiterhin zwei wesentliche Arten der Prosa: die Gebrauchsprosa und die literarische Prosa.
Gebrauchsprosa, auch Gebrauchsliteratur, sind Texte, die zu einem bestimmten Zweck geschrieben wurden und an diesen gebunden bleiben. Als solche kennen wir beispielsweise die Rede, das Gespräch, den Brief oder den Artikel sowie den Sachtext (z. B. Gesetzestexte oder Gebrauchsanleitungen)
Literarische Prosa meint Texte, die gemeinhin als Erzählungen oder Geschichten bezeichnet werden. Sie zeichnet sich dabei durch einen künstlerischen Wert aus und bedient sich darüber hinaus in Wortwahl, Satzbau, Sprachmelodie, Bildhaftigkeit und Sprachrhythmus bewusst poetischer Gestaltungsmittel.
- Als Prosa werden gemeinhin alle Texte bezeichnet, die sich nicht der Lyrik zuordnen lassen. Demzufolge fallen hierunter alle literarischen Texte der Epik und der Umgangssprache. Zu unterscheiden sind also Alltagssprache und Kunstprosa.
- Der wesentliche Unterschied ist hierbei, dass die Lyrik meist in gebundener Rede geschrieben ist und sich Strukturen wie Metrum, Reim und Rhythmus unterodnet, wohingegen Prosatexte ungebunden erscheinen und lediglich grammatischen Regeln folgen.
- Zwischen diesen beiden Polen lassen sich die Freien Rhythmen und außerdem das Prosgedicht einordnen. Beide Formen basieren grundsätzlich auf Elementen beider Bereiche und bedienen sich bei diesen. Eine eindeutige Grenzziehung ist mitunter schwierig.
- Hinweis: Das Adjektiv „prosaisch“ kann irreführend erscheinen. Es ist nämlich außerdem der bildungssprachliche Ausdruck für „nüchtern, sachlich, trocken“ und „ohne Fantasie“. Folglich muss der Kontext geprüft werden, um sichergehen zu können, dass die Prosa gemeint ist.