morgen früh / morgen Früh

Bei den verschiedenen Schreibweisen morgen früh, morgen Früh oder gar Morgen Früh gibt es allerhand Unsicherheiten in Bezug auf die Rechtschreibung. Diese gibt es aber nicht erst seit der Reform. Der Grund ist denkbar einfach: es gibt sehr viele Möglichkeiten, eine Zeitangabe innerhalb eines deutschen Satzes zu machen, wobei die verschiedenen Wörter nicht immer die gleiche Wortart beibehalten.


Grundsätzlich geht es hierbei vor allem um die Unterscheidung von Adverbien der Zeit und Nomen. Die erstere Wortart wird stets klein- und die zweitere immer großgeschrieben. Solcherlei Adverbien sagen uns, wann, wie lange oder wie oft etwas passiert. Dabei können sie Zeiträume oder Zeitpunkte in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschreiben. Beispiele sind abends, heute, morgen, jetzt

Nomen sind Wörter, die Dinge, Lebewesen und Abstrakta (z. B. der Tisch, das Kind, die Liebe) bezeichnen. Nomen werden in jedem deutschen Satz großgeschrieben und werden zumeist mit ihrem Artikel verwendet. Hierbei fällt nun auf, dass ein Wort sowohl ein Adverb als auch ein Nomen sein könnte. Zwei Beispielsätze:


Wir treffen uns morgen.
Was für ein schöner Morgen!

In beiden Sätzen gibt es das Wort morgen. Im ersten Beispiel wird das Wort als Adverb gebraucht, also als Zeitangabe, die das Verb näher beschreibt. Im zweiten Satz wird das gleiche Wort plötzlich großgeschrieben. Hier wird es nämlich als Nomen gebraucht. Das erkennen wir daran, dass es einen Artikel hat (ein), vom Adjektiv (schön) näher beschrieben wird und außerdem ein eindeutiges grammatisches Geschlecht besitzt (der Morgen).

Darüber hinaus gilt, dass Nomen wie der Morgen oder der Abend auch dann großgeschrieben werden, wenn sie mit Zeitadverbien verbunden werden. Das war übrigens vor der Rechtschreibreform 2004/2006 anders. Zuvor wurden Nomen, die mit Zeitadverbien verbunden wurden, plötzlich kleingeschrieben. Ein Beispiel:


Wir sehen uns morgen Abend.
Wir sehen uns morgen abend.

Dabei können wir allerhand Zeitangaben formen. So können wir von gestern Abend, von morgen Mittag oder auch von vorgestern Morgen erzählen. Allerdings gibt es ein kleines Problem. Denn wenn wir uns am nächsten Morgen treffen, würde dabei morgen Morgen entstehen. Das ist eine sehr unschöne Dopplung.

Deshalb hat sich die Wendung morgen früh im Sprachgebrauch etabliert und verhindert den doppelten Morgen. Allerdings verwenden wir keine ähnlichen Konstruktionen: morgen spät oder gestern spät gibt es eben nicht. Da das Wort früh in diesem Fall ein Adverb ist, wird es eigentlich in jedem Fall kleingeschrieben.

Da das Wort allerdings – vor allem in Süddeutschland und Österreich – auch als Nomen verwendet wird, also die Früh(e), kann es nach der obigen Regel großgeschrieben werden, da hierbei ein Nomen mit einem Zeitadverb verbunden wird. Somit sind morgen früh und morgen Früh gleichermaßen korrekt.

Hinweis: Kommen noch die Wochentage hinzu, werden diese in der Regel mit den Adverbien verbunden. Es heißt also Montagabend, Sonntagmorgen und Mittwochmittag. Hierbei gilt allerdings, dass diese wiederum zu Adverbien werden, wenn wir ein s anhängen. Dann werden sie kleingeschrieben: montagabends, sonntagmorgens, mittwochmittags.


Als Empfehlung gilt, dass solche „Wochentagsadverbien“ aber immer nur dann verwendet werden, wenn es nicht um einen bestimmten Tag geht, sondern um einen wiederkehrenden. Man geht also am Freitagabend ins Kino, aber trifft sich immer mittwochabends zum Spielen.